Santorini –
wunderschöne Kykladeninsel
06. – 13. Oktober 2010
Nach
einem gesundheitlich etwas verkorksten Jahr, das geprägt war von
Rückenschmerzen, Krankschreibung und letztendlich in einer Reha
gipfelte, war
mir irgendwann klar, dass ich mir unbedingt noch einen schönen
Urlaub leisten
müsse, ehe es dann wieder mit voller Kraft an die Arbeit geht.
Angeregt durch
die Urlaubspläne einer Freundin, die im August nach Santorini
reiste, habe ich
mich dann ebenfalls für diese faszinierende Kykladeninsel
entschieden. Gerade
groß genug, um sie in einer Woche zu erkunden und sich nicht zu
langweilen. Was
wiederum wichtig war, da es mein erster Urlaub „ganz allein“ werden
sollte.
Einige
Informationen hatte ich noch von der ITB 2009 parat, weiteres holte ich
mir via
Reiseführer, Landkarte und natürlich aus dem Internet ins
Haus. Im Netz fand
ich auch einen Reisebericht eines Pärchens über Santorini,
der meinen
Vorstellungen von Urlaub sehr nahe kam, und dort wurde als perfekter
Wohnort
Firostefani, ein Stadtteil der Hauptstadt Fira, genannt. So
konzentrierte ich
meine Zimmersuche auf diese Gegend und wurde schließlich
fündig: Das Hotel
Mylos sollte es sein. Acht Zimmer, herrlicher Blick auf die Caldera
und, wie
ich vor Ort feststellte, einfach genial gelegen für meine
Exkursionen.
Hotel
und Flug wurden gebucht, weiterhin gab ich bei Flugpate.de (oder wars
.com?) meine Daten kund und
bot mich als Flugpate für Katze und/oder Hund an. Es dauerte gar
nicht lange,
da kam auch schon eine Anfrage von der Tierhilfe in Naxos für
einen Hund (Fee),
etwas später kam noch Katze Lizzie hinzu. Die beide würden
mir dann zum Abflug
an den Flughafen „geliefert“ werden. Na, schaun mer mal!
Mittwoch, 06.10.2010
Der
Flug von Berlin via Nürnberg nach Santorini verlief ruhig, ohne
besondere
Vorkommnisse. Nach ca. zweieinhalb Stunden waren wir bereits über
den Kykladen
und musste noch eine Warteschleife drehen, ehe wir Landeerlaubnis
bekamen –
genial der Inselrundflug über Santorini und die Caldera, dank
meines
Kartenstudiums konnte ich bereits Oia, Firostefani, Fira, Kamari und
Perissa
identifizieren. Auch die Serpentinenstraße von Kamari hinauf nach
Alt Thira war
klar zu erkennen und ließ mein Autofahrerherz bereits höher
schlagen! DA musste
ich unbedingt rauf!
Wieder
auf der Erde angekommen, hatte ich das Glück, dass mein Koffer als
erster auf
dem Band erschien. Was mir aber leider gar nichts nützte, denn der
bestellte
Abholservice war nicht zur Stelle und so stand ich letztendlich ganz
allein vor
dem kleinen Flughafengebäude. Schließlich zückte ich
das Händi, rief im Hotel
an und radebrechte mein Problem. Der Ratschlag aus dem
Buchungsbüro lautete
lapidar, ich solle mir doch ein Taxi nehmen, „falls vorhanden“. Haha …
aber ich
hatte Glück und es stand tatsächlich noch eins am Stand. So
verließ ich endlich
den Flughafen und musste wieder einmal feststellen, dass Flughäfen
fast überall
auf der Welt von hässlicher, vernachlässigter, verdreckter
Gegend umgeben sind.
Doch bereits 10 Minuten später erreichten wir Fira und quer durch
die Stadt den
etwas höher gelegenen Ortsteil Firostefani. Hier wurde ich auf
einem kleinen
Parkplatz ausgesetzt mit den Hinweis, „dort vorn rechts hoch“ zu gehen.
