Nissyros & Kos
 
09. - 17.10.2016
 
 
Eins steht vorab schon mal fest: So einen turbulenten Reisestart hatte ich noch nie!

Irgendwie schleppte es sich im Vorfeld mit der Organisation schon so dahin und auch die Wahl des Catsitters fiel erst ziemlich kurzfristig. Aber nun war dann doch alles in Sack und Tüten und auch der Koffer stand so gut wie fertig gepackt im Zimmer herum. Da begab es sich, dass der Flugverkehr ins Wanken geriet durch die "Krankschreibungen" der Crews von Tuifly und AirBerlin. Was war ich doch froh, diesmal Aegean Air gebucht zu haben! Tja und was passiert dann?? Die griechischen Fluglotsen drohen mal wieder mit Streik vom 09. - 13.10.! Genau mein Abflugstag ... Die Nachrichten flossen nur spärlich und man bewegte sich zwischen Hoffen und Ärgern. Am 07. wurden dann von Aegean alle Flüge für den 09. und 10. gecancelt, auch ich erhielt die entsprechende Mail. Schöne Sch...... ! Immer noch glomm ein Fünkchen Hoffnung in mir, ob der Streik vielleicht doch noch abgesagt werden würde ... ich machte weiter mit den Vorbereitungen, als wäre alles okay, im Kopf schwirrte aber schon das Urlaubsersatzprogramm für Zuhause rum (Haushalt, Tierarzt, Fotobücher ... hach wie spannend!). Am Abend des 08. kam dann die Info rum, auch von offizieller Stelle: Der Streik ist abgesagt! Nun blieb es aber spannend, ob und wie die Flüge wieder eingetaktet werden. Relativ schnell stand die Verbindung TXL-ATH wieder. ATH-KGS hingegen steht zwar in der Liste der reinstallierten Flüge, ist aber zum Zeitpunkt meines Geschriebsels hier noch nicht online (09.10. - 0:05 Uhr). Ich hoffe jetzt einfach mal, sonst tritt Plan B in Kraft, der da wäre, von Athen in den Dolphin steigen und ab nach Aegina.
 
Wie gesagt - es bleibt spannend, und der nächste Text wird dann auch hoffentlich aus Griechenland gesendet - schaun mer mal!
Eins weiß ich, für "so'nen Scheiß" bin ich definitiv nicht geeignet! ;-)
 
Zu den Fotos ....
 

 
09.10.2016
 
Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker - schnell online gucken, was mit dem Flug von Athen nach Kos los ist. Leider erstmal nichts ... aber auf der Seite vom Flughafen Athen ist er gelistet und so rufe ich bei Aegean an. Ja, er findet wohl statt, aber muss irgendwie noch online gebracht werden ... ich soll in 2 Stunden noch mal anrufen. Also lege ich mich nochmal eine Runde hin und als ich später in meine Buchungen gucke, ist der Flug wieder da. Komischerweise aber nicht im Flugplan ... ach wurscht jetzt, ich fahre nachher zum Flughafen und dann sehen wir weiter.
 
Nach knuddeligem Abschied von den Katzen bestelle ich mir ein Taxi und bin dann tatsächlich kurz nach 9 Uhr die dritte in der Schlange zum Check-In. Das ist auch gut so, denn jeder hat heute ein Problem, das es zu lösen gilt. Bei mir kann die Dame den Kos-Flug erst nicht finden, dann aber nach einem Anruf doch, und letztendlich wird der Koffer durchgecheckt und ich halte beide Bordkarten in der Hand. Nach einem Kaffee und der Sicherheitskontrolle heißt es dann warten. Ich komme mit drei Frauen ins Gespräch, die alle eine ähnlich unruhige Nacht hatten! Mit einer halben Stunde Verspätung - ich werde schon wieder nervös, da ich in Athen ja nur 50 min Transferzeit habe - heben wir dann endlich vom verregneten, jedoch heißgeliebten TXL ab.
 
Der Flieger ist nur zu gut einem Drittel besetzt und das trägt wohl dazu bei, dass wir die halbe Stunde Verspätung gut aufholen und auf die Minute genau in Athen landen. Der Inlandstransfer ist total simpel, nur Treppe runter und zweimal ums Eck und schon stehe ich am Gate für Kos. Hier geht es auch bald in den Bus, unsere DHC 8-400 der OlympicAir steht irgendwo auf weiter Außenposition. Wie wir aus dem Bus steigen, kommt auch das Gepäck gerade an und ich sehe meinen leuchtend orangen Koffer. Juhu ... in dem Moment fällt die Anspannung weitestgehend ab und der Urlaub kann beginnen!

Der "kleine Flug" ist ebenfalls nicht ausgebucht, ich kann den Platz in eine Zweierreihe für mich allein wechseln und sehe unter mir die Inseln der Ägäis hinwegziehen, Naxos und Paros sind zu erkennen, leider sind die Fenster nicht sehr sauber und es ist Gegenlicht. Nach ca. 50 min landen wir auf Kos, und hier geht es auch ganz schnell, mein Koffer kommt, ich marschiere zum Taxi und lasse mich zum Hafen nach Kardamena fahren. Auch hier finde ich das Schiff sofort, es ist noch viel Zeit, ich kann meinen Koffer schon an Bord lassen und gehe noch einen Frappe trinken. Dank WiFi im Lokal ein erster kurzer Report für die Freunde in Facebook, dass ich doch kurz vorm Ziel bin!
 
Pünktlich legt die Panaghia Spiliani um 18:30 Uhr ab. Es sind nur ganz wenige Passagiere an Bord, ca. 10 Personen, außer mir alles Einheimische. Die Saison ist halt schon vorbei. Aber ich habe mich beim Ticketkauf schon vergewissert, dass das Schiff auch am Freitag geht und auch gleich das Ticket mitgenommen. Noch vor dem Ablegen geht die Sonne unter und der Himmel färbt sich rot. Es ist ein wunderschöner Abend, die Passage ruhig. Anfangs bin ich auf dem Oberdeck, aber es gibt nicht viel zu sehen, so setze ich mich mit meinem Buch in den Salon. Einmal noch gehe ich zum Fotografieren hoch. Nach etwas über einer Stunde legen wir in Nissyros an. Das Hotel "3 brothers" finde ich sofort und Antonis, der Wirt, ist doch sehr erstaunt, mich zu sehen, da er dachte, ich sei ein Streikopfer. Aber ich werde sehr nett willkommen geheißen und bekomme mein Zimmer - klein, aber ausreichend: Schönes Bett, Schrank, kleiner Tisch und Kühlschrank und das Bad ist so eine Art Duschklo. Alles sehr sauber. Der Blick geht zum Hafen raus - muss ich morgen gucken, jetzt ist es dunkel.
 
