Samos
 
09. - 16. September 2014
 
Wieder steht eine neue Insel auf meinem Programm - Samos soll es diesmal sein. Im Internet habe ich Fotos gesehen und bin sofort "angefixt" von der wunderschönen Landschaft. So habe ich mich im Frühjahr gleich aufgemacht und Flug und eine Unterkunft und natürlich einen Mietwagen gebucht, um das "Neuland" zu erkunden.
 
Die griechische Insel Samos liegt in der Ostägäis, nur knapp 2 km vor der türkischen Küste. Mit rund 478 km² ist sie die achtgrößte Insel Griechenlands. Die maximale Länge beträgt ca. 44 km, die breiteste Stelle 18 km. So gesehen recht handlich, um sich in einer Woche einen Überblick zu verschaffen. Den höchsten Berg, den 1153 m hohen Karvounis, werde ich allerdings sicher nicht besteigen ;-) Neben Olivenöl ist besonders der Wein von Samos bekannt und ich habe mir vorgenommen, ihn der einen oder anderen Probe zu unterziehen! Alles weitere wird sich in den nächsten Tagen ergeben.
 
Am Samstag wird der Koffer gepackt und ich schaffe es tatsächlich, dass im kleinen Koffer noch reichlich Luft ist. Vielleicht finde ich ja auf Samos das eine oder andere nette Mitbringsel, das den Platz dann ausfüllen wird. Die Katzen sind "not amused" und ahnen, dass die Dosi wohl mal wieder für eine Weile verschwinden wird, zumal am Samstag auch noch die Catsitterin eingewiesen wird ...
 
>>> direkt zum neusten Bericht: *klick*
 
Anmerkung: Die Schreibweise der griechischen Ortsnamen orientiert sich an der Darstellung auf der Samos Karte 210 von ROAD bzw. der Schreibweise im Reiseführer aus dem Michael-Müller-Verlag. Wer dennoch Abweichungen und Tippfehler findet, darf sie behalten ;-)
 
09.09.2014
 
Tja, so ist das dann. Montag früh erwachte ich mit starken Halsschmerzen und Schluckbeschwerden und wusste sofort: Das wird eine fette Erkältung werden! Schnell noch eine Apotheke überfallen und den Kofferinhalt mit reichlich Taschentüchern ergänzen ... so brachte ich am Vorabend meinen Koffer zum Check-In, der diesmal ruckzuck ging und 25 min später war ich bereits wieder daheim. So brauchte ich das Taxi erst zu 9 Uhr bestellen.
 
Der Wagen war pünktlich und um 9:15 Uhr war ich am Flughafen. Auch die Kontrolle ging zügig und so verbrachte ich die Wartezeit bis zum Boarding damit, die Leute zu beobachten. Dann wurden wir aufgerufen, durften eine kleine Busfahrt machen und konnten die Maschine besteigen. Tja und da gings erst mal nicht weiter. Durchsage vom Kapitän: Ein Bordcomputer muss ausgetauscht werden. Ist ja wie in der Arbeit .... mit knapp einer Stunde Verspätung konnten wir dann endlich abheben und ca. zweieinviertel Stunden später hieß es über der Ägäis "Land in Sicht". Nach einem ruhigen Flug setzte die Maschine über Land nach einem scharfen Rechtsbogen zur Landung an ... und schon waren wir am Ziel. Einige schöne Fotos konnte ich beim Landeanflug machen.
 
Wie schon auf Karpathos im Mai war auch heute mein Köfferchen der erste! So suchte ich in der Vorhalle nach den Kollegen von der yes-Autovermietung. Schließlich fand ich sie und die Übergabe des Wagens ging ganz flott. Ein Spark, wie ich ihn schon kenne.
 
Quer durch die Berge - Hora, Mytilini, Zarvou - geht es hinüber auf die andere Inselseite. Natürlich nicht auf der Hauptstraße! So habe ich bald einen schönen Blick auf die Bucht von Vathi, in der zwei größere Schiffe vor Anker liegen. An der Küste entlang geht es an Kokkari vorbei nach Agios Konstantinos. Samos ist auf den ersten Blick so ganz anders, die Häuser oft unverputzt aus Feldgestein, viele rote Dächer. Mein Hotel hätte ich fast übersehen, dann finde ich erstmal keinen Parkplatz und parke schließlich ein ganzes Stück weiter am Straßenrand. Mit dem Gepäck geht es zurück und dann ca. 40 Stufen steil empor. Heijeijei...
 
Dimitri, der Wirt begrüßt mich, leicht irritiert, holt dann seine Frau Gabi, und hier klärt sich die Irritation auf: Man dachte, ich wäre schon da, denn es kam heute noch eine einzelne Frau und wurde irrtümlicherweise in "mein" Zimmer gesteckt. Aber zum Glück ist noch ein weiteres Zimmer frei, im Erdgeschoß (was mir angesichts der bereits gestiegenen Treppen ganz recht ist!) und sogar sehr groß. Nun residiere ich also im Dreibettzimmer. Alles einfach, aber ordentlich, das Bad eher ein Duschklo ... aber reicht doch völlig aus.
Der Balkon ist eher ein Stück eingemauerter Garten, mitten im Grünen. Es gibt auch eine allgemeine kleine Küche mit Kühlschrank, wo man seine Sachen unterstellen kann, sowie Kochgelegenheit.
 
Ich muss noch warten, bis Dimitri das Zimmer hergerichtet hat, und unterhalte mich mit Gabi und lerne die drei Hunde des Hauses kennen: Die 17jährige kleine Zottelmaus Lilly, die nicht mehr so recht laufen kann, einen quirligen kleinen Kerl namens Diego, der denkt, er wäre eine Katze, und immer kuscheln kommen will, und einen wunderschönen zweijährigen hellen Golden Retriever namens Noah.
 
Nach dem Auspacken setze ich mich ins Auto und fahre nach Kokkari, erstmal gucken. Auf den ersten Blick ist mir der Ort aber viel zu umtriebig und da mich der Hunger zwickt, fahre ich zurück nach Agios Konstantinos, kaufe im Supermarkt ein paar Getränke und parke dann unten am Wasser. Der Ort ist sehr langgestreckt und es gibt einige Tavernen, gut verstreut. Ich kehre heute in die Taverne Akrogiali ein und bestelle mit Feta gefüllte Paprika und Briam (Gemüse). Es schmeckt gut und beim Essen leisten mir drei kleine Katzen à la "Joschi in schlank" Gesellschaft.
 
Nach dem Essen laufe ich am Ufer entlang und bewundere den Vollmond, der überm Meer steht.
 
Im Zimmer schreibe ich mein Tagebuch. Auf dem Balkon habe ich Internetzugang, und so kann ich meinen Bericht und die ersten Fotos bequem hochladen.
 
