Namibia & Botswana


Eine Safari
17.11. - 16.12.1994

 
 
Wie alles begann
 
Winter in Österreich, draußen war alles andere als Afrika-Wetter. Edith und ich hatten es uns in unserem Hotelzimmer in Filzmoos bequem gemacht und wälzten Reiseprospekte und Landkarten. „Ich möchte noch einmal nach Botswana, ins Okavango-Delta und zum Savuti, wo ich vor 18 Jahren schon einmal war", hatte Edith erklärt. Und so studierten wir nun die einschlägige Reiselektüre. Ich brauchte für so eine Reise nicht lange überredet zu werden ... Einige Tage später, wieder daheim in Berlin, blätterte ich durch meine zahlreichen Namibia-Reiseführer und -Prospekte und fand so eine Southern Cross SafarisAnzeige von Southern Cross Safaris in Windhoek. Aus Anfrage, Angebot und umfangreicher Korrespondenz mit Heidi van Eck von SCS resultierte dann schließlich unsere Buchung für die Tour 10, Botswana/Caprivi vom 19.11. bis 06.12.1994. Auch die Organisation des Drumherums wie Flug, Hotel, selbstorganisierte 10-Tages-Anschlußtour (wiederum Hotels und Mietwagen) in den Süden Namibias nahm ich sogleich in Angriff. So nach und nach „überredete" Edith noch weitere Damen, sich uns anzuschließen: Ihre Freundin und Walliser Nachbarin Yvonne, Elisabeth aus Genf und Hilde aus Niederkassel komplettierten unsere kleine Gruppe. 

 

...und als es dann beginnt

Am Donnerstag, den 17. November trifft sich unsere kleine Reisegruppe auf dem Frankfurter Flughafen. Edith, Elisabeth und Yvonne erwarten mich schon, von Hilde ist noch keine Spur zu sehen. Sie stößt schließlich im Warteraum zu uns. Über den Flug ist nicht viel zu berichten, so ein 10-Stunden-Flug über Nacht bietet nicht viel Aufregendes. Lediglich das Aufwachen am Morgen ist recht unangenehm, von der Kabinendecke tropft das Kondenswasser und sucht sich genau Edith und Yvonne als Landungspunkt aus. Ich am Fenster bleibe zum Glück verschont und genieße dann wenig später den Landeanflug auf Namibia mit einem Auge im Original und dem anderen durch den Videosucher. Noch in der Luft bin ich wieder einmal begeistert von der endlosen Weite des Landes, die wir bald hautnah erfahren werden. 

Wir erreichen Windhoek mit dem öffentlichen Bus und laden an der Independence Avenue unsere Koffer in zwei Taxen um, die uns in wenigen Minuten zur Pension Moni bringen. Dies ist eine hübsche kleine Herberge etwas außerhalb der City. Alles ist ganz modern eingerichtet, es gibt auch einen Swimmingpool und Fam. Breitenstein, unsere Wirtsleute, sind sehr nett. - Es ist später Vormittag und so ziehen wir zu Fuß los, um die City unsicher zu machen. Als erstes steht ein Besuch bei Southern Cross Safaris auf dem Programm. Von Heidi erfahren wir, daß das Info-Treffen abends in unserer Pension stattfindet, da die meisten der Reiseteilnehmer bei „Moni" wohnen. Wie praktisch! Mittags essen wir in Mikes Kitchen, weitere Besorgungen werden gemacht und dann Siesta im Hotel gehalten. Fürs Abendbrot machen wir ganz in der Nähe das „Homestead House" ausfindig, in dem sich vorzüglich speisen läßt. 

Unsere Reisegruppe ist schon komplett, als wir schließlich wieder zurück in die Pension kommen. So beginnt denn auch gleich unser Reiseleiter mit der Ansprache und Vorstellung seiner Person: Harald Rust ist 26 Jahre jung, damit in dieser Runde der jüngste, macht seinen Job aber schon gaaanz lange und, wie wir in den folgenden 18 Tagen feststellen können, auch sehr gut. Lediglich seine Freundin Deike, die als Assistentin unseres Kochs mitfährt, und Fanie, Farmerssohn und Fahrer des Begleitfahrzeuges, sind noch jünger. Fillemon, unseren schwarzen Koch, treffen wir erst bei der Abfahrt. 
Die Reisegruppe ist auf den ersten Blick ein ganz schön zusammengewürfelter Haufen: Vier ältere Herren, zwei jüngere Männer, zwei junge Frauen und wir fünf. Etwas genauer lernen wir uns erst am nächsten Tag bei einer Vorstellung am Lagerfeuer kennen. Aber mit Gert unterhalte ich mich schon am ersten Abend und stelle fest, daß er ein guter Vogelkenner ist. Davon jedoch später mehr... Harald informiert uns noch über die bevorstehende Reise und verteilt Landkarten, dann gehen wir aber bald in unsere Zimmer, um die Fahrt ausgeschlafen anzutreten. 

 

Und nun geht’s richtig los!         Samstag, 19.11.1994

Kurz nach 7 Uhr erscheint Harald mit dem Bus, der uns nun fast drei Wochen lang durch Namibia und Botswana schaukeln soll. Es handelt sich um einen umgebauten Unimog mit bequemen Sitzen, durch die hohe Bauart haben wir gute Aussicht. Unsere Taschen werden auf den Anhänger geladen, auf dem sich bereits Tische und Stühle und die Vorräte befinden. Zelte, Schlafsäcke und die „Küche" befördert Fanie mit dem Ford. 

Wir verlassen Windhoek gen Osten und fahren durch Farmland. Für mich und einige andere ist das bereits eine reizvolle Gegend, doch als Harald mitbekommt, daß wir von Afrika reden, erklärt er uns, daß wir noch lange nicht in Afrika wären. Naja... In Gobabis haben wir letzte Gelegenheit, in Namibia einzukaufen. Ein paar Kekse und Getränke und dann am Bus die erste Apfelpause, schon geht es weiter. Bei Buitepas überqueren wir die Grenze nach Botswana. Unsere Grenzformulare haben wir schon vorbereitet und die Beamten walten ihres Amtes. Der erste von vielen Stempeln landet in unseren Pässen. Sucht jemand eine Marktlücke? Stempelfarbenverkäufer im südlichen Afrika! Der Grenzübertritt jedenfalls geht schnell vonstatten und um 13 Uhr sind wir in Botswana. Die Landstraße besteht nun schon seit einigen Kilometern aus Schotter und Staubwolken wehen hinter uns her. Ab und zu können wir einzelne Tiere am Straßenrand erkennen und entdecken außerdem, daß es sich bei unseren ‘älteren Herren’ um begeisterte Birdwatcher handelt, die die vorbeiziehenden Vögel beim Namen nennen können. 

Auf einer privaten Farm machen wir Mittagsrast, es gibt belegte Brote und wer Lust hat, kann auch in den Swimmingpool hüpfen oder noch einmal den Komfort einer modernen Toilette genießen. Heute fahren wir noch weiter bis kurz hinter Ghanzi, wo Harald am Straßenrand einen kleinen Platz aufsucht, der sich zum Übernachten eignet. Nun wird uns erklärt, wie die Zelte aufzubauen sind, und nach einigem anfänglichen Stangensalat gelingt es schließlich allen. Edith möchte die Nacht gerne im Freien verbringen, baut dann aber angesichts drohender Wolken doch ihre Behausung auf. Da wir Frauen eine ungerade Anzahl sind, wechseln sich Edith, Hilde und ich von Ort zu Ort mit dem ‘Einzeln Schlafen’ ab. 

Unser erstes Abendessen unter dem freien Himmel Afrikas - Würstchen mit Kartoffelsalat - nehmen wir an der langen Tafel zu uns, die nun jeden Abend aufgebaut wird. Welch ein Komfort Klappstühle mit Lehne sind wissen alle die zu schätzen, die schon weniger komfortabel durch den Busch getourt sind! Am Lagerfeuer gibt’s dann zuerst einmal Sekt, Karl-Heinz hat Geburtstag. Er ist schon öfters in Namibia gewesen und unterhält gute freundschaftliche Beziehungen zu Gernot Sentefol, dem Chef der Southern Cross Safaris. Auch alle anderen stellen sich der Reihe nach vor: Kerstin aus Hamburg und Monika aus Nürnberg, beide so um die 30 und bei Siemens, sind bereits öfters zusammen in Afrika unterwegs gewesen. Andreas, Anfang 60 und in Berlin lebender Bayer mit interessantem Mischdialekt, Gerd und Horst, ebenfalls ca. Anfang 60 und mit langen Teleobjektiven bewaffnet sowie Karl-Heinz, Ende 60, sind unsere Piepologen. Wilhelm, ca. 40 und rothaarig, hat schon die abgelegensten Plätze dieser Erde zu Fuß erkundet, aber in Afrika war er noch nicht. Lutz ist etwa im gleichen Alter, ein ruhiger Rheinländer, doch stille Wasser sind bekanntlich tief... Und wir fünf, das sind Yvonne aus dem Wallis, Elisabeth, die Deutschschweizerin aus Genf, Hilde aus Niederkassel, Edith - Vorstellung überflüssig - und eben meine Wenigkeit. Eine interessante Mischung. 

Diese erste Nacht verbringe ich gemeinsam im Zelt mit Hilde. 
 

Sandige Seen und feuchte Flüsse         Sonntag, 20.11.1994

Um 6 Uhr ist allgemeines Aufstehen. Nachts hat es leicht geregnet, doch nach dem Frühstück sind die Zelte fast trocken. Als wir unseres abbauen, kommen unter der Bodenplane zwei Skorpione hervor, eigentlich possierliche Tierchen, doch den aufreizend nach oben gebogenen Stachel möchte ich nicht im Fleisch haben. Auf unseren Hilferuf eilt Karl-Heinz herbei und tötet die beiden mit der Sandale. Hilde überkommen erste Bedenken, was einem auf dieser Reise noch so alles über den Weg laufen könnte... 