Ich mache noch einen Minispaziergang in den Ort bis zum ersten geöffneten Lokal, esse eine Blätterteig-Spinatschnecke, dann ein kurzer Abstecher in den Minimarkt und erstmal schnell den Koffer auspacken und gucken, ob das Online geht ;-) Werde heute sicher nicht alt - der Tag war doch recht lang und aufregend. Morgen gehts dann los mit der Erkundung der Insel!
 
 
10.10.2016
 
Habe nicht so gut geschlafen, das Bett ist nicht schlecht, aber ungewohnt, und 100 Gedanken gehen durch den Kopf. So kam es, dass ich das erste Morgengrauen schon mitbekommen habe und später dann auch die Abfahrt der Panaghia Spiliani um 7:30 Uhr, ohne extra wach zu werden ...
 
Das Frühstück bereitet Antonis selber zu, der Kaffee ist eher dünn, aber der Honig lecker. Die Orangenmarmelade probiere ich zwar, da ich das aber nicht gut vertrage, lass ich es lieber.
Zum Haus gehören auch einige Katzen und bald habe ich eine kleine Freundin auf dem Arm, die voller Wonne an meinem Finger nuckelt und tretelt, was das Zeug hält. Danach bietet mir Antonis an, mir ein Auto zu besorgen, statt für 25 für nur 20 Euro am Tag. Da sage ich nicht nein und eine Viertelstunde später steht ein roter Panda von der Tür. Vertrag, Cash, Unterschrift und schon bin ich mobil. Übrigens ist das die eine Autovermietung, die mir den Wagen per mail für 25 Euro angeboten hatte ....
 
Meine erste Tour führt mich hinauf in die Berge in das kleine Dorf Emborios, das nur noch sehr spärlich bewohnt ist. Viele Häuser sind durch ein Erdbeben 1933 zerstört und nicht wieder aufgebaut worden, andere stehen saisonal bedingt leer. Die Straße endet unterhalb des Dorfes und dann geht es nur noch zu Fuß, mit Sackkarre oder Esel weiter. Kein Mensch begegnet mir, aber aus einigen Häusern dringen Stimmen und einige Katzen sitzen vor den Türen. Am kleinen Dorfplatz mit der kaum erkennbaren Kirche - ich sehe es erst auf dem Rückweg - ist auch eine kleine Taverne mit Balkon und Aussicht auf den Krater. Dort lasse ich mich nach dem Rundgang durch die engen Gassen zu einem Frappé nieder. Frisch gestärkt sehe ich mir dann die andere Seite des Dorfes an, wo fast nur Ruinen stehen. Ein bissl unheimlich und doch irgendwie schön.
 
Weiter geht es auf gewundener Straße am Berg entlang nach Nikia. Auch hier ist vor dem Ort Schluss und ich erkunde die Gassen zu Fuß. Der Ort liegt auf dem Kraterrand fast genau oberhalb des Stefanos-Kraters und man hat von einigen Punkten einen tollen Blick hinunter. Hier ist nichts zu riechen, aber auf der anderen Seite der Insel, dort wo ich wohne, müffelt es je nach Wind schon mal nach Schwefel.
 
Die Platia in Nikia ist ganz bezaubernd, ich werfe einen Blick in die Kirche und lasse mich dann in einem der beiden Kafenions nieder und esse ein kleines Mittagessen - leckeren Humus mit Brot. Ein Glas Wasser gibt es unaufgefordert vom Haus. So gestärkt kann ich noch einen Abstecher hinunter ans Meer zu eine winzigen Kirche namens Aghios Pandeleimonas machen. Die Strecke ist kurvenreich und geht stets bergab - und das gleiche hinterher wieder hinauf. Auch sonst muss ich die gleiche Strecke wieder zurück fahren, aber das macht ja nichts, so sieht man alles von zwei Seiten.
 
Gegen halb drei bin ich wieder im Hotel und halte erstmal einen kleinen Mittagsschlaf. Danach ärgert mich mein Läppi und will nicht starten - dann gehts zum Glück doch und nach einer Runde Internet breche ich mal auf zur Dorfbesichtigung und Abendessen, heute nicht so spät.
 
Ich bin gedanklich immer noch sehr zu Hause verankert und muss viel an meinen kleinen Patenkater Wassibär denken, dem es momentan nicht gut geht - von seinem Frauchen will ich mal gar nicht reden - und so finde ich heute irgendwie keinen rechten Zugang zu dem eigentlich hübschen Mandraki mit seinen vielen Tavernen am Meer und den engen Gassen. Oberhalb auf einem steilen Felsen liegt das Kloster Panaghia Spiliani. Man kann auf einem im dodekanischen Kieselmuster gepflasterten Weg um den Felsen herum zu einem Strand laufen, ein netter Abendspaziergang. Zurück geht es dann durch die engen Gassen zur Platia Ilikiomeni, wo unter zwei großen Bäumen einige Tavernen ihre Stühle und Tische dicht an dicht plaziert haben. Ich bin eigentlich viel zu früh dran zum Essen, habe aber Hunger und suche mir wahllos einen Platz - deren gibt es genug, ich bin kurz vor 18 Uhr der einzige Gast dort. Ich bestelle mir eine Käsetasche und kleine Gemüsebratlinge, bin aber etwas enttäuscht, denn die Käsetasche ist sehr trocken und die Bratlinge (aus Kichererbsen) teilweise sehr hart gebraten. Naja, wenigstens satt.
 
Auf dem Rückweg verfranse ich mich ein bissl in den Gassen, da ich nicht die Haupt"straße" laufen wollte, komme aber getreu dem Motto "abwärts gehts zum Meer" doch wieder dort an, wo ich hin will. Unterwegs sehe ich sehr viele Katzen und leider sind auch viele dabei, die gar nicht gut aussehen. Kaputte Augen durch Katzenschnupfen, räudige Mäulchen, klein und schon schwanger ... sie freuen sich über das Trockenfutter, dass ich großzügig verteile. Da in den Tavernen nicht mehr so viel los ist, wird die Nahrung langsam knapper.