Die Fotos vom Tage - *hier*
  
10.09.2014
 
Der erste Tag bricht an und wie nicht anders zu erwarten, ist der Himmel wolkenlos. Ich werde recht früh wach und fühle mich beobachtet: Auf dem Balkon sitzt ein wunderhübscher Grautiger - mehr Grau als Tiger. Ich begrüße ihn mit einer Leckerlistange und habe sofort einen neuen Freund, der mir seinen Lebenslauf erzählt und am liebsten mit ins Bett möchte. Aber das wiederum mögen die Wirtsleute nicht und so wendet sich der Graue zum Glück bald wieder den Insekten auf dem Balkon zu.
 
Pünktlich um 8 Uhr sitze ich am Frühstückstisch. Erst nach und nach trudeln die anderen Gäste ein. Eine
jüngere Frau setzt sich zu mir: Jutta, die versehentlich "mein" Zimmer bekommen hat. Sie kommt aus dem Wendland. Später stelle ich fest, dass ich ihren Wohn-/Arbeitsort sogar von einem Kurzurlaub in den 1970er Jahren her "kenne"! Wir unterhalten uns beim Frühstück und dann ist es für mich Zeit, mich auf meine erste Tour vorzubereiten. Gemütlich laufe ich hinunter zur Uferstraße, wo ich mein Auto geparkt habe - und kriege einen guten Schreck, denn der Wagen steht nicht brav am Straßenrand, sondern senkrecht zum Bordstein! Die Türverriegelung ist offen, aber augenscheinlich ist nichts beschädigt und ich kann ungehindert losfahren. Was ist hier nur passiert?? (Die mögliche Lösung erfahre ich heute Abend! Solange habe ich mich über den Tag gegrübelt und mein lieber Leser darf mitraten ;-) ).
 
Mein Weg führt mich an der Küste entlang in Richtung Karlovasi. Die Strecke führt direkt am Ufer entlang, das hier nur an wenigen Stränden zum Baden einlädt. Es geht leicht auf und ab, ein
paar kleine Siedlungen liegen am Meer, u.a. Ag. Nikolaos. In Karlovasi biege ich direkt ab Richtung Hafen, denn ich möchte auf der anderen Seite des Ortes weiterfahren. Nach kurzer Fahrt erreiche ich den Potamistrand und hier beginnt auch der Weg zu den Wasserfällen. Bevor aber der eigentliche Weg beginnt, kommt man an einer sehr alten Kirche vorbei. Dann geht es durch ein wunderschönes Tal, immer am Bach entlang. Spannend wird es erst, als der Weg mittels recht filigraner Holzstege über den Bach führt - ein paar mal hin und her - ab einer gewissen Gewichtsklasse muss man da schon einiges an Gottvertrauen (oder in den Baumeister!) mitbringen! Aber alles geht gut und so erreiche ich nach einer guten halben Stunde den Punkt, wo für mich der Weg zu Ende ist.
 
Der Wanderer hat hier die Wahl, entweder durch den Bachlauf zu waten, der malerisch durch eine enge Schlucht führt, jedoch Leuten mit kurzen Beinen das Wasser bis zum Popo stehen lässt, oder über eine Art
Himmelsleiter zu klettern - eine recht abenteuerliche und überaus steile Holztreppe, deren Ende von unten nicht abzusehen ist und die ich mir dann doch verkneife. Ich beobachte aber eine Weile lang, wie andere Spaziergänger mal den einen, mal den anderen Weg nehmen, ehe ich mich gemütlich auf den Rückweg mache. Von der Festigkeit der Stege habe ich mich ja nun schon überzeugt, so geht es etwas flotter, wenngleich des öfteren unterbrochen von Fotostops an den alten knorrigen Feigenbäumen, zurück. Das Tal ist wirklich einmalig schön, und es ist schattig und angenehm kühl. Im Gegensatz zu meinem Auto, das mittlerweile in der Sonne parkt ...
 
Zurück geht es nach Karlovasi und hier nehme ich den Abzweig nach Leka und finde mich auf einer Straße wieder, so wie ich sie mag: Schmal, steil, kurvig, durch den Wald und immer mit schönen Ausblicken
auf Karlovasi und den Teil der Insel hier. Hinter Leki biege ich ab nach Kosmadei, die Landschaft wird noch etwas steiler, aber hier wie schon auf der ganzen Strecke wird auch jeder freie Flecken für Weinbau oder Olivenbäume genutzt. Es ist alles sehr grün, wenn auch nicht mehr frisch.
 
In Kosmadei parkt ich am vermeindlichen Ende der Straße, laufe an der Kirche vorbei zu einer kleinen Taverne, wo ich meinen ersten Frappé mit Sicht auf die Insel und die Dächer unter mir genieße. Wenig später geht es zurück, jedoch nicht wieder Richtung Leka, sondern nach Süden Ri. Marathokambos. Auf den Hügeln im Tal stehen Windräder. Ich biege dann aber nicht ab zum Meer, sondern schlage einen Bogen zurück Richtung Karlovasi. Einen Abstecher mache ich aber noch nach Platanos. Durch Weinterrassen schraubt sich die Straße in Serpentinen hinauf und die Aussicht wird 
hinter jeder Kurve schöner.
 
Im Ort wird die Straße eng und ehe ich mich versehe, stehe ich schon auf dem Platz mit der großen Plantane. Von Parkplatz keine Spur ... also setze ich zwischen den Tischen der einzelnen Tavernen zurück und fahre wieder etwas abwärts, wo ich am Straßenrand parken kann. Zu Fuß erkunde ich nun die schöne Platia und nehme in der Taverne Leon - also Löwen - Platz. Die Minilöwen des Dorfes lassen auch nicht lange auf sich warten, und während es auf dem Tisch Tsaziki gibt, wird unten Leckerli gefuttert.
 
Gemütlich geht es dann weiter wieder in Richtung Karlovasi. Hier wollte ich eigentlich ins "Centro" aber die Gassen werden auch immer enger, das ganze scheint Einbahnstraße zu sein, also irgendwie durch und am besten einem anderen hinterher. So sehe ich immerhin einen Teil
der entzückenden Altstadt. Vielleicht komme ich noch einmal zu Fuss hierher.
 
Nach einem Loop bin ich wieder auf der Straße, die mich heimwärts Richtung Agios Konstantinos führt. Aber da ich noch nicht nach Hause möchte, gucke ich mir noch einen Abstecher aus und fahre hinauf nach Ambelos und weiter nach Stavrinides. Sträßchen nach meinem Geschmack - Aussichten vom Feinsten! Aus dem Grün der Pinien erheben sich immer wieder lange, schlanke Zypressen, die es hier recht häufig gibt.
 
