Namibia

April 1993

 Mein Tagebuch

(siehe auch: Namibia - Eine Bilderreise)


Donnerstag, 1. April 1993

Es geht los!
Abflug in Berlin ist um 18 Uhr 45, mit einer halben Stunde Verspätung. Aber ich habe in Frankfurt genügend Zeit und suche mich durch zum Abflugschalter B 32-1, wo ich Edith zu treffen gedenke. Doch plötzlich eine Durchsage, daß ich mich an der Information melden soll! Edith erwartete mich an ihrem Ankunftsschalter. Doch wir finden uns schließlich und warten gemeinsam auf unseren Abflug, der statt 22 Uhr 15 dann erst um 23 Uhr stattfindet.

Zum Abendessen an Bord gibt es Chicken, Gemüse und Rotwein, der witzigerweise aus Kalifornien kommt. Südafrikanischer wäre passender gewesen!
 

Freitag, 2. April 1993

Gegen 8 Uhr 30 landen wir in Windhoek. Es herrscht strahlender Sonnenschein und blauer Himmel, als wir über den Flugplatz zur Abfertigung gehen. Am Zoll dauert es erst einmal ewig, aber dann suchen wir in der Schalterhalle den AVIS-Schalter und die Wechselstube auf. Wir haben wieder einen Golf, diesmal einen weißen, mit dem wir auch sofort in die Stadt fahren. Inge hatte mir schon berichtet, daß es in der letzten Zeit geregnet hatte, aber es überrascht uns doch, wie grün es überall ist. An den Straßenrändern wachsen viele schöne bunte Blumen.

In Windhoek fahren wir zuerst in die City und parken oberhalb der Independence Avenue, der ehemaligen Kaiserstraße. Von hier aus starten wir unsere ersten Besorgungen, wie z.B. Aufkleber kaufen, Permits besorgen und außerdem schaue ich bei Inge im Laden vorbei, die zu der Zeit bei der Fa. Rosenthal arbeitet. Edith bleibt noch draußen, damit Inge sie noch nicht sieht, denn noch wissen Henschels nicht, daß Edith meine Reisebegleitung ist.

Inge und Joh wohnen etwas außerhalb Richtung Flughafen in einem hübschen kleinen Haus. Als Inge dann mittags eintrifft, gibt es das erwartete große Hallo! Joh liegt krank im Bett, stößt aber im Laufe des Abends zu uns. Nachmittags fahren wir noch einmal in die Stadt, den Abend verbringen wir bei Henschels.
 

Samstag, 3. April 1993

Nachdem wir uns erstmal richtig ausgeschlafen und schön gefrühstückt haben, brechen wir gegen 11 Uhr auf in die Stadt. Ich möchte gerne filmen und fotografieren, und außerdem wollen wir noch einmal so richtig in den Geschäften zuschlagen. So erstehen wir z.B. bei CNA und im Bücherkeller einige schöne Bildbände, die hier viel billiger als zuhause sind. Neben dem Gathemann-Gebäude befindet sich das "Bushman Art", ein sehr interessantes Souvenirgeschäft mit vielen Webteppichen, Holzfiguren usw. Dort erstehe ich u.a. ein weißes T-Shirt mit Zebra-Aufdruck. Gottseidank schließen die Geschäfte mittags, so daß wir unseren "Kaufrausch" zwangsweise bändigen müssen. Nun fahren wir noch ein bißchen umher, um Windhoek auch von oben zu sehen. Leider ist der Himmel heute etwas bedeckt, aber trotzdem schön warm. Weitere Besichtigungspunkte sind der Bahnhof, der Kudu an der Independence Avenue, die alte Feste und die Christuskirche, in der an diesem Nachmittag eine Hochzeit stattfindet.

Am Nachmittag probieren wir bei Inge und Joh aus, ob sich meine Videocamera mit dem Fernseher verbinden läßt, und - o Wunder der Technik - es klappt. So können wir die Ausbeute des ersten Tages (20 min.) sehen. Am Abend gehen wir dann in Klein Windhoek in Sam´s Restaurant essen, das von außen recht unscheinbar ist, aber hervorragenden Service und gutes Essen bietet, und das zu einem vernünftigen Preis.
 

Sonntag, 4. April 1993

Wir haben keine Eile mit dem Aufstehen, denn der Himmel ist bedeckt, schließlich hatte es an den Abenden zuvor auch immer geregnet. So fahren wir nach dem Frühstück ganz gemütlich noch einmal in Richtung Flughafen, um die Blumen am Wegrand zu filmen. Wer weiß, wie es in vier Wochen aussieht. Auf einer Reklametafel am Wegrand hausen einige Paviane, die uns schon auf der Herfahrt aufgefallen sind. Also ein erster filmischer Abstecher in Namibias Fauna!

Mittags sind wir wieder bei Henschels, wo mittlerweile einige Studenten in einem total überfüllten Landrover angekommen sind. Chris, ein Australier, bleibt auch über Nacht und fährt am nächsten Tag ebenfalls nach Gobabeb.

Am Nachmittag wollen wir eigentlich ins Museum in der Alten Feste. Aber leider ist es geschlossen und ich muß mir das für einen späteren Besuch aufheben. Auch ein Café in der City zu finden gelingt uns nicht. So fahren wir wieder nach Hause, wo ich erst mal einen aus der Fassung gehüpften Scheibenwischer repariere, was bei dem Platzregen am Nachmittag etwas unangenehm war. Nach dem Abendessen zu fünft fahren wir mit Inge noch einmal in die Stadt zu einem Lichtbildervortrag einer deutschen Wissenschaftlerin, die über die Wüste Takla Makan in Zentralasien berichtet. Das ist die richtige Einstimmung für unser persönliches "Wüstenabenteuer", das morgen startet.
 

Montag, 5. April 1993

Um 6 Uhr 30 ist die Nacht vorbei! Nach Vorbereitungen und Frühstück starten wir gegen 8 Uhr, fahren quer durch Windhoek, wo wir noch einmal volltanken, und verlassen dann die Hauptstadt gen Süden mit dem Tagesziel Gobabeb. Nach einigen Kilometern endet der Asphalt und geht in eine Schotterstraße über, die wohl gut befahrbar, aber nach dem Regen doch etwas matschig ist. Wir merken es, als nach einem Überholmanöver eines Einheimischen unser Auto die Farbe seiner Umgebung annimmt!

Die Landschaft wird etwas gebirgig, dann wieder ebener. Ringsum ist alles grün und blüht, und als auch die letzten Wolken sich aufgelöst haben, können wir den weiten Blick ins Land genießen. Am Straßenrand stehen immer wieder Telefonleitungsmasten mit großen Webervögelnestern. Dann, völlig unvermutet, steht man auf dem Gamsbergpass. Es ist ein sogenannter Randstufenpass, d.h., er führt von der Hochebene hinunter ins Flachland. Der Ausblick ist sagenhaft, die Berge ringsum sehen aus wie gefaltet und die Straße schlängelt sich durch die flaumig-grüne Hügellandschaft.

Nach dem Überwinden der Randstufe kommen wir wieder in ebene Gebiete. An einer Stelle leuchtet uns der rote Sand eines trockenen Flußbettes entgegen und lädt zum Fotografieren und Sandsammeln ein. Wir erfahren später, daß man diese Stelle "Rooisand" nennt. Schließlich nähern wir uns dem Kuiseb-Fluß. Die Brücke über das trockene Flußbett habe ich noch gut in Erinnerung von damals her, aber was ist das? Wir sind sehr überrascht, denn der Kuiseb "kommt ab", wie man in Südwest sagt. Die Brücke hat also durchaus ihre Berechtigung. Am Rastplatz am Flußufer suchen wir uns einen schattigen Platz fürs Auto und spazieren filmend am Wasser entlang. Dieser Fluß hat uns deshalb so überrascht, weil er normalerweise nur ein, zwei oder drei Mal im Jahr für wenige Tage fließt, so ist es also ein Glücksfall für uns, ihn zu erleben!