Na dann
… Mein Rollenkoffer hoppelte aufgeregt hinter mir über das
kleinköpfige
Pflaster, aber bereits nach wenigen Metern durch eine enge Gasse hatte
ich das
Hotel Mylos erreicht.
Die
Rezeption liegt auf der Rückseite eines Verkaufstresens von einem
kleinen Mini
Market, der zum Hotel gehört. Ich werde sehr freundlich
begrüßt und die Wirtin hilft
mir mit dem Gepäck die Treppe hinauf zu meinem Zimmer im ersten =
oberen
Stockwerk. Zimmer drei wird nun für die nächste Woche mein
Domizil. Vor Fenster
und Eingangstür liegt der Gemeinschaftsbalkon, von dem man diesen
herrlichen
Blick über die Caldera und die Insel Nea Kameni, Palea Kameni und
Thirasia
sowie den Nachbarort Imerovigli hat. Wie ich bald feststelle, bin ich
der
einzige Gast im Haus und kann den Balkon also für mich allein
genießen.
Schnell
ist der Koffer ausgepackt und die Sachen in Kleiderschrank und
Tischschubladen
verstaut. Zum Zimmer, das mit 140er Bett, Nachtkästchen, kleinem
Schreib-/Frisiertisch, Wandschrank, Tisch mit zwei Stühlen,
Kühlschank,
Fernseher und Klimaanlage ausgestattet ist, gehört noch ein
kleines Bad mit WC
und Dusche. Die Möbel sind einfach, aber alles ist sauber, was
will man mehr.
Und schon breche ich auf zu meinem ersten Spaziergang über die
Kraterrandgasse
hinunter nach Fira. Wie der Name schon sagt, führt dieser Weg
immer entlang des
Kraterrandes, grob gepflastert und mit Mäuerchen geschützt,
teilweise liegen
auch noch Appartements und Cafés unterhalb der Gasse. In
Firostefani gibt es
nahe meines Hotels mehrere Restaurants, die ich im Laufe der Tage
ausprobieren
werde. Die Aussicht über die Caldera ist atemberaubend und jede
Ecke gibt den
Blick auf ein neues Stück der Insel frei, bis man nach ca. 10
Minuten am
Nomikos Conference Center um eine Ecke biegt ….. und Fira in seiner
ganzen
Größe und Schönheit vor einem auf den Felsen liegt.
45° und noch steiler fallen
die Felsen hier hinab bis zum Meer, wo vor dem alten Hafen das eine
oder andere
Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. Ein steiler Pfad mit 588 Stufen
führt hinab,
per Esel kann man sich hochbringen lassen, oder aber ganz bequem die
Kabinenseilbahn nutzen.
An
diesem ersten Nachmittag laufe ich bis zur Seilbahn, betrachte das
Gewimmel,
das hier herrscht, sehe mit Staunen die unzähligen Souvenirshops,
Juwelliere
und anderen Läden mit edlen Dingen und Kitsch dicht an dicht
liegen.
Dazwischen, oder oft darüber, finden sich ebenso viele Tavernen,
Bars, Cafés,
für jeden Geschmack etwas, und immer mit Ausblick auf die Caldera,
beworben mit
dem „best sunset here“. Einen ersten kleinen Einkauf tätige ich,
diese
niedlichen Leinenbeutel mit „all the cats of Santorini“, dann mache ich
mich wieder
auf den Heimweg entlang des Kraterrandes. Direkt neben dem Conference
Center
liegt ein Haus, wo man durch zwei Maueröffnungen in den Innenhof
schauen kann,
in dem unheimlich viele Katzen leben. Eine Sammelbüchse bitte um
Spenden für
die Straßenkatzen. Im Hof stehen Trockenfutter und Wasser bereit.