In Stavrinides ist dann die Welt für Autos zu Ende und ich laufe noch ein bisschen durch das Dorf. Hier treffe ich auf unzählige Katzen, die mal besser, mal schlechter aussehen. Nur selten entdecke ich ein gekapptes Ohr, das auf einen Kastraten hinweist. Langsam kehre ich dann um
und genieße die Abfahrt zur Straße nach Agios Konstantinos. Heute parke ich mein Auto vorichtshalber an der Hauptstraße!!  Im Hotel sitzt Jutta auf der Frühstücksterrasse und wir plaudern eine Runde und sie kennt wohl die Ursache für mein merkwürdiges Umparken heute Nacht: Da wurde gestern Abend ein Junggesellenabschied gefeiert und es muss hoch hergegangen sein. Na, sowas in der Art hatte ich mir auch gedacht und es ist ja nicht wirklich was passiert. Wir verabreden uns für 19:30 Uhr, um gemeinsam runter zum Essen an die "Wasserfront" zu gehen.
 
Wir einigen uns auf die Fischtaverne "Aeolos" direkt am Hafen. Frisch gibt es heute Sardinen und Small fishes - da haben wir schon unsere Wahl getroffen. Dazu ein trockener Samiotischer Weisswein, lecker.
Unterm Tisch finden sich nach und nach vier Fellnasen ein, die unsere Fischschwänze bzw. Köpfe bekommen. So sind alle zufrieden und satt. Wir machen noch einen kleinen Verdauungsspaziergang an der Uferpromenade entlang, heute ist ganz schön was los und in einer Taverne sogar Livemusik. Doch wir sind uns einig und gehen hinauf ins Hotel.
 

Die Fotos vom Tage - *hier*

11.09.2014
 
Beim Frühstück sind diesmal alle Gäste versammelt und man kommt ins Gespräch. Der eine oder andere Tipp wird ausgetauscht. Bis ich dann überhaupt mal in die Gänge komme, ist es doch schon recht spät. Und bis zum Losfahren weiß ich noch gar nicht so genau, wo es hingehen soll. Ich entscheide mich dann spontan für die Richtung Samos und die nördlich anschließende Halbinsel. So fahre ich an der Nordküste in Richtung Stadt und dann die Uferpromenade entlang. Sehr geschäftig geht es zu und leider wird die wasserwärts liegende Fahrbahn und Promenade gerade erneuert, es ist also ziemlich eng. Ich lasse daher die Stadt schnell hinter mir und übergangslos geht es weiter durch die engen Straßen von Kalami. Als ich mich schon am Ende der Welt wähne, taucht hinter der nächsten Ecke .... ein riesiger, neuer Kreisverkehr auf! Meine beiden Karten geben nichts her und so beschließe ich, die dort nach rechts (also quasi wieder zurück) führende große Straße nachher in Augenschein zu nehmen.
 
Vorerst geht es aber weiter Richtung "Ende der Insel". Über die Bucht von Vathi hat man einen schönen Blick hinüber nach Kedros und unverkennbar Kokkari direkt neben den großen Schloten des Kraftwerkes. Ums Eck erblicke ich dann einige vorgelagerte kleine Inselchen und Strände. Ein traumhaftes Fleckchen Erde. In Agios Paraskevi ist die eine Straße zu Ende, ein kleiner Hafen, eine Handvoll Tavernen, eine Kirche und ein Kater :-) Der junge Mann ist noch "in voller Blüte", weicht mir aber nicht von der Seite und will ständig schmusen. Irgendwann "muss" ich aber doch weiter und fahre noch ein Stück die Küste entlang, da ich mir aber nicht sicher bin, ob die Straße nicht in Schotter übergeht, drehe ich irgendwann um und genieße die Rückfahrt. So sehe ich wieder viel Neues.
 
Am besagten Kreisverkehr wähle ich dann die neue Straße, bei der es sich wohl um eine Umgehung für Samos handelt. In meinen Augen etwas überdimensioniert, aber man baut halt, wie die EU-Mittel fließen ...
 
Über Paleokastro fahre ich zum anderen Zipfel der Insel nach Posidonio. Die Strecke führt durch wunderschöne Landschaft, bergig, kurvig, überall Olivenbäume und dazwischen Pinien und Zypressen. Obwohl mein Schnupfen dank Medikamentenkeule weitestgehend abgeklungen ist, fehlt noch ein bissl der Geruchssinn, schade, ich vermisse doch etwas der Duft der Insel, den ich so nur leicht erahnen kann.
 
Posidonio ist ebenfalls ein kleiner Hafen mit einigen Pensionen und Tavernen und bei "Marien" lasse ich mich nieder und esse ein Pita Gyros. Sehr lecker! Es ist heute ganz schön heiß und auf dieser Seite der Insel geht kaum ein Lüftchen. Nach diesem kleinen Mahl geht es weiter - d.h. erstmal wieder zurück nach Paleokastro und dann auf verschlungenen Pfaden durch schöne Landschaft auf die Hauptstraße nach Pythagorio.
 
Hier ist es mittlerweile wirklich heiß und das Laufen in den Ort treibt den Schweiß aus allen Poren. Schon an der Hauptstraße reiht sich Geschäft an Geschäft und unten am Hafen gibt es eine Taverne an der anderen. Jetzt am frühen Nachmittag ist wenig los, aber dennoch suche ich etwas Ruhe an der Hafenmole, wo ein angenehmer Wind geht. Von dort aus mache ich mich durch einen Seitengasse hinauf zum Kastro, dort gibt es einen Friedhof und eine kleine Ausgrabung einer frühchristlichen Kirche. Somit hätte ich dann heute sogar noch ein bissl Antike mit abgehakt :-)
 
Im Auto ist es brutzelheiß und ich fahre nun mit Aussicht auf einen Frappé im Hotel genau die Strecke zurück, die ich auch vorgestern vom Flughafen gefahren bin. Diesmal passe ich aber besser auf und finde den Abzweig zur kleinen Straße, von der später der Weg zum Tierheim abgeht. Ich beschließe, dort kurz vorbei zu schaun, vielleicht ist ja jemand da. Der Weg führt am Zaun der Insel-Müllhalde vorbei, zum Glück steht der Wind andersherum!
 
Und es ist sogar richtig Betrieb im Shelter. Einige Holländer, englisch sprechende Frauen, und Peter, ein Berliner, der seinen Urlaub regelmäßig auf Samos verbringt und viel in Tierheim hilft. Er zeigt mir die Anlage, die im Verhältnis zu Aegina eher klein erscheint, aber bis zu 100 Hunde unterbringen kann und sehr gepflegt aussieht. Ein großer kreisrunder ehem. Wassertank dient z.Z. als Spielauslauf. Viele Hunde tragen Tüten, da gerade eine Kastrationsaktion stattfindet. Auch zahlreichen Katzen sind momentan in den Ausschlafboxen. Wie überall sind es viel zu viele und die Hunde, die hier oben sitzen, absolut liebe Kerlchen.
 