Nach einiger Zeit geht es weiter, immer noch tauchen frische Gräser die Landschaft in Pastellfarben. Schließlich wird es unwiederbringlich karger, und wir zweigen zu einem Abstecher zum Kuiseb-Canyon ab. Vom Viewpoint aus hat man einen weiten Überblick über die zerklüftete Canyon-Landschaft, auf deren Boden auch hier zur Zeit der Kuiseb fließt. Wir sind wieder begeistert! Am Rande des Weges erinnert eine Steintafel an Henno Martin, der hier während des II. Weltkrieges gemeinsam mit Hermann Korn und Hund Otto zwei Jahre lang in der Wüste lebte. Ihre damaligen Abenteuer hat Martin in dem Buch "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste" erzählt.

Über Zebra Pan und Homeb, von wo aus man schon die roten Dünen sehen kann, erreichen wir die Forschungsstation Gobabeb. Als erste begegnet uns Dr. Mary Seely, die Leiterin, die uns gleich der Obhut einer jungen Deutschen namens Juliana anvertraut. Nachdem uns Juliana unsere Unterkunft, ein Zwei-Mann-Zelt in den "Slums", gezeigt hat, lädt sie uns ein, mit ihr und einigen anderen in ihrem Landrover ein Stück flußabwärts zu fahren und dort die Ankunft des Kuiseb zu erwarten. Denn der passiert gerade die Station! Und so sehen wir zum dritten Mal an diesem Tag den merkwürdigen Wüstenfluß.

Zuerst stehen wir nur im trockenen Flußbett. Ein paar junge englische Forscher nehmen Sandproben. Dann wird ganz hinten, am Ende des Flußbettes, ein dunkler Streifen sichtbar, der langsam immer breiter wird. Das erste Wasser erreicht unsere Füße, langsam füllt sich das Tal, und bereits fünf Minuten später fließt hier ein richtiger Strom! Das ist wahnsinnig beeindruckend, ich filme alles und freue mich, auch einmal den Fluß zu sehen.

Dann beziehen wir unser Zelt, dank Inge und Joh haben wir auch Schlafzeug, und anschließend bereiten wir uns im Gemeinschaftshaus unser Abendessen: Avocados mit Thunfisch, Schwarzbrot mit Käse und leckere Guavas. Im (fast Voll-)mondschein genießen wir den Abend.
 

Dienstag, 6. April 1993

Wegen des Flusses können wir leider nicht in die Dünen auf der anderen Flußseite wandern. So spazieren wir am Vormittag nur ein Stück flußaufwärts und genießen die Aussicht auf die Dünen. Nachmittags erkunden wir die Gravel Plains vor dem Stationsgelände, wo es viele merkwürdige Gesteinsformationen gibt, die Sand, Wind und Wetter im Laufe der Zeit abgeschliffen haben. Hier ist die Phantasie gefragt!

Am Abend beobachten wir den herrlichen Sonnenuntergang hinter den Dünen, die Videocamera auf dem Stativ hält alles fest. Wir sind so gebannt von der untergehenden Sonne, daß wir den Mond in unserem Rücken erst später entdecken! Also noch ein rascher Schwenk in die andere Richtung, ehe es zum Essen und Schlafen zurück geht!
 

Mittwoch, 7. April 1993

Noch einmal besuchen wir den Kuiseb, der nun schon merklich dünner fließt, dann heißt es gegen 9 Uhr, Abschied nehmen von Gobabeb. Am Vogelfederberg, einer Art Ayers Rock von Namibia, nur viel kleiner, machen wir eine erste Rast. Wir erfrischen uns und kraxeln dann ein wenig auf den Felsen herum. Dabei mache ich die Entdeckung, daß aber auch kein Fleckchen auf der Erde, und sei es noch so abgeschieden, vom Müll der Zivilisation verschont bleibt. Trotzdem ist der Blick vom Hügel in die leere Ebene beeindruckend, und im Westen lassen Dunstschleier am Horizont schon das Meer erahnen!

Einige Zeit später erreichen wir dann den Atlantik bei Walvisbaai, der südafrikanischen Enklave. Man kann noch die Stellen sehen, wo noch vor kurzer Zeit bei Ein- und Ausreise die Wagen kontrolliert wurden, aber das ist nun vorbei. Wir durchqueren das Städtchen in Richtung der Salzlagunen, und wie vermutet, können wir im Watt zahlreiche Flamingos und Pelikane ausmachen. Leider sind sie sehr weit draußen und bei jeder menschlichen Annäherung halten sie Distanz. Zum Mittagessen kehren wir im Café Probst ein, wo ich einen Cheeseburger verdrücke. Dann sind es nur noch knapp 30 Kilometer bis Swakopmund.

In der Pension Rapmund werden wir wieder freundlich aufgenommen und beziehen unser Zimmer. Anschließend machen wir uns auf den Weg durch die nette kleine Stadt, um Souvenirs zu kaufen, Fotos zu schießen und auch, um uns wegen eines Rundfluges zu erkundigen. Wir landen schließlich im Büro von Pleasure Flights bei Claudia Klein und buchen für Freitag früh.

Zum Abendessen gehen wir in "Kücki´s Pub". Das ähnelt zwar eher einer Kneipe, überrascht aber angenehm mit hervorragendem Essen. Mein Calamari Steak war ausgezeichnet, dazu gab es alkoholarmen Wein: Fleur du Cap Natural Light.
 

Donnerstag, 8. April 1993

Nach dem Frühstück erledigen wir einige "Geschäftsgänge", dann brechen wir auf nach Cape Cross. Die 120 km bis dorthin sind ziemlich eintönig, und von Meer her kommen immer wieder Dunstschwaden herauf. Dafür wird es am Kreuzkap, der bekannten Robbenkolonie, schlagartig anders, von Langeweile keine Spur mehr! Äktsch´n an allen Ecken und Enden! Das felsige Ufer ist voll von schwarz-glänzenden oder seidig-grauen Tierleibern, alles wuselt und quiekt durcheinander und es stinkt wie in einer Fischfabrik. Es sind sehr viele Babies zu sehen, die bei ihren Müttern säugen oder mit den Altersgenossen rumturnen. Man könnte dem Treiben hier stundenlang zusehen! Wir laufen an der hüfthohen Mauer entlang, die die Besucher von den Tieren trennt und verlassen erst nach zahlreichen Fotos und Filmmetern die Kolonie. Bevor wir aber vom Gelände fahren, schauen wir uns noch im kleinen Curious Shop um, wo es u.a. hübsche kleine, weiche Fellanhänger zu kaufen gibt.

Auf dem Rückweg suchen wir uns einen Picknickplatz am Straßenrand zwischen den Felsen. Dort finden wir auch zahlreiche interessante Flechten.

Zurück in Swakopmund, machen wir gleich als erstes die Karakulia-Weberei unsicher! Es gibt wieder herrliche Webteppiche zu sehen, und ich entscheide mich schließlich mangels Platz zuhause für drei kleinere Exemplare. Dann dürfen wir noch einen Blick in die Fabrikationsräume werfen, wo uns alle Arbeitsschritte von der Wollverarbeitung übers Weben bis hin zum Scheren der fertigen Teppiche gezeigt werden.

Am Nachmittag ziehe ich alleine los und wandere auf die Mole, am Strand entlang und auf die alte Landungsbrücke, die nach wie vor gerne von Anglern und Spaziergängern besucht wird. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die "Skyline" von Swakopmund mit dem alles überragenden Leuchtturm und dem Woermann-Haus. Ich ziehe noch ein bißchen durch die Straßen, um mit der Kamera etwas von der Atmosphäre einzufangen, die die Stadt ausstrahlt. An jeder Ecke erinnern die Bauten an deutsche Kolonialzeit, und auch heute noch gibt es viele Deutschstämmige hier.

Abends gehen wir im Europahof essen, ein Hotel im Fachwerkstil, wo jetzt Erich kocht (ehemals Erich´s Restaurant), der Fisch ist exzellent.
 