Auch vor der
Mauer gibt es TroFu und Wasser. Ich zähle bei meinen
täglichen Besuchen hier mindestens
fünf erwachsene und sechs kleine Katzen, aber das Gewusel ist doch
recht
unübersichtlich. Die Fellnasen hier sehen alle recht ordentlich
aus und sind
überhaupt nicht scheu, präsentieren sich in der Gasse, wo
täglich mehrere
hundert, wenn nicht gar tausend Touristen vorbei laufen. Und nicht
jeder nimmt
Rücksicht, wo er hintritt!
Dieses
„Cats House“, wie ich es für mich nenne, besuche ich nun
täglich auf meinem
Abendspaziergang und ich erfreue mich an den süßen kleinen
Katzen, wohl
wissend, das dies ein Ausnahme der eher gleichgültigen Haltung der
Griechen den
Tieren gegenüber ist.
In
unserem kleinen Supermarkt im Hotel versorge ich mich mit dem
nötigsten für
einen zünftigen Sundowner auf dem Balkon. Tatsächlich gibt es
nach einem etwas
verschleiert-bedeckten Himmel dann einen wunderschönen
Sonnenuntergang über der
Caldera. Erst dann mache ich mich auf den Weg zu meinem ersten
Abendessen auf
der Insel. Nach kurzem Weg lande ich im „Mama Thira“ auf der Terrasse,
mit
Blick über das nächtliche Firostefani. Hühnchen
überbacken mit Spinat und Feta
gibt es, dazu natürlich einen einheimischen Wein, sehr lecker. Ein
Spaziergang
noch einmal zum Cats House unterstützt die Verdauung, ehe ich den
Abend mit
einem Glas Wein auf dem Balkon ausklingen lasse.
Donnerstag, 07.10.2010
Anders
als auf Aegina gibt es hier gottseidank keine knatternden „Moppels“ –
die Fahrstraße
ist ein Stückchen hinter den nächsten Häusern entfernt –
aber Klimaanlagen
brummen ihr Lied und pünktlich um 7 Uhr werden die Rolläden
der Shops in
unserer Gasse mit Schmackes hochgezogen. Die Matratze ist sehr hart und
es braucht zwei, drei Nächte, ehe
sich mein
Rücken daran gewöhnt hat. Der Himmel ist grau, aber die
Temperatur angenehm,
und so kann ich mein Frühstück auf dem Balkon genießen.
Man meldet sich morgens
kurz an der Rezeption und dann wird es hinaufgebracht: Ein Tablett mit
drei
Scheiben Weißbrot, Butter, Marmelade und Honig im Minipack, eine
Tasse heißes
Wasser und Kaffee und Tee im Tütchen, ein Päckchen O-Saft und
ein großzügiges Stück
trockener Kuchen. Letzteres hebe ich mir für den Nachmittagskaffee
auf, der
O-Saft wird als Wegzehrung eingepackt. In den nächsten Tagen
verzichte ich auf
das heiße Wasser und koche mir meinen Kaffee selber, dank
Wasserkocher und
Geschirr im Zimmer kein Problem.
An
der Hauptstraße, keine fünf Minuten Weg, befindet sich der
Autoverleih von
Markos Halaris. Hier miete ich für die nächsten Tage einen
kleinen Kia picanto,
da die Fahrt mit dem Bus ja nicht mein Ding ist. Erst auf Montag
befristet, kann
ich später unproblematisch bis Mittwoch verlängern, „bringen
Sie ihn, wann Sie
wollen!“ und beim Preis kommt mir Markos dann auch sehr entgegen. Noch
eine
kurze Einweisung ins Auto („aber Ihr Deutschen könnt ja eh alle
gut fahren!“)
und schon bin ich unterwegs zu meinem ersten Ausflug nach Oia.
Die
Straße führte durch Imerovigli und hinauf über einen
Grat, am Berg Mikros
Profitis Ilias vorbei, Aussicht gibt’s nach rechts hinunter bis zur
Küste, links
ragen farbige Felsen auf, die an den vulkanischen Ursprung erinnern,
bis der
Ort Oia (gesprochen Ia) endlich vor einem liegt. Endlich? Das waren
grad mal 15
Minuten Fahrt – alles sehr übersichtlich hier!