Dann wird es noch aufregend, die Männer bringen ein abgemagertes und leicht lahmes Pony, das ich auf dem Herweg schon unter einem Baum hatte stehen sehen. Niemand hat sich um das Tier gekümmert, die Polizei interessiert das nicht, der Amtsveterinär oder wer auch immer zuständig wäre, weiß bescheid, so haben die Männer es heute auf den Anhänger geladen und ins Tierheim gebracht. Die Hinterhufe stehen schief, müssen zumindest beschnitten werden, ein Strick hatte sich wohl auch schon ins Fleisch gebohrt. Die Rippen stehen hervor - das arme Pony macht sich sofort über die Eimer mit Wasser und Futter her. Hinten steht noch ein zweites Pferd, das mittlerweile schon gesund gepflegt wurde. Es ist ein Jammer, wie manche Menschen mit ihren Tieren umgehen - oder einfach gar nicht mit ihnen umgehen ...
 
Nachdem ich noch eine Spende in die Box gesteckt habe, fahre ich dann auf dem direkten Weg nach Hause und setze mich mit dem Läppi auf den Balkon, wo es schön luftig und durch den herrlichen Wuchs im Garten angenehm schattig ist. So wird der Nachmittag also vertrödelt, bis es wieder Zeit zum Essen ist ;-)
 
Irgendwie haben Jutta und ich uns verpasst und so mache ich mich kurz vor Acht allein auf den Weg ans Wasser und "lande" im Paradisos bei Manolis, wo gestern die Lifemusik spielte. Auch so ist es nett, vor allem gibt es viele Katzen, u.a. eine hochträchtige schwarz-weiße Miez, die mich an Feli erinnert. Sie bekommt dann auch von meinen Hackbällchen einen guten Teil ab. So vergeht der Abend in kätzischer Gesellschaft und bald begebe ich mich heim ins Hotel und verbringe noch etwas Zeit auf dem Balkon.
 
Die Fotos vom Tage - *hier* 

12.09.2014
 
Und wieder wird es ein herrlicher sonniger Tag, den wir mit dem Frühstück auf der Terrasse beginnen. Es gibt frisches Brot und selbstgemachte Marmelade, Eier von glücklichen Hühnern, und natürlich Kaffee. Wer mehr möchte, muss sich im Supermarkt eindecken. Heute verabrede ich mich vorsichtshalber gleich mit Jutta zum Abendessen um halb acht. Und dann geht es nach einem kurzen Gang durch den Garten, wo ein Kaktus gerade blüht und die Ziegen auf dem Stalldach rumtoben, auch schon los ins nächste Samos-Abenteuer.
 
Völlig spontan beschließe ich, mir zuerst Kokkari anzusehen. Auf dem großen Platz stelle ich mein Auto ab und suche mir dann den Weg durch die Gassen. Bald erreiche ich die Rückseite des Ortes, wo sich am kleinen Hafenbecken Taverne an Taverne reiht. Hier muss abends bzw. in der Saison ganz schön was los sein - jetzt gegen 10 Uhr sind alle Wirte noch dabei, ihre Geschäfte zu öffnen. Hinterm Ort geht es noch einen schmalen Pfad unterhalb der Felsen entlang zu einem Strand.
 
Ich laufe zurück, am Ufer entlang, das gesäumt ist von Tischen und Stühlen, dann heißt es ein paar Treppen hoch und einen Felsen umrunden und dann habe ich von dort den schönen Blick auf den kleinen Hafen mit den drei, vier Häusern am Felsen, die für Kokkari so berühmt sind. Ich mache einige Fotos, treffe am Hafen einige Katzen, wandere dann auf der anderen Seite am Strand zurück und erreiche so im weiten Bogen wieder den Parkplatz. Ganz sicher ein hübscher Ort, aber für mich viel zu betriebsam und ich bin wieder froh, im ruhigen Agios Konstantinos gelandet zu sein!
 
Dann fahre ich weiter Richtung Samos-Stadt, biege aber vorher in die Straße Ri. Tierheim ab. Hinter Mytilini wähle ich den Abzweig zum Kloster Agios Triadas, aber der Weg ist eher langweilig durch einige Firmengrundstücke und später immer geradeaus durch die Felder. Das Kloster selber ist verrammelt und verriegelt und keine Menschenseele zu sehen. So fahre ich weiter hinunter nach Pythagorio, lasse den Ort aber links liegen und biege hinterm Flughafen nach Ireo ab. Vor dem Ort kommt dann der Abzweig zum Heraion, dem "Tempel der Hera". Vom Tempel sind aber nur noch Grundmauern und eine Säule übrig, die einsam in die Höhe ragt. Erstaunlich, dass das Ding noch steht, so krumm und schief wie die Elemente aufeinander liegen!
 
Die Tempelanlage ist sicher nicht die bedeutendste, hat aber doch recht ordentliche Ausmaße und läßt sich gut im Rundgang erkunden. Gnadenlos scheint die Sonne vom blauen Himmel und nur über den Bergen im Inselinneren hat sich ein Fotografierwölkchen positioniert. Ich flüchte von Schatten zu Schatten - ein paar wenige Bäume gibt es hier - und hole mir am Kiosk der Anlage ein frisches Wasser. Ich kann gar nicht so schnell trinken, wie ich grad schwitze - was ein Vorteil ist, da ich so tagsüber keine Örtlichkeiten aufsuchen muss! Trotz der Hitze bekommt mir das Klima aber gut und zum Glück geht ja meist ein Lüftchen.

Von der Ausgrabung geht es weiter nach Ireo Hier suche ich mir am Wasser eine Taverne und genieße eine Auberginenpaste mit Brot als kleines Mittagsmahl. Es ist nicht viel los. In Ireo gibt es auch zahlreiche Tavernen am Meer und viele Pensionen und kleine Hotels im schachbrettartig angelegten Ort. So richtig kann ich mich hierfür nicht erwärmen und einmal mehr bin ich froh, mich für Agios Konstantinos als Standquartier entschieden zu haben, wo es beschaulich zugeht und die Tavernen nicht so aufeinander hängen. Kann sein, dass ich mich da wiederhole - aber nun kann ich das ja ein bisschen beurteilen ;-)
 
Von Ireo geht es über Myli hoch nach Kourmaradei. Unterwegs gibt es wunderschöne Blicke über das Land und den Flughafen. Von hier aus sieht man erstmal, wie nah der eigentlich an den Bergen ist, die Flieger müssen vom Meer her auf die Insel zufliegen und dann scharf rechts schwenken. Gerade kommt eine Flugzeug hereingeschwebt und ich kann den Landeanflug in der Ferne beobachten.
 
In Koumaradei gibt es mehrere Töpfereien sowie einen netten Laden namens "Webstuhl", er wird deutschsprachig geführt und ich komme sofort ins Gespräch mit den netten Damen. Sie kennen auch meine Wirtsleute (die Insel ist ein Dorf!) und ich darf mal wieder Grüße bestellen. Es gibt von Olivenölkosmetik über selbstgemachte Marmelade, Öl, Handarbeiten und Töpferwerk viele schöne Sachen zu kaufen und ich schlage ordentlich zu!
 