Die Sonne ist irgendwo im Meer versunken und ich erreiche im letzten Tageslicht das Hotel. Am Hafen liegen immer noch zwei schöne große Segelyachten vor Anker. Später erscheint mit viel Gepiepse und Tamtam eine Blue Star Fähre. Immer was los vorm Balkon und alles im Preis inbegriffen :-) Leider wird auf den Yachten noch kräftig gefeiert und auch das habe ich natürlich direkt vorm Fenster ... aber vermutlich werde ich nach der letzte Nacht heute besser schlafen!
 
 
11.10.2016
 
Heute konnte ich endlich den entgangenen Schlaf nachholen und bin bis fast 9 Uhr im Bett geblieben! Muss ja auch mal sein. Beim Frühstück kleiner Smalltalk mit ebenfalls deutschen Gästen, dann will ich kurz online gehen, aber der Rechner streikt schon wieder. Ätzend! Diesmal will nicht mal mehr das Reparaturprogramm helfen ... irgendwie geht es dann aber plötzlich doch wieder. Muss ich nicht verstehen? So komme ich ein bissl später weg als geplant, aber hey - ich habe Urlaub!
 
Das Wetter ist wieder schön und ich fahre durch Pali, den kleinen Hafenort, hindurch und weiter an der Küste entlang bis Lies. Es ist wildes Land mit einigen Gärten und Ziegengehegen, später wechseln sich Strand und felsige Küste ab. Lies ist kein Ort in dem Sinne, sondern eine Gegend, ein Parkplatz ... dort stelle ich mein Auto ab und laufe weiter an der Küste entlang, hier soll noch eine schöne Bucht mit tollem Strand kommen. Der Pfad ist anfangs gut zu laufen, dann wird er unter einer steilen Felswand jedoch sehr schmal und schräg und da ich keine Lust habe, mit Schmackes den Abhang hinunter ins Meer zu kugeln, drehe ich hier um. Den Strand kann ich immerhin schon sehen, es scheint wirklich herrlich dort zu sein und bis auf ein oder zwei Personen (ein Auto stand am Parkplatz) menschenleer.
 
Auf dem Rückweg zieht sich der Himmel langsam zu, aber immer noch kommt die Sonne teilweise durch. In Pali, wo ich rückzu ja wieder durch muss, laufe ich einmal am Hafen entlang und suche mir dann einen Platz in einer der handvoll Tavernen dort - es ist gar nichts los, aber ich bekomme ein sehr leckeres Essen: Skordalia (Kartoffel-Knoblauch-Püree, hier lecker mit Nüssen angemacht) und vier kleinere Fische. Von "dem Boot dort drüben" - der Fischer ist der Bruder der Wirtin. Allerdings weiß ich schon, warum ich Fisch nicht so mag, die Zerlegerei und dann essen in homöopathischen Portionen aus Angst vor möglichen Gräten ... naja. Fisch Nr. vier wandert dann ins Paketo und findet sicher heute Abend einen vierbeinigen Abnehmer.
 
Von Pali aus fahre ich weiter noch einmal nach Nikia, vielleicht habe ich heute mehr Glück mit dem Vulkanmuseum. Unterwegs wird es richtig grau und sogar ein paar Regentropfen fallen. Den Ort erreiche ich just in dem Moment, wo das Museum wieder geschlossen wird ... mit Blick auf den abfahrenden Bus, man öffnet wohl nur nach Vorbestellung momentan. Die Dame sagt, morgen so gegen 11 Uhr vielleicht wieder ... na, dann versuche ich es nochmal, aller guten Dinge sind drei.
 
Wo ich schon mal in der Gegend bin, wähle ich noch einen Abzweig den Berg hinauf zu einer Kirche oberhalb von Nikia, wunderschöner Blick über den Ort und den gesamten Krater. Die dunklen Wolken bilden einen interessanten Kontrast - blauer Himmel kann auch jeder, gelle! Ein weiterer Abzweig führt zu einem kleinen Kloster Aghios Ioannis Theologhos, das an der Innenseite des großen Kraterrandes plaziert ist. Auch hier keine Menschenseele, aber es brechen doch ein paar Sonnenstrahlen durch und lassen das gelbliche, schwefelhaltige Gestein unten im Krater leuchten. Hier oben weht auch ab und zu ein Schwefelduftwölkchen hinauf.
 
Dann trete ich gemütlich den Rückweg an, ein Bild hier, ein Foto da, so erreiche ich das Hotel und gucke auch noch kurz in die benachbarte kleine Kirche hinein. Auf der Terrasse lerne ich Sabine, die Wirtin, kennen, die auch aus Berlin stammt. Wir quatschen eine Runde, dann muss sie mit ihrer Wäsche weitermachen und ich gehe hinauf ins Zimmer. Laptop geht zur Abwechslung mal wieder ... dafür steigt ab und zu die Internetverbindung aus (Problem liegt aber nicht an mir!) - immer wieder spannend.
 
Heute Abend werde ich mir Fisch Nr. 4 schnappen und im Dorf unters Katzenvolk werfen und gucken, wo ich selber was finde. Da es doch eher zugegezogen ist am Himmel, wenngleich auch mit ein paar blauen Löchern, ist mit spektakulärem Sonnenuntergang eher nicht zu rechnen.
 
Kurz nach 18 Uhr ziehe ich los und laufe am Ufer entlang, heute hat auch ein sehr netter Laden geöffnet mit Souvenirs, Schmuck etc. Dort finde ich den passenden Ring zu meinem Anhänger aus Rhodos. Dann geht es weiter dorthin, wo gestern einige Katzen an den Müllcontainern saßen. Die ganz kranken sind heute nicht da, aber den Fisch werde ich spielend los - schnapp und ab damit unter die Tonne! Ich suche mir dann den Weg zur Platia
Ilikiomeni, finde diese auch auf Anhieb wieder. Auch jetzt kurz vor 19 Uhr sind außer ein paar Einheimischen keine Gäste dort. Ich setze mich diesmal an einen Tisch des Restaurants Vegos und bestelle mir Briam und Weißwein. Das gekochte Gemüse ist sehr lecker und ich bin dann auch gut satt. Zu mir gesellen sich einige Katzen, die ich mit Stängli und Trockenfutter bewirte.
 
Zurück geht es den gleichen Weg wie gestern durch enge, dunkle Gassen, ab und zu kommt ein Mopped oder ein Fußgänger, weiter unten ist es dann wieder belebter. Man hat hier aber nie das Gefühl von Unsicherheit, es ist absolut heimelig.

Am Kai liegt schon wieder ein Boot, diesmal ein Zweimaster, aber die dinieren inside, so dass es hoffentlich nicht so laut wird!
 