Nachdem wir eine Weile der Hauptstraße gefolgt sind, erreichen wir das Kuke Gate, einen Veterinärzaun, der sich durch ganz Botswana zieht. Er soll verhindern, daß sich Rinderseuchen auch auf die Wildtiere im Norden ausbreiten. Wir passieren diese interne Grenze, biegen wir bald in eine Nebenpad und halten in einem kleinen Dorf. Von einem kleinen Hügel aus können wir in der Ferne den ausgetrockneten Lake Ngami erkennen oder vielmehr: Einen dunklen Streifen am Horizont. Ein paar klettern auch noch auf den Wasserturm. Einige Frauen in den Trachten der Hereros und viele Kinder betrachten uns mindestens ebenso neugierig wie wir sie. Wir fahren weiter durch Buschland, einer schmalen einspurigen Straße folgend, müssen uns aber von Harald belehren lassen, daß wir noch immer nicht in Afrika sind. 

Mittags erreichen wir das Sitatunga-Camp. Unter sengender Sonne bei 36°C bauen wir unsere Zelte auf, in denen es sich schnell bis auf 50°C aufheizt, wie mir mein Thermometer verrät. Ansonsten ist übrigens Karl-Heinz unser Wetteramt, sein Meßgerät zeigt Temperatur und Luftfeuchtigkeit an und wird oft konsultiert (man muß ja wissen, ob es einem warm zu sein hat oder nicht). Unter einem Strohdach essen wir unser Mittagsmahl, dann genießen wir die Dusche, die recht luxuriös mit Strohwänden, jedoch ohne Dach ist, ebenso die Toilette. 

Nachmittags fahren wir nach Maun, der ‘Hauptstadt’ Nord-Botswanas. Hier erwartet uns auf dem Flughafen eine sechssitzige Maschine, die uns in drei Ladungen über das Okavango-Delta fliegt. Habe ich es noch nicht erwähnt? Maun liegt am südlichen Rand des Okavango-Deltas, jener Verzweigung des Okavango-Flusses, die hier die Landschaft zum Sumpf werden ließ und so ein Paradies für Tiere schuf. - Nach zwei Stunden sind wir fünf Frauen als letzte Gruppe dran, und endlich kann ich einmal einen Vorteil aus meiner „kräftigen" Figur schlagen, denn der Pilot sortiert seine Passagiere nach Gewicht und ich habe das Vergnügen, neben ihm auf dem Vordersitz Platz nehmen zu dürfen. 

Wir lassen die verstreut liegenden Hütten Mauns schnell hinter uns und wenden uns dem Labyrinth der Flußläufe zu, Graslandschaft und einzelne Baumgruppen eilen unter uns hinweg und schreiend, weil er ja den Lärm seiner Maschine übertönen muß, weist mich der Pilot auf einzelne Tiere hin. Wir können Elefanten, Büffel, Antilopen und Giraffen erkennen und sehen sogar ein Hippo im Fluß. Selbst größere Vögel lassen sich im Tiefflug erkennen. Die Flußarme, die das Land durchschneiden, führen sehr wenig Wasser, wie beeindruckend muß das alles bei höherem Wasserstand sein. 

Wir haben längst schon wieder festen Boden unter den Füßen, da dröhnt das Motorengeräusch noch in meinen Ohren nach. 

 

Endlich in Afrika!            Montag, 21.11.1994

Am anderen Morgen ist alles naß vom Regen der Nacht und wir beschließen, die Zelte trocknen zu lassen, während wir die benachbarte Krokodil-Farm besuchen. Nur wenige Minuten entfernt liegen diese urtümlichen Echsen im Sumpf - gottlob getrennt durch stabile Zäune. Die meisten Krokos haben sich aber in ihren kleinen Urwald zurückgezogen. Jetzt fängt es wieder an zu nieseln, und als wir nach dem Frühstück die Zelte abbauen, regnet es auch ordentlich, genau so lange, bis der Hänger beladen ist! Mangels Regenjacke bin ich bis auf die Haut naß. Aber bei der Wärme sind meine Klamotten schnell wieder trocken. 

In Maun auf der Bank wollen wir uns mit der Landeswährung „Pula" (das bedeutet ‘Regen’) versehen, was aber nicht ganz einfach ist, da die Bank weder Rand, Namibian Dollar oder Kreditkarten akzeptiert. Kerstin und Moni helfen mir mit US-Dollar aus. Überhaupt findet ein gemeinschaftliches Umtauschen statt, da dieser Bankdienst immer mit viel Bürokratie verbunden ist und bei dreizehn Leuten wohl den ganzen Tag gedauert hätte. Elisabeth möchte nun gerne eine Schule besichtigen, wir schließen uns an und nach einer kurzen Verhandlung mit einer Lehrkraft werden uns zuerst stolz die sanitären Anlagen und Schulgärten präsentiert, dann dürfen wir auch einen Blick in zwei Klassenräume werfen. Süße schwarze Knirpse sinds, die da die Grundbegriffe des ABC lernen. Zur Begrüßung bekommen wir sogar ein Ständchen gesungen - „Frère Jacques" kennt man überall! Dann geraten wir mitten in die Hofpause und sind sofort von den Kindern umringt. Doch gelingt uns die „Flucht" und wir gehen noch in einen Supermarkt und ein Souvenirgeschäft, wo wir Getränke, Postkarten und Videos erstehen. 

In einem Vorort Mauns laden wir unseren schwarzen Guide Poloko auf. Die Nationalparks dürfen wir nur in Begleitung eines lizensierten Führers befahren, Harald hat diese Lizenz noch nicht. Poloko erweist sich als sehr guter Kenner der einheimischen Tierwelt und hat scharfe Augen, wenn es gilt, das Wild zu entdecken. 

Von der Hauptstraße biegen wir bald ab mitten hinein in die Buschlandschaft des Okavango-Deltas. Wir passieren den Büffelzaun, kommen an einigen Dörfern vorbei und fahren dann scheinbar querfeldein. Auf unsere bescheidene Frage, ob wir den nun in Afrika wären, erhalten wir endlich die befreiende Antwort: Ja, das ist Afrika! - Unsere Mittagsrast halten wir mitten in der Wildnis, dort hinten stakt ein Sekretär vorbei und auch einige andere Vögel sind zu sehen, sodaß unsere Piepologen (aber nicht nur die!) auf ihre Kosten kommen. Nach dem belegte-Brote-Gemampfe fahren wir noch eine Weile durch die teilweise sumpfige Landschaft, und gerade denke ich, hier könnte es mir gefallen, da biegt Harald in ein kleinen idyllisches Wäldchen ein und erklärt es zu unserem Lagerplatz für die nächsten zwei Nächte. Dzishipi heißt der Ort, wenn ich das so richtig buchstabiere, und hier habe ich das Zelt für mich alleine. 200 m entfernt liegt ein kleiner Fluß, dort installieren wir unsere Buschdusche: Motorpumpe pumpt Wasser in einen Schlauch mit Duschkopf, der an einem Zeltgestänge befestigt ist. Darunter eine Plane und ringsherum ein eine „spanische Wand", da lacht das Herz des durchgeschwitzten Safari-Teilnehmers. Auch eine Toilette haben wir: Ein tiefes Loch im Erdreich, ein Spaten und gegen neugierige Blicke eine Sichtblende, auf deren Pfosten die wehende Klopapierrolle signalisiert, daß gerade ‘frei’ ist. 

Nun begeben wir uns auch zum ersten Mal so richtig auf Pirschfahrt, einige Antilopen und Vögel kreuzen unseren Weg, sozusagen die kleine Besetzung zum Angewöhnen. Dabei lernen wir unsere Piepologen so richtig kennen, die jeden Vogel nach Schnabel-, Fuß- und/oder Augenfarbe hin durchs Fernglas untersuchen, um ihn genauestens bestimmen zu können. Man kann sich denken, daß dies gewissen jungen Damen genügend Stoff zum Lästern gibt! 

Nach dem Abendessen, heute Erbsensuppe, verkündet Harald am Lagerfeuer das tägliche „Wort zum Sonntag", diesmal ist’s allerdings ein Wort zum Dienstag. 

 

Mokorofahrer im Okavango-Delta       Dienstag, 22.11.1994

Um 5.55 Uhr sitzen wir bereits erwartungsvoll im Bus, bereit zur Morgenpirsch. Impalas, Sessebys, Streifenschakale, Gnus, Hyänen und Glockenreiher können wir von Ferne sehen. Die ganze Atmosphäre ist wunderbar, doch hoffe ich natürlich immer noch, die Tiere näher vor die Linse zu bekommen. 

Nach dem Frühstück wandern wir in langer Reihe hinunter zum Fluß, wo die Mokorofahrer soeben eintreffen. Mit diesen Einbäumen sollen wir das Delta vom Wasser her kennenlernen. Horst, Edith, Yvonne und ich haben jedoch beschlossen, im Camp zu bleiben und Deike und Fillemon Gesellschaft zu leisten. Die Mokoros erweisen sich als von unten her ziemlich feuchte Angelegenheit. Wir verfolgen noch die Ausschiffung, dann wenden wir uns im Camp unserem Haushalt zu, räumen auf, waschen Wäsche, duschen ausgiebig und schreiben Karten. Ich erkunde die nähere Umgebung, filme einige kleine Blue Waxbills, die auf dem Weg nach Krumen suchen. Es ist ein Genuß, die Natur für sich zu haben. Gegen 14 Uhr kommen unsere Bootsfahrer wieder und mit der Idylle ist’s erst mal vorbei. 

Auch am Nachmittag fahren wir wieder auf Pirsch. Weil ich nicht recht an den Erfolg der Fahrt glaube, lasse ich meine Fotoausrüstung zu Hause, um ganz unbelastet meine Umwelt zu betrachten. Aber wie das immer so ist, nach einigen Vögeln wie z.B. Störchen und Senegal-Kuckucks erspähen wir plötzlich Elefanten im Busch. Wir können sie sehr gut beobachten und kommen auch ziemlich nahe an sie heran. Auf der Ebene halten wir, Harald und Fanie müssen was am Gaspedal richten, als plötzlich der Elefant mit aufgestellten Ohren und erhobenem Rüssel auf uns losgeht! Das wäre jetzt was für den Film gewesen! Was lernt man daraus: gehe nie ohne Kamera in den Busch. - Der Attacke des Elefanten entziehen wir uns durch die Flucht, gottseidank fährt der Bus wieder, aber wir fahren gleich zurück zum Camp, wo unsere Reiseleiter unter den Wagen kriechen, um den Schaden zu beheben. Unterwegs scheuchen wir noch eine sehr seltene Servalkatze auf, die vor uns Reißaus nimmt. 