In
Oia suche ich mir ein Plätzchen auf dem großen Parkplatz
neben der zentralen
Bushaltestelle. Zu dieser Jahreszeit sind Parkplätze und auch der
Verkehr gar
kein Problem, das wird in der Hochsaison im Frühjahr und Sommer
aber anders
sein. Vom Parkplatz gelangt man durch enge, souvenirshopgesäumte
Gassen hinauf auf
den „Hauptplatz“ von Oia. Mit mir belaufen gefühlte 10.000 Japaner
und andere
Touristen die engen Gassen des malerischen Ortes. Hinter jeder Ecke
bietet sich
ein weiterer hübscher Blick auf den Ort am Kraterrand, es wird
fotografiert, was
die Cameras hergeben, und erfreulicherweise nehmen die Leute
gegenseitig viel
Rücksicht und laufen sich nicht ins Bild. Die Japaner sind
übrigens auch
diejenigen, die sich am ehesten mit den Katzen abgeben, mal abgesehen
von ein
paar verrückten deutschen Touris …. *grins*.
Einige
wenige Hunde sind unterwegs, gehören allerdings offensichtlich zu
diesem und
jenem Shop und liegen einfach mitten im Weg herum – und alles steigt
drum herum.
Viele Geschäfte laden zum Kaufen ein, die üblichen Souvenirs,
aber auch viel
künstlerisches und handwerkliches wird angeboten. Ich finde einen
sehr netten
Laden mit guter Mischung zwischen Masse und Klasse und lasse den einen
und
anderen Euro hier. Die Verkäuferin ist sehr nett und erinnert sich
bei meinem
zweiten Besuch ein paar Tage später wieder an mich: „Sie sind doch
die mit den
Katzen!“. Beim dritten Einkauf am letzten Tag bekomme ich eine kleine
Holzkatze
sogar geschenkt. Sie ist auch diejenige, die über das Wetter
orakelt: „Es wird
noch regnen heute!“ und tatsächlich, kaum habe ich den Laden
verlassen, fallen
die ersten Tropfen. So gehe ich zurück zum Auto und hoffe, dass
die
Scheibenwischer gut funktionieren, was zum Glück auch der Fall ist.
Im
leichten Regen fahre ich noch ein Stück weiter und hinunter zum
Hafen Ammoudi,
doch hier regnet es so stark, dass ich gar nicht erst aussteige und
wieder
zurück fahre. So fahre ich im Regen heimwärts und verbringe
eine kleine Siesta
im Hotel. Dann hört der Regen wieder auf und ich starte zu einer
Nachmittagstour in die andere Richtung der Insel. Hinter Messaria
liegen die
Gebäude von „Santo Wines“, der örtlichen Weingenossenschaft.
Hier kann man Weinproben
machen (geht leider nicht, muss ja noch fahren), die Aussicht
genießen über
Santorini (Fira, Imrovigli, bis rüber nach Oia und auch hinunter
zum Fährhafen
Athinios) oder einfach shoppen. Neben den üblichen Souvenirs gibt
es hier die
Weine der Insel zu angenehmen Preisen und ich decke mich für die
nächsten Tage
ein.
Weiter
geht es hinunter in Richtung Perissa. In Emborio stelle ich mein Auto
ab und
begebe mich zu Fuß in die Altstadt. Alle Orte hier kann man nur
zu Fuß
erkunden, denn die Gassen sind teilweise so eng, dass grad zwei
Menschen
aneinander vorbei kommen. Und verwinkelt … die reinsten Labyrinthe!
Damit habe
ich nun allerdings keine Probleme und marschiere einfach los. An einer
Mülltonne treffe ich eine kleine bunte Katze, die im Müll
wühlt. Als ich ihr
eine Hand voll Trockenfutter anbiete, kommt sie sofort zu mir, futtert,
schmust, will mehr. Da ich nicht weiß, wie viele Katzen ich noch
treffen werde,
bekommt sie nur noch ein bisschen, nachdem sie schon fast in meiner
Tasche steckt!