Freitag, 9. April 1993

Heute steht uns das Ereignis bevor: Wir werden einen Rundflug mit "Pleasure Flights" machen. Wir haben Glück mit dem Wetter, kein Dunst trübt die Sicht! Um 10 vor 9 sind wir im Office, das gleich um die Ecke, neben Charly`s, liegt. Claudia erwartet uns schon und bringt uns mit dem VW-Bus raus zum Swakopmund Airport. An der Maschine, einer Cessna C172, wartet schon unser Pilot Brian. Das Flugzeug hat Platz für insgesamt vier Personen. Gegen 9 Uhr 15 heben wir dann endlich ab. Ich sitze vorne neben Brian und habe Videocamera und Fotoapparat parat, um alles festzuhalten. Man hat mir sogar angeboten, zum besseren Filmen die Tür auszubauen ... na, übertreiben wollen wir es nun auch nicht! 

Wir fliegen zuerst landeinwärts und dann hinter dem Dünengürtel Richtung Walvisbaai und Rooibank. Von dort aus folgen wir dem Kuiseb flußaufwärts, wenn man das von einem trockenen Fluß mal so sagen darf. Im Fluß ist tatsächlich kein Wasser mehr zu sehen außer ein paar Pfützen und etwas nassem Sand. Brian fliegt jetzt so tief, daß man unterwegs fast Sand sammeln könnte! Rechter Hand tauchen die ersten Dünen auf, die der Kuiseb von der Ebene abgrenzt. Nach einiger Zeit können wir den Wasserturm von Gobabeb am Horizont erkennen! In respektvoller Höhe umkreisen wir die Station zweimal und filmen und fotografieren um die Wette. Man kann alles gut erkennen und wir sehen auch, daß unser Zelt bereits abgebaut worden ist. Es sieht so anders aus von oben! Dann schwenken wir hinüber zu den Dünen und überqueren die Wüste. Manchmal möchte man meinen, wir würden die Dünenkämme streifen! Nach ca. 20 Minuten erreichen wir bei Sandwich Harbour den Atlantik. Grün-glitzernd liegt die Lagune unter uns, aber es sind kaum Vögel zu entdecken. Man kann auch erkennen, daß die Lagune immer schmaler wird und irgendwann versanden wird. Nun folgen wir der Küste und fliegen so tief über die Brandung, daß Edith schon fragt, ob wir ein Wasserflugzeug haben! An der Küste liegt auch ein gestrandetes Wrack, daran sieht man, wie gefährlich hier die Strömungen sind. Schließlich erreichen wir die Salzpfannen bei Walvisbaai. Das ist ein Farbenspiel! Alle Rot- und Brauntöne sind vorhanden. In einigen Tümpeln können wir Vögel entdecken, die auf Nahrungssuche sind. Und bald taucht auch Swakopmund vor uns auf und wir erkennen Einzelheiten der Stadt. Dann taucht auch schon der kleine Flughafen auf und wir setzen zur Landung an. Mit einem Dröhnen in den Ohren, aber rundum begeistert, verlassen wir die Maschine und werden von Claudia empfangen, die uns in die Stadt zurück fährt. Der ganze Rundflug hat etwa eine Stunde und 40 Minuten gedauert und war mit R 640,- für uns beide gar nicht mal so teuer.

Da an diesem Tag nichts besseres mehr passieren kann, nutze ich das schöne Wetter zu einem Fotostreifzug durch Swakopmund, um noch ein paar schöne alte Häuser abzulichten. Zum Abendessen gehen wir wieder in Kücki´s Pub.
 

Samstag, 10. April 1993

Nachdem wir unser Auto vollgefüttert haben, brechen wir zur Fahrt in die Wüste, zur Welwitschia Vlakte, auf. Die Straße führt oberhalb des Swakop-Canyon entlang und man hat die ganze Zeit den Blick auf die phantastische Mondlandschaft. Im Flußbett gibt es eine Oase, Goanikontes, zu der wir auch einen Abstecher machen. Man zahlt ein paar Rand Eintritt, trägt sich in ein Besucherbuch ein und darf dann durch das ehemalige Farmgelände laufen. Alles grünt, es gibt viele Palmen. Das Farmgebäude ist nur noch eine Ruine, aber weiter hinten stehen ein paar Bungalows und ein Swimmingpool ist auch da. In einem der Häuser ist ein sehr interessanter Laden mit künstlerischen Arbeiten. Aber wir fahren weiter, folgen der Straße oberhalb des Canyon, finden am Wegesrand einige Nara-Melonen und biegen dann ab in Richtung der großen Welwitschia. Im Flußbett werden wir von einem Nature-Conservation-Mitarbeiter nach unserem Permit gefragt, haben wir, na klar, und dann erreichen wir auch schon die Ebene, auf der die Welwitschias wie die gestrandeten Tintenfische liegen. Ganz am Ende der Pad befindet sich das größte Exemplar, das auf ca. 1.500 Jahre geschätzt wird. Es ist eingezäunt, damit die Touristen nicht die Erdoberfläche ringsherum zertreten, unter der sich das empfindliche Wurzelwerk befindet, das den Tau vom Boden aufnimmt. Man kann aber auf einen kleinen Aussichtsturm steigen und die Sache von oben betrachten. Ich komme mir vor wie einst an der Berliner Mauer. Auf dem Rückweg picknicken wir an einem dafür vorgesehenen Platz im Tal des Swakop. Als wir uns Swakopmund wieder nähern, wabern immer noch die Nebelschwaden vom Meer herauf. So verziehen wir uns in unser Zimmer und erledigen Post, nachmittags gehen wir noch einmal einkaufen für unsere Weiterfahrt. Zum Abschied leisten wir uns ein tolles Abendessen im Strandhotel, ich bestelle mir einen Kingklip "Lolita" und dazu trinken wir einen "Zonnenbloem"-Weißwein.
 

Sonntag, 11. April 1993   (Ostersonntag)

Immer noch (oder schon wieder?) ist es draußen neblig, als wir gegen 8 Uhr 45 Swakopmund verlassen. Dieser Zustand hält bis etwa 20 km landeinwärts an. Dann strahlt wieder die Sonne vom blauen Himmel. Die Straße nach Usakos ist asphaltiert und von wogenden silbernen Gräsern gesäumt, wir kommen schnell voran. Nach einiger Zeit erscheinen auf der rechten Seite die Otjipatera-Berge. Etwa 100 km hinter Swakopmund kommt auf der linken Seite der Abzweig zur Spitzkoppe, die man schon lange im Hintergrund sehen konnte. Nun nähern wir uns dem "Matterhorn Südwests" auf staubiger Schotterstraße. Hinter jeder Kuppe, mit der wir uns dem Berg nähern, entlockt es uns neue Ah´s und Oh´s, denn in den Senken wachsen dicht gedrängt kleine gelbe Blumen, die der Landschaft einen frischen Anstrich geben. Wir sind entzückt und tauchen zu Fuß in die dichten Wiesen ein, die einen hervorragenden Vordergrund für Fotos mit der Spitzkoppe abgeben! Die Straße wird teilweise recht sandig, da heißt es, mit Schwung durchzufahren, aber wir erreichen den Abzweig in die Berge heil und fahren mitten in die Felslandschaft hinein. Ab und zu kommen kleine Kinder ans Auto gelaufen, die Steine verkaufen wollen. Dann rasten wir mitten zwischen den großen Felsen am Fuße der Spitzkoppe, finden viele schöne Motive und auch einige Blumen, die auf dem kargen Boden wachsen.

Zurück auf der Hauptstraße, erreichen wir bald Usakos. An der Tankstelle wächst eine tolle Aloe. Hier zweigen wir nun nach Norden ab in Richtung  Erongo-Gebirge, in dem unser heutiges Ziel, die Ameib-Ranch, liegt. Es geht durch Flußtäler, über Ebenen, im Hintergrund ist der Erongo sichtbar und alles wird eingesäumt von silbern und rosa schimmernden Gräsern. Das Farmtor ist nicht zu übersehen, und bald können wir das Farmhaus sehen mit seinen blühenden Bäumen und Büschen. Wir beziehen unser Zimmer Nr. 9, das sehr geräumig ist und ein eigenes Bad und WC hat. Bei einem Spaziergang über das Farmgelände gibt es viele Tiere zu sehen, u.a. einen Esel, ein Zebra, Affen, div. Antilopen, zwei kleine Elefanten, einen Leopard und viele Vögel wie Rosenköpfchenpapageien, Wellensittiche, Gänse usw. Das Zebra ist ziemlich hinterhältig, läßt sich erst seine Streicheleinheiten geben und schnappt anschließend nach mir und erwischt meinen Arm und Busen. Ein dicker Bluterguss ist ein eher ungewolltes Souvenir. Wir lassen uns aber nicht abhalten, am Nachmittag hinaus nach Bull´s Party zu fahren, einem einmalig schönen Ort mit eigenartigen Felsformationen. Hier gibt es einen großen Felsen, der wie ein Elefantenkopf aussieht, und viele große Steinkugeln, die auf kleinen Sockeln ruhen. Aber zur Beruhigung: Trotz vereinter Bemühungen sind sie keinen Zentimeter von der Stelle gewichen. Und wir waren sicher nicht die ersten, die dran gerückt haben! Im felsigen Boden gibt es einige Pfützen, in denen Kaulquappen leben und sich die Felsen spiegeln. Es gibt wirklich viel zu sehen und zu filmen an diesem merkwürdigen Platz.