Zum Abendessen gibt es zu Buletten und Reis ein sehr interessantes, wohlschmeckendes Gemüse namens Squashes, es erinnert ein wenig an Süßkartoffeln. Bei der allabendlichen Lagerfeuerbesprechung läuft uns ein schwarzer Skorpion über den Weg: Giftig! Er wird prompt erschlagen. Dafür sind die täglich aufkreuzenden Rennspinnen, die immer im Kreis ums Feuer laufen, ungefährlich. Es gibt jedoch Leute, die das Kunststück fertig bringen, auf den Campingstühlen im Schneidersitz zu sitzen... 

 

Im Moremi Game Reserve        Mittwoch, 23.11./ Donnerstag, 24.11.94

Schon heißt es wieder „Zelte abbauen" und weiterfahren. Durch den Busch und den Büffelzaun erreichen wir später die Hauptstraße. Kurz hinter Shorobe biegen wir wieder ab in die Wildnis und fahren beim South Gate in das Moremi Wildreservat ein. Unter dem ohrenbetäubenden Lärm, den die Zikaden veranstalten, füllen wir noch einmal unseren Wassertank auf. Trockene Buschlandschaft ringsherum, unter einem Baum entdecke ich unsere ersten Löwen. Dann rasten wir zum Mittagessen am Rande einer großen freien Ebene, auf der sich Zebras, Impalas, Gnus und andere Tiere tummeln. Unterwegs sehen wir auch immer wieder einzelne Elefanten im Busch. Schließlich erreichen wir unseren durch die „weißt-Du-noch-damals-Erzählungen" der Ortskundigen fast schon legendären Lagerplatz an „Brücke drei". Hier gibt es sogar Duschen und WC’s mit fließendem Wasser. Unter Berücksichtigung der anwesenden Paviane suchen wir uns unseren Zeltplatz aus. Hildes und mein Zelt steht direkt unter einem großen Leberwurstbaum. 

An diesem Abend machen wir eine sehr schöne Pirschfahrt, den Sonnenuntergang erleben wir über einem kleinen See. Wir sitzen auf dem Dach des Busses, dazu ein Cooldrink: That’s Sundowner in Afrika! Auf dem Rückweg zum Camp, im letzten Tageslicht, treffen wir noch eine Gruppe von etwa zehn Löwen, einige davon sind noch halbwüchsig. Auch sie sind neugierig und beäugen die „Menschen in Dose", während wir mit unseren Kameras das letzte Licht ausnutzen. Wir können uns gar nicht von ihnen trennen, müssen dann aber doch zurück ins Camp, wo Fillemon und Deike mit dem Essen auf uns warten. 

Der nächste Morgen beginnt wieder sehr zeitig, um 5.30 Uhr sind wir schon unterwegs. Diesmal treffen wir sehr viele Hippos: Unter einem Busch, im Wasser der kleinen Seen. Andreas und Horst haben ihre Sprache erlernt und versuchen nun, die plumpen Riesen aus der Reserve - bzw. aus dem Wasser - zu locken. Die Flußpferde gucken immerhin neugierig zu uns hinüber um zu erkunden, was das für merkwürdige Artgenossen sind. 

Die Temperaturen hier sind ziemlich hoch, so um die 30°C und mehr. Ich bleibe mittags im Camp und nutze die Gelegenheit, meine Jeans zu waschen, die dann in drei Stunden trocken ist. Zuhause dauert sowas fast drei Tage! Dann wandere ich hinaus zur Brücke, die aus lose zusammengefügten Holzstämmen besteht und nicht gerade sehr vertrauenerweckend aussieht. Das Wasser unter der Brücke ist kristallklar und höchstens einen Meter tief. Rings um den Fluß steht dichtes Schilf, das ist auch der Grund, daß man hier besser nicht baden sollte, könnten sich doch unter dem Uferbewuchs Krokodile versteckt halten. So versuche ich mit Hilfe eines Blechpotts und einer Schnur, etwas Sand vom Grund des Flusses herauf zu holen. 

 

Von „Brücke drei" zum River Kwai         Freitag, 25.11.1994

Abendpirsch, Morgenpirsch - jede ist auf ihre Art und Weise einzigartig schön. Immer wieder kreuzen zahlreiche Tiere unseren Weg. Die Fotografen und Filmer unter uns kommen auf ihre Kosten. Aber auch einfach nur Genießen ist angesagt. 

Wir verlassen das Camp an Brücke drei und fahren weiter Richtung North Gate. Hier schlagen wir unser Lager für die kommende Nacht auf, irgend jemand hat den Platz „Hilton" genannt. Naja, es gibt immerhin eine Dusche...Hier ergeht nun die Warnung, die Zelte nicht offen zu lassen und auch sonst nichts rumliegen zu lassen, denn die Meerkatzen (Velvet Monkeys) haben aus den Bäumen ein wachsames Auge auf uns. Tokos und Glanzstare hüpfen unter dem Tisch herum und suchen nach Essenskrümeln. Durch die vielen durchreisenden Touristen sind die Tiere sehr zutraulich geworden und wissen, wo es etwas zu holen gibt. 

Mittags will ich eigentlich im Camp bleiben. Es ist ziemlich heiß und eine Siesta wäre nicht schlecht. Doch nach wenigen Minuten kommt der Bus zurück ins Lager gerumpelt und Harald fordert uns auf, alle Schläfer zu wecken und mitzukommen. Nur Buschläufer Wilhelm ist nirgends aufzutreiben, erst etwas außerhalb treffen wir ihn. - Nach wenigen Minuten stoppt Harald den Bus vorsichtig ab und pirscht sich an einen Baum heran. Dort sitzt, im Schatten und Wurzelgewirr fast nicht zu entdecken, ein Leopard und beobachtet aufmerksam das freie Feld. Wir sind begeistert! Kameras und Fotoapparate schnurren mit der Wildkatze um die Wette. Als wir um den Baum herum fahren, bekommen wir den gefleckten Jäger noch besser vor die Linse. Ein Hoch auf den „Entdecker" Karl-Heinz , das war ein echtes Highlight. 

Nach dem Abendessen schleichen Hyänen um unsere Zelte und streiten sich um die Reste unserer Mahlzeit. 

 

Der Tag der Elefanten          Samstag, 26.11.1994

Am Morgen werden wir von zahlreichen Vogelstimmen geweckt, Frankoline, Babbler, Tokos, Glanzstare u.a. leben hier in den Bäumen. Auch die Affen veranstalten ein regelrechtes Affentheater. In einiger Entfernung unserer Zelte zieht eine große Herde Wildhunde über die Ebene. Wir verladen unsere Siebensachen auf dem Hänger und laufen zu Fuß vor zur River Kwai Bridge, um auf unseren Bus zu warten. Dabei „stolpert" Hilde fast über ein Hippo, das es sich im Busch gemütlich gemacht hatte. Es läßt sich nicht sagen, wer mehr erschrocken ist, jedenfalls rennen beide in entgegengesetzter Richtung davon - das Hippo hinunter zum Fluß, Hilde zurück zu uns. Hinter der Brücke am North Gate erklettern wir den sicheren Bus. 

Unser Weg führt uns weiter am Kwai-River entlang, wo wir zahlreiche Tiere sehen können. Ein alter Elefantenkadaver gibt noch immer Nahrung für eine Hyäne her, ringsherum sitzen viele Marabus und Geier. Auch sie erhoffen sich noch einen Anteil. Der Elefant sieht aber schon sehr vertrocknet und abgenagt aus und liegt lt. Harald schon seit der letzten Safari hier. 

Etwas weiter treffen wir unter den Büschen am Wegrand ein Löwenrudel. Der alte Pascha mit dunkler Mähne liegt geruhsam im Schatten, seine Damen und die Jünglinge des Rudels tun es ihm ein paar Meter weiter gleich. Unsere Anwesenheit entlockt ihnen lediglich ein Gähnen. Als wir uns umdrehen, sehen wir vor uns eine Gruppe Elefanten über die Pad laufen. Sie streben dem Wasserlauf entgegen, wo sie ihren Durst stillen. Alle Größen sind in dieser Gruppe vertreten, die Kleinsten werden von den Tanten und größeren Geschwistern fürsorglich in die Mitte genommen. Nach kurzer Erfrischung am und im Fluß ziehen die Elefanten wieder zurück in den Busch. Wir werden dabei stets wachsam beobachtet. 

Etwas später fahren wir durch savannenartige Landschaft. Es ist die Mahabe Depression. Einzigartig ist die Vegetation: Links der Pad nur Mopanebäume, rechts nur Akazienbüsche. Einzelne Schirmakazien sind zu sehen, aber kaum noch Tiere. So erreichen wir am Nachmittag das Camp am Savuti Kanal. Tiefer staubiger Sand zeugt von langer Trockenheit, auch der Kanal ist trocken. Wie anders hat es hier vor Jahren ausgesehen, erzählt Edith, als der Fluß Wasser führte und die Landschaft blühte! - Unser kleines Zeltdorf errichten wir rund um bzw. unter einem großen Baum. Fußspuren und Reste eines nun zerstörten Zaunes zeugen von der Anwesenheit der Elefanten. Auch hier gibt es eine Dusche, die wir ausgiebig nutzen. Fast alle sind auf der Pirsch, Horst, Gert, Yvonne, Fillemon und ich sind im Camp. Horst ist gerade unter der Dusche, als aus dem Busch einige Elefanten auftauchen und zielstrebig das Duschhäuschen aufsuchen. Das verbrauchte Wasser läuft auf der Rückseite über den Boden, ehe es versickert. Die Dickhäuter wissen dies und rüsseln das kostbare Naß auf. Dabei riskieren sie auch einen Blick ins Innere der Hütte, und plötzlich kommt Horst (ohne alles!) herausgelaufen. Er faßt dann aber Mut, angelt sich sein Handtuch und wagt nun einen Blick um die Hausecke zu den grauen Riesen. Die lassen sich von uns nicht stören und trinken weiter. Gerds und meine Videokamera laufen um die Wette. Später nehme ich dann auch eine Dusche, wieder kommen die Elefanten und schauen durchs Fenster zu. Mit ihren Rüsseln wirbeln sie den Staub auf, der durch das offene, lediglich vergitterte Fenster sanft auf mich herniederrieselt... 

