Ein vorweihnachtliches Bummelwochenende in Athen, das schwebte mir vor, seit ich Katrins Fotos gesehen hatte. Das möchte ich auch mal live sehen ... und gesagt, gebucht, so ging es los.
 
Netter Nebeneffekt: Mittlerweile wartete Katrins neuer Kater Beany auf den Flug nach Hause, und eine weitere Bekannte hatte sich in einen Welpen von der Vrouva-Farm verliebt - was lag näher, als die Reise zur Katzen-und-Hunde-Heimführung zu deklarieren. Dank aufgeregter Frauchens geriet mein eigentlicher Ausflug fast ins Hintertreffen!

 

Donnerstag, 12.12.2019
 
Das war mal wieder ein schöner Tag. Der Flug nach Athen verläuft ruhig, obwohl fast neben mir ein einjähriges Kind sitzt. Die Mutter kümmert sich liebevoll und man merkt gar nichts von der Lütten. So kann das auch gehen! Wir sind eine bunte Dreierreihe: die Mutti ist Muslimin mit Kopftuch, direkt neben mir eine Farbige mit interessanter strassbesetzter Kopfbedeckung. Auch nicht ganz schlank, aber wir kommen gut klar.

In Athen bei der Landung Regen, alle gucken fast ebenso bedröppelt. Mein vorbestellter Taxifahrer überrascht mich mit einigen Deutschkenntnissen, so dass wir uns gut unterhalten können (in Hannover geboren und dort bis zum 9. Lebensjahr gewohnt). Ich kenne mich besser in der Plaka aus als er und steige gegenüber vom Hadrians Tor aus, die letzten Meter zum Hotel geht es zu Fuß. Der Marmorboden ist glatt durch die Nässe, aber es regnet nun nicht mehr.

Im Adams habe ich wieder Zimmer 103, klein aber okay für mich. Das Hotel ist nicht das neuste und schickeste, aber sauber und nett. Das Mädel an der Rezeption erkennt mich wieder, dabei ist es schon einige Jahre her.
 
Nur kurz frisch machen, dann zieht es mich hinaus in die Stadt. Die Adrianou hinunter bis zum Monastiraki, dann die Ermou hoch zum Syntagma. Voll überall, weiter unten auch viel Deko und alle Geschäfte leuchten und blinken. Am Syntagma-Platz ist ein wunderschöner Weihnachtsbaum aufgestellt, viele Leute stehen und gucken, eine Radiostation macht Musik, es ist eine lockere und doch auch festliche Stimmung. Viele Polizisten sorgen für ein gutes Gefühl auf der Straße.
 
  
 
  
 
  
 
  
 
   Salepi, ein Getränk aus Orchideen
 
 
Ich laufe zurück durch eine eher dunkle Parallelstraße der Ermou, dann komme ich nach Psirri und nein, das Little Kook kann man nicht verfehlen ... das "blink-blink" ist schon heftig, aber auch mal schön. Viele Menschen verstopfen die Gasse und die Schlange ins Lokal ist mind. 50 Meter lang und an den Türsteher-Elfen kommt niemand vorbei. Für heute also nix für mich, da stell ich mich nicht an.
 
  
 
  
 
Ich laufe weiter durch Psirri; wo es angesagt ist, muss man anstehen. Als Alternative sitzt man irgendwo ganz allein, auch nicht prickelnd. Da gehe ich zum Essen doch wieder zum Monastiraki, dort ist Leben, aber auch vieles noch frei und ich lande wieder in O'Thanasos, wo wir damals mit Ayda waren: bodenständige Küche zu vernünftigen Preisen. Das "Kebab" hier ist ein Muss und ein Glas Wein geht noch aufs Haus und trotzdem zahle ich nicht mehr als 12 Euro am Schluss.
 
  
 
  
 
Ich wandere zurück in die Plaka, viele Geschäfte in der Adrianou haben schon zu. Neben dem Lulus gibt es ein nettes Lokal mit Lifemusik und Tellerwerfen. Hier trinke ich einen Cappuccino. Dann noch eine kleine Runde hoch zum Akropolis-Zaun und zum Absacker in die Bar / Cafe Oionos. Wein, WiFi, Chips, ein Kater auf dem Schoß und das direkt unterm Heizpilz - perfekt.
 
  
 
Nun hoffe ich auf trockenes Wetter morgen ... ich freu mich auf die Stadt und Psirri bei Licht.

