DCM: Dilatative Kardiomyopathie

Was bedeutet Dilatative Kardiomyopathie (DCM oder DKM)?

Die dilatative Kardiomyopathie (auf englisch "Dilated Cardiomyopathy", deshalb hat sich DCM als Abkürzung etabliert) ist eine Erkrankung des Herzmuskels, bei der sich das Herz erweitert und schwach schlaegt.

Kardiomyopathie bedeutet Erkrankung des Herzmuskels. Eine Dilatative Kardiomyopathie ist gekennzeichnet durch eine herabgesetzte Kontraktilität des Herzens, es liegt also eine Pumpschwäche der Herzmuskulatur vor. Das hat zur Folge, dass zu wenig Blut in den Körperkreislauf gelangt und somit der Blutdruck sinkt. Dieser Blutdruckabfall aktiviert verschiedene neurohormonelle Kompensationsmechanismen, mit denen der Körper versucht, durch Flüssigkeitsresorption in der Niere das Blutvolumen zu erhöhen. Dadurch steigt zwar der Blutdruck, das Herz kann aber mit der Mehrbelastung bedingt durch das höhere Blutvolumen nicht fertig werden. Es kommt zur Dilatation, d.h. zu einem Auseinanderwachsen der Herzmuskulatur, was zu einer weiteren Schädigung des Herzmuskels führt. Häufig treten im Verlauf der Erkrankung auch Herzrhythmusstörungen auf, welche in einigen Fällen zum plötzlichen Herztod führen können.


Welche Ursachen gibt es?

Man unterscheidet die primären von den sekundären dilatativen Kardiomyopathien. Bei den primären Kardiomyopathien ist die genaue Ursache unbekannt. Man vermutet, dass es sich um genetisch erworbene Defekte im Stoffwechsel der Herzmuskelzellen handelt.

Sekundäre Kardiomyopthien entstehen aufgrund systemischer Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktionen, bestimmter Medikamente (z.B. manche Chemotherapeutika) Magendrehungen, Infektionskrankheiten oder diätetischer Mangelversorgung bzw. Resorptionsstörungen (zu wenig Taurin und/oder Carnitin).


Welche Krankheitsanzeichen gibt es?

Hunde mit dilatativen Kardiomyopathien werden häufig wegen Husten, Leistungsschwäche, hoher Atemfrequenz oder Atemnot vorgestellt. In manchen Fällen kommt es auch zu Ohnmachtsanfällen. Plötzliche Todesfälle aufgrund von Herzrhythmusstörungen kommen ebenso vor. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, meist befällt sie aber Tiere zwischen eineinhalb und sieben Jahren.

Hinweisende Symptome für eine Herzerkrankung sind:

• Husten

• deutlich nachlassende Spielfreude und Belastbarkeit

• beschleunigte Atmung bis hin zur Atemnot

• bläuliche Schleimhäute

• Ohnmachtsanfälle

• beschleunigte Herzfrequenz


Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die tierärztliche Untersuchung:

Sie stellt den ersten Schritt des Untersuchungsgangs dar und umfasst eine klinische Allgemeinuntersuchung, wobei großer Wert auf das Abhören von Herz und Lunge gelegt wird. Erste Hinweise auf eine Herzerkrankungen liefern Herzgeräusche oder Herzrhythmusstörungen. Diese müssen aber nicht immer zu hören sein. Bei Verdacht, müssen weiterführende diagnostische Schritte unternommen werden.

Das Röntgen:

Im Röntgen können Vergrößerungen des Herzens sichtbar gemacht sowie durch das Herz bedingte Stauungserscheinungen wie Lungenödeme (Wasser in der Lunge) erkannt werden. Diese Symptome sind aber oft erst im Spätstadium der Erkrankung zu sehen. Zusätzlich erlauben Röntgenbilder die Begutachtung des Lungenfeldes, so dass auch Erkrankungen des Lungengewebes (z.B. als Differentialdiagnose für eine Herzerkrankung) diagnostiziert werden können.

Das EKG:

Im EKG werden hauptsächlich Herzrhythmusstörungen diagnostiziert. Es ist ein wichtiges diagnostisches Kriterium, da Hunde mit einer DCM häufig unter Arrhythmien leiden und diese (v.a. bei bestimmten Rassen wie dem Boxer oder dem Dobermann, s.u.) der erste und oft einzige Hinweis auf das Vorliegen der Erkrankung sein können. Wann ein EKG sinnvoll ist, entscheidet letztendlich der Kardiologe, grundsätzlich aber sollte immer dann eines angefertigt werden, wenn beim Abhören eine Arrhythmie oder zusätzliche Herztöne entdeckt werden.

Das Herzultraschall:

Die endgültige Diagnose kann nur mittels Herzultraschall gestellt werden. Der Kardiologe kann mittels ein- und zweidimensionalem Ultraschall die Dimensionen des Herzmuskels sowie dessen Kontraktilität beurteilen. Weiterhin ist es mit Hilfe von Dopplerverfahren möglich, die Richtung sowie die Geschwindigkeit von Blutströmen zu bestimmen. Häufig fallen, bei an einer DCM erkrankten Hunden folgende Veränderungen auf:

• schlechte Kontraktilität, das bedeutet, dass der Herzmuskel sich weniger stark zusammenziehen kann

• dünnere Wände der linken Kammer im Verhältnis zu einem sehr großen Kammerdurchmesser

• großer linker Vorhof

Weitere Untersuchungen:

In manchen Fällen ist eine Blutuntersuchung zur Abklärung der Ursache notwendig (s. Ursachen für DCM). Labordiagnostisch bestimmt werden können z.B. Schilddrüsenhormone oder Taurin Level.


Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Bei der Behandlung der DCM werden abhängig vom Schweregrad der Krankheit Entwässerungsedikamente, ACE-Hemmer sowie die Herzkraft fördernde Medikamente eingesetzt. Oft ist der Einsatz von antiarrhythmischen Präparaten notwendig. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, die Aminosäuren Carnitin und Taurin zu supplementieren.


Wie ist die Prognose?

Die Prognose ist zum einen abhängig von der zugrunde liegenden Krankheit. Zum anderen spielen individuelle Merkmale des Patienten eine wichtige Rolle. So überleben beispielsweise einige sehr kranke Tiere nach Auftreten der klinischen Symptome mehrere Monate oder Jahre, andere sterben innerhalb der ersten Stunden nach der Hospitalisierung. Weiterhin stellt die Ursache der Erkrankung einen wichtigen prognostischen Faktor dar. So ist es z.B. bei Carnitin/Taurin-bedingten Dilatativen Kardiomyopathien in seltenen Fällen sogar möglich, dass nach Zusatz dieser Aminosäuren völlig auf Herzmedikamente verzichtet werden kann.



Quelle: Tierkardiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München