Am Himmel drohen Gewitterwolken, doch gottseidank bleibt es trocken. Das hätte eine schöne Schlammschlacht gegeben. Die Nacht verbringe ich mal wieder alleine im Zelt. Das heißt, nicht ganz: Kurz vorm Einschlafen erblicke ich im Licht meiner Taschenlampe einen kleinen weißen Skorpion, der gerade unter meine Matratze huschen will. Den Turnschuh ergreifen, das Biest erschlagen und hinauswerfen ist eins! Dann unterziehe ich das Zelt, das Bettzeug, mein Gepäck und meine Kleidung einer äußerst peniblen Untersuchung. Verständlich, daß ich in dieser Nacht recht wenig schlafe! Das aus der Ferne hinüberschallende Löwengebrüll kann mich nicht erschüttern. 

 

Serondella am Chobe-Fluß        Sonntag, 27.11./ Montag, 28.11.94

Unsere Fahrt geht weiter nordwärts durch das Buschland. Es gibt hier mehrere Baobab-Bäume zu bewundern, riesige Gewächse, deren Umfang irgendwo zwischen 10 und 20 Metern liegen mag. Auch menschliche Besiedlungen treffen wir an, durch die Bewässerung des nordwestlich gelegenen Linyanti und des Chobe ist Landwirtschaft möglich. Nahe der Ngoma Bridge fahren wir durch das gutbewachte Ngoma Gate in den Chobe Nationalpark ein. Hier heißt unser Campingplatz Serondella. Er liegt direkt oberhalb des Chobe. Eine steile Böschung führt zum Fluß hinunter. Der Platz verfügt über Duschen, Wasserhähne und Feuerstellen. Leider, so wird uns eröffnet, sei die Wasserversorgung außer Betrieb, irgendein Defekt an der Pumpe. Wir sind enttäuscht und können immerhin die Leute vom Camp dazu überreden, daß wir unten am Fluß unsere Buschdusche installieren dürfen, was im Naturschutzgebiet eigentlich nicht erlaubt ist. Nachdem wir dort alle unseren Staub abgespült haben, funktionieren plötzlich auch die Duschen und Wasserhähne des Camps wieder. 

Die „Hausherren" sind hier Paviane und Velvet Monkeys, vor denen wir unsere Zelte gut verschließen müssen. Immer wieder vertreiben die Männer sie mit der Zwille. Trotzdem gelingt es besonders vorwitzigen Exemplaren, Horst die Batterien zu klauen und unsere gemeinschaftliche Waschpulverdose zu entwenden. Auch Affen wollen sauber sein! 

Auf unserer nachmittäglichen Pirschfahrt sehen wir wieder sehr viele Elefanten. Sie ziehen hinunter zum Chobe. Von einem Aussichtspunkt oberhalb des Steilufers, wo wir auch aussteigen dürfen, können wir sie unten am Fluß beobachten. Groß und Klein steht im Wasser, schwenkt die Rüssel und amüsiert sich. Wieder sind viele Jungtiere dabei, die von den älteren beaufsichtigt werden. Die Elefanten bleiben aber am diesseitigen Flußufer, das zu Botswana gehört. Drüben liegt bereits der namibische Caprivi-Streifen, dort sind die Tiere nicht vor den Wilderern sicher. - Am Abend treffen wir auf eine große Büffelherde. Sie weiden auf den Flußinseln. Eine andere Gruppe sehen wir kurz vor Sonnenuntergang. Auch sie wollen hinunter zum Fluß. Als sie uns erblicken, werden sie mißtrauisch, nur einzeln wagen sie sich über die Straße. Eingehüllt in Staubwolken verschwinden sie schließlich im Busch. Auf dem Weg zum Camp sehen wir noch einen Uhu in einem Baum sitzen. 

Am nächsten Tag ist Ruhetag. Spät, gegen 8 Uhr 30, frühstücken wir. Dann fahren wir in die Zivilisation nach Kasane, dem nächstgelegenen Ort. Hier wird eingekauft, was der Mensch im Busch so braucht: Postkarten, Briefmarken, Souvenirs, Bücher, aber auch Batterien, Getränke und Zigaretten. In der Chobe Safari Lodge genießen wir ein gepflegtes Bier oder, wie in meinem Fall, Appletiser. So oder so: In diesem schwül-heißen Klima zischt’s! Von der Terrasse der Lodge hat man einen schönen Blick hinunter auf den Fluß. Am Ufer liegen einige Ausflugsboote bereit. Uns zieht es bald wieder zurück in unser Camp, wo wir den Nachmittag nach Lust und Laune verbringen. Andreas und Gert haben Angelschnüre und Haken dabei und versuchen ihr Glück. Ein paar Fische verirren sich auch tatsächlich zu ihnen, aber fürs Abendessen reicht es dann doch nicht. Stattdessen gibt es Hühnchen. 

 

„Der Rauch der donnert"         Dienstag, 29.11.1994

Heute steht uns ein landschaftlicher Höhepunkt dieser Reise bevor. Wir brechen früh auf, denn die Grenzformalitäten an der Grenze von Botswana nach Zimbabwe sind bürokratisch-gründlich und somit zeitraubend. Eine halbe Stunde dauert es, bis wir wieder auf der Teerstraße nach Victoria Falls unterwegs sind. Nach einer Stunde erreichen wir den Ort. Tropische Blüten säumen die Straßen, es gibt zahlreiche Geschäfte, Banken und Tankstellen und im Hintergrund kann man schon die Attraktion dieser Gegend erahnen: feinster Wasserstaub steigt empor und sorgt für dieses üppige Wachstum rundherum. Wir gehen zuerst in eine Bank, um uns mit Zimbabwe-Dollars zu versorgen. Wieder hält uns der Formalismus afrikanischer Bänker einige Zeit fest. Dann trenne ich mich mit Moni und Kerstin von den anderen und gemächlich laufen wir hinunter zum Eingang des Parks, in dem die Victoria Fälle liegen. Z$ 20,-- kostet dieses feuchte Vergnügen. Je näher wir der Schlucht kommen, in die die Wassermassen hinunter stürzen, desto lauter wird es. Von zahlreichen Aussichtspunkten aus haben wir nun die schönsten Blicke auf das Naturschauspiel. Der Sambesi, der die Fälle speist, führt jedoch zur Zeit unseres Besuches sehr wenig Wasser, so daß weite Teile der Abbruchkante im Trockenen liegen. Ganz zu Anfang unseres Rundgang kommen wir an der Statue von Livingstone vorbei, der die Vic Falls im Jahre 1854 als erster Weißer erblickte und ihnen zu Ehren der Queen Victoria ihren Namen gab. Dann wandern wir weiter an der Kante gegenüber der Fälle entlang. Der Weg führt durch tropischen Regenwald, die Luft ist sehr feucht. An den Viewpoints sprüht das Wasser des Falls herüber. „Der Rauch der donnert" heißen die Fälle in der Sprache der Einheimischen. Einerseits bin ich froh, daß der Sambesi nur so wenig Wasser in die Tiefe schickt, denn einem Wasserfall in der Regenzeit kann man nur mit Regensachen und wasserdicht verpackter Kamera begegnen, andererseits muß es gigantisch sein, die Fälle ‘voll’ zu erleben. 

Die Wassermassen stürzen auf einer Länge von 1.700m in eine Tiefe bis zu 110m. Geologisch betrachtet entstanden die Vic Falls durch Herauswaschen weicheren Gesteins aus Spalten in der Basaltlava, die vor ca. 150 Millionen Jahren hier von Vulkanen an die Erdoberfläche befördert wurde. Langwierige Ablagerungs- und Erdbewegungsprozesse führten dazu, daß der Fluß sich tief in die Erde graben konnte. Sieben Schluchten gibt es, die im Zick-Zack-System südlich der heutigen Abbruchkante liegen. Nach ca. 2 Millionen Jahren fraß sich die Erosion zurück bis zur achten Spalte, den heutigen Victoria Fällen. Wenn wir in einigen hunderttausend Jahren wiederkommen, müßten wir die Fälle wiederum weiter nördlich suchen... 

Nach dem üppigen Grün des westlichen Teils mit Blutlilien und Lianen wie in Tarzans Urwald liegt die dem östlichen Teil der Fälle gegenüberliegende Landschaft völlig im Trockenen: Vertrocknete Büsche und Gräser lassen nicht den Gedanken an das nahe Wasser aufkommen. Wir laufen bis zum Ende des Weges, wo senkrecht unter uns der Fluß einen Haken schlägt und in die zweite Spalte des Zick-Zack-Systems einbiegt. Weiter hinten spannt sich eine lange und hohe Brücke über die Schlucht, auf ihrer Mitte verläuft die Grenze nach Sambia. Besonders Mutige üben hier Bungee-Springen. Wir kehren hier um und laufen wieder zurück zum Eingang des Parks, wo sich Kerstin und Moni fürsorglich um mich kümmern und mir eine Flasche Mineralwasser einflößen. Die schwüle Mittagshitze macht einem ganz schön zu schaffen. 

Zum Mittagessen treffen wir den Rest der Gruppe im „Victoria Falls Hotel" wieder. Vornehm wie der Name ist das ganze Hotel, ein prächtiger luxuriöser Bau aus der „guten alten Kolonialzeit". Unter einem schattenspendenden Baum nehmen wir auf der riesigen Terrasse Platz. Weißlivrierte Ober servieren die Getränke, im Hintergrund spielt eine flotte Band auf interessant aussehenden und klingenden Instrumenten ähnlich unseren Xylophonen. Als Resonanzkörper dienen hier Kalebassen. Im Inneren des Hotels ist ein Buffet aufgebaut, für Z$ 70,-- (~ DM 15,40) kann man hier essen bis zum Umfallen. Verschiedene Fleischsorten, leckere Pasteten, exotische Gemüse und Salate gibt es und als krönenden Abschluß ein reichliches Dessertbuffet. Nach dieser kulinarischen Einlage, mit der im Übrigen unser Fillemon mit seinen Mahlzeiten locker mithalten kann, laufen wir noch ein bißchen durch den Ort und erstehen einige Souvenirs. 