Das Abendessen nehmen wir in der offenen Lounge der Farm ein, es gibt Wild mit Gemüsen, was mich sehr an deutsche Küche erinnert, und dazu trinke ich natürlich, wie könnte es anders sein, einen leckeren südafrikanischen Wein.
 

Montag, 12. April 1993   (Ostermontag)

Wieder einmal heißt es Kofferpacken und ein schönes Fleckchen Erde verlassen. Wir beschließen, nicht den kürzeren Wege über Okombahe und Uis Myn nach Khorixas zu nehmen, da dieser eventuell etwas feucht sein könnte und für unseren Golf nicht geeignet, und fahren also zur geteerten Hauptstraße zurück. Einen ersten Halt machen wir in Karibib, das wir noch von unseren Urlaub 1989 her kennen. Jetzt gibt es hier einen riesigen Souvenirladen, den wir ausgiebig inspizieren! In Omaruru halten wir bei einem Supermarkt, um uns einen kühlen Drink zu besorgen, und dann passieren wir noch Otjiwarongo und Outjo, wo wir uns natürlich auch nach hübschen Geschäften umsehen. Auf der Straße Richtung Khorixas plötzlich eine überraschende Begegnung: Zwei Kudus springen mit großen Sprüngen vor uns über die Zäune und Straße! Gegen 17 Uhr erreichen wir das Restcamp bei Khorixas. Da wir wie überall auch hier vorgebucht haben, bekommen wir schnell unseren Bungalowschlüssel ausgehändigt und beziehen die Nummer 5, ein geräumiges Häuschen für vier Personen. Da haben wir genügend Platz für unsere Siebensachen. Es ist sowieso erstaunlich, was sich im Laufe der Tage schon alles angesammelt hat! Klamotten, Souvenirs, Fotozeug, Lebensmittelkiste und noch so mancher Kleinkram muß alle paar Tage aufs Neue verstaut werden. Aber jetzt sehen wir uns erst mal das Rastlager genauer an und entdecken neben Shop, Restaurant und Swimmingpool auch ein paar Volieren mit Rosenköpfchenpapageien und anderen Vögeln, die sich gegenseitig immer wieder die Nistplätze streitig machen. Neben dem Swimmingpool steht eine große Palme mit zahlreichen kleinen kugelrunden Webervögelnestern, und als wir zum Abendessen im Restaurant Platz nehmen, können wir das emsige Treiben der kleinen gelben Vögel beobachten. Mit Einbruch der Dunkelheit kehrt schlagartig Ruhe im Baum ein! Wir lassen uns unser Abendessen, Filetsteak, Mousse au chocolat und einen Fleur du Cap Rosé schmecken.
 

Dienstag, 13. April 1993

Auf dem Programm steht heute ein Ausflug ins Damaraland nach Twyfelfontein. Die Straße führt gleich einer großen Achterbahn auf und ab, es staubt hinter uns wie wild und ab und zu begegnen uns Schwarze mit ihren Eselskarren. Von einer Bergkuppe aus haben wir eine überwältigende Aussicht über das weite Land: Schotter und kleine Büsche und Gräser bedecken die Erde, im Hintergrund türmen sich zylindrische Berge à la Arizona auf, es ist eine tolle Kulisse. Alles ist in satten Rot- und Brauntönen gefärbt. Am späten Vormittag erreichen wir Twyfelfontein, die "zweifelhafte Quelle", in deren Nähe die berühmten Felsgravierungen liegen. Wir entrichten unseren Obolus, dann dürfen wir mit einer Führerin zu den Zeichnungen aufbrechen. Edith kennt das schon und bleibt am Parkplatz zurück, und so mache ich mich mit Maria, einer jungen Schwarzen, alleine auf den Weg. Sie hüpft leichtfüßig wie eine Antilope den steinigen Weg hinauf und ich habe Mühe, Schritt zu halten! Zwischendurch unterhalten wir uns in lückenhaftem Englisch über unsere unterschiedlichen Familien. Sie hat, glaube ich, fünf oder sechs Geschwister und ist ganz erstaunt, dass ich keine habe und auch keinen Boyfriend. Dann erreichen wir die Felsenplatten, gleich auf der ersten sieht man das bekannte Bild von dem Löwen mit dem nach oben geknickten Schwanz. Sowie sich mein Atem wieder etwas beruhigt hat, gibt es für die Camera kein Halten mehr. Wir steigen  noch weiter in den Felsen herum und entdecken noch weitere schöne Gravuren von Elefanten, Giraffen, Antilopen und so weiter. Zurück am Parkplatz, nähert sich uns ein neugieriges Erdhörnchen, das erst uns und dann unser Auto gründlich unter die Lupe nimmt! Auch einige Hühner laufen herum und picken die Insekten vom Kühlergrill. Ich kaufe mir noch drei kleine, von den Mädchen handgeschnitzte Knollen mit Tiermotiven. Nächster Punkt unserer Sightseeing-Tour sind die Orgelpfeifen, Basaltgestein, das zu senkrechten, rechteckigen bis zu 5 m hohen Säulen erstarrt ist. Wir können nur staunen, was die Natur so alles hervorbringt. Ein Stückchen weiter befindet sich der Verbrannte Berg, ein rußschwarzer Hügel, für dessen Färbung vermutlich vulkanische Vorgänge verantwortlich waren. In dieser Gegend sehen wir auch ein paar kleine Antilopen und eine Straußenfamilie. Mittagsrast machen wir auf ein paar Steinen neben einem Flußbett. Auf der Rückfahrt nach Khorixas kommen wir am Versteinerten Wald vorbei. Das sind Baumstämme, die vor Jahrmillionen verschüttet wurden. Die Holzsubstanz tauschte sich mit der umschließenden Kieselsäure aus, die die Feinstruktur des Holzes annahm. Die Erosion legte die Baumstämme anschließend wieder frei. Ein Vorgang von, wie gesagt, lediglich ein paar Jahrmilliönchen... Hier gibt es auch ein paar traurige Welwitschias zu sehen.

Im Camp erledigen wir noch ein bißchen Post, beobachten die Vögel, gehen Abendessen und ich gebe mir Mühe, Edith in die Geheimnisse des Rummikub-Spiels einzuweihen. Später ertönt vom Restaurant her der Gesang der schwarzen Angestellten, ein stimmungsvoller Ausklang des Abends!
 

Mittwoch, 14. April 1993

Nach dem Frühstück filme ich noch die Palme mit den Webervögeln, dann brechen wir auf in Richtung Outjo. Wir zweigen aber bald von der Hauptstraße ab und nehmen eine Nebenroute durch das Tal der Ugab-Terrassen, wo auch die Farm Bertram liegt. Alles ist hier Farmland, es sieht hier noch eher nach Arizona aus als gestern, und auf der o.g. Farm gibt es als besondere Attraktion die Fingerklippe. Langsam tritt diese ca. 35 m hohe Konglomerat-Säule (d.h., verfestigtes Geröll) aus dem Schatten der großen Felswand im Hintergrund, und als wir direkt auf sie zu fahren, steht die Säule tatsächlich völlig solo da. Ein beeindruckender Anblick! Auch die Umgebung ist wirklich toll, sanft ansteigende Hügel, schroffe Felswände und Gräser und Büsche runden das Bild ab. Als der nächste Reisebus die Zufahrt zur Klippe erklimmt, ergreifen wir die Flucht und fahren weiter durch diese interessante Landschaft. Des öfteren machen wir einen Fotostop, um Landschaft oder Kleinigkeiten am Straßenrand zu filmen.