Dann geht es weiter, durch enge malerische Gassen, leuchtend lila und
rote
Bougainvilleas ranken sich dekorativ über blaue Türen und
Durchgänge, Fotografin
und Fotoapparat werden langsam warm. Einige weitere, jedoch recht gut
genährte,
Katzen kreuzen meinen Weg, und im weiten Bogen, so wie ich mir das
vorgestellt
habe, erreiche ich wieder den Dorfplatz und mein Auto.
In
Perissa unten am Meer parke ich am Ende des Ortes vor der Kirche, laufe
zum
Meer hinunter. Bis auf wenige Tavernen und Shops ist alles geschlossen
und kaum
ein Mensch unterwegs, alles wirkt etwas heruntergekommen nach der
Saison.
Einige Hunde toben am Strand, ein hübscher schwarz-weißer
bekommt von mir ein
Leckerchen und freut sich fast den Schwanz ab. Wohl auch bedingt durch
das
trübe Wetter kann ich an Perissa heute keinen Gefallen finden und
mache mich
wieder auf den Rückweg. Als ich die Treppen zu meinem Hotelzimmer
hinauf
steige, stelle ich fest, dass ich einen ganz schönen Muskelkater
in den Waden
habe: Hier geht es ja nur auf und ab, Treppen oder einfach nur die
Wege, und
ich war schon ganz schön unterwegs! Egal, ignorieren ist angesagt,
ich will ja
noch was sehen von der Insel!
Folglich
führt mich mein Abendspaziergang auch wieder die Kraterrandgasse
entlang,
vorbei am Restaurant „Flame of the Volcano“, aber zum Essen ist es noch
zu
früh. An der Seilbahnstation und den dortigen Tavernen ist es voll
wie am Ku’damm,
dabei aber nur max. 2 m breit. Dem schlechten Wetter zum Trotz bietet
die Sonne
noch einen farbenprächtigen Abgang. Vom alten Hafen kommen mit
Glockengebimmel
die Esel hinauf und schreiten dem wohlverdienten Feierabend entgegen.
Mich
zieht es wieder zurück ins vergleichsweise ruhige Firostefani (da
hab ich
wirklich Glück gehabt mit meiner Standortwahl!) und ich kehre ins
Restaurant
Remvi ein. Ein nettes Restaurant mit absolut traumhafter Aussicht, man
sitzt
innen oder außen. Ich wähle nur einige Vorspeisen: Spinach
Pie, Pommes und
Fava, eine santorinische Spezialität – ich lasse mich
überraschen. Es kommt dann
ein heller Brei, der nach meiner Recherche aus getrockneten und dann
gekochten Bohnen,
Linsen und/oder Erbsen, angemacht mit Öl und Zwiebeln, besteht.
Recht lecker, man
muss es mal probiert haben. Bald habe ich auch einen Mitesser am Tisch,
eine
süße cremefarbene Miez mit dunklen Ohren gesellt sich zu mir
und genießt meine
TroFu-Spende. Später vor dem Restaurant findet sich noch ein roter
Kater dazu
und zwei schwarze Hunde würden wohl auch gern mitfressen.
Da
mir dann doch die Beine weh tun, verbringe ich den restlichen Abend
tagebuchschreibenderweise mit einem Glas Wein im Zimmer.
Freitag, 08.10.2010
Nach
dem gestrigen regnerischen Tag luge ich morgens gespannt aus dem
Fenster: Es
ist sonnig, aber sehr stürmisch. Das Frühstück findet
also im Zimmer statt.
Heute
möchte ich einmal ganz in den Süden fahren, nach Akrotiri und
bis zum
Leuchtturm am äußersten südwestlichen Zipfel der Insel.