Gegen 16 Uhr treten wir die Rückfahrt nach Botswana an. An der Grenze auf Botswana-Seite müssen wir uns einer Desinfektion gegen Maul- und Klauenseuche unterziehen: Alle aussteigen, Harald fährt mit dem Bus durch ein trübes „Fußbad" und wir Fußgänger müssen uns unsere Schuhe an einer alten, nassen Hose abtreten. Gottseidank wurden wir bereits vorher über diese seuchenvorbeugende Maßnahme unterrichtet und auch ermahnt, möglichst ernsthaft zu bleiben... 

Am Abend am Lagerfeuer verabschieden wir unseren Guide Poloko, der uns am nächsten Tag verlassen wird. Leider fängt es dann an zu regnen, so daß keine große Party steigen kann. Bevor ich aber ins Zelt krieche, werfe ich noch einen Blick hinüber auf das andere Flußufer, wo in der Dunkelheit unheimlich ein Buschfeuer zu sehen ist. 

 

Zurück in Namibia         Mittwoch, 30.11.1994

Über den Grenzübergang „Ngoma Bridge" erreichen wir wieder Namibia. Bei leichtem Regen fällt uns der Abschied nicht sehr schwer. Hier gehen die Grenzformalitäten schnell vonstatten. Inzwischen ist unser Paß schön vollgestempelt: Namibia Einreise, Namibia Ausreise, Botswana Einreise, Botswana Ausreise, Zimbabwe Einreise, Zimbabwe Ausreise, Botswana Einreise, Botswana Ausreise und nun wieder Namibia Einreise. An einigen Baobabs vorbei fahren wir über die lange Brücke und erreichen dann nach ca. einer Stunde Fahrt Katima Mulilo, die erste namibische Stadt auf unserer Route. Es gibt einen Markt, über den wir gehen, zahlreiche Supermärkte, Bottlestores, Banken und eine Post. Nirgendwo finde ich aber Badelatschen Größe 5. Dafür erstehen wir einige Flaschen Wein fürs Lagerfeuer. Die Straßen und der Platz, auf dem wir parken, sind voller Schwarzer. Harald erzählt uns, daß hier über 80% der Bevölkerung Aids haben. Auch soll die Kriminalität sehr hoch sein. Wir sind froh, den Ort nach einiger Zeit wieder verlassen zu können. 

Am Straßenrand machen wir Mittagspause. Wie jeden Tag haben wir unsere „Mittagskiste" mit belegten Broten und kaltem Tee dabei. Am Nachmittag erreichen wir den Mudumu Nationalpark im Ost-Caprivi. Oberhalb des Kwando-Flusses, an einem Ort namens Nakatwa, errichten wir unser Lager. Als es gerade einmal nicht regnet, bauen wir unsere Zelte auf. Bloß gut, daß wir auch für unser „Speisezimmer" eine große Zeltplane haben, sonst hätten wir ganz schön im Regen gesessen. Den ganzen Nachmittag und Abend ist das Wetter recht feucht, ein Kunststück ist’s, das „Geschäft" ohne nassen Hintern zu verrichten... 

Am Abend umschwärmen zahllose Termiten unser elektrische Beleuchtung, so daß wir auf Kerzen umsteigen, die Termiten kommen aber trotzdem. Am nächsten Morgen kleben viele tote Insekten am feuchten Bus. Wir haben trotzdem einen gemütlichen Abend mit spannenden Erzählungen von Gert über seine Familie. Später begleitet mich stetiger Regen in den Schlaf. 
 

Nur für Touristen!       Donnerstag, 01.12.1994

Nach dem Frühstück um halb acht fahren wir zur Lianshulu Lodge, einer grünen Oase direkt am Kwando. Die englischen Besitzer sind sehr nett und bewirten uns mit Kaffee. Vor der Terrasse verschwindet ein Waran im Schilf und auf dem Geländer hüpfen Vögel hin und her. Das Gästehaus ist sehenswert: Rustikale Rattanmöbel und afrikanische Dekorationen laden zum Verweilen ein. Doch wir steigen um in den hauseigenen Kleinbus und Fanie fährt uns zum Lizauli Traditional Village, wo uns die traditionelle Lebensweise der Schwarzen vorgeführt wird. Frauen mit Babies in umgebundenen Tüchern stampfen Maismehl, andere flechten Körbe, ein Guide erklärt uns die Funktion der verschiedenen Hütten und ihrer Gerätschaften wie Mausefallen, Nilpferdtrommeln oder ein kleines Fingerpiano. Als Höhepunkt präsentiert man uns den Medizinmann des Dorfes, hier kann man erkennen, daß es sich wirklich nur um eine Touristenshow handelt! Unter dem Baströckchen lugen die Khakishorts hervor und am Handgelenk prangt die Digitaluhr. Gesang und Tanz zu den Trommelschlägen einiger Männer sollen dem Wunderheiler helfen, verborgene Krankheiten zu finden, doch bei uns stellt er fest, daß wir alle gesund sind. (Obwohl irgend jemand gerade Durchfall hatte.) Abschließend wird uns noch ein Musikstück auf den Marimbas vorspielt, Instrumente, wie wir sie auch schon im Hotel Victoria Falls hörten, nur sind sie hier wesentlich primitiver. 

Zurück in der Lodge, gönnen wir uns erst einmal einen kultivierten Cooldrink, dann stöbern wir noch ein bißchen in dem Souvenirlädchen herum und finden auch einige nette Sachen. Leider beginnt es am Nachmittag wieder zu regnen. Während die anderen auf Pirsch sind, ziehen sich Kerstin, Moni und ich ins Zelt zurück und basteln an einer Überraschung für unsere Reiseleiter. 

 

Trans Caprivi bis nach Popa Falls           Freitag, 02.12.1994

Der Regen hat endlich aufgehört und wir können unsere Zelte im Trockenen abbauen. Allerdings ist alles noch klamm. Als besondere Überraschung findet sich diesmal unter Kerstin und Monikas Zelt eine riesige behaarte Vogelspinne. 

Bei Kongola auf der Hauptstraße müssen wir die Veterinärkontrolle passieren. Die Beamten sind der Meinung, unser mühsam gesammeltes Feuerholz auf dem Hänger trage die Maul- und Klauenseuche mit sich, und wir müssen alles in den Straßengraben werfen. Wir sind uns aber sicher, daß das dann wohl eher in den Kochstellen der Kontrolleure landen wird! 

Nun beginnt ein schwieriger, schmieriger Streckenabschnitt, der ungeteerte Trans Caprivi Highway. 30 km weiter ist erstmal Schluß: Schwere Sattelschlepper sind von der Straße abgekommen und haben keine Chance, sich auf glitschigen Untergrund selbst freizufahren. Wir müssen alle aussteigen, während Harald und Fanie unsere Fahrzeuge vorsichtig, um nicht ebenfalls im Graben zu landen, am Unfallort vorbeifahren. Unter unserem Beifall erreichen sie unbeschadet die andere Seite des Staus. Vorsichtig geht es weiter. Unterwegs halten wir dann doch noch einmal an, um Feuerholz zu sammeln, in der Hoffnung, daß uns der Kontrollposten bei Bagani nicht auch wieder alles abnimmt. Doch dort haben wir Glück, und das letzte Stück bis zum Camp an den Popa Falls rollen wir über saubere Asphaltstraße. 

Bei den Popa-Fällen handelt es sich eher um Stromschnellen, der Okavango tanzt über einige Felsen hinweg und bildet auch einige kleine Nebenarme. Ein solcher Nebenarm fließt durch lauter kleine Pools, in denen wir später ein Bad nehmen. Herrlich, auf den Steinen im seichten Wasser zu sitzen, in der Hand einen Cooldrink... wenn nur die kleinen Fischchen nicht wären, die unsere Zehen mit Angelhaken verwechseln! Immer in Bewegung bleiben lautet die Devise. 

Das ganze Camp hier ist eine sehr schöne Anlage mit Waschhäusern und Toiletten, einigen Bungalows und kleinem Shop. Alles wirkt sehr gepflegt und es grünt und blüht um uns herum. Schmale Pfade führen hinaus bis zu den Stromschnellen, wo sich im Gebüsch auch viele Vögel finden. Direkt im Camp entdecken wir einige Paradiesschnäpper, die auf ihrem kleinen Nest sitzen. Von ihnen sieht man eigentlich nur den überdimensional langen Schwanz. 

 

Und der Fanie hat ‘ne Farm...          Samstag, 03.12.1994

.. die befindet sich irgendwo nördlich des Waterberges und erwartet uns schon. Doch vorher liegt noch eine lange Fahrt vor uns. Bis Rundu sind es etwa 200 km, bis nach Grootfontein auch noch mal 250 km. Unterwegs bieten zahlreiche Holzschnitzer ihre Werke zu Verkauf an. In Grootfontein parken wir unter herrlich blühenden Bäumen und fallen in einen Supermarkt ein, um unsere Vorräte aufzustocken. Dann steht die Besichtigung des Hoba-Meteoriten auf dem Programm. Ich kenne diesen hauptsächlich aus Eisenerz bestehenden, ca. 50 t schweren Stein zwar schon, sehe ihn mir aber doch noch einmal an. Die Umgebung ist in den letzten Jahren parkartig gestaltet worden, man hat versucht, eine Art Lehrpfad einzurichten. Auch ein Shop ist entstanden. Der Fundort des Hoba-Meteoriten liegt in einem großen Talkessel, in dem sehr viel Landwirtschaft betrieben wird - die Kornkammer Namibias. 

Nach eineinhalb Stunden Fahrt erreichen wir Osnia, die Farm von Fanies Eltern. Die Gildenhuys’ begrüßen uns herzlich und zeigen uns ihr Haus, doch ziehen wir es vor, angesichts des schönen Wetters mit -endlich!- strahlend blauem Himmel, im Freien zu schlafen. Auf der Wiese hinterm Haus breiten wir unsere Planen und Schlafsäcke zum Trocknen aus. Im Haus, aber auch in zwei alten, ausrangierten Eisenbahnwaggons, die den Hof begrenzen, gibt es Duschen. Unsere Männer treffen sich im Hof zur Gemeinschaftsrasur. Angesichts der fehlenden Möglichkeiten sind die Bärte in den letzten Tagen ganz schön gesprossen und der gute alte Naßrasierer kommt wieder zu Ehren. Nicht alle sind darin geübt, was von uns weiblichen Wesen reichlich kommentiert wird. 