Nach dieser netten Unterbrechung fahre ich weiter nach Pyrgos und dort hinauf nach Mesogio. Von hier aus hat man eine tolle Aussicht und doch ist die Landschaft eher lieblich und es geht ständig durch Weinberge. An einer besonders engen Stelle kommt mir dann der Bus entgegen und halb ins Gestrüpp zurück gesetzt, kann ich ihn passieren lassen. Millimeterarbeit ... aber die Busfahrer sind hier einiges gewohnt, ebenso wie ihre Kollegen von der Müllabfuhr!
 
Ich entschließe mich, wieder zurück Richtung Pythagorio zu fahren und biege dann in Hora ab auf die mir nun schon vertraute Strecke über Mytilini, wo ich auf dem Dorfplatz noch einen Frappé trinke. Auf der Nordseite der Insel fahre ich dann zügig nach Agios Konstantinos, biege aber noch ab nach Manolates. Die Fahrt geht durch ein wunderschönes grünes Tal, das Nachtigallental, in Serpentinen schraubt sich die Straße in die Höhe. Dann bleibt der Wald hinter mir und nach ein paar Kehren durch den Weinbau erreiche ich Manolates. Ein Schild verspricht in 50 m einen Parkplatz. Nun, mit den griechischen Entfernungen habe ich so meine Erfahrungen gemacht, nicht selten sind 250 m eher 2,5 km ... aber tatsächlich stehe ich nach der letzten Kehre auf einen großen Parkplatz, der auch recht gut gefüllt ist.
 
Von hier aus geht es zu Fuß weiter durch die engen Gassen des Ortes und das alles erinnert mich von der Sache her ein bisschen an Olymbos auf Karpathos, nur wesentlich kleiner. Aber auch hier gibt es blumengeschmückte Häuser und zahlreiche Läden an der Hauptgasse. Überwiegend Keramikkünstler bieten ihre Waren an. Neben einem Shop finde ich einen ganzen Koffer voller Katzen und wie ich so stehe und fotografiere und Leckerchen gebe, erscheint auch der Künstler und wir kommen ins Gespräch. Er kümmert sich um die Miezen, verabreicht einer während unseres Gespäches Augentropfen, aber es ist ein dünnes kleines Kerlchen, was ihm wohl Kummer macht. In seinem Laden hat er auch Trockenfutter stehen und direkt gegenüber gibt es einen kleinen Brunnen mit Trinkwasser. Erst nach längerer Zeit reiße ich mich los und erkunde noch den Rest des Ortes bzw. laufe bis zur Kirche, dann wieder zurück. In der Nähe einer lauschigen Taverne lebt eine kleine Tigermama mit drei Junioren, die alle lustig gezeichnet sind. In einem kleinen Laden kaufe ich einen Keramikfisch, aber es ist alles teuerer hier und kostet mindestens doppelt soviel wie vorhin in den Läden auf der Südseite der Insel.
 
Dann trete ich die Rückfahrt durch das hübsche, frisch grüne Tal an und bin bald wieder unten im Ort und schließlich im Hotel. Duschen, Fotos sortieren, dann ist auch schon Zeit zum Abendessen. Ich laufe mit Jutta ins Akrogiali, wo wir uns zwei Vorspeisen teilen und dann jede ein Hauptgericht (ich wieder Small Fishes) isst. Jutta hat Fleisch - ein Fest für die Fellnasen unterm Tisch! Der Wirt lädt uns ein: Morgen ist griechischer Abend, die Hochzeit wird gefeiert. Man erinnere sich: Der Junggesellenabschied .... Na mal gucken!
 
Auf dem Balkon, beim Absackergläschen Wein, schreibe ich noch meinen Bericht, dann fallen mir auch fast schon die Augen zu.
 
Die Fotos vom Tage - *hier*
 
13.09.2014
 
Wie jeden Morgen habe ich erstmal keine Idee, wo es heute hingeht. Wir frühstücken alle gemeinsam auf der Terrasse und Gabi erzählt ein paar kleine Geschichten aus ihrem Leben in Griechenland und mit ihrer griechischen Familie. Es ist sicher nicht immer einfach gewesen. Auch vom Bau des Hauses erzählt sie, wie der Schwiegervater damals in die Tiefe gehen musste, da die Fundamente hier wegen der Erdbebensicherheit alle bis unter die Straße reichen müssen. Da wir aber ca. 40 Stufen oberhalb liegen, kann man mal rechnen ... es war wohl eine rechte Schufterei! Dafür sind die Erdbeben hier eher harmlos und verursachen zum Glück keine Schäden, da Samos nicht am Rand, sondern mittig auf einer Erdplatte liegt.
 
Anschließend gucke ich noch kurz ins Internet und dann fahre ich los, entschließe mich heute für die Tour nach Drakei, dem westlichen Ende der Insel. Dazu fahre ich über Karlovasi und weiter nach Marathokambos, wo ich einen ersten Stop einlege und durch den Ort, einmal rund um die große Kirche, laufe. Man staunt immer wieder, sei das Dorf noch so klein oder steil gelegen, eine stattliche Kirche gibt es allemal. Marathokambos ist allerdings ein etwas größerer Ort. Von hier oben ist die Aussicht sehr beeindruckend.
 
Dann geht es wieder hinunter ans Meer durch Kambos, auch Votsalakia genannt. Hier zieht sich auf rund 2 km eine Feriensiedlung mit Appartementhäusern, Pensionen, Shops, Tavernen am Strand entlang. Wieder denke ich mir, wie glücklich ich doch mit meinem einfachen Agios Konstantinos bin! Hinter Kambos wird die Landschaft wieder wilder, es gibt wunderschöne Strände und die Straße geht aufwärts durch Olivenhaine, immer unterhalb des Berges Kerketeas entlang. Es gibt ein paar Sträßchen in einsame Dörfer, ich fahre hinunter nach Paleochori, aber hier ist keine Menschen- oder Tierseele zu sehen und ich fahre wieder zurück zur Hauptstraße. An Kalithea ("schöne Aussicht" - stimmt!) vorbei geht es auf das letzte Stück nach Drakei. Es ist steil nach links und rechts, felsig, teils waldig, teils karg.
 
Schließlich taucht der Ort hinter einer Kurve auf und einige Mietwagen stehen bereits am Ortseingang. Ich finde einen schattigen Parkplatz (immerhin sind heute unten um die 30°, hier oben immer noch 26° gemäß Autothermometer) und laufe in den Ort. Eine Kirche, drei Tavernen und viele Häuser entlang der engen Gassen - hier ist für Autos die Welt zu Ende, für Wanderer gibt es aber einen Weg zu den Seitani-Stränden. Auch das hat uns Gabi heute morgen erzählt, eine geplante Straße dorthin wird aus Naturschutzgründen nicht gebaut, da an den Stränden seltene Schildkröten ihre Eier legen
und Mönchsrobben ihre Jungen bekommen. Gottseidank mal eine vernünftige Entscheidung!!
 