Über die nun schon
bekannte Strecke Messaria – Megalohori geht es gen Süden und dann
rechts ab. Rechterhand
öffnet sich der Blick über die Caldera und ihre Inseln,
erstmals sehe ich jetzt
auch das Mini-Eiland Aspronisi, und im Hintergrund wieder Santorini mit
den
Orten Fira, Imerovigli und ganz hinten Oia.
An
eine Mühlenruine halte ich und klettere den Hang hinauf bis zur
Kante der
Steilküste. Zum Glück kommt der Wind vom Meer, sonst
hätte es mich wohl
herunter geweht, so stürmisch ist es dort oben. Aber der tolle
Blick macht
alles wett. Einige Kilometer weiter, bereits hinter der Ortschaft
Akrotiri, die
ich erstmal links liegen gelassen habe, gibt es einen Aussichtspunkt
mit
Parkplatz. Auch hier wieder dieser phantastische Caldera-Blick.
Landeinwärts
führt ein Feldweg hinunter zu einer kleinen Kirche, dort laufe ich
hin und
freue mich über den Windschatten. Das Kirchlein steht mitten auf
dem Land und
ist im typischen Kykladenstil errichtet: weiß getünchte
Mauern, eine leuchtend
blaue Kuppel und nebendran der freistehende zweidimensionale
Glockenturm.
Nur
weniges Kilometer weiter erreiche ich mit dem Auto das Ende der Insel.
Direkt
unterhalb des Leuchtturmes gibt es einige wenige Parkplätze.
Über einen
steinigen Pfad erreicht man die andere Seite des Faros und blickt fast
senkrecht hinunter zum Meer und auf die Steilküste auf der anderen
Seite. Nichts
für nicht-schwindelfreie Leute! Und eigentlich auch nichts
für Badeschlappen
und Sandalen, aber die „Badelatschen-Fraktion“ trifft man überall …
Auf
der Rückfahrt zweige ich dann nach Akrotiri ab und folge der
schmalen Straße direkt
durch den Ort. Ich beschließe, die Bekanntschaft später zu
vertiefen und fahre
erst einmal weiter hinunter zum kleinen Hafen von Akrotiri. Hier gibt
es
eigentlich die berühmten Ausgrabungen zu sehen, leider sind diese
schon seit
Jahren für die Öffentlichkeit geschlossen. Stattdessen folge
ich der Straße
weiter bis zu einem Parkplatz, von dort geht es zu Fuß zum Red
Beach.
Allerdings laufe ich nicht bis zum Strand hinunter, sondern
begnüge mich, wie
viele andere Touristen neben mir, mit der Aussicht auf die imposante
rote
Felswand vor dem schmalen Strand. Der weitere Weg führt
augenscheinlich durch
einen größeren Steinschlag und würde in Klettern
ausarten, was meinen armen Knien
sicher nicht gut täte.
Diese
scheuche ich dann lieber durch die engen Gassen von Akrotiri. Der Ort
wird von
einer alten Castellruine überragt. Dort hinauf führt mich
mein Weg, auf dem ich
doch wieder einige Katzen treffe, die sich über meine
TroFu-Spenden sehr
freuen. Auch ein kleiner Hund, kaum größer als die Katzen,
beteiligt sich an
dem Mahl. Ein kleiner schwarzer Kater (naja, ich denke mal, es war ein
Katerchen!) erinnert mich sehr an Wassibärchen.
Im
Castello sind einige Arbeiter mit Restaurierungsarbeiten
beschäftigt, ich
klettere ein bisschen die Treppen dort hinauf und hinab und
genieße die
Aussicht über Akrotiri und den Rest der Insel. Dann geht es wieder
zurück ins
Dorf. In einem kleinen Supermarkt erstehe ich Pistazien, die hier
besonders gut
aussehen und scheinbar aus frischer Ernte stammen. Ohne nennenswerte
Stops
kehre ich nach Firostefani zurück.