Am Abend findet ein richtiger Braai statt. Auf dem Grill wird allerlei Leckeres zubereitet, dazu gibt es Bier und Wein satt. Zum Nachtisch wird noch eine große Puddingschüssel aufgetragen. Wie wir hinterher erfahren, ist die ganze Verköstigung eine Spende unserer Gastgeber, für die wir uns herzlich bedanken! Beim anschließenden Lagerfeuer sitzen wir unter sternklarem Himmel. In gemütlicher Runde schmeckt sogar der Wein aus dem Pappkanister. 

Die Nacht bleibt mir unvergeßlich: All die Geräusche der Natur um uns herum, aber auch der Lärm der feiernden Farmarbeiter weiter entfernt, dazu der funkelnde Sternenhimmel. Kurz vorm Einschlafen sehe ich noch eine Sternschnuppe. Ich wünsche mir ... 

 

Abschiedsstimmung am Waterberg            Sonntag, 04.12. - Dienstag, 06.12.1994

Die Hähne der Farm gehen eindeutig vor, mitten in der Nacht beginnen sie zu krähen. So erleben wir mit, wie am frühen Morgen das Kreuz des Südens über dem Farmhaus steht. Nach dem Frühstück machen wir noch eine Pirschfahrt mit Fanies Vater über das Farmgelände. Im Hintergrund kann man bereits das rote Massiv des Waterberges sehen. Schließlich verabschieden wir uns von unseren netten Gastgebern und nähern uns unserem letzten Etappenziel, dem Bernabé-de-la-Bat-Camp am Fuße des Waterberges. Auf gepflegtem Rasen errichten wir zum letzten Mal unsere Zelte. Nach einem kurzen Besuch im Shop mache ich mich mit Edith auf den Weg zum Swimmingpool. Von meinem ersten Besuch hier vor eineinhalb Jahren weiß ich, daß er vor traumhafter Kulisse liegt. Aber diesmal ist das Bad übervölkert und man hat Mühe, einen Stehplatz im Wasser zu bekommen (naja, das ist jetzt leicht übertrieben. Aber voll ist es schon.). Beim Abstieg zur Campsite treffen wir einige unserer Leute auf der Restaurant-Terrasse mit zahlreichen leeren Bierflaschen auf dem Tisch. Ich mache noch einen Besuch auf dem nahen Soldatenfriedhof. Am Waterberg fand 1904 die entscheidende Schlacht zwischen den Hereros und der deutschen Schutztruppe statt. Die Gefallenen Deutschen liegen hier begraben. Die Schwarzen wurde damals in die weite Omaheke getrieben. An sie erinnert nur eine kleine Tafel ganz hinten an der Mauer. 

Am nächsten Morgen starten wir zu einer Fahrt hinauf auf das Plateau. Neuland für mich, denn damals war der Wagen an unserem Anwesenheitstag bereits ausgebucht. Wir können nun aber mit unserem „Willi" hinauffahren. Willi: Habe ich ihn noch nicht vorgestellt? Das ist unser Bus! Etwas außerhalb des Rastlagers führt eine Straße hinauf auf den Waterberg. Der Boden dort oben ist rot und das ganze Gelände bewachsen, was man von unten nicht erwartet hätte. Zuerst fahren wir zu einem Aussichtspunkt an der Felskante. Steil unter uns liegt nun das Camp, man kann sogar unser Waschhaus erkennen. Jemand behauptet, Fillemon dort rumlaufen zu sehen. Etwas weiter oben erkenne ich die alte Polizeistation, das jetzige Restaurant. Der Blick kann ungestört über die endlos weite Omaheke streifen, nur auf der rechten Seite ist das Ende des Waterberges und hinter einer scheinbar engen Durchfahrt der kleine Waterberg zu sehen. 

Leider sehen wir auf dem Plateau nur sehr wenige Tiere. So steuern wir gegen 11 Uhr 30 einen gutgetarnten Ansitz an, den wir durch einen langen umbauten Gang erreichen. Das ‘Versteck’ ist ein großer, geschlossener Raum, nur auf der Vorderseite ist ein Spalt zum Durchsehen freigelassen. Von Bänken aus können wir nun eine Wasserstelle beobachten. Tatsächlich erscheinen auch bald einige Leierantilopen mit zwei Jungen, wenig später kommen auch noch zwei Kudus, die aber immer wieder sehr mißtrauisch zu uns hinüber gucken. Wir haben hier unsere Mittagskiste dabei, einige nutzen auch die Gelegenheit zu einem Mittagsschlaf. 

Auf der Rückfahrt kommen wir fast noch in den Regen, eine drohend schwarze Wolke steht über dem Waterberg. Bevor wir wieder hinunter fahren, zeigt uns Harald noch die Dinosaurier-Spuren, die auf dem steinigen Fußboden zu erkennen sind. Ob es wirklich Dinosaurier waren? 

Nach dem letzten gemeinsamen Abendessen nehmen Kerstin, Monika und ich die Verleihung des „Andreas Hosenbein Orden 1. Klasse in Blech" für unsere Crew vor. Dazu verlesen wir das Gedicht und anschließend singen wir alle „‘Ne Safari, die ist lustig". Die meisten Strophen stammen von Edith. - Jetzt weiß auch Harald, daß er Monika nicht für verrückt halten muß, weil sie ihm weiß machen wollte, daß sie Blechdosendeckel sammelt; schließlich konnte sie ihm ja nicht sagen, daß die Deckel für Orden gedacht sind! 

Unser letzter gemeinsamer Tag beginnt mit dem nun schon eingeübten Zeltabbau. Nach dem Frühstück versammeln wir uns zum Gruppenfoto, dann ist die schöne gemeinsame Zeit auch schon fast vorbei. Die Fahrt nach Windhoek verläuft ohne Zwischenfälle, unterwegs an der Tankstelle in Okahandja verabschieden wir uns von Fanie. Harald fährt uns zur Pension Moni, wo die meisten aussteigen. Zusammen mit Gert, Karl-Heinz und Wilhelm fahre ich noch mit bis zum Safari-Hotel, wo ich unseren Avis-Mietwagen abholen will. Wilhelm wohnt im Safari-Hotel, sein Einmarsch dort ist beeindruckend: Sein staubiges Gepäckstück wird auf einem goldenen Kofferwagen hineingefahren, er selber marschiert in Stiefeln und Shorts hinterher und will gar nicht so recht in die vornehme Umgebung passen... 

Leider ist unser Mietwagen, ein Toyota Venture, noch nicht fertig, aber ich kann die Dame von Avis überreden, mir einen Golf für einige Stunden zu überlassen, damit wir unsere Einkäufe machen können. Außerden muß ich ja wieder in die Pension zurück. Am Nachmittag bekommen wird den Venture dann ins Hotel gebracht. Lobenswert: Für den Golf brauchte ich keinen Dollar extra zahlen. 

Am Nachmittag stehen also Besorgungen auf dem Programm, wir müssen Getränke für unsere morgige Fahrt einkaufen. Auch einige Souvenirs werden erstanden. Mittags treffen wir fünf uns in Mikes Kitchen. Den Nachmittag verbringe ich u.a. am Swimmingpool, am Abend treffen wir uns alle noch einmal im Café Schneider zum gemeinsamen Abendessen. Nur Fanie und Andreas fehlen, Fanie ist  bereits nach Hause gefahren und Andreas wurde von einem Farmer abgeholt, wo er die letzten Tage verbringen will. Der Abend ist sehr lustig, zum Schluß laden wir Horst und Lutz in unseren Venture ein und fahren zurück zur Pension Moni. 

 

Neue Abenteuer...     Mittwoch, 07.12./Donnerstag, 08.12.1994

Gegen 8 Uhr 30 verlassen Edith, Yvonne, Hilde und ich unser Hotel und fahren auf der Teerstraße südlich nach Rehoboth. Dort wechseln wir auf die C24, eine gute Schotterpad. Langsam wird es bergig. Ein paar Bäume mit Gesellschaftsvögel-Nestern säumen fotogen den Straßenrand. Es geht hinauf in die Berge über Nauchas und dann den Remhoogte Pass wieder hinunter. Es ist eine phantastische Landschaft! Die Berghänge präsentieren sich in sanft geschwungenen Mustern und zwischendurch wachsen immer wieder Bäume, Sträucher und Gräser. 

In Büllsport machen wir Zwischenstop zum Tanken. Hier gibt es noch eine Zapfsäule, die per Handpumpe betrieben wird. Auch ein kleiner Laden ist vorhanden, in dem Hilde einige Cooldrinks ersteht. Die Landschaft bis Maltahöhe wird nun eintönig, wir fahren durch weite Ebenen, die im Osten von langen Tafelbergen begrenzt werden. Gegen 16 Uhr erreichen wir Maltahöhe, finden auch sofort das Hotel, stehen aber vor verschlossener Tür. Im Nebengebäude treffen wir Herrn Schreiner, den Wirt, der uns unsere Zimmer auf der anderen Straßenseite zeigt. Vor der Tür liegt ein kleiner, aber sehr grüner Garten mit Swimmingpool und zahlreichen Volieren mit Wellensittichen und Rosenköpfchenpapageien. Wir hüpfen zur Erfrischung in den Pool, am Nachmittag machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Auffallend sind die vielen Kirchen. 

Das Abendessen wie auch das Frühstück nehmen wir im Hauptgebäude des Hotels zu uns, die Atmosphäre dort ist eher wie in einer Kneipe. Am nächsten Morgen verlassen wir Maltahöhe im Regen, der jedoch bald aufhört. Nach den Ebenen des Vortages kommen nun wieder ein paar Berge auf uns zu. Sie sehen lustig aus: Flache Tafelberge, spitze Pyramiden, sanft geschwungene Hügel, die an Vulkanlandschaften erinnern. Die Landschaft ist wieder spannend geworden. Bei Helmeringhausen wechseln wir auf die C13 über. Helmeringhausen: Der Name ist größer als der Ort. Ca. 10 Häuser säumen die Dorfstraße, darunter ein Hotel, ein Drankwinkel und ein Freiluftmuseum. Auf dem Weg nach Aus kommen wir an einigen Steinhaufen vorbei, die wie von Riesen aufgehäuft aussehen. Vor dem nun wieder strahlend blauen Himmel eine interessante Kulisse. In Aus tanken wir noch einmal, bevor wie die 125 km durch die Wüste nach Lüderitz antreten. Kurz hinter Aus gibt es auf der linken Seite einen hübschen Picknickplatz, wo wir Mittagspause machen und uns auch die vielen Blumen ansehen, die hier am Wegesrand wachsen. 