Nach einer kleinen Runde durch den Ort und Besuch im örtlichen "Tante-Anthoula-Laden" fahre ich wieder zurück. Nur einige Fotostops, ansonsten genieße ich die schöne Strecke. Hinter Kambos biege ich ab nach Koumeika und kurz vorm Ort nach Balos, was mir die Dame im "Webstuhl" gestern geraten hat. Es ist ein kleiner Ort direkt am Meer, mit einer Taverne, in der ich zu Mittag esse und einen "Kreta-Salat" bestelle. Das ist ein dunkles Krustenbrot mit Tomate, Feta, Oliven und Kapern, sehr lecker. Hier bricht mir dann einer meiner Nasennippel von der Sonnenbrille ab, kein Wunder beim ständigen Schwitzen, und das Nasenfahrrad hängt nun etwas schief (was man aber nicht sieht). Ohne ginge ja gar nicht. Keine Ahnung, ob und wo ich hier einen Optiker finde ...
 
Von Balos aus fahre ich recht zügig über Pyrgos und Koumaradei (noch einmal kurzer Einkaufsstop im "Webstuhl") und später Hora, Pythagorio und Samos zurück in den Norden. Kurzer Halt am Supermarkt, dann bin ich daheim und verbringe den Nachmittag gemütlich auf dem Balkon. Das Internet ist heute mal wieder Glückssache, wenigstens kann ich schnell den Bericht und die Fotos hochladen. Später werden wir wieder in den Ort hinunter gehen zum Essen.
 
Wir gehen ins Akrogiali, wo für die Hochzeitsgesellschaft eingedeckt ist. Nach und nach füllen sich erst die anderen Tische, dann auch die der Gesellschaft. Wir essen (ich habe heute Gyros, der zur Hälfte untern Tisch geht ;-) ) und lauschen dann noch etwas der Musik, die aber nicht wirklich "typisch" griechisch ist. Jutta verabschiedet sich bald, ich bleibe noch ein wenig und bitte den einzelnen älteren Herrn vom Nebentisch zu mir, ein Schweizer, wir unterhalten uns noch ganz nett und er verfüttert sein halbes Essen an die scheue Hündin, die hier streunt. Sie ist sehr schlank, hat aber große Zitzen, wahrscheinlich hat sie irgendwo ihre Jungen versteckt. Heute bekommt sie reichtlich und später, als ich gehe, auch noch einen Teil meiner Dreamies. Später erfahre ich von Gabi, dass die Welpen bereits gefunden wurden und aufgeppelt und auf einer Pflegestelle sind.
 
Als ich bei Manolis vorbei komme, ist auch dort Lifemusik, aber wesentlich schöner, und ich setze mich noch einen Moment auf die Ufermauer und lausche der Musik, ehe ich ins Hotel hinaufgehe,
 
Die Fotos vom Tage - *hier*
 
14.09.2014
 
Der heutige Tag ist eigentlich recht schnell erzählt. Wie immer sitzen wir alle nett beim Frühstück beisammen und es werden Pläne für den Tag geschmiedet. Ein Gast hat ebenfalls den Müller-Reiseführer, aber bereits ca. 20 Jahre alt! Er frischt ein paar Infos aus meinem aktuellen Band auf. Endlich beschließe ich, heute noch einmal nach Pythagorio zu fahren, wovon ich ja noch nicht wirklich viel gesehen hatte. So mache ich mich auf und nehme noch ein Pärchen aus dem Haus bis Kokkari mit.
 
Über Mytilini erreiche ich die andere Seite der Insel und parke in Pythagorio am Kastro. Ich laufe durch die engen Gassen, auch über den Rathausplatz, dann erreiche ich irgendwann den Hafen. Malerisch schaukeln hier die kleinen Fischerboote am Kai. Von der Mole aus betrachtet bietet der Ort einen niedlichen Anblick. Geht man dann näher heran, erkennt man die Tavernenvielfalt und ich kann mir vorstellen, dass hier abends der Bär steppt! Jetzt am Vormittag ist noch nicht viel los. An der Hauptstraße entdecke ich zwischen all den typischen Souvenirshops und Autovermietungen einen netten Keramikladen, die Künstlerin sitzt auch gerade und bemalt Teller. Ich kaufe ein paar Kleinigkeiten und darf sie zum Abschluss bei der Arbeit fotografieren.
 
Heute ist das Wetter recht klar und ich habe haufenweise (hoffentlich) schöne Fotos im Ort gemacht. Auf dem gleichen Weg wie her fahre ich wieder zurück und biege dann ins Bergdorf Vourliotes ab, wo ich zum Mittagessen einkehren möchte. Am Ortseingang bleibt das Auto stehen (ich habe wieder Glück und finde einen Schattenplatz) und ich laufe in den Ort und erkunde die engen Gassen. Da mich der kleine Hunger treibt, steuere ich zuerst direkt auf die bekannte Platia zu, wo mehrere Tavernen ihre Stühle auf dem Platz unter einem großen Baum stehen haben. Ich setze ich mich ins "Blue chairs" und bin begeistert, denn es wimmelt hier von Katzen! Einige davon, die schon etwas älter sind, sind sogar schon kastriert. Zum Glück habe ich genug Leckerli dabei, denn mein Essen - Aubergine in Tomatensoße mit Feta überbacken - ist zwar seeehr lecker, aber kein echtes Katzenfutter. Die Bande bekommt aber auch an den anderen Tischen reichlich, es füllt sich auch langsam.
 
Ich genieße auf diesem hübschen Platz sogar noch ein Glas Wein (das ich bis zum Auto längst wieder ausgeschwitzt habe!) und dann schlendere ich noch durch einige Gassen und finde auch die Kirche, die hier in einer sehr engen Gasse steht. Es ist wirklich urig hier oben und gefällt mir gut. Auf dem Rückweg - viele Serpentinen durch Wald und Weinberge - genieße ich auch die Aussicht hinunter zum Meer, Agios Konstantinos ist leider nicht zu sehen, da hinter einem "Buckel" versteckt. Ich machte noch einen Abstecher nach Ano Agios Konstantinos, einer kleinen höher gelegenen Siedlung, dann geht es heimwärts in Hotel und zum Relaxen auf den Balkon. Hier weht ein angenehmer Wind und es lässt sich aushalten!
 
Zum Abendessen gehen wir wieder an die Taverne Aeolos am kleinen Hafen, wo man so schön direkt am Strand sitzt. Die Bestellung gestaltet sich etwas schwierig, doch schließlich bekommen wir, was wir haben möchten (Jutta überbackene Muscheln, ich Chicken Souvlaki), dazu Wein und für unsere vierbeinigen Freunde fällt reichlich vom Souvlaki ab! Es gibt ein wunderschönes Abendrot und die Stimmung ist herrlich. Heute ist es auch recht voll in dieser Taverne. Hach ja, so könnte es noch eine Weile weitergehen!
 