 
12.10.2016
 
Ich war drin, ich war drin, und auch sonst "alles richtig gemacht" :-)
 
Aber mal gemütlich von vorn.
Nachdem gestern Abend kein Internet mehr ging, erklärt mir heute morgen der Wirt, dass er irgendwas abgestellt hat, weil das Wetter schlechter wurde (es gab tatsächlich drei Topfen und dann viiiiiel Wind und Wellengang ...). Internet soll nicht nass werden ... naja, den echten Grund hab ich nicht so ganz verstanden. Aber nun hat er alles wieder eingestellt und es geht wieder, und auch die Sonne scheint heute morgen, wenngleich noch etwas Dunst und einige Wolken unterwegs sind.
 
Nach einem Frappé als Frühstück starte ich los - noch keine Schiffe am Hafen, vielleicht kommt ja auch keiner bei dem Wind? - zu meiner Tour in den Krater. Schon die Fahrt hinunter in die Caldera ist beeindruckend - und besonders, wenn unten angekommen
plötzlich eine Kuhherde auf der Straße steht! Ja, Kühe gibt es hier einige, habe ich schon gesehen. Langsam nähere ich mich dann dem eigentlichen Krater und mit jedem Meter nimmt der Schwefelgeruch zu. Schließlich erreiche ich einen Parkplatz, es steht genau ein Auto dort, und darf nach Zahlung von 3 Euro den Bereich betreten. Erstmal von oben gucken ... ja, das ist schon beeindruckend ... da hinten geht der Pfad hinab, dann woll'n wa mal. Kein Mensch weit und breit zu sehen, genial! Der Weg ist staubig und wie weiß gepudert, aufpassen, dass man nicht ins Rutschen kommt, ab und zu habe ich den Eindruck, der Boden ist hohl (es klingt dumpf), so es geht recht moderat bergab - wäre ja auch gelacht, wenn die Flip-Flop-Träger das schaffen, dann kann ich das doch auch. Und so stehe ich nach wenigen Minuten auf dem Boden des Kraters.
 
WOW. Einfach nur genial. Die Schritte scheinen zu federn, so weich ist der Boden, ich gehe zum abgesteckten Bereich, in dem sich einige Fumarolen befinden: das sind die Löcher, aus denen es dampft, zischt und wo sich die Schwefelkristalle ablagern. Einfach nur beeindruckend, etwas unheimlich und auf alle Fälle merkt man hier, wie klein und hilflos der Mensch doch ist, wenn die Erde mal richtig "aufdrehen" würde! Dazu kommen die Farben, viel Weiß, Gelb und helle Gesteinsfarben. Ich bin schwer begeistert und umrunde den Bereich 2x, ehe sich oben am Kraterrand die ersten Touristen zeigen: Zeit zum Aufbruch hinauf. Und schon ergießen sich die Scharen aus 5 Bussen in den Krater (und ja, es sind Flip-Flops oder zumindest Minisandalen dabei .... unverständlich!). Ich kaufe mir noch ein Souvenir am Kiosk und denke am Auto: Hurra, ich war drin ("drin", siehe oben, zum Ersten) und es zahlt sich immer wieder aus, privat und vor der Meute da zu sein.
 
Nun fahre ich relativ entspannt nach Nikia und siehe da, das Vulkanmuseum hat nun geöffnet und ein Bus dort fährt gerade ab. So habe ich das Museum ganz für mich allein. Es ist anschaulich gestaltet, viele Infos auf griechisch und englisch, zahlreiche Abbildungen und Steine, und zum Schluss winkt mich die Museumsdame noch in einen Raum für einen kleinen Film, der ebenfalls sehr beeindruckend, da plastisch gestaltet, ist. Hurra, "drin" zum Zweiten! Und auch hier dem Touristenstrom entgangen. Also alles richtig gemacht!
 
Nun zwickt ein kleines Hüngerchen und in der Taverne direkt gegenüber vom Museum bestelle ich mir Brot mit Öl und Kräutern und Tzaziki. Eine leckere kleine Mahlzeit. Anschließend laufe ich noch einmal bis zum Dorfplatz hoch, beglücke ein paar Katzen mit Futter und fahre dann weiter, noch einmal zu der kleine Kirche, wo ich gestern schon bei Wolken war. Eigentlich war das gestern aber wesentlich beeindruckender! Ein weiterer Abstecher geht zu einem Kloster hinunter, das oberhalb vom Strand von Lies liegt, aber hier ist alles verschlossen, und so gucke ich mir ein paar Gesteinsformationen an und fahre wieder hinauf.
 
Dann geht es wieder zurück und da der Tag noch gut in der Zeit ist, fahre ich vorm Hotel den Abzweig hoch zum Paleokastro, einer alten Stadtmauer oberhalb von Mandraki. Die Straße führt schnell oberhalb des Ortes entlang und man hat eine tolle Sicht auf den Hafen und Mandraki und das Kloster dort. Paleokastro selber ist eine alte, in Teilen sehr gut erhaltene Stadtmauer aus großen Steinquadern, man kann ein bissl rumlaufen und die Aussicht übers Meer genießen. Auch hier bin ich ganz allein. Nach soviel Erd- und Zeitgeschichte zieht es mich dann wieder hinab in den Ort, muss noch kurz in den Minimarkt. Dabei stelle ich erstaunt fest, dass sich hinter so manchem "ollen" Fensterladen ein schnuckliger kleiner Laden verbirgt! Ein bisschen gucken, aber nix kaufen, und ab aufs Zimmer. Die Dusche ruft, ich fühle mich reichlich staubig!
 
Später breche ich noch zum Essen auf, viel hatte ich heute noch nicht, da darf es doch mal etwas mehr sein. Ob die Pizza gut ist? Der Platz direkt am Meer ist es jedenfalls, war ja am ersten Abend schon hier. Und nachdem ich noch eine kurze Runde laufe und dort einkehre, kann ich bestätigen: Die Pizza ist lecker! Und der Himmel im letzten Abendlicht auch sehenswert.
 
Den Abend verbringe ich dann auf dem Balkon, herrliche Stimmung und sehr mild!
 