 

Freitag, 13.12.2019
  
Heute ist Lauftag. Ich kriege erst gar nicht mit, dass es schon hell ist, aber dann hüpfe ich unter die Dusche (Marke "hier kannste nicht drin umfallen" ) und frühstücke unten im Hotel. Der Kaffee ist ein Witz, aber es gibt dunkles Brot und leckere Marmelade. Für den Anfang okay.
  
Als ich um halb 10 auf die Adrianou komme, sind die meisten Läden noch geschlossen. Shoppen ist also erstmal verschoben, stattdessen laufe ich zum Monastiraki und weiter über die Ermou nach Kerameikos. Was im Dunkeln dank Weihnachtsbeleuchtung gestrahlt hat, sieht tagsüber doch recht trist und schäbig aus. Viele Flohmarktläden säumen die untere Ermou. Später wird die Straße zur Fußgängerzone.
 
  
 
  
 
  
 

Linker Hand die Akropolis und Ancient Agora vor grauem Himmel, rechts die archäologischen Ausgrabungen von Kerameikos, recht weitläufig das Gelände, sieht interessant aus. Pech gehabt: Vom 12.12. bis auf weiteres aus technischen Gründe geschlossen.
 
  
 

 
  
 
Ich wandere weiter bis zur Christmas Factory, das Gelände sieht ebenfalls interessant aus, aber um 10 Uhr morgens ist noch nichts los und so umrunde ich das Areal nur. Gazi hier ist doch recht herunter gekommen und eher von Geschäften und Werkstätten bestimmt. Bald komme ich dann an einer Straße auf der nördlichen Seite vom Kerameikos raus, auch von hier aus mit Blick auf die Akropolis nett anzuschauen, zumal der Himmel langsam aufreißt.
 

  
 
  
 
  
 
Und dann bin ich schon wieder in Psirri und bald vorm Little Kook, das auch ohne Festbeleuchtung beieindruckend bunt ist. Und: Es stehen keine Leute an und die Eingangselfe winkt mich gleich hinein.
 
  
 
  
 
Ich bekomme direkt einen Platz im Eck und ganz ehrlich, die Deko ist nicht nur beeindruckend, sondern fast schon bedrückend. Aber herrlich kitschig ... man kann stundenlang neue Details entdecken, und der Lemon Pie ist ausgezeichnet! Weder möchte ich aber hier arbeiten (die armen Mädels und Jungs mit Zipfelmützchen und Elfenohren!), noch die Stromrechnung zahlen oder gar Staub wischen. Sogar die ohnehin schon enge Toilette im Keller ist dekoriert. Muss man tatsächlich mal gesehen haben.
 
     
 

Ich wackel dann mal wieder los und quer durch das marod-charmige Psirri erreiche ich die Markthallen. Hier ist viel Betrieb, ein Rundgang durch die Fischhalle ist wieder ein Erlebnis, dann geht es wieder raus und in der Sonne die Athinas runter zum Monastiraki. Ich werde meine Blicke in das eine oder andere Geschäft, kaufe aber nichts. Am Monastiraki tauche ich rechts ein in die Flohmarktgasse. Trödel, Souvenirs, Klamotten, Plastikzeugs, Schmuck, Parfüm - alles da.
 
  
 
     
 
  
 
  
 

Am Ende 2x links und über die Adrianou wieder zum Monastiraki und dann hoch nach Anafiotika. Mittlerweile strahlt die Sonne ganz ordentlich und bergauf wird es schnell warm. Durch bekannte Gassen lande ich im Lokal Anafiotika an der Treppe. Mit Blick auf die Stadt unter mir gibt es eine leckere Fava.
 
  
 
  
 
  
 
  
 

So langsam spüre ich meine Füße und ich laufe Richtung Hotel. In der Adrianou shoppe ich dann noch dies und das, drehe doch noch die Runde bis zum Akropolis-Museum, bissl hin und her und dann esse ich noch eine Kleinigkeit (Club-Sandwich ohne Chips), denn bis zum Abendessen mit Lia und Katharina wird das noch dauern.
 
  
 
  
 

Dann endlich im Zimmer Füße hoch! Ich muss erst wieder gegen 20:00 Uhr los, also hab ich genügend Zeit.
 
Der Abend ist dann sehr nett. Ich treffe mich mit Lia im Brettos, diesem wunderbar bunt beleuchten Weinlokal in der Plaka, wir trinken ein Glas Wein, die Auswahl aus der umfangreichen Karte überlasse ich Lia.
 