Im Hotel schmuse ich noch etwas mit den schwarz-weißen Hauskater, dann gehe ich auf den Balkon. Es war wieder ein schöner Tag! - und morgen ist ja schon der letzte *seufz*

Die Fotos vom Tage - *hier*
 
15.09.2014
 
Der letzte ganze Tag bricht an und es ist wie so oft: Gestern mittag dachte ich noch, jetzt könnteste so langsam wieder heim, und heute genau das Gegenteil, ich bin doch grad erst angekommen ... seufz. Beim Frühstück wird es heute leer, zwei Pärchen verlassen uns und zurück bleiben die drei Singles Jutta, Andreas und ich. Jutta wird auch morgen Abend zurück fliegen.
 
Wie immer habe ich keinen rechten Plan für den Tag, will aber man nach Vathi (Samos-Stadt) und gucken, ob ich einen Optiker finde. Aber schon die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich recht schwierig und nachdem ich irgendwann zum dritten Mal an der gleichen Kirche vorbei gekommen bin - auf deren Parkplatz ein Markt stattfindet - gebe ich auf. Und siehe da, genau da finde ich dann doch noch am Ufer eine kleine Lücke für meinen Meo (so genannt nach seinem Kennzeichen MEO....). Zwar laufe ich die Fußgängerzone hinauf und hinab, aber einen Optiker sehe ich nicht. Dafür Schmuckgeschäfte, Apotheken, Imbisse, Bäcker, Souvenirläden, Schuhgeschäfte ... die übliche Mischung. So bleibt dann eben die Sonnenbrille in der Tasche.
 
Nach diesem kurzen Gang und weil Samos-Stadt nun auch nicht so prickelnd ist und überall gebaut wird, fahre ich weiter und lasse mich ein bisschen treiben. Erstmal geht es noch kreuz und quer durch die engen Altstadtgassen, später quere ich die neue Umgehungsstraße und fahre bergauf, den Ort, der ausgeschildert ist, habe ich immer noch nicht in der Karte gefunden. Aber schließlich stehen da Schilder zu einem Kloster und das gefällt mir, denen folge ich. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, eine wunderschöne Straße erst durchs Agrarland, dann durch einen Wald und schließlich entlang steiler Felsen windet sich die Straße bergauf. Die Aussicht wird immer spektakulärer und hinter dem letzten Felsen taucht das Kloster Moni Zoodochou Pigis vor mir auf, eine recht große Anlage mit einer Kirche in der Mitte.
 
Ich parke im Schatten eines großen Baumes, bestaune dann den Klosterhof und die Kirche, es ist ein friedlicher Ort hier oben. Hier wird auch noch auf die Kleiderordnung Wert gelegt, nach mir kommen einige andere Urlauber und legen bunte Tücher über nackte Schulter oder als Rock wegen zu kurzer Shorts. Ein paar Meter unterhalb des Klosters gibt es noch eine Art Aussichtsplattform, hier fällt der Felsen gut 300 m steil hinab und unten ist ein beschaulicher kleiner Strand zu sehen. Weiter reicht der Blick über eine große Bucht, einfach traumhaft hier oben!
 
Auf dem Rückweg sehe ich den Abzweig nach Panagia Mourtia, die Bucht, die man von oben sehen kann, und fahre runter. Immer wieder fasziniert mich, wie schnell man hier zwischen Gebirge und Meer "umswitchen" kann. Dafür liebe ich die Inseln! Die kleine Bucht hat einen groben Kiesstrand, keinerlei Anlagen für Urlauber, ein paar kleine Bötchen dümpeln vor Anker. Wenige Badegäste teilen sich den breiten Strand. Hoch über uns die teilweise bewaldeten Felsen und der Aussichtspunkt vorm Kloster ist auch zu erkennen. Auf einer kleinen Anhöhe unter schattenspendenden Bäumen steht eine Bank - meine! Hier kann man wirklich die Seele baumeln lassen.
 
Dann löse ich mich irgendwann von Bank und Blick und fahre wieder zurück in die Zivilisation. Eigentlich will ich irgendwo was essen gehen, bin aber so herrlich unentschlossen .... stattdessen begucke ich mir noch das hübsche Moni Aghia Zoni und biege oberhalb von Pythagorio zum Moni Panaghias Spilanis hinauf. Hier soll irgendwo auch der bekannte Eupalinos-Tunnel sein, aber der ist momentan wegen Renovierung geschlossen.
 
Das Kloster selber ist eher klein, aber hübsch angelegt, und im hinteren Teil geht es in eine Felsspalte in den Berg hinein. Einige Stufen bergab, dann ein Stück eine natürliche Höhle entlang, so gelangt man über glitschige Steine zu einer kleinen Kapelle, die in die Höhle gebaut wurde. Alles etwas geheimnisvoll, romantisch, zum Glück schwach beleuchtet. In der Höhle herrscht eine angenehme Temperatur im Vergleich zu draußen, wo es schon wieder knapp 30° sind.
 
Im Klosterhof treffe ich vier nette Katzen, oder sind es gar mehr, ein dicker roter Kater ist dabei und eine weiße "Little Lucy" mit zweifarbigen Augen. Auf der Bank sitzend gesellen sich zwei Urlauber zu mir, die auch einige Tage im Atlantis gewohnt hatten. Ich gebe noch ein paar Tipps, dafür schenken sie mir eine kleine Flasche Wasser, meine liegt nämlich im Auto und wird vermutlich kurz vorm Siedepunkt sein ...
 
Vom Kloster fahre ich weiter nach Ireo, aber ich kann dem Ort auch im zweiten Anlauf nichts abgewinnen. In einem Minimarkt hole ich mir Getränke und eine kleine Tüte gesaltzene Chips, mein Mittagessen für heute. An einer Kreuzung treffe ich zufällig Sandy, meinen Autovermieter, und er kann mir sagen, wo hier die Straße nach Myli abgeht. So fahre ich wieder hinauf in die Berge und genieße die herrliche Aussicht über das Land bis runter zum Flughafen und die wunderschöne Strecke nach Paghondas hinauf. Hier wollte ich eigentlich im Dorf parken, aber die ausgeschilderte Zufahrt zum Parkplatz sieht so abenteuerlich aus, dass ich doch lieber umkehre und weiterfahre nach Spathareioi, einem weiteren Bergdorf - so unscheinbar und doch mit einer riesigen Kirche bestückt, wie die meisten Orte hier. Hier genieße ich die Aussicht hinunter über den "Golf von Marathokambos".
 
Ja, das ist der Moment, wo ich mir wünsche, der Urlaub könnte noch länger andauern, denn ich habe ja noch nicht alles gesehen!
 