Nach
einer Stärkung mit Joghurt, Kaffee und Frühstückskuchen
breche ich auf zur
zweiten Runde in Richtung Oia. Hinter dem „kleinen“ Profitis Ilias war
mir
schon beim ersten Ausflug eine interessant aussehende kleine
Straße bergabwärts
aufgefallen, dieser folge ich jetzt die zahlreichen Kurven hinab bis
zur
Siedlung Pori. Zu einer Hand voll Häuser gehören zwei
schöne kleine Kirchen.
Entlang der nördlichen Küste, wo der Wind das Meer auf den
Strand branden
lässt, erreiche ich durch kleine Ansiedlungen und Weinbaugebiete
Oia sozusagen
durch die Hintertür. Bevor ich aber in den Ort fahre, biege ich
noch einmal ab
und fahre hinunter zum Hafen von Ammoudi. Steile rote Felsen ragen
über die
kleine Bucht und die wenigen Häuser – überwiegend Tavernen –
und über allen
thronen die weißen Häuser von Oia auf der Klippe. Ein
schmaler Steig führt im
Zickzack hinauf, auch hier werden Esel als Transportmittel eingesetzt.
Alles in
allem ist dies eine sehr beeindruckende Kulisse.
In
Oia erkunde ich heute die andere Seite des Dorfes, hier ist es etwas
geräumiger, der Weg gut gepflastert, es gibt viele Läden und
Restaurants und
natürlich ebenso schöne Ausblicke über die Caldera. Am
Ende meines Rundganges
gibt es wieder eine hübsche größere Kirche. Vor den
Shops schlafen Hunde mitten
auf der Straße. Alle sehen gut genährt aus, tragen
Halsbänder, scheinen zu den
Läden zu gehören. Nur ein kleiner lockiger Mix, der mir bei
meinem ersten
Besuch schon aufgefallen ist, ist total verfilzt, mag sich aber von
meinen
Leckerchen nicht anlocken lassen.
Auf
dem Rückweg zum Auto ziehe ich mir noch Geld am Automaten und
mache mich dann
auf den Rückweg. Dummerweise habe ich meine Landkarte im Hotel
liegen lassen,
aber nach Karte kann ja jeder! Ich biege wieder ab hinunter zum Meer
und folge
der Straße, genieße die Aussicht auf die Brandung, den
Strand, die vielen
kleinen Anwesen und Kirchen unterwegs. Die tolle kurvige Straße
verpasse ich
irgendwie, lande schließlich unterhalb von Fira und gelange
„immer der Nase
nach“ durch Vourvoules und Kontochori in den unteren Teil von
Firostefani,
wo ich
mich nun schon auskenne. Pünktlich zum Sonnenuntergang bin ich im
Hotel,
genieße den Ausblick aber aus dem Fenster heraus, da es auf dem
Balkon einfach
zu stürmisch ist. Da ich keine Lust auf weitere Spaziergänge
habe, gehe ich zum
Abendessen zum Italiener nebenan. Ein Lokal ohne Aussicht, man sitzt
entweder
in einem kleinen Vorhof oder im gewölbeartigen Gastraum an kleinen
Tischen,
aber das Essen ist sehr lecker und die Pizza kann durchaus mit meiner
Lieblingspizzeria mithalten. Am Nebentisch sitzen zwei Damen aus
Kanada, dank
der Enge dort unten kommt man schnell ins Gespräch, es ergibt sich
eine nette
kleine Plauderei. Die Damen sind auf Erkundungstour für einen
Gruppenreise und
fahren in den nächsten Tagen weiter nach Kreta.
Samstag, 09.10.2010
Das
Wetter ist wieder schön, der Wind hat nachgelassen. Das nutze ich
aus und fahre
über Pyrgos hinauf zum Profitis Ilias, auf dessen Gipfel in 567 m
Höhe ein
Kloster steht. Leider kann man dieses nicht mehr besichtigen, aber man
hat von
dort oben einen tollen Ausblick auf fast die ganze Insel. Auf dem
Rückweg
entere ich den Parkplatz in Pyrgos – die steile Einfahrt ist nichts
für
Tiefflieger! – und suche mir in engen Gassen den Weg durch die
entzückende
Altstadt. Verwinkelte Gassen, weißgetünchte Mauern, Kirchen,
verschachtelte
Häuser, die eine oder andere leuchtende Bougainvillea und
über allem wieder
eine Castello-Ruine.