Die Strecke nach Lüderitz führt, wie gesagt, mitten durch die Namib. Sie ist aber asphaltiert und gut zu fahren. Wir halten Ausschau nach den „wilden Pferden der Namib", die in dieser Gegend leben sollen und entdecken auch tatsächlich welche. Irgendwo in der Nähe gibt es einen künstlichen Brunnen, ansonsten gibt es nur magere Kost für die Nachkommen ehemals zahmer Haustiere. 

Es wird windig. Wir sehen, wie der Dünensand über die Straße geweht wird, und als Hilde zwecks Foto aussteigt, ist sie ziemlich schnell wieder im Auto, denn der Wüstensand zwickt ganz schön! Kurz vor Lüderitz haben sich auch Sandverwehungen auf der Straße gebildet. Sie sind bretthart und müssen vorsichtig umfahren werden. Linkerhand wird eine Ortschaft sichtbar, das ist Kolmanskuppe, die Geisterstadt, die wir noch besichtigen werden. Dann taucht Lüderitz auf, ein Ort auf Felsen direkt am Meer. Als wir vor Kapps Hotel aussteigen, ist es zwar immer noch windig, aber wenigstens sandfrei. Die Zimmer sind recht klein, vom Innenhof aus zu betreten, aber sie haben ein Bad und sind sauber. Wir halten uns auch gar nicht lange auf, sondern brechen gleich zu einem Informationsspaziergang auf. In einem Reisebüro holen wir uns ein Permit für Kolmanskuppe, dessen Besichtigung für morgen geplant ist. 

Lüderitz ist eine alte deutsche Kolonialstadt, viele alte, liebevoll restaurierte Häuser erinnern an diese Zeit. Leider ziehen immer mehr Weiße weg, da die Gegend außer Fischerei und Tourimus kaum noch Arbeitsplätze bietet. In der Hauptstraße gibt es ein Postamt, einige Geschäfte, zwei weitere Hotels und ein paar einfache Restaurants. Es gibt auch noch ein kleines Museum mit einer Sammlung naturkundlicher Stücke sowie zahlreichen Fotos aus der „guten alten Zeit". Anschließend besichtigen wir noch die Felsenkirche, die, wie der Name schon sagt, oberhalb des Ortes auf den Felsen thront. Der freundliche alte Küster öffnet sie jeden Nachmittag zur Besichtigung, lohnenswert vor allem durch die herrlichen Glasfenster, die vom deutschen Kaiser und Edelleuten aus Deutschland im Jahre 1912 gestiftet worden sind. 

Zum Abendessen fahren wir hinunter zum Strandcafé, wo man direkt am Meer sitzt und den Sonnenuntergang hinter der Bucht verfolgen kann. Das Essen ist lecker, es gibt einige Fischgerichte und Langusten, aber auch Steaks. Die Preise sind erfreulich niedrig. 

 

Eine Geisterstadt in der Namib            Freitag, 09.12.1994

Der Wind hat sich zum Sturm entwickelt, der hier unablässig um die Felsen pfeift. Wir verlassen Lüderitz für einen Ausflug nach Kolmanskuppe und fahren die wenigen Kilometer landeinwärts. Der Wind treibt uns erst einmal in das kleine Museum, das auch Treffpunkt für die Führung durch den Ort ist. 

Kolmanskuppe war Anfang des 20. Jahrhunderts eine Stadt der Diamantenarbeiter. Zufällig fand man in der Umgebung diese edlen Steine, was dann einen Diamantenboom auslöste. Die schnell reich gewordenen Besitzer der Claims erbauten sich mitten in der Wüste eine Stadt mit allen Vorzügen des luxuriösen Lebens: Die Häuser wurden mit Möbeln aus Übersee eingerichtet, es gab fließendes Wasser, ja sogar Badewannen, elektrisches Licht und natürlich auch Vergnügungsetablissements wie die große Turnhalle, in der auch Veranstaltungen stattfanden, oder die alte Kegelbahn, ferner ein kleines Krankenhaus, eine Getränkefabrik und ein Schwimmbad. Nach dem zweiten Weltkrieg ließen die Diamantenfunde nach. Die Versorgung der Stadt wurde immer schwieriger und teurer und die Bewohner verließen Kolmanskuppe, bis 1956 schließlich nur noch einer übrig geblieben war. Heute versinkt der Ort im Sand und wird als Freilichtmuseum von der CDM-Minengesellschaft verwaltet. 

Unsere Führung ist in englisch, für uns kein Problem, ich laufe ohnehin mit Kamera und Fotoapparat hinter der Gruppe her und bin schwer beschäftigt. Es gibt reichlich Skuriles zu sehen. In der Kegelbahn fordert unsere junge Führerin uns „Germans" auf, doch mal zu kegeln, ich versuche es auch, schaffe aber nur eine schlappe fünf. Allerdings knirscht die Kugel unterwegs auf der Bahn, auch hier ist reichlich Sand „im Getriebe". In der Turnhalle darüber steht noch das alte Klavier, in einer anderen Ecke findet sich ein riesiger antiquarischer Schalt- und Sicherungskasten aus dem Hause Siemens. Sogar in die Wüste verfolgt mich diese Firma! Nebenan ist die Großküche mit einem riesigen Herd. Durch die Türritzen dringt hauchzart der Sand ein. Andere Häuser sind bereits meterhoch mit Sand gefüllt. Durch den heißen Sandsturm besichtigen wir, nun ohne Führung, verschiedene Häuser. Teilweise fehlen die Dielenbretter, dann scheint die Sonne durch’s Dach oder der Sand füllt fast die ganze untere Etage aus, so daß man von Zimmer zu Zimmer nur im Kriechgang kommt. Alte Tapeten und Farbe blättern von den Wänden, blinde Leuchten schaukeln im Windzug und irgendwo quietscht ein Fensterflügel. Fußspuren ziehen sich durch alle Gebäude und zeugen von zahlreichen Besuchern. Eine Tür ist noch ordnungsgemäß mit einem stark verrosteten Vorhängeschloß gesichert, nur fehlt die komplette innere Türfüllung. Schade, daß alles so verfällt, das geht in der Wüste ganz schnell. Für Fotografen und Filmer ist es jedenfalls ein Eldorado. 

Im Hotel in Lüderitz steigen wir als erstes unter die Dusche und fördern so einige Handvoll Sand zutage. Nach einer Siesta sind wir zu neuen Erkundigungen bereit. Ich streife ein bißchen durch den Ort, der sehr übersichtlich ist, dann treffe ich zufällig Edith vor dem Goerkehaus. Gemeinsam gehen wir hinein und besichtigen ein gut erhaltenes und renoviertes Haus der alten Stadt Lüderitz. Eine ältere Dame führt uns herum und erzählt allerlei über den Mann namens Goerke, einen deutschen Kaufmann, der dieses Haus erbauen ließ, dann aber doch nicht darin wohnte. Zwischenzeitlich gehörte es der Minengesellschaft, nun der Regierung, die es als Gästehaus benutzt. 

Am späten Nachmittag fahren wir noch hinaus zum Achatstrand. Der Wind fegt uns fast von den Beinen, trotzdem ist es wunderschön am Meer und ich klaube mal wieder einige Steine für meine Sammlung auf. Am Abend gehen wir in das Restaurant „On the Rocks" nahe des Hotels. Wir sind fast die einzigen Gäste in dem großen, mit namibischen Gegenständen geschmückten Raum. Ich bestelle mir eine „Diaz Cross Platter" mit verschiedenen Sorten Fisch, lecker! 

 

Ein bißchen Umgebung...         Samstag, 10.12.1994

Viele Möglichkeiten hat man rings um Lüderitz nicht. Vergleichbar mit dem Berlin zur Zeit der Mauer befindet sich rings um den Ort das Diamantensperrgebiet. Es gibt zwar keinen Zaun, aber wer darin erwischt wird, muß mit Strafe rechnen. So gibt es nur die Strecke entlang der Lagunen und Buchten südlich der Stadt zum Diaz-Kreuz und dem kleinen Bogenfels. 

Zuerst allerdings schauen wir uns das Lüderitz-Denkmal auf Shark Island, eine dem Hafen vorgelagerte Insel, an. Es erinnert an den Kaufmann Adolf Lüderitz, der die Bucht und das Land drumherum 1884 erwarb und den Ort gründete. Es war sozusagen die Keimzelle von Deutsch-Südwestafrika. Viele Gedenktafeln errinnern auch an gefallene Soldaten. Dann verlassen wir die Stadt nach Süden und klappern nun Bucht für Bucht und die Lagunen ab. Auch an Salzpfannen kommen wir vorbei. An der Sturmvogelbucht, welch passender Name bei dem Sturm, sind noch die Grundmauern alter Fischfabriken zu sehen. Ein alter Walfischknochen steht als Denkmal am Strand. In den Buchten sehen wir verschiedene Wasservögel, darunter auch zahlreiche Flamingos. Sie halten peinlich genau Abstand zu uns, als wir uns mit der Kamera versuchen zu nähern. An Land finden wir Lithops und andere merkwürdige Pflanzen. 

Ein beliebtes Ausflugsziel ist das Diaz-Kreuz. Es steht auf einem Felsen, den ich ersteige. Wackelfreies Filmen ist unmöglich, ich habe Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Ein wellenumspülter kleiner Felsen beherbergt zahlreiche Robben und Vögel. Ein Stückchen weiter suchen wir uns einen windgeschützten Platz zum Picknick. Dabei können wir die Wellen beobachten, die ans Ufer donnern. 

Weitere interessante Plätzchen gibt es in den nächsten Buchten, am „kleinen Bogenfels" und am „kleinen Fjord". Dann ist der Auslauf auch schon wieder begrenzt vom Diamantensperrgebiet und wir kehren zurück nach Lüderitz. Nach einem Sherry im Zimmer halten wir Siesta, bevor es zum Abendessen noch einmal ins Strandcafé geht. 