 
13.10.2016
 
Heute ist der letzte Tag auf Nissyros und irgendwie sind letzte Tage bei mir immer "Rum-eier-Tage". Nach dem Frühstücksfrappé und einem kurzen Schwatz mit dem Wirt, nebst Zahlen der Rechnung, mache ich mich auf zum Tanken. Die einzige Tankstelle der Insel liegt auf halbem Weg Richtung Pali und hat immer nur morgens bis mittags und abends auf, wie fast alles hier ist das nie wirklich einzuschätzen ... dann fahre ich weiter nach Pali hinunter und hole mir beim Bäcker ein paar Kekse. Nun möchte ich eigentlich die Straße oberhalb von Mandraki zum Kloster Evangelista fahren, aber dort wird immer noch asphaltiert und momentan ist kein Durchkommen. So fahre ich wieder zurück und nach Emboriou,  wo noch einmal in der Balkontaverne mit Blick auf den Krater essen möchte, aber leider hat diese heute geschlossen. Kein Glück heute! So gucke ich mir die kleine Natursauna am Ortseingang an, die Klaus Bötig erwähnt hat, das ist wirklich ein Kuriosum, ein alter Raum im Felsen, wo aus Erdtiefen heiße, schwefelhaltige Luft austritt. Es ist kaum auszuhalten und ich ziehe meinen Kopf nebst Kamera sofort wieder zurück.
 
Ansonsten genieße ich einfach die Fahrt bei schönem Wetter und beschließe dann, noch einmal in Pali Mittag zu essen, wieder bei der netten Wirtin. Skordalia muss es noch einmal sein und dazu ein schönes Omelett mit Gemüse und Feta. Megalecker!
 
Dann geht es zurück ins Hotel und ich packe schon mal das Gröbste ein, denn morgen früh geht es ja rüber nach Kos. Gegen 16 Uhr versuche ich dann aber nochmal mein Glück mit der Straße zum Kloster, tatsächlich haben die Arbeiter zwischenzeitlich Feierabend gemacht und die Straße liegt nagelneu vor mir. Die weitere Strecke ist dann doch "alt", aber wunderschön mit herrlichen Aussichten über den Hafen und die Inseln bis hinüber nach Kos. Das Kloster selber ist verschlossen, es liegt in den Bergen, von hier aus kann man auch nach Emboriou oder zum Krater wandern. Leider habe ich jetzt nur Sandalen an, sonst wäre ich ein Stück in die Natur gelaufen, aber der Weg ist steinig und dann wird weiter oben auch noch geschossen, vermutlich Jäger - da muss ich nicht zum Ziel werden. Die Rückfahrt genieße ich, ehe ich wieder im Hotel bin.
 
Mittlerweile ist auch die Panaghia Spiliani eingetroffen, die mich morgen wieder nach Kos bringen wird, sowie ein Baustoffschiff, das stundenlang und geräuschintensiv entladen wird. So breche ich auf in den Ort zum Abendessen. Einige Katzen freuen sich über mein Trofu, ehe ich selber einkehre. Die Pizza ist heute ein bissl anders, aber auch gut. Es ist es etwas frischer und ich gehe zurück zum Hotel, noch ein bissl ins Internet und dann ins Bett, morgen klingelt der Wecker schon um 6 Uhr!
 
 
14.10.2016
 
Um 4:20 Uhr werde ich wach, denn eine Blue Star Fähre hat angelegt. Mit dem üblichen Motorengeräusch und Warngepiepe nicht zu überhören ... 10 min später ist der Spuk wieder vorbei und das Boot verschwindet in der Nacht. Mir bleiben noch zwei Stunden bis zum Weckerklingeln, kurz nach sechs fange ich dann langsam an, in die Gänge zu kommen. Der Rest Kram ist schnell verstaut und kurz nach sieben laufe ich vor zum Anleger, wo auf der Panaghia Spiliani schon Betrieb herrscht. Es ist noch frisch in der Morgendämmerung und ich bin über meine Jacke froh. Dennoch steige ich aufs offene Oberdeck, möchte ich doch die Abfahrt von der netten Insel Nissyros genaustens verfolgen!
 
Nachdem noch ein LKW in Millimeterarbeit - da passt kein Blatt mehr zwischen die Fahrzeuge - an Bord gekommen ist, geht es ganz pünktlich los. Schnell entfernt sich der Hafen, das Hotel, Mandraki ... die Insel nimmt Gestalt an und wird schließlich langsam kleiner. Über einer ihrer Küsten geht die Sonne auf, es ist ein herrlicher, wolkenloser Morgen, der Seegang annehmbar. Schon passieren wir Ghyali und die winzige Insel Strogyli und Kos mit dem Hafen Kardamena wird langsam größer. Ich nutze die Passage zum Frühstück, hatte mir eine Apfeltasche besorgt und Frappé in einer Wasserflasche vorbereitet. Ein bisschen lesen noch ... schon sind wir da und ich entdecke sofort meinen Wirt Sokratis mit dem Mietwagen. Ein toller Service jetzt in der Nebensaison, er fährt mich direkt ins Hotel und wir plaudern angeregt.
 
Das "Hotel Ilios and Irini" ist etwa außerhalb von Mastichari im Landesinneren gelegen, die Anlage ist sehr gepflegt und ich bekomme ein Vierbett-Studio (zwei Räume, Bad, zwei Balkone) für mich allein. Da kann man nicht meckern - räumlich der absolute Gegensatz zum Zimmerchen bei den "3 Brüdern", welches jedoch ebenso ausreichend für mich war.
 
Kurz ausgepackt, dann die Formalitäten fürs Fahrzeug erledigt und schon starte ich zu meiner ersten Tour. Im Vergleich zum handlichen, bergigen Nissyros erwarten mich hier größere Ebenen, wenig Steigung, Felder, Brachland, dafür einige schöne Strände, und jede Menge kleine Kirchen! Auf den ersten Blick alles etwas langweilig, aber die Gegend will erkundet sein ... Ich fahre kurz hinunter in den Ort auf der Suche nach einem Laden, der mir Wasser verkauft, dabei finde ich das Geschäft von "Pia & Ira", die sehr schönen Schmuck und überwiegend handwerkliche Deko im Angebot haben. Die Dame spricht Deutsch, wir unterhalten uns etwas. Sehr sympatisch, sie ist im Tierschutz engagiert. Einkaufen werde ich hier sicher heute Abend! Hab da schon was gesehen ....
 
