Aegina – Tierschutz und Urlaub auf der Pistazieninsel

10. – 20. September 2012

 

Endlich, nach drei Jahren war es wieder soweit und Katrin und ich steuerten die Insel Aegina an, der unsere Liebe und Tierschutz-Engagement gehören. Nach einem ruhigen Flug mit EasyJet, einer luxuriösen Taxifahrt nach Piräus und einem schnellen Ritt mit dem Flying Dolphin über den Saronischen Golf erreichten wir schon mittags die Insel. Wieder bezogen wir Quartier bei Marios im „Captains Rooms“ und hatten gleich unseren ersten Pflegefall: eine klapperdünne, verschnupfte weiße Katze stahl sich in unser Herz und wurde für die nächsten Tage unsere Pflegemiez. Immerhin ist sie schon kastriert.
 
Wo andere Urlauber an den Strand gehen, liefen wir am nächsten Tag mit der kleinen Afeia, wie wir sie tauften, zu Dr. Jiannis. Antibiotika gabs und ein Rezept für weiteres AB und ein Spot-on, da die kleine Maus über und über mit Flöhen „verseucht“ war. Zum Glück gestaltete sich die Tablettengabe recht einfach dank Katrins Erfahrung und Afeias Kooperationsbereitschaft. Im Kritykos deckten wir uns mit Katzenfutter aller Art ein, um die Kleine zu peppeln. Die Futterstelle auf dem Balkon sprach sich schnell herum und jeden Tag besuchten uns andere Katzen, einige auch täglich, so z.B. ein kleinerer, aber etwas scheuer Joschi-Verschnitt. Den Balkon können die Katzen gut über die Stämme der wuchernden Bougainvillea-Bäume erreichen. So stand auch oft mitten in der Nacht die eine oder andere Katze bei uns im Zimmer!
 
Da wir Aegina schon recht gut kannten, hatten wir keinen „Besichtigungsstress“ und liessen es ruhig angehen. Am Dienstag Vormittag übernahm ich dank Renates Vermittlung ein günstiges Mietauto, mit dem wir zu einem ersten Ausflug in unseren Lieblingsort Perdika aufbrachen. Insgesamt waren wir dann öfter dort, um Frappé oder leckeres Essen in einer der Tavernen am Hafen (bevorzugt: Taverna Remetzo) zu geniessen. Der Wirt erkannte uns sogar in Aegina und grüßte freundlich quer über die Straße.
 
Auch Souvala und Agia Marina standen auf dem Programm, letzteres erschreckend „tot“ und nur wenige Geschäfte hatten geöffnet und freuten sich über jeden Kauf. Ein alter Mann – der typische griechische Opa in Hosenträgern und „mit ohne“ Zähne – freute sich so sehr über einen Kauf eines kleinen Souvenirs, so dass ich zum Abschied noch Küsschen und eine Flasche Wasser mitbekam! Auch sonst begegneten uns die Griechen freundlich und überwiegend geschäftstüchtig, von Abneigung gegen die Deutschen war nichts zu spüren.
 
Eine „Neuentdeckung“ war eine kleine Taverne in Portes, am Ende des Ortes kurz vor dem Strand. Hier saßen wir unter einem Nadelbaum direkt am Meer und genossen Frappé (für mich der beste!) und anderntags auch ein gutes Mittagsmahl mit Fava und anderen Leckereien. Ein weiterer neuer Besichtigungspunkt war das Frauenkloster im Herzen der Insel, das man über eine schmale Straße durch wilde Landschaft erreichen kann.
 
Auch in Aegina waren wir viel unterwegs und probierten so manches Lokal aus, natürlich waren wir wieder im Tsias, aber auch im Bakalogato (ich hoffe, die Schreibweise richtig übersetzt zu haben), einem lauschigen Gartenlokal inmitten der Altstadt, und in den Tavernen am Ende des Ortes (Ri. Kolonasäule).
 
Fast überall trafen wir auf Katzen: Streuner, selbstbewusste Kater, junge Katzen, Mütter mit dicken Gesäuge, einige offensichtlich mit Besitzern, viele kastriert, viel zu viele leider noch nicht. Auch eine alte Bekannte trafen wir wieder, Katze Mummy hatten wir bereits vor drei Jahren gesehen, unverkennbar die dickste Katze von Aegina! Leider hat sie im vergangenen Jahr wegen einer Infektion ein Auge eingebüßt. Mummy ist immerhin schon ca. 15 Jahre alt!
 