Etwa 30 km vor Outjo treffen wir wieder auf die Hauptstraße. Im Ort machen wir bei der Bäckerei halt, kaufen Brot und nehmen einen Imbiß zu uns. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Etosha-Nationalpark. Es dauert etwas, bis wir einfahren können, denn erst müssen die Formalitäten erledigt werden: Ich fülle ein Formular aus (wer, wann, woher, wohin, warum und wielange) und der Schwarze hinter dem Fensterchen überträgt meine Angaben in ein überdimensionales Buch. Dann kriege ich den Zettel abgestempelt zurück und muß nachher im Camp bezahlen. Alles etwas umständlich und langwierig. Auf dem Weg nach Okaukuejo erspähen wir schon unsere ersten Giraffen, Zebras und Springböcke.

In Okaukuejo bewohnen wir wieder eine der eckigen Hütten (Nr. 26), in denen wir damals auch gewohnt hatten. Für nächstes Mal muß ich mir unbedingt merken, ein Rondavel für vier Personen in der Nähe des Wasserlochs zu buchen!

Am Nachmittag starten wir zu unserer ersten Pirschfahrt nach Leubronn und Okondeka (an der Pfanne). Es gibt Zebras und Springböcke, aber auch viele Vögel zu sehen, allerdings mehr auf den Ebenen als an den Wasserlöchern. Auch ein paar Erdhörnchen hausen am Wegrand. Auf der Rückfahrt von Okondeka treffen wir unterwegs einen Schakal, der sehr fotogen unseren Weg kreuzt und wie ein junger Hund mit einem Stöckchen spielt.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir wieder das Camp. Wir fahren noch bei Pauline und Lue Sheepers vorbei und verabreden uns für morgen zum Abendessen im Restaurant. Heute speisen wir im Bungalow und suchen anschließend das erleuchtete Wasserloch des Camps auf, wo wir aber keinen Tierschwanz erblicken können.
 

Donnerstag, 15. April 1993

Um kurz vor acht brechen wir Richtung Sproukieswoud auf. Springböcke und Zebras gibt es hier reichlich. Unterwegs sehen wir direkt an der Straße einen Baum mit großem Gesellschaftsvogelnest, unter das wir fast drunter fahren können. Die Vögel lassen sich nicht stören und so können wir einige schöne Aufnahmen machen!

Nach Mittagessen und Siesta fahren in die andere Richtung zur Gemsbokvlakte. Zwischen Ombika und Gemsbokvlakte plötzlich frische abgerissene Zweige und große Kotbälle auf der Straße, wir kombinieren: Das müssen Elefanten sein! Und richtig, ein Stück weiter entdecken wir im dichten Buschwerk zwei große und zwei kleine Dickhäuter. Das war´s dann auch schon zum Thema Elefanten in diesem Jahr! - Bei Gemsbokvlakte sehen wir noch zahlreiche Gnus und Zebras, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen.
 

Freitag, 16. April 1993

Wieder auf die Pirsch, als besonderes Highlight sahen wir einen Leoparden im Gebüsch, der aber leider zu weit weg war, um ihn abzulichten. Ansonsten zahlreiche "Standard-Tiere".

Am Abend gehe ich zum Sonnenuntergang auf den Turm, es ist ziemlich wolkig am Horizont, was die Sache sehr reizvoll macht. Nach dem Abendessen erhalten wir Besuch von Linda und Francois Malan, die ich schon vor vier Jahren kennengelernt hatte. Edith kennt sie von Gobabeb her. Die beiden sind z.Z. mit Wildzählungen im Park beschäftigt und haben auch sonst viel interessantes zu erzählen. - Vor dem Schlafengehen versuche ich mich noch im Sterne-Fotografieren, belichte ca. 15 Minuten und bin gespannt, was dabei heraus kommt!
 

Samstag, 17. April 1993

Pirschfahrt nach Okondeka: Zebras und Springböcke, eine paar Dikkop-Vögel. Nachmittags in Richtung Gemsbokvlakte unterwegs. Plötzlich erspähe ich etwas großes, Graues im Busch, wir setzen mit dem Wagen vor und zurück, bis wir es im Visier haben und erkennen können: Ein Spitzmaulnashorn! Langsam kommt es näher, beäugt uns, wir äugen natürlich zurück, und dann marschiert es langsam ca. 20 m vor uns über die Straße! Ich bin so aufgeregt, daß die Filmsequenz hinterher etwas zittrig ist! Dann verschwindet es auf der anderen Seite im Busch. Danach können uns die anderen Tiere bei der Gemsbokvlakte nicht beeindrucken.

Zum Abendessen sind wir bei Pauline und Lue zum Braai eingeladen, es gibt viele leckere Sachen, u.a. auch Butternut, eine sehr feine Frucht! Nach dem Essen schauen wir uns noch einen Teil meines Videos an. Die zufällig im Hintergrund laufende Musik von Chris Rea (Auberge) wird später meine Filmmusik und auch Jahre später assoziiere ich Chris Reas Song mit Etosha ...
 

Sonntag, 18. April 1993

Heute verlassen wir Okaukuejo und fahren über Salvadora, der schönen, aber heute leeren Wasserstelle am Rande der Pfanne, nach Halali. Dort haben wir die Rundhütte Nr. 42, ein Vier-Bett-Haus mit zwei Schlafzimmern, was mal ganz angenehm ist. Unterwegs sehen wir ein Doppelbogenrennvogel-Pärchen mit einem winzigen Küken. Süß! Das Kleine hält sich immer im Schatten der Eltern auf. Nach dem Mittagessen fahren wir den Rhino-Drive, aber kein Nashorn ist zu sehen. Dafür treffen wir später eine Gruppe Schwarznasen-Impalas, die aus lauter Neugier fast in unser Auto hinein gucken. Wir sind natürlich begeistert und fotografieren unsererseits munter drauf los. Edith hat heute übrigens die Gackeltrappen am Wegrand gezählt, es waren 26 Stück! Die Burschen sitzen gerne auf Steinen am Straßenrand und machen ihrem Namen alle Ehre.

Zum Abendessen besuchen wir das Restaurant, wo ich ein Filetsteak und Vanille-Eis für 25,- Rand esse, der obligatorische Nederburg Rosé kostet 6,- Rand.
 

Montag, 19. April 1993

Heute Vormittag führt uns unsere Tour hinunter zur Pfanne. Bei Springbokfontein biegen wir nach Okerfontein ab. Lange Zeit sehen wir keinen Schwanz außer einigen Oryx. Wir machen Pause für einen kühlen Drink, sehen wieder die Oryx. Plötzlich action: Die Herde setzt sich in Bewegung und ich sehe plötzlich: "Da läuft was hinterher!" Gleich darauf können wir erkennen, daß es sich um einen Geparden handelt! Unsere Kameras, die immer griffbereit neben uns liegen, treten sofort in Aktion. Der Gepard hat sich ein Jungtier aus der Herde ausgesucht, hetzt es hinter uns über die Straße in die Büsche und wieder zurück ins freie Feld. Dann hat er es schon am Boden, als plötzlich ein ausgewachsener Oryx mit seinen langen Hörnern auf den Cheetah losgeht. Nun plötzlich ist er der Gejagte, der sich vor den Spießen der Antilope in Sicherheit bringen muß! In atemberaubenden Tempo hechten die beiden Tiere hinter uns ins Gebüsch, wo der Gepard vermutlich Schutz auf einem Baum sucht und fortan nicht mehr gesehen wurde! Die Oryx sammeln sich wieder und ziehen hinaus in die Weite der Pfanne. - Hui, war das aufregend, und hinterher stelle ich fest, daß es gerade mal 30 Sekunden Film sind, die ich da eingefangen habe. Viel länger hat es auch nicht gedauert. Das war wohl das absolute Highlight unserer Tage in Etosha! Und ich frage mich immer wieder: Soll man nun den Geparden bedauern oder das Oryx beglückwünschen?