Von Mastichari starte ich dann ins Landesinnere und biege recht schnell von der Hauptstraße auf eine Nebenstraße ab und bekomme so einen ersten Eindruck. Später treffe ich wieder die Hauptstraße am Flughafen und folge ihr in Richtung Kéfalos. Den Ort, der am Berg liegt, lasse ich aber rechts liegen und folge der Straße auf die andere Seite zum Meer. Dort liegt an einer kleinen Bucht bei Aghios Theologhos eine Taverne. Die Aussicht ist toll, der Service nicht so sehr, erst auf Nachfrage wird eine Speisekarte gebracht. Ich bestelle mir Tzaziki mit Pita. So gestärkt geht es dann weiter über eine landschaftlich sehr schöne Strecke nach Aghios Ioannis. Die Straße ist "überwiegend" asphaltiert, was so viel bedeutet: Hier ein Fladen Asphalt, dort ein Stück, dazwischen staubige Piste und jede Menge Schlaglöcher. Der Staub ist wie Puder und bald fühle ich mich tatsächlich wie gepudert an! Die Kamera wird vorsorglich nach jedem Knips in die Tasche gesteckt und ich selber knirsche mächtig mit den Zähnen!
 
Das schöne Wetter (Sonne ohne Wolken und angenehm windig) macht das alles wett und über Kamari (kleiner Hafen, und im Sommer ein Restaurant/Bar am nächsten, jetzt überwiegend verwaist) fahre ich noch einmal nach Kéfalos hoch und dann zum nächsten Zipfel namens Limnionas: Ein kleiner Hafen, eine Naturbadebucht, ein Fischrestaurant. Auf dem Hinweg hatte ich ein Café in einer Mühle gesehen, dort kehre ich auf dem Rückweg zum Frappé ein. Man spricht deutsch - es gibt auch deutschen Kuchen, aber das muss nun nicht sein! Das Café ist sehr hübsch und von dort aus fahre ich relativ zügig zurück nach Mastichari. Noch schnell ein Einkauf fürs Frühstück im Supermarkt, dann geht es zur Siesta ins Zimmer.
 
Zum Abendessen fahre ich hinunter in den Ort - zum Laufen ist es doch recht weit und direkt an der dunklen Landstraße muss auch nicht sein. So parke ich unten am Hafen und lande als erstes bei "Pia & Ira". Die nette Chefin zeigt mir einige ihrer schönen Schmuckteile und letztendlich hat sich doch etwas auf dem Verkaufstisch angesammelt ... dann folge ich ihrer Empfehlung zum Essen und gehe zu "Mavros" an der Strandpromenade, wo ich Zucchini-Bällchen, Käsepaste und Knoblauchbrot esse. Einige Katzen versammeln sich unter den Tischen, eine ist sehr frech und riecht das TroFu in meiner Tasche und als ich nicht schnell genug bin, verbeißt sie sich sogar in meine Hand. Sowas! Später bekommen die Katzen noch ihren Teil. Ich gucke noch ein bissl durch die Geschäfte und Pia hat im Laden sogar Alkohollösung, was wir zur Desinfektion auf den Biss machen. Vielen Dank! Sieht aber recht gut aus und ich hoffe nicht, dass noch was nachkommt.
 
Den Abend verbringe ich auf dem Zimmer, das Internet läuft gut, der Wind heult durch die Ritzen, ein Schluck Wein wird mich nachher dennoch gut schlafen lassen.
 
 
15.10.2016
 
So ganz hat das mit dem guten Schlaf dann doch nicht geklappt, die erste Nacht im fremden Bett, das noch dazu sehr schmal ist und ich mehr als einmal fast rausgefallen wäre! Der Wind war auch heftig, erst als ich die Balkontür geschlossen habe, wurde es ruhiger (dafür aber stickiger). Fahre dann nach einem vertrödelten Frühstück (Joghurt und Honig) so langsam los. Durch den Ort und dann am Ufer lang Richtung Kos-Stadt. Einige Ferienanlagen und Orte liegen hier noch an der Küste, aber alle eher rein touristisch und nur Shops, Tavernen und Autovermietungen. Dazwischen einige Hotels (zum Glück keine Riesenbunker). Vieles schon verwaist und geschlossen, alles etwas trostlos trotz des strahlenden Sonnenscheins. Ein kleiner Salzsee unterbricht die landwirtschaftlich genutzten Flächen - auch hier viele Kühe - und dort tummeln sich einige Vögel, sogar eine Gruppe Flamingos kann ich weit im See erkennen.
 
Dann zieht es mich wieder landeinwärts in die Berge, Pyli soll heute mein Ziel sein. Es gibt eine alte Festungsanlage Paleo Pyli, zu der ein kleiner Wanderweg führt, ehe es steil auf die Anlage hinauf geht. Diesen steinigen Weg erwandere ich noch (ca. 15 min ab einer kleinen Kapelle), aber den steilen Aufstieg auf die Burg schenke ich mir, da ich Angst habe, dass mir abwärts das Knie streikt. Man muss ja nicht alles haben. Auf der Weiterfahrt komme ich an der Taverne "Old Pyli" vorbei, von der ich gelesen hatte, und kehre dort zum Mittag ein. Der Wirt ist eigentlich Fischer, aber mit Fisch habe ich es ja nicht so - ein Essen zum hungrig werden ... stattdessen bestelle ich Oktopusbällchen und Tzaziki, was auch sehr lecker ist! Zwei Katzen leisten mir Gesellschaft, bis irgendwann am Nebentisch eine Fischplatte aufgetragen wird ... Die Fischabfälle werden später vom Wirt einfach über die Terrasse gekippt und die beiden Katzen springen hinterher!
 
So richtig habe ich keine Idee, wie es weitergehen soll. Ich fahre durch Pyli, ein Dorf ohne Tourismus, aber dafür viele Geschäfte und Wohnhäuser der Einheimischen. An einer kleinen Platia gibt es zwei Tavernen. Ich fahre weiter Richtung Kardamena, möchte zumindest den Blick auf den Ort, das Meer und Nissyros in der Ferne erhaschen. Bei einer kleinen Kirche, die ich mir ansehe, wende ich und fahre die gleiche Strecke zurück. Die Straße am Berg entlang gefällt mir, der Blick geht über die Landschaft, die eher karg und öde ist. Noch immer hat sich bei mir nicht das "gefällt mir"-Gefühl eingestellt, wobei es durchaus hübsche Ecken auf Kos gibt.
 