Über Pyrgos geht es dann in Richtung Karlovasi und recht zügig heimwärts.
 
Nach einem trödligen Nachmittag auf dem Balkon gehen wir noch einmal zu Manolis essen. Wir teilen uns eine Vorspeisenplatte, dann esse ich Hühnchen-Souvlaki. Da geht einiges untern Tisch ... es sind ein paar ganz entzückende Miezen hier (jung und schon solche Zitzen :-( ) und auch die scheue Hündin bekommt von Jutta ein paar Kaninchenknochen. Letztendlich hole ich mir noch in einer Taverne eine kl. Flasche Wein für den Balkon und beschließe dort den Abend ... morgen heißt es Kofferpacken ...
 
Die Fotos vom Tage - *hier* 
 
16.09.2014
 
Der Abflugtag ist angebrochen und nach dem Frühstück - wir sind nun bloß noch zu dritt - geht es ans Kofferpacken. Man sollte meinen, rückzu geht das schnell, aber es hat sich doch einiges angesammelt, das vorsichtig verstaut werden will! Schließlich ist alles verpackt, Gabi hat sich schon von mir verabschiedet, da sie zum Fischen hinausfahren wollen. Jutta ist ebenfalls schon fort. So schleppe ich meine Siebensachen vorsichtig die steile Treppe hinab und überlege, was ich mit den verbleibenden Stunden noch anfange. Da sehe ich am Hafen Gabi mit Noah am Wasser. Die Fischerfahrt hat sich zerschlagen, die Männer müssen einen Bootsmotor testen, so beschäftigt Gabi ihren Hund mit Apportieren aus dem Wasser. Wir plaudern noch eine Weile über dies und das, bis Gabi los muss und auch ich mich endlich in Bewegung setze. Noch einmal fahre ich die Promenade von Agios Konstantinos entlang, dann mache ich noch einen kurzen Abstecher ins Nachtigallental, jedoch nicht hinauf bis Manolates. Ich genieße die wundervolle Natur und sauge alles in mich auf. Schließlich fahre ich Richtung Flughafen über die kleinere Straße am Tierheim vorbei und durch Mytilini durch.
 
Ich fahre aber zurerst noch einmal nach Pythagorio, wo ich noch etwas besorgen will. Anschließend setze ich mich am Hafen in eines der zahlreichen Lokale und esse noch einen Tsaziki. Der ist hier nicht so besonders, dafür aber fast doppelt so teuer wie in den kleinen Tavernen landeinwärts. Aber der Blick über den Hafen und das Meer entschädigt für alles. Schließlich mache ich mich doch auf den Weg zum Flughafen und räume das Auto aus, ehe ich den Schlüssel in den Kofferraum werfe. So einfach geht es mit der Rückgabe.
 
Am Check-In geht es relativ zügig, aber gerade, als ich dran bin, geht der Kofferlabeldrucker kaputt. So muss ich an eine andere Schlange. Dann sitze oder stehe ich noch ein bisschen rum, beobachte die Leute, sehe auch Peter, der zwei Hunde zum Flieger bringt. Der Securitycheck hat noch nicht geöffnet, auch dort schon eine lange Schlange. Es ist so richtig griechisch-gemütlich hier auf diesem Flughafen. Und dann ist es doch irgendwann soweit, dass wir in den Flieger steigen und auf die Startbahn rollen. Bis ans Ende der Betonpiste geht es und der Start erfolgt so, wie ich es mir erhofft hatte, nämlich über Pythagorio und dann im weiten Linksbogen über die Insel - spitze!!! Zwar sind heute zum ersten Mal seit meiner Ankunft ein paar Miniwölkchen am Himmel über Samos, doch stören diese nicht. Mein Fotoapparat geht in Dauerbetrieb --- bis nach wenigen Bildern der Akku alle ist!! Das Miststück scheint defekt zu sein, da ich erst wenige Bilder damit gemacht hatte. Mit flinken Finger setze ich den anderen ein und es gelingen dann noch schöne Aufnahmen von oben, besonders freue ich mich, dass wir fast genau über Agios Konstantinos fliegen, auch das Bild wird prima!
 
Dann geht es über die Ägäis, es wird bewölkter und im Gegenlicht ist nicht viel zu erkennen. Nach knapp drei Stunden landen wir pünktlich in Berlin, parken in einer Außenposition und werden mit dem Bus noch eine dreiviertel Runde über den Flughafen gefahren. Da ist mir klar, dass es mit den Koffern dauern kann ... und richtig, erst 45 min nach der Landung kann ich die Halle verlassen. Ab ins Taxi und nach Hause, hier erwarten mich vier Fellnasen und das Gekuschel am Abend ist groß. Sogar Gipsy kommt in meine Nähe und freut sich sichtlich über meine Heimkehr.
 
Die Fotos vom Tage - *hier*
 
Fazit ...
 
So geht ein kurzer, aber wunderschöner Urlaub zu Ende. Irgendwie hat alles gepasst. Die nette Unterkunft, die freundliche Autovermietung, das schöne Wetter, nette Leute - sei es die Samioten oder andere Urlauber, die ich kennengelernt habe.
 
Samos hat mir sehr gut gefallen, die Insel ist wunderschön und falls mich jemand fragt, welche der bisher von mir besuchten Inseln nun die schönste sei, so muss ich sagen, jede ist auf ihre Art einzigartig und schön! Samos ist sehr grün, gebirgig, mit traumhaften kleinen Stränden. Wanderer und Badeurlauber kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten und auch solche wie ich, die gern mit dem Wagen unterwegs sind, sind gut bedient :-)
 
Sicher ist, dass ich auch Samos noch einmal besuchen werde und wieder bei Gabi und Dimitri Unterschlupf suchen werde. Ein ganz besonderes Hotel und dank der Wirtsleute habe ich mich sofort wohl gefühlt. Es ist einfach ausgestattet und geht steil bergauf, aber es gibt einen schönen Garten, Tiere, kurz, es hat einen besonderen Flair und das Frühstück ist auch megalecker.
 
Natürlich gibt es auch auf Samos Ecken, in denen man die Krise im Lande spürt, aber im Großen und Ganzen lebt man hier vom Tourismus und der Landwirtschaft recht gut. Ein Problem sind die vielen Flüchtlinge, die von der nahen türkischen Küste herüber kommen. Gabi kümmert sich um Spenden für die Flüchtlinge, sammelt Kleidung und Verbrauchsgüter. Das ganze ist eine nie endende Geschichte. Und es gibt wie auf jeder Insel reichlich Streunerkatzen und -hunde und das Tierheim ist überfüllt. Zum Glück gibt es auch hier engagierte Menschen, die sich kümmern.
 
Kurzum - Samos ist typisch Griechenland aber doch ganz speziell - eben Samos :-)
 
 

Sylvia Rottmann
September 2014