Mittags am Bungalow amüsiert sich ein etwa starengroßer, aber weiß-bräunlich gefärbter Vogel an unseren Autospiegeln. Es ist zum Totlachen, wie er versucht, den Feind hinter Glas zu vertreiben!

Der Nachmittag ist natürlich nicht so spannend, einige Impalas, Tokos und eine Schlange kreuzen unseren Weg. Bei Goas entdecken wir noch einen schönen schwarzen Vogel, den wir als Ant-Eating Chat identifizieren.

Bei unserer Ankunft am Bungalow flüchtet ein Siebenschläfer-ähnliches Tier in die Bäume.
 

Dienstag, 20. April 1993

Wieder einmal heißt es Abschied nehmen, der Bungalow in Halali hat uns sehr gut gefallen. Auf der Fahrt nach Namutoni sehen wir nichts besonderes, ein paar Impalas, aber recht scheu. Am Abzweig zur Wasserstelle Chudop treffen wir zwei große und zwei kleine Giraffen. Und als wir nach Chudop kommen, erleben wir endlich mal wieder eine belebte Wasserstelle: Zebras, ein Gnu, ein Oryx, ein Warzenschwein und letztendlich bis zu 20 Giraffen tummeln sich an der Tränke. Chudop, das ist die Wasserstelle mit der Schilfinsel in der Teichmitte, die Touristen stehen etwas erhöht am Rande des Teichtrichters.

In Namutoni beziehen wir Quartier im Caravan B. Wir müssen uns aber etwas gedulden, bis das Putzlappengeschwader fertig ist, und so gehen wir im Restaurant Mittagessen (Tunasalat). Anschließend schauen wir, was der Shop hier zu bieten hat. Unsere Nachmittagstour führt uns dann rund um Fisher´s Pan, zu unserer "Beute" gehören Zebras, Tokos, Gnus, Springböcke, Gabelracken (sehr "videogen"), Kudus im Gegenlicht, ein Cape Francolin und zwei Tokos, ein junger und ein älterer, mitten auf der Straße. Später begegnen wir noch ein paar Großtrappen und Schakalen.

Unser Abendessen nehmen wir am Steintisch hinter dem Caravan ein. Es finden sich auch ein paar Schakale ein, die auf Essenreste hoffen.
 

Mittwoch, 21. April 1993

Von Namutoni aus starten wir unsere erste Pirschfahrt nach Andoni, der nördlichsten Wasserstelle im Park. Unterwegs sehen wir einen Reichsvogel, auch ansonsten sind nur Vögel zu sehen. Bei Klein Namutoni entdecken wir im Wasser ein merkwürdiges, schlangenartiges Tier, das uns an ein Ungeheuer à la Loch Ness erinnert! Wir können aber nicht erkennen, was es ist, und so erkundigen wir uns mittags im Camp. Man hat einen Wels in der Wasserstelle ausgesetzt, der die Wasserqualität verbessern soll. Na, darauf muß man erst mal kommen! Am Nachmittag pirschen wir uns bei Chudop an, das wir zu unserer Lieblingswasserstelle erklären, denn hier ist immer was los: Giraffen, Zebras, Warzenschweine. Wir fahren weiter zum Bluebokdraai, bereits auf dem Weg dorthin treffen wir unterwegs eine Blauböckchen-Familie. Obwohl sie mit die kleinsten Antilopen im Park sind, sind sie uns gegenüber überhaupt nicht scheu und lassen sich prima fotografieren und filmen. Während der Fahrt durch den Bluebokdraai sehen wir noch einige andere Dikdiks, aber nicht mehr so schön in Pose. Auf dem Weg nach Klein Namutoni gibt es am Straßenrand Gedränge, Autos und Busse liegen auf der Lauer, denn unter einem Gebüsch soll ein Hyänenbau sein. Da wir nichts entdecken können, fahren wir weiter zur Wasserstelle und kehren erst später, als die anderen Wagen es aufgegeben haben, noch einmal zurück zu der Erdhöhle. Und siehe da, nach einiger Zeit geduldigen Wartens erscheinen aus dem Bau 4 oder 5 junge getüpfelte Hyänen! Erst äugen sie ziemlich mißtrauisch aus ihrem Loch, aber dann siegt die Neugierde und sie kommen direkt auf uns zu gelaufen! Man, das werden Fotos! Die Kleinen sind witzig, sie umkreisen unser und ein zweites Auto und schlabbern die Insekten vom Kühlergrill. Dabei betrachten sie die Autos, als wollten sie die Technik studieren! Wir können uns gar nicht satt sehen an den putzigen Kerlchen, müssen uns dann aber auf den Weg machen, um vor Sonnenuntergang das Camp zu erreichen.

Zum Abendessen besuchen wir das Restaurant, ich probiere auch hier das Filetsteak für 22,- Rand. Es ist lustig, die Ober zu beobachten, die manchmal doch recht umständlich agieren, aber wir haben ja Zeit und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Zurück beim Caravan, genießen wir noch ein bißchen die Abendstimmung und spielen anschließend eine Runde Rummikub.
 

Donnerstag, 22. April 1993

Vormittags mal wieder bei Chudop gewesen, wo wir viele Zebras sahen. Dann sind wir wieder in die andere Richtung, nach Norden, gefahren. Bei Twee Palms entdecken wir plötzlich eine große Gruppe kleiner Mangusten im Gras! Die possierlichen Tierchen eilen durchs Unterholz, posieren für ein Gruppenbild und huschen dann nacheinander über die Straße. Mal wieder ein Highlight! Am Nachmittag sehen wir bei Chudop jede Menge Giraffen und Zebras sowie auch vier Kudus. Am Bluebockdraai begegnen uns mehrere Blauböckchen, über die wir immer wieder begeistert sind. Edith würde sich am liebsten eines zum auf den Schreibtisch stellen mitnehmen! Bei den Hyänen herrscht noch Ruhe, normalerweise werden diese Tiere auch erst in der Dämmerung aktiv. Wir kehren zum Camp zurück. Wir besichtigten heute das Fort, das Anfang unseres Jahrhunderts für die Schutztruppen gebaut wurde und mit seiner weißgetünchten Fassade eines schönes Bild vor dem blauen Himmel abgibt. In einem Raum ist ein kleines Museum eingerichtet, das einige Stücke der Schutztruppen ausstellt. Wir erklimmen auch den Turm, von wo aus man eine schöne Aussicht über Fort, Camp und die Umgebung hat. Zum Sonnenuntergang versammeln sich immer mehrere Fotografen und Filmer hier oben, auch ich halte das tägliche Naturschaupiel mit der Kamera fest.
 

Freitag, 23. April 1993

Heute hat mich Edith mal etwas früher aus den Federn geholt, damit wir gleich bei Toröffnung um 7 Uhr losfahren können. Das Frühaufstehen hat sich gelohnt, denn auf der Straße in Richtung Okerfontein erblicken wir plötzlich zwei Löwen! Sie kreuzen die Fahrbahn und verschwinden dann im Unterholz. Wir haben aber Glück und können noch einen Streifen Film von ihnen erhaschen. Wenig später kommen sie an einer Gruppe Gnus vorbei. Die Löwen sind aber nicht interessiert, doch die Gnus ergreifen trotzdem die Flucht. Bis Okerfontein und wieder zurück ereignet sich nichts Aufregendes mehr. Erst später bei Chudop sehen wir wieder Zebras und Oryx. Bei Klein Namutoni haben sich viele Loris versammelt, und ein Blauböckchen lugt auch aus dem Gebüsch hervor. Am Nachmittag fahren wir wieder nach Chudop. Wir haben halt festgestellt, daß hier immer noch das meiste zu sehen ist. Und so auch diesmal, zahlreiche Giraffen sind da und zwei junge Bullen üben sich im Zweikampf. Sie schlagen mit ihren Hälsen und Köpfen nach dem Körper des anderen, daß es bis zu uns herüber kracht! Dabei verschlingen sie auch ihre Hälse, daß man meinen könnte, das gibt einen Knoten! Wir sind ganz fasziniert und schießen die Fotos gleich in Serie.