Am Platz vor der Post, nahe Busbahnhof, trafen wir abends Vanessa. Die Engländerin lebt seit 15 Jahren auf Aegina und füttert täglich die Katzen an verschiedenen Futterplätzen. Das ist an und für sich eine nette Sache: Damit der Boden nicht verschmutzt wird, legt sie zuerst „Pappteller“ aus, vor denen die Katzen brav warten und auf die dann das Nassfutter kommt. Uns fiel die Aktion erst auf, weil so viele Katzen diesem Platz zustrebten. Später haben wir Vanessa dort öfter getroffen, uns unterhalten und sie auch in ihrem Haus in Mesagros besucht, wo sie noch 18 eigene Katzen versorgt.
 
Andernorts leben die Katzen von den Gaben der Gäste in den Tavernen oder den Abfällen in den Mülltonnen. Ab und zu findet man auch kleine Futterplätze und Wasserstellen für die Fellnasen. Leider lassen sich die Orte außerhalb von Aegina-Stadt nur schwer kontrollieren, was die Kastrationen angeht, in Perdika z.B. haben Tierschützer einen schweren Stand gegen die Einheimischen. Auch gehen die wenigsten Griechen mit ihren Katzen zum Tierarzt, das konnten wir auch an unseren Wirtsleuten beobachten: Futter steht immer ausreichend im Garten, aber fast alle Katzen sind verrotzt und müssen damit leben. Wir hoffen, dass wir unserer kleinen Afeia helfen konnten, über den Winter zu kommen. Am letzten Tag haben wir sie hoch in den Shelter gegeben, damit sie noch ein paar Tage AB und gutes Futter bekommt.
 
Natürlich waren wir auch einige Male oben auf dem Berg im Shelter. Ich habe meinen Patenhund Eriberto besucht, der leider noch sehr scheu und zurückhaltend ist. Er freute sich aber über die mitgebrachten Leckerli und am zweiten Tag nahm er den Kauknochen auch schon vorsichtig aus meiner Hand. Streicheln war allerdings nicht möglich, der arme Kerl zog seine Kreise am anderen Ende des Zwingers mit eingekniffenem Schwanz, solange ich bei ihm drinnen war.
 
Katrin hatte ebenfalls einen speziellen Liebling, den Husky-Malamut-Mix Lionel, ein wunderschöner Kerl, mit dem sie dann auch auf den Berg marschierte. Ich habe mich beim ersten Mal für Pepito entschieden und beim zweiten Mal für Buddy, den wunderschönen Collie. Auch wenn man oben am Berg ganz schön schnaufte: Die Freude der Hunde über den kleinen Ausflug machte die Anstrengung mehr als wett!
 
Auch Scelton haben wir besucht, der arme Kerl musste jeden Tag an den Tropf, er ist so ein hübscher und lieber Kerl und ich hoffe, dass es ihm bald besser geht. Natürlich haben wir auch die Knutschkugel Lord begrüßt und all die anderen Hunde, deren Namen ich leider nicht in einzelnen kenne. Kristel und Freddy haben wir uns zeigen lassen, denn diese beiden sollten uns am Ende der Reise nach Berlin begleiten.
 
Am letzten Tag fiel uns der Abschied vom Shelter besonders schwer, da wir unsere kleine Afeia in der Obhut von Anne und den Pflegern dort gelassen haben. Immerhin hatte sie eine Woche lang sozusagen mit uns gelebt, in unseren Betten geschlafen und aus Versehen (ich unterstelle da wirklich keine Absicht) mitten in der Nacht in Katrins Bett gepi……. – so was verbindet! Naja, wir wollten schon immer mal um Mitternacht Laken ausspülen! Was tut man nicht alles.
 
Wir werden jedenfalls weiterhin unser möglichstes tun, Geld zu sammeln für weitere Kastrationen von Straßenkatzen, um das Elend weiter einzugrenzen. Leider sind aber durch die Krise in Griechenland wieder mehr Tiere als Streuner unterwegs und die Arbeit reißt nicht ab. Unser Dank und Respekt gilt all den unermüdlichen Helfern vor Ort, die sommers wie winters für die Tiere da sind, allen voran Vivi, Renate, Anne und die Jungs im Shelter, und auch denen, die in Deutschland für Animal Protection wirbeln.
 
Mit vielen neuen Eindrücken und aufgefrischten Erinnerungen, vor allem aber etwas erholt vom stressigen Alltag in Berlin, kehrten wir am Donnerstag wieder heim. Da Anne uns mit dem Auto zum Flughafen brachte, fuhren wir mit der großen Fähre, die Stunde an Bord habe ich sehr genossen, das war ein schöner Abschluss des Urlaubs.
 
In Berlin wurden wir von Manuela und den neuen Adoptiveltern von Kristel und Freddy bereits erwartet und wenig später konnten wir dann endlich auch unsere Fellnasen wieder begrüßen und knuddeln, die uns nach den griechischen Straßenkatzen doch seeehr wohlgenährt vorkamen!

 
 
Sylvia Rottmann
24. September 2012
 

Und hier gehts zu den Fotos!