Von Pyli fahre ich hinunter auf die Hauptstraße, die auch mit "Mainroad" ausgeschildert ist. Kurz vor Antimachia, einem der größeren Inselorte, biege ich links ab zum Kastell Antimachia. Hatte ich nun wieder so ein verträumtes Bergbürgchen wie bei Pyli erwartet, werde ich schnell eines besseren belehrt: Hinter einer Kurve fällt der Blick auf eine große, sehr massive Festungsanlage auf einer Freifläche am Abgrund aus dem 13. Jh., erbaut von den Venezianern, erweitert von den Johannitern (14. Jh.) und auch später noch von den Türken genutzt. Durch ein großes Holzportal gelangt man hinein und dann muss ich erstmal heftig schmunzeln, denn im Eingangsbereich sitzt ein alter Grieche in voller Tracht und springt bei meinem Erscheinen auf einen Stuhl und fordert mich auf, ihn zu fotografieren! Ich bin so perplex, dass ich das erstmal nicht mache, denn es wäre auch genau gegen das Licht. Der Alte kommt wieder runter von seinem Stuhl - erstaunlich gelenkig, der Gute! - und freut sich dennoch über meinen Besuch. Ansonsten ist nur eine Familie in der Festung unterwegs, aber das verteilt sich, die Anlage ist sehr weitläufig und außer den Mauern stehen nur noch wenige kleine Gebäude, soweit ich sehe, zwei Kapellen und ein Gebäude neueren Datums, das im Sommer als Imbiss dient. Hier oben pfeift ein Wind, der schon ein ausgewachsener Sturm ist, wohl der Meltemi genannte Wind. Bald habe ich mich daran gewöhnt und genieße die Aussicht bis hinüber nach Nissyros, die ollen Steine und auch den Sturm, der viel Sand mit sich führt und so das perfekte Peeling leistet! Auf der Höhe der Anlage, wo der Sturm am stärksten bläst, stelle ich mich in den Wind und genieße es ... so schnell wirft mich auch nichts um, aber die Kräfte sind schon enorm. Einfach nur genial!
 
Irgendwann muss ich mich dann doch von dieser beeindruckenden Anlage nebst Wind trennen und trete den Heimweg an. Der Alte harrt immer noch auf "Kundschaft", doch ich verabschiede mich und fahre wieder hinunter zur Hauptstraße. Über kleine Nebenstraßen erreiche ich die Küste und bald Mastichari, wo ich mir den Sandstaub, der in allen Löchern sitzt, abdusche. Später fahre ich zum Abendessen hinunter an den Hafen, bestaune den Sonnenuntergang und schaue noch bei Pia in den Laden, ein bissl Smalltalk und ein kleiner Kauf, und dann esse ich noch einmal bei Mavros die köstlichen Zucchinibällchen sowie Auberginensalat.
 
Bei der Heimkehr ins Hotel steht der Fast-Vollmond über dem Land.
 
 
16.10.2016
 
Heute nun der letzte Tag auf Kos ... ich habe volles Programm und starte recht früh in den Tag, schon gegen 9:30 Uhr bin ich unterwegs. Die Sonne scheint wieder vom stahlendblauen Himmel und der Wind ist auf ein Lüftchen reduziert. Mein Ziel ist das Asklipeion kurz vor Kos-Stadt, eine größere Ausgrabungsstätte, die wohl einmal ein Heilbad gewesen sein soll. Geschichtliches wird auf Anfrage gern nachgereicht ... für jetzt soll reichen, dass es sich um eine sehr weitläufige, terrassenartig angelegte Anlage handelt. Viele "olle Steine", ein paar Säulen und Mauerreste sind zu besichtigen. Und einige Katzen sind dort unterwegs, erfreulicherweise fast alle kastriert, was man am gekappten Ohr sieht. Eine bunte Maus posiert mir gern als Fotomodell, zur Belohnung gibts Brekkies und Wasser.
 
Von der Ausgrabung fahre ich weiter hinein nach Kos-Stadt. Immer geradeaus bis ans Meer und dann links - so komme ich zum Kastell. Zur Parkplatzsuche fahre ich noch eine Runde, doch dann parke ich einfach frech wie viele andere auch an der Kastellmauer am Hafen. Ich umrunde die Anlage auf der Suche nach dem Einlass, bis ich sehe, dass dieser weiter oben über eine Brücke zu erreichen ist. Endlich bin ich drin und gucke mir die weitläufige Anlage an. Heute laufe ich mir wirklich platte Füße! Auch diese Burg ist sehr interessant und die Mauern sehr gut erhalten. Nur wenige Touristen sind unterwegs und ich kann alles in Ruhe genießen.
 
Nach einiger Zeit bin ich einmal rum und verlasse die Burg, auf die Stadt selber habe ich keine Lust und fahre weiter die Straße um die Spitze der Insel bis zu einem kleinen Parkplatz mit Kiosk, von wo aus man noch zu Thermen laufen kann. Am Kiosk hole ich mir ein Eis, aber bald es geht zurück. Die Landschaft ist hier recht öde und wieder einmal denke ich, dass Kos nicht "die" Insel für mich ist. Viele Radfahrer sind unterwegs, auch einige mit E-Bikes, die Insel bietet sich an, es ist nicht zu steil.
 
Kurz vor der Stadt biege ich ins Landesinnere ab und schlage mich über kleine Straßen durch. Die Karte habe ich längst aufgegeben - welche Straße, welcher Abzweig das jetzt ist - keine Ahnung. Die grobe Richtung (Stand der Sonne) stimmt jedenfalls. Dann erscheint doch endlich ein Wegweiser, der mich wieder orientieren lässt, wo ich bin, und ich fahre einen Abzweig zu einem Profitis Ilias (hach wie originell!) hinauf. Die einspurige Asphaltstraße, der ich folge, führt wohl zu den Antennen auf dem Berg und wohlweislich kehre ich etwas unterhalb des Gipfels um, auch von hier ist die Aussicht auf die Insel phantastisch.
 
Dann suche ich mir ähnlich "Pi mal Daumen" den Weg nach Ziá. Irgendwann erscheinen auch tatsächlich Wegweiser dorthin. Die Straße führt auf halber Höhe an den Bergen entlang, immer mit Ausblick und zwischendurch, mitten in der Pampa, auch durch eine Siedlung von Zigeunern oder Flüchtlingen. Schnell bin ich da durch und dann wird es doch tatsächlich noch waldig, was ich schon sehr vermisst habe auf der Insel. Plötzlich erreiche ich Ziá und denke, ich bin falsch - aber die Straße führt tatsächlich durch die Häuser mit Geschäften links und rechts hindurch! Kitsch soweit das Auge reicht ... dennoch interessiert mich das Dorf und ich parke unterhalb des Ortes und laufe zurück. Eine kleine Gasse führt hinauf zur Kirche, kurz darunter gibt es ein Kafenion im Garten einer alten Wassermühle. Hier wurde mit viel Kreativität eine kleine Oase im Grünen, mit Blick über das Dorf auf die Küste, geschaffen. Ich bestelle mir einen Frappé und ein Crêpe mit Lemon (lecker!), nur mit dem Ruhe genießen ist nicht viel, denn zwei griechische Familien sind ebenfalls hier und der etwa 3jährige Sprößling ist "on tour" ... "Lefteris, ochi!" - "Lefteris, ella!" ... (Lefteris, nein / komm her!) tönt es durch den Garten. Auch die anderen Kinder flitzen umher, Kinder halt, wenngleich sehr gut erzogen. Dennoch hat mir der Besuch hier gut gefallen.
 