Später besuchen wir noch Klein Namutoni, wo wir ein Cape-Francolin-Pärchen sehen, und fahren den Bluebokdraai. Dabei fällt uns ein Blauböckchen mit einem Sender am Hals auf. Es steht sozusagen im Dienste der Wissenschaft, die Forscher untersuchen die Größe seines Lebensraumes. In der Nähe des Hyänenbaues tummelt sich eine Warzenschweinfamilie, bei den Hyänen selber rührt sich zwar etwas, aber es ist wenig zu sehen. Mit einem älteren Ehepaar tauschen wir unsere Erlebnisse der Vortage aus und erfahren, daß bei Koinachas ein totes Zebra im Busch liegt. Das müssen wir natürlich noch sehen, bevor wir heimfahren, aber es ist zu weit von der Straße entfernt, als daß man etwas erkennen könnte. Nur ein paar Schakale umschleichen es.

Abends gehen wir noch einmal ins Restaurant und spielen im Caravan Rummikub. Dann wiegt uns eintöniger Dauerregen in den Schlaf.
 

Samstag, 24. April 1993

Nach dem nächtlichen Regen ist natürlich alles matschig! Bevor wir Etosha verlassen, schauen wir noch einmal zum toten Zebra, das aber weg ist, und bei Klein Namutoni vorbei. Keine Abschiedsvorstellung, es ist nichts zu sehen. Auf der Straße zum Gate tauchen dann aber noch ein paar Giraffenköpfe über dem Gebüsch auf.

Wir fahren nun auf der Hauptstraße Richtung Tsumeb. Kurz vorher biegen wir rechts ab und machen einen 25 km-Abstecher zum Lake Guinas, den wir dann nach 5 Minuten Fußmarsch erreichen. Der See ist kreisrund, seine Ufer sind senkrecht abfallende Felswände, an denen zahlreiche Aloen wachsen und gerade blühen. Wenig später besichtigen wir den an der Hauptstraße gelegenen Lake Otjikoto, der genauso rund und unheimlich ist. Beide Seen sind durch einstürzendes Doloritgestein entstanden und dienen den Farmern heute als Wasserreservoir.

In Tsumeb machen wir Mittagsrast im Garten des Etosha-Café und versorgen uns mit Lebensmitteln für die nächsten Tage. Tsumeb heißt nicht umsonst die "Gartenstadt". Es gibt herrliche private und öffentliche Anlagen, teilweise sind die Bäume und Sträucher in voller Blüte und leuchten in allen Farben. Weiter führt uns unser Weg an Grootfontein vorbei und dann folgen wir der parallel zur Hauptstraße verlaufenden D 2860. Die Landschaft ist wunderschön, Berge umrahmen die grünen Wiesen der Farmen. In dieser Gegend liegt auch der Hoba-Meteorit, den wir aber links liegen lassen. Wir kreuzen die Teerstraße und fahren nun auf einer guten Schotterpad, der D 2804, in Richtung Waterberg. Dabei passieren wir einige Schwarzensiedlungen und Farmen, und immer wieder muß Edith aussteigen und Gatter öffnen und schließen. Mit der Zeit wird die Pad immer schlechter, wir rumpeln so dahin, aber landschaftlich lohnt sich der Weg unbedingt. Stellenweise ist die Erde dunkelrot, dann wieder ocker, und schließlich taucht rechter Hand das Waterbergmassiv auf. Erst als kompakte Masse in der Ferne zu erkennen, kristallisieren sich bald die senkrechten Felsen heraus. Edith meint, hinter jeder Felsnase müßte das Restcamp kommen, doch tatsächlich müssen wir erst ca. 2/3 des etwa 50 Kilometer langen Waterberges entlang fahren. Fast zum Schluß denken wir noch, daß wir nicht durchkommen, denn der Weg ist manchmal ganz schön ausgewaschen und unterspült, Gottseidank regnet es nicht, sonst weiß ich nicht... Aber dann wird das Schild zum Rastlager sichtbar, und wir bekommen den Bungalow Nr. 69 zugeteilt, der wie alle anderen etwas erhöht am Fuße der Felswand liegt. Vom Haus aus hat man leider keinen Blick in die Ebene, denn alles ist dicht bewachsen. Eigentlich wollen wir am nächsten Tag eine Fahrt mit dem Ranger buchen, aber leider ist das Auto schon ausgebucht. So habe ich wieder etwas, was ich für die nächste Reise planen kann!

Unser Bungalow ist sehr schön, errichtet mit dem rötlichen Gestein der Umgebung, auch die Inneneinrichtung ist vorwiegend gemauert. Da das Camp noch recht neu ist, sind auch die Häuser noch sehr gut in Schuß (nur einen Wasserhahn halten wir beim Aufdrehen in den Händen). Drei Betten sind vorhanden, aber wie in allen Nature-Conservation-Unterkünften gibt es auch hier kein Geschirr. Wir genießen noch das letzte Tageslicht vorm Haus, dann verziehen wir uns nach drinnen, wo wir zu Abend essen und Karten spielen.
 

Sonntag, 25. April 1993

Endlich mal wieder ausschlafen! Wir frühstücken in aller Ruhe und erkunden dann das Camp. Die Bungalows liegen alle im Grünen, keine Chance auf Aussicht. An der Reception holen wir uns Informationen über das Camp und die Umgebung und fahren hinaus zum alten Soldatenfriedhof. Dort liegen die Schutztruppler begraben, die während des großen Herero-Aufstandes von 1904 am Waterberg gefallen sind. Die Namen auf den Grabsteinen und Gedenktafeln sind alle deutsch, und nur eine kleine Tafel an der Friedhofsmauer erinnert an die toten Hereros. Weiter oberhalb liegt die alte Missionsstation, in der neben dem Restaurant auch ein kleines Museum untergebracht ist. Hier erfahren wir alles über die geologische Entstehung des Waterberg-Massivs und anderer Inselberge in Namibia. Auch Flora und Fauna der Umgebung werden beschrieben.

Zahlreiche Wanderwege führen durch das Campgelände und unterhalb der Felswände entlang. Wir entschließen uns, einen nicht zu langen Weg durch urwaldartige Landschaft zu gehen. Es gibt ganz eigenartige Gewächse mit langen Luftwurzeln zu sehen, auch Schmetterlinge, Raupen und Käfer fliegen und krabbeln umher. Wir folgen noch ein Stück einem Abzweig hinauf zum Mountain Viev, bis es uns zu felsig und zu steil wird, auch merken wir langsam die Mittagshitze. So kehren wir zu unserem Häuschen zurück, um auf der Terrasse Mittag zu essen. Den Nachmittag vertrödeln wir mit Briefschreiben und Autowaschen, dann schreiben wir uns im Museum die Vogelnamen-Übersetzungsliste ab und kaufen noch ein paar Souvenirs im Shop. Auch den Swimmingpool probiert Edith aus. Es ist sehr schön angelegt und man hat einen phantastischen Blick auf die Steilwände. Auf der Rückfahrt zum Bungalow haben wir ein lustiges Erlebnis mit einem Frankolin, das vor uns flüchten und zu Fuß die Bordsteinkante erklimmen will. Dabei rutscht es aus und macht einen richtig schönen Bauchklatscher! Köstlich!

Am Abend probiere ich im Restaurant mal wieder ein Filetsteak, das hier mit Butternut serviert wird. Es schmeckt wieder prima!
 