  
 
Dann laufen wir nach Psirri, um im Zampanó zu essen. Auf dem Weg dorthin entdecke ich bekannte Punkte, war ich doch gestern Abend und heute Morgen schon hier unterwegs.
 
  
 

 
Katharina kommt bald dazu und natürlich drehte sich das Gespräch bald um Katzen und Tierschutz. Das Essen ist sehr lecker, das Restaurant kann man empfehlen. Kurz nach Mitternacht setzt mich ihr Taxi am Hadrians Tor ab. Hier in der Plaka ist dann schon alles duster und so gehe ich direkt ins Hotel.
 
 
Samstag, 14.12.2019
 
Leider stimmt der Wetterbericht und es regnet heute. Ich schlafe ein bissl aus und will mir ein Kafenion zum Frühstücken suchen. Der Kaffee im Hotel ist ja nicht so dolle. Und dann mal gucken. So richtig Lust auf weite Strecken hab ich heute nicht (Knie...). Insofern hat das Acropolis-Museum gute Chancen, solange sie dort nicht ewig anstehen bei dem Wetter.
 
Bewaffnet mit dem alten Schirm meiner Mutter, breche ich auf in Richtung Akropolis-Museum. Vorher aber mache ein Stop in einem Café. Hier sitze ich erst im Vorzelt, flüchte aber schnell ins Haus, als Starkregen seine Wassermassen durch das Lokal spült.
   
Irgendwann sind Kaffee und Regen vorerst fertig und ich laufe rüber ins Museum. Die befürchte Warteschlange ist so kurz, dass nicht der Rede wert. 5 Euro kostet der Eintritt und dafür kann ich stundenlang im Trockenen unterwegs sein ... und natürlich auch die vielen interessanten Exponate und das architektonisch sehr spannende Museum besichtigen. Es ist mein zweiter Besuch hier und dennoch kein Stück langweilig. Natürlich ist es recht voll, verläuft sich aber und nur ein paar Jugendgruppen "verstopfen" mal kurz die Gänge.
 
  
 
  
 
  
 
  
 

 
Nach einer ersten Runde lande ich im Restaurant und bekomme einen Tisch mit Blick auf die Akropolis. Die Wände sind hier komplett aus Glas, es ist phantastisch und man möchte gar nicht wieder aufstehen. Die Bedienung ist flink, die Preise eher gehoben - da zahlt man eben für die Aussicht mit. Das Essen gute Mittelklasse, meine Tagliatelle hätten noch 2 Minuten köcheln können, aber lecker gewürzt und mit Muscheln.
 
  
 
So gestärkt geht es in die zweite Runde. Besonders beeindruckend ist das 2. OG mit dem überwältigenden Ausblick auf die Akropolis. Der Himmel ist grau in 1000 Schattierungen und eine schwarze Wolke schiebt sich bedrohlich über den Berg. Es regnet immer noch mal mehr, mal weniger. Ich bin ja lange noch nicht fertig und wandere weiter durch die Ausstellungen. Es gibt ja auch so viel zu sehen!
 
  
 
  
 
  
 
     
 

 
Irgendwann verlasse ich das Museum, endlich ist es von oben trocken, nur die Marmor- und Glasböden sind quietschnass und rutschig. Heute ist es auch möglich, die antiken Ruinen unterhalb des Gebäudes zu besichtigen. Es ist wie eine kleine Ausgabe von Akrotiri auf Santorini. In einer Ecke läuft ein Video und es wird erklärt, wie das Gebäude über die Ausgrabungen gebaut wurde. In Kurzform: Ausgrabungen untersuchen, Kleinteile sichern und registrieren, Standorte für die Säulen bestimmen, Mauerreste unter Planen verpacken, das Gelände mit Kies ausschütten. Dann wurden die mächtigen Betonsäulen, die das Museum tragen, gebaut und das Haus obendrauf. 2009 wurde das Museum eröffnet, aber erst in diesem Jahr waren die Arbeiten im Untergrund abgeschlossen: Die Ruinen wieder vom Kies befreit und das Areal für Besucher durch Stege begehbar gemacht. Eine tolle Leistung!
 
  
 
  
 

 
Der Regen hat nun tatsächlich aufgehört und ich spaziere über die Adrianou. Ein bissl shoppen, dann ein Glas Wein im Lokal gegenüber vom Brettos. Hier erfahre ich, dass meine beiden Reisebegleiter, Hund Nikos und Kater Beany, bereits gestern mit Sotiris nach Athen gereist sind, da unsere Freunde auf Aegina natürlich auch den Wetterbericht im Auge hatten und heute wohl nicht viel von Aegina nach Athen fährt. So ist also Entwarnung angesagt - alle sind wohlbehalten auf dem Festland. Die Erleichterung von Katrin, die zu Hause unserer Heimkehr entgegen fiebert, kann ich förmlich spüren!
 