In zwei, drei Shops kaufe ich noch dies und das, ehe es heimwärts geht. Kurz tanken, dann im Zimmer ein bissl vorsortieren, duschen, und ab zum Essen. Bei Pia im Shop ein kleiner Smalltalk, dann wähle ich heute die Taverne Akrogiali aus und bin happy, am letzten Tag doch noch meine geliebten kleinen Fische zu bekommen. Dazu bestelle ich frittierte Zucchinischeiben. Beides ist sehr köstlch und für den Fisch habe ich bald eine Mitesserin unterm Tisch! Die Schwänze und der eine oder andere ganze Fisch fallen zufällig hinab .... Schade, dass ich das Lokal nicht eher ausprobiert habe, auch der Service ist sehr nett. Wird vorgemerkt fürs nächste Mal (falls ich noch einmal nach Kos komme).
 
Zum Schluss verabschiede ich mich noch von Pia, das dauert auch eine Weile, und dann geht es zum Kofferpacken aufs Zimmer. Ein bissl noch online gucken, Reisebericht schreiben, dann ab ins Bett - der Wecker ist auf 4:00 Uhr gestellt!
 
 
17.10.2016
 
Die Nacht ist viel zu kurz, denn ich bin lange vorm Weckerklingeln wach - erst eine Mücke, dann die Nachbarshunde, die mich keinen Schlaf finden lassen. So stehe ich auch direkt auf und bereite mich ganz in Ruhe auf die Abreise vor. Im Stockdunkeln erreiche ich nach kurzer Fahrt den Flughafen, es sind noch kaum Reisende dort und auch das Personal schaut noch reichlich verschlafen aus. Dann beginnt so langsam der Check-In, ich gebe meinen Koffer ab, trinke noch meinen Frappé aus, bevor ich mich durch die Sicherheitskontrolle begebe. Der Flughafen hier ist ähnlich klein wie auf Karpathos oder Samos, sehr gemütlich und übersichtlich alles. Auf dem Rollfeld ist nichts zu erkennen - immer noch dunkel. Erst als wir später im Flieger sitzen sehe ich das erste Morgengrauen über der Ägäis. Ich habe wieder Glück und in der kleinen Dash die Zweierreihe für mich allein.
 
In Athen muss ich diesmal etwas weiter laufen, aber finde meinen Abfluggate auch sofort. Alles geht ganz pünktlich und neben mir in der Dreierreihe taucht ausgerechnet das Pärchen auf, das mir schon auf Kos leicht unangenehm aufgefallen war: Beide um die 60-65, Klamotten und Schmuck vom Feinsten, ganz ête-petête, aber sowie der Mund aufgemacht wird: Wedding dritter Hinterhof! Und an allem was zu nörgeln. Ich habe ja den Fensterplatz, da saß Madame schon, anschließend dann ewig Meckern über die Dame beim Check-In, man habe doch Fenster bestellt, und so ging das dann übers Essen weiter bis zu den Durchsagen (auf Griechisch und Englisch), und blablasülz ... ich habe nur vor mich hingeschmunzelt, sofern ich nicht geschlafen habe, denn da auch die Sicht dank vieler Wolken gleich Null war, konnte ich die Gelegenheit nutzen, Schlaf nachzuholen. Im echten Blindflug landeten wir dann in Berlin, zu sehen war wirklich erst etwas ab Gartenfeld. Dann dauerte es eine Viertelstunde, bevor die Tür aufging, und weitere 20 min, bis das Gepäckband anlief. Aber dann war ich wie immer mit dem Taxi ganz schnell zu Hause und meine Fellfussel haben sich gefreut, dass die Mama wieder da ist :-)
 
 
Nachsatz

Es war, abgesehen von dem nervenaufreibenden Auftakt, wieder ein sehr schöner Urlaub!
Die Unterkünfte auf Nissyros und Kos, so unterschiedlich sie waren, sind beide absolut empfehlenswert, die Wirtsleute herzlich und hilfsbereit. Auch sonst habe ich nur nette Menschen getroffen und mich immer sehr wohlgefühlt.

Nissyros hat mir sehr gut gefallen. Klein, fein, landschaftlich hochinteressant und die Dörfer ebenfalls sehenswert. Vier Tage waren okay, wer wandern möchte, kann noch ein paar Tage dranhängen. Kos hingegen ist nicht so meine Insel ... es gibt schöne Ecken, und mit Mastichari habe ich einen Glücksgriff gemacht, aber die meisten Ortschaften am Meer sind 100% touristisch und nicht immer schön. Auch ist die Landschaft in weiten Teilen flach und rein landwirtschaftlich genutzt oder einfach nur karg, ein paar nette Bergdörfer und -straßen gibt es aber auch. Natürlich habe ich nicht alles geschafft und von Kos-Stadt auch nur einen winzigen Teil gesehen. Vielleicht komme ich einmal wieder, um eine andere Insel von hier aus zu besuchen (Kalymnos wäre ein Ziel), und kann dann weiteres erkunden.
 
Von Flüchtlingen habe ich überhaupt nichts gesehen oder mitbekommen und es ist so schade, dass viele Urlauber deswegen und auch wegen der Krise nicht nach Griechenland reisen wollen, dabei ist es so ein schönes und sicheres Land und die Preise (z.B. in den Tavernen) sind immer noch günstig für uns - vorausgesetzt, man reist nicht nur pauschal und kommt aus seinem Hotel nicht raus. Die Bevölkerung ist auch uns als Gäste angewiesen und jeder bemüht sich wirklich, es den Gästen so angenehm wie möglich zu machen. Auch die Fluggesellschaft AegeanAir kann ich wirklich nur empfehlen, hier stimmt einfach alles.
 
Für mich steht fest, Griechenland ist und bleibt mein Reiseziel für die nächsten Jahre, der nächste Urlaub dann auf die Kykladen ist bereits in Planung.
 
 
 
Sylvia Rottmann
Oktober 2016


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