 

Landschaften zum Träumen und Staunen           Sonntag, 11.12./ Montag, 12.12.1994

Das ist typisch: An unserem Abreisetag ist es in Lüderitz windstill! Wir nutzen den wolkenlosen blauen Himmel noch für ein paar Fotos im Ort aus, dann verlassen wir die Küste und treten den Rückweg durch die Wüste an. Wieder passieren wir Kolmanskuppe und kommen auch einer Bahnstation namens „Grasplatz" vorbei. Hier war wohl der Wunsch der Vater des Gedankens, von Gras keine Spur. Aber es gibt auch andere Bahnstationen in Namibia, die heißen „Wasser" oder „Heide". In der Wüste treffen wir wieder auf einige Pferde und auch eine einsame Trappe. Hinter Aus beginnt dann Neuland für uns. Markante Tafelberge rahmen unsere Straße ein, andeutungsweise sind Canyons zu erkennen, ein Vorgeschmack auf unseren Ausflug zu Fish River Canyon. Gegen Mittag erreichen wir Keetmanshoop, wo wir im Canyon Hotel reserviert haben. Der Empfang ist toll, es gibt für jede einen Cocktail an der Reception. Die Zimmer sind phantastisch, mit Bad/WC, Wasserkocher und Fernseher und modern eingerichtet. 

Den Nachmittag verbringen wir mit Relaxen im Hotel. Ich stöpsele meine Videokamera in den Fernseher und kann mir schon mal meinen Film ansehen. Auch der Swimmingpool mit gepflegtem Rasen und bequemen Liegen trägt zu unserer Erholung bei. Gegen 17 Uhr brechen wir dann wieder auf. Auf einer Farm entrichten wir einen Obulus, dann erkunden wir den „Spielplatz der Giganten", ein Felslabyrinth wie von Riesenhand zusammengewürfelt. In abenteuerlichen Kreationen liegen die Felsen aufeinander, dazwischen stehen bereits erste Exemplare von Köcherbäumen. Trotz der kleinen Pfeile verlieren wir irgendwann den Weg und schlagen einen großen Bogen zum Auto zurück. Kurz vor Sonnenuntergang treffen wir im Köcherbaum-Wald ein. Hier stehen die merkwürdigen Baum-Aloen auf felsigem Untergrund besonders dicht. Ihre Rinde glänzt golden in der sich neigenden Abendsonne. Obwohl noch einige andere Autos und sogar ein Bus da sind, verteilen sich die Leute relativ gut. Wir suchen uns einen bequemen Felsen, von dem aus wir das Schauspiel des Sonnenunterganges genießen können. Mit einem Gläschen Sherry in der Hand und dieser Kulisse läßt’s sich leben! 

Die Sonne verschwindet schließlich hinter den Bäumen, dann hinter den Felsen, und bald ist nur noch der Lichtschein zu sehen. Der Himmel färbt sich orange, rot und lila und als Scherenschnitte heben sich die bizarren Köcherbäume davor ab. Es ist einmalig. Auch wenn wir zahlreiche Fotos schießen: Diesen Abend werde ich wohl auch so nicht vergessen! 

Am nächsten Morgen brechen wir zeitig auf, etwas über zwei Stunden Fahrt liegen vor uns. Unser Ziel ist der Fish River Canyon. Wieder führt uns die Pad durch die Landschaft der Tafelberge, parallel zur Straße verläuft eine Bahnlinie. Als wir einem Zug begegnen und anhalten, um zu filmen, winkt uns der Lokführer zu und betätigt seine Dampfhupe. Ein freundliches Land! 

Beim Camp Hobas, das ca. 10 km vor dem Canyon liegt, bezahlen wir unsere Eintrittsgebühr, dann folgen wir den Schildern Richtung „Avgroonde". Plötzlich endet die Straße an einem Picknickplatz, und als wir ihn betreten, stehen wir direkt am Abgrund. Gut 400 m tief fallen die Felsen fast senkrecht ab, auf seinem Grund stehen einige Tümpel grünlichen Wassers, die Reste des Fish Rivers. Nach links und rechts, soweit das Auge blicken kann, ersteckt sich dieser Canyon. Die Wände sind zerklüftet und man kann die Schichten erkennen, die der Fluß im Laufe der Jahrtausende durchgraben hat. An einem zweitem Picknickplatz beginnt der Hiking Trail. Kaum vorstellbar, daß man in dieser Hitze hinunterklettert, die 90 km bis Ai-Ais wandert und daran noch Spaß findet! Wie wir so sinnieren, kommt plötzlich ein junger Mann heraufgestiegen. Wir erkennen in ihm den Schweizer wieder, den wir schon in Kolmanskuppe trafen. Nach einer ganzen Weile kommt auch seine Frau heraufgekeucht. Die beiden sind am frühen Morgen hinabgewandert. Naja, die Schweizer lieben’s halt bergig... 

Auf dem Rückweg machen wir Mittagspause im Camp Hobas. Da ich in einem Reiseführer gelesen hatte, daß es hier einen Swimmingpool gibt, haben wir unsere Badeanzüge dabei und genießen das kühle Naß. Ein Mittagsschläfchen auf dem schattigen Rasen, dann treten wir den Heimweg an, diesmal mit einem Abstecher am Nautedam entlang. Im Canyon Hotel hüpfen wir auch noch einmal in den Pool, bevor es zum Abendessen ins Hotelrestaurant geht. 

 

Am Hardap Dam          Dienstag, 13.12.1994

Beim Frühstück beobachten wir ein paar spatzenähnliche Vögel, die in der Palme auf der Hotelterrasse gebrütet haben und deren Junge nun den ersten Ausflug machen. Auch wir machen bald einen Abflug, nach einem kurzen Stop in Keetmanshoop beim Touristenbüro (untergebracht im alten Kaiserlichen Postamt) und in Mariental biegen wir zu unserer letzten Station vor Windhoek ab. Hardap Dam ist ein Erholungsgebiet unter staatlicher Führung so wie auch z.B. Etosha oder Gross Barmen. Die Bungalows liegen oberhalb des Dams, einem großen, jetzt aber relativ leeren Stausee. Auch ein rundumverglastes Restaurant gibt es, daneben ein Schwimmbad. An der Rezeption gibt es einige Wasserbecken mit Fischen zu besichtigen. Unser Bungalow Nr. A6 hat zwei Schlafzimmer, Dusche, WC, Küchenzeile und Wohnzimmer sowie eine Terrasse. Es ist brütend heiß, so beschließen wir, nach dem Lunch erstmal in das Schwimmbecken zu gehen. Das ist nur halbgefüllt und das Wasser geht kaum über den Bauch, aber trotzdem herrlich erfrischend. Am späten Nachmittag starten wir zu einer Pirschfahrt ins Hardap Game Reserve (Wildtuin, Wildpark). Nur wenige Tiere bekommen wir zu Gesicht: Einige einzelne Springböcke, ein gut verstecktes Kudu und zwei Oryx. Dann müssen wir uns noch beeilen, daß wir im Restaurant noch etwas zu essen bekommen. Vom Tisch aus können wir einen schönen Sonnenuntergang in den herrlichsten Farben und mit verschleierten Wolken beobachten. 

Da es so heiß ist (mind. 35°C), beschließen wir, auf der Terrasse zu schlafen. Doch leider kommt nach Mitternacht ein Sturm auf und zwingt uns zur Flucht nach drinnen. Aufgrund der Hitze (immer noch 33°C) kann ich kaum schlafen, die anderen sitzen im Wohnzimmer und zählen Sternschnuppen. 

 

Abschied von Südwest      Mittwoch, 14.12. - Freitag, 16.12.1994

Unsere letzte Fahrt nach Windhoek bringen wir in ca. 2 Stunden hinter uns. Hier wohnen wir wieder in der Pension Moni. Die letzten Tage in der Stadt verbringen wir mit Shopping, Rumtrödeln, Entspannen am Swimmingpool. Mittwoch Mittag essen wir im Kaiserkrone in der Post Mall, abends wieder im Homestead House. Am Donnerstag Abend steht dann Sam’s Restaurant auf unserem Speiseplan: Schnecken, Fillet Steak und Mousse au chocolat. Doch vorher machen wir noch einen Abstecher zu Inge und Joh’s altem Haus, in deren Umgebung ein komplettes Neubaugebiet entstanden ist. Mit der Ruhe ist es dort wohl vorbei. 

Am Freitag Morgen heißt es Kofferpacken, erstaunlich, was sich so alles in vier Wochen ansammelt. Und dabei habe ich noch nicht einmal Wein eingekauft! Da wir vormittags unsere Zimmer räumen müssen, verbringen wir den Tag im Garten, wo uns eine Manguste mit ihrem Nachwuchs Gesellschaft leistet, bis dann endlich die Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen. In der Pension Moni hat es uns wirklich gut gefallen. 

Über die üblichen Etappen, verbunden mit den unvermeidlichen Wartezeiten, erreichen wir alle Samstag Vormittag wohlbehalten unsere Heimat. 

 
 

Ein kurzes Nachwort...

... muß sein! Ein wunderschöner Urlaub liegt hinter uns, zuerst das Safari-Abenteuer in der Gruppe, über die wir ja vorher nichts wußten und die sich im Großen und Ganzen gut ergänzt hat. Ein dickes Lob gebührt Harald und seinem Team, daß sie uns die Schönheiten Namibias und Botswanas nähergebracht haben. Dies war meine erste Gruppensafari, vielleicht fehlen mir Vergleichsmöglichkeiten, aber: Es war prima! 

Dann noch die Tour nach Lüderitz in eigener Regie, die mir und hoffentlich auch meinen mitreisenden Damen viel Spaß gemacht und Sehnsüchte nach einem weiteren Urlaub in Namibia geweckt hat. Ganz sicher komme ich eines Tages wieder und werde Erinnerungen auffrischen und Neues entdecken. Darauf freue ich mich schon! 

Ich hoffe, daß ich all dies im vorliegenden Bericht „rüberbringen" konnte und die Lektüre ein bißchen Spaß gemacht hat. 

Heia Safari!





Aristo

im April 1994 / 20.11.1998