  
  

Richtung Akropolis zeigt sich Abendrot. Ich lege einen kurzen Stop im Hotel ein, dann geht es zum Essen hinauf ins Cava of Acropolis. Um halb sieben bin ich dort der erste Gast, zwei weitere Singles folgen. Ein paar Musiker rüsten zum Auftritt... Es ist ein nettes Lokal mit gutem Essen, aber für drei Leute definitiv zu groß.
 
  
 
Ich bin mit meinem Essen fertig, ehe die Musik beginnt und habe auch keine Lust, dort weiter allein zu sitzen, und laufe durch das nächtliche Anafiotika hinunter. Eine ganz besondere Stimmung ist das hier oben und der Blick auf die leuchtende Stadt bis zum Lykabettos hinüber großartig. Da muss ich auch noch irgendwann hin (hatte es eigentlich für heute vorgehabt, wenn es nicht geregnet hätte).
 
     
 
  
 
In der Adrianou finde ich dann doch noch etwas bei Kostas, dem großen Schmuckgeschäft und dann geht es zum Absacker ins Oionos. Mit dem freundlichen Tigerkater auf dem Schoß klingt der Abend gemütlich aus.
 
 
Sonntag, 15.12.2019
 
Nun muss ich erst um 12 Uhr am Flughafen sein, aber meine Beine schmerzen noch vom vielen Laufen und so gehe ich den Tag geruhsam an mit einem Frühstück unten im Hotel. Heute kocht eine andere Dame den Kaffee und er schmeckt gleich viel besser.
 
Zu elf Uhr lasse ich mir ein Taxi kommen und fahre gemütlich zum Flughafen. Das Wetter ist wieder wunderschön ...
 
Ich bin etwas vor der Zeit am Flughafen, kann nochmal aufs Klöchen und gucke, wo der Check-in für Special Services stattfindet. Dann gehe ich hinaus und sehe Sotiris und Marianna mit dem kleinen Nikos. Sortiris muss noch die Box zusammen bauen. Nikos ist recht entspannt, ein lieber kleiner Hund. Beany sitzt noch in seiner Tasche im Auto. Der Check-in verläuft ohne Probleme, da ich bereits alles vorab bezahlt habe. Auch die  Sicherheitskontrolle ist mit Beany, der mit mir in der Kabine reist, kein Problem. Er kuschelt sich in der Kabine an mich, während die Tasche durchleuchtet wird.
 
Ein kurzer Gang durch den Duty free, dann treffe ich Katharina im Wartebereich zum Abflug. Wenig später stoßen noch Corinna und ihr Mann zu uns. Wir haben alle drei einen Vierbeiner im Handgepäck!
 
Bei all dem Trubel haben wir beim Check-in ganz vergessen, dass Sotiris mir noch eine Tüte mit Pistazien geben sollte! Er schreibt mir eine SMS: Er hat die Tüte eine Dame mit langen blonden Haaren und braunen Stiefeln gegeben, die auch ein Tier eingecheckt hat nach Berlin. Die Übergabe klappt dann auch, weil ich mich mit Corinna unterhalte "wie soll man hier eine blonde Frau finden?" und neben uns jemand sagt "das bin ich!"
 
Der Flug verläuft ruhig, die Frau, die neben mir sitzen sollte, rümpft bei Beanys Anblick (bzw. der Katzentasche) die Nase und setzt sich um, so habe ich den Mittelplatz frei neben mir. Sehr gut, so kann ich meine Füße zur Mitte ausstrecken.
 
     
 
In Berlin kommen die Hunde dann in zwei Ladungen hoch, es war sehr voll im Frachtraum, wir Flugpaten helfen uns gegenseitig, die Boxen auf Wagen zu verladen und rauszuschieben. Und hinter der Glaswand sehe ich auch schon meine beiden Abholer nebst Evi stehen.
 
Katrin besteigt dann ein Taxi, Roswitha und ich stopfen die Box samt Nikos auf Evis Rücksitz und dann geht es heimwärts. Aufregende Zeiten liegen vor den beiden Neu-Tierbesitzern :-)
 
Für mich geht ein kurzes, aber sehr schönes Wochenende zu Ende. Das schreit nach Wiederholung!
 
 
 
Sylvia Rottmann
Dezember 2019