Montag, 26. April 1993

Gegen halb neun verlassen wir das Bernabé-de-la-Bat-Restcamp am Waterberg, wo es uns wirklich gut gefallen hat. Ca. 25 km später gibt es eine kleine Siedlung mit einer Tankstelle. Von hier aus sieht das Waterberg-Massiv wie ein kleiner Tafelberg aus, man ahnt nicht, daß er sich so lang hinstreckt. Wir fahren zwischen dem kleinen und dem großen Waterberg hindurch und treffen bald auf die Hauptstraße von Otjiwarongo nach Okahandja. Gegen 11 Uhr erreichen wir Okahandja, wo wir die Annehmlichkeiten einer Stadt in Form von Bank, Post und Bottlestore nutzen. Ein Versuch, Inge telefonisch zu erreichen, scheitert allerdings. Am Rande des Ortes befindet sich ein großer Straßenmarkt mit Holzschnitzereien, die alle wunderschön sind, aber wir müssen auch an unser Fluggepäck denken! Von Okahandja geht es direkt weiter zum nächsten Rastlager in Gross - Barmen. Dort scheinen wir die einzigen Gäste zu sein, denn wir haben die freie Bungalowauswahl. Wir entscheiden uns für Nummer 28 mit Blick über das Gelände rund um den Dam (Teich). Der schwarze Officer an der Reception spricht sehr gut deutsch und fragt uns über unsere bisherige Reise aus. Unseren Buchungsunterlagen kann er entnehmen, daß der Urlaub bald zuende ist. Wir gehen gleich ins benachbarte Restaurant und suchen anschließend unseren Bungalow auf. Er ist sehr einfach eingerichtet, alles schon etwas verwohnt aber sehr sauber. Nach der Siesta gehen wir an den Swimmingpool, dessen Wasser 28°C warm ist! Kein Wunder, denn hier sprudelt eine Thermalquelle mit 65°C aus ca. 2.500 m Tiefe. Das Wasser stinkt etwas nach Schwefel, aber das tut dem Badevergnügen keinen Abbruch. Sicher ist es auch furchtbar gesund. Als wir das Wasser wieder verlassen, frösteln wir etwas. Die Außentemperatur ist ein oder zwei Grad geringer. - Auch hier suchen wir noch den Shop auf, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen.

Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang um den kleinen See. Am Ufer wächst das Schilf mehrere Meter hoch und es gibt nur wenige Gucklöcher auf den See. Dort entdecken wir einige Blesshühner mit lustigen roten Knubbeln am Kopf (englisch: red-cnobbed coot) und ein Gallinule, einen sehr bunten Wasservogel. Wir umrunden den See, wozu wir fast eine Machete gebraucht hätten, und werden am Bungalow von drei schwarzen Katzen erwartet. Dort nehmen wir auch unser Abendbrot ein. An den Resten des köstlichen Rotweins erlabt sich ein Nachtfalter, der dann völlig abgefüllt vom Flaschenhals kippt.
 

Dienstag, 27. April 1993

Nun nähern wir uns mit großen Schritten Windhoek, wo sich der Kreis unserer Rundreise schließen wird. Unterwegs sehen wir uns das Van-Bach-Dam-Ressort an, ein Restcamp ohne jeden Komfort und für uns als Nicht-Camper somit nicht attraktiv. Ansonsten ist die Anlage aber sehr hübsch am Rand eines kleinen Stausees oberhalb von Okahandja gelegen.

In Windhoek schauen wir zuerst bei Inge im Laden vorbei und verabreden uns zum Mittagessen im Hotel Thüringer Hof. Dann fahren wir zu ihr nach Hause und holen uns unsere restlichen Sachen, die wir dort gelassen hatten. Ich muß beim CNA noch ein Buch mit englischem Text in ein deutsches umtauschen. Außerdem geben wir unsere Fotos in Arbeit. Der Daan-Viljoen-Park, wo wir Quartier gemacht haben, liegt ca. 20 km außerhalb der Stadt. Wir haben einen kleinen runden Bungalow, Nr. 14, direkt am Ufer des Sees. Hier gibt es nur Gemeinschaftstoiletten und -Duschen. Auch haben wir nur einen Stuhl. Ein halbhoher Hocker aus dem Office verschafft Abhilfe. Mittags im Thüringer Hof stößt auch Joh zu uns. Wir verabreden uns für die nächsten Tage, die wir noch im Lande sind. Am Nachmittag streifen wir noch einmal durch die Stadt, holen unsere Fotos ab, und da wir es nicht erwarten können, setzen wir uns in ein Café, um die Bilder zu betrachten. Sie sind alle prima geworden und man könnte beim Anblick der Fotos am liebsten wieder losziehen!

Diesen Abend genießen wir vor unserem Bungalow, betrachten noch einmal die Fotos und bestellen gegenseitig nach.
 

Mittwoch, 28. April 1993

Die Nacht war recht frisch. Beim morgendlichen Toilettengang sehe ich einen Autofahrer, der an seinem Wagen die Frontscheibe abkratzt - Eis! Sind wir hier in Afrika oder wo??? Aber immerhin liegt der Park ca. 1.800 m hoch. Am Vormittag machen wir eine kleine Rundfahrt, sehen ein paar Kudus, Gnus und Hartebeest. Kein Vergleich mit Etosha! Ich fahre noch einmal in die Stadt, verabrede mich mit Inge für den Abend und kaufe dafür Grillfleisch ein, bzw. "Braaivleis", wie es hier heißt. Am Nachmittag üben wir schon mal Kofferpacken zur Probe.

Um 18 Uhr kommen Henschels zum Sundowner, zu dem wir Avocados mit Thunfisch auf Salzkeksen reichen. Joh treibt sich noch ein bißchen im Gelände herum, um einige Spinnennester zu erkunden, stößt dann aber wieder zu uns und kümmert sich ums Grillfeuer. Das ist das Schöne in all den Camps, vor jedem Bungalow ist irgendwo ein Grillplatz. Bald ist es auch schon soweit, und mit Inges leckeren Salaten und unserem Fleisch geht die Schlemmerei los. Im Hintergrund erklingen die afrikanischen Rhythmen einer Party. Gegen 22 Uhr verlassen Inge und Joh uns wieder, es war ein wirklich schöner Abend!
 

Donnerstag, 29. April 1993

Wir verlassen den Daan-Viljoen-Park und fahren nach Windhoek zu Henschels, wo wir die letzte Nacht in Namibia (schnüff!) verbringen werden. Nach einem Imbiß gucken wir ein bißchen Video, am Nachmittag hole ich Inge aus dem Laden ab. Wir sehen uns einige Videoszenen gemeinsam an. Am Abend lädt uns Edith alle noch einmal in Sam´s Restaurant ein, das mir schon am Anfang des Urlaubs so gut gefallen hatte.
 

Freitag, 30. April 1993

Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht! Sind wir nicht eben erst in Namibia angekommen?

Den letzten Tag vertrödeln wir mit Kofferpacken und Söckchen waschen. Mittags fahre ich noch ein letztes Mal in die City, um Inge abzuholen. Dabei kann ich, wie ich vor dem Laden stehe, beobachten, wie ein junger Weißer das Opfer eines schwarzen Taschendiebes wird! Der nimmt aber sofort die Verfolgung auf und kann den Dieb zur Strecke bringen. Polizei ist auch gleich zur Stelle, natürlich sammelt sich sofort eine Riesenmenschenmenge an. Inge erzählt mir, daß am Vormittag bei einer ähnlichen Szene der Täter in ein fahrendes Auto gerannt ist. Die Kriminalität nimmt auch in Windhoek immer mehr zu, schade, wo man ansonsten dieses Land so gefahrlos bereisen kann.

Ein letztes Mal einkaufen, Fotos gucken und erzählen, so vergeht der Tag und die Stunde des Abschieds naht. Nach einer herzlichen Verabschiedung verlassen wir Henschels um 17 Uhr 30, aber bereits nach wenigen Metern stellt Edith fest, daß sie ihre Handtasche liegenlassen hat! Wir wenden, doch da kommt uns Joh schon entgegen, und nun heißt es aber wirklich Abschied nehmen.

Am Flughafen tanken wir, bringen das Auto weg und geben unsere Koffer auf. Wir haben noch genügend Zeit bis zum Abflug, aber der ist Gottseidank pünktlich. Alles klappt reibungslos, auch der Anschluß in Frankfurt am nächsten Morgen, und so bin ich ganz pünktlich in Berlin.

Ja, diese letzten Tage sind wirklich schnell vergangen, es war ein phantastischer Urlaub, und in Gedanken überlege ich mir schon, wann ich die nächste Reise nach Namibia unternehmen werde!
 

Nachsatz:
Endlich - im Februar 2003 - habe ich es geschafft, einige Bilder einzuscannen. Ich habe sie aber wegen der Übersichtlichkeit und Ladezeiten auf eine eigene Seite gepackt - siehe "Namibia - Eine Bilderreise". Viel Spaß!

(c) Aristo

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