Pyrgos
ist der höchstgelegene Ort auf Santorini und auch von hier ist der
Blick über
die Insel, vornehmlich über Akrotiri bis zum Faros, sowie
über die weite Ebene
nach Fira und noch weiter gradios. Ich bummele durch die Gassen und
höre ein
Gebimmel näher kommen, und schon biegen ein Esel und sein Reiter,
ein alter
Mann, um die Ecke. Er erwidert freundlich meinen Gruß und
lässt seinen Esel die
nächsten Stufen die Gasse hinauf erklimmen. Man wähnt sich
fast in alten
Zeiten, aber genauer betrachtet sind Esel hier in den engen Orten
wirklich die
geeignetsten Transportmittel. Nicht mal Moppeds haben hier bei den
vielen
Stufen eine Chance.
Von
ganz oben nach ganz unten – getreu diesem Motto fahre ich weiter und
die
Serpentinen hinunter zum Fährhafen Athinios. Diese Straße
ist supergut
ausgebaut, schließlich fahren hier die Busse mit den Urlaubern
und LKWs mit
Waren und Gütern hinauf und hinunter. Dennoch geht es steil berab,
fast 300
Höhenmeter sind zu überwinden, hinter jeder Kurve neue
Ausblicke auf die Caldera
und die Steilküste. Unten erwartet ein zu Fährzeiten
geschäftiger Hafen, einige
Tavernen, Souvenirshops, Autovermieter und Reisebüros gibt es.
Kleinbusse der
Hotels warten auf ihre Gäste, die mit der nächsten Fähre
von einer der anderen
Kykladeninseln kommen werden. Die Häuserzeile unterhalb der fast
senkrecht
aufragenden Felsen erinnert mich an eine kleine Wildweststadt. Als die
Fähre
sich über die Caldera nähert, ergreife ich die Flucht, um
später nicht in die
Rush hour zu geraten. Einige Stops für Fotos noch, dann bin ich
wieder oben und
fahre zurück Richtung Pyrgos, biege aber vor dem Ort links nach
Exo Gonia ab.
Vor dem Ort liegt eine große Kirche, vielleicht auch ein Kloster,
der Ort
selber präsentiert sich unspektakulär und verschlafen. Da ich
keine Lust auf
die Fahrt auf der großen Landstraße habe, drehe ich um,
fahre diese Strecke
direkt wieder zurück. Im Ort treffe ich zwei süße junge
Hunde, die über eine
Balkonmauer abhängen und Autos verbellen.
Wenig
später kehre ich bei Santo Wines ein, kaufe etwas ein und
beschließe dann
spontan, noch einmal nach Akrotiri zu fahren, um weitere Pistazien zu
kaufen.
Auf dem
Rückweg lasse ich mich vom schönen Wetter verführen und
biege auf den Parkplatz
oberhalb der Altstadt von Megalohori ab, um selbige zu durchlaufen.
Wieder
komme ich in eine süße kleine Altstadt mit unzähligen
schönen Fotomotiven. Am
Dorfplatz, der umsäumt wird von Kirchen, Tavernen und einer
kleinen Grünanlage,
treffe ich zwei Katzen, die sich dekorativ in Pose setzen – ein
Leckerli tut
Wunder! Mein Tun bleibt nicht unbemerkt, eine englisch sprechende Dame
spricht
mich an, ob ich ihr mit ihrem Fotoapparat helfen kann, sie bekommt den
Zoom
nicht mehr ausgeschaltet. Und ich sähe doch so professionell aus …
*hüstel*.
Ich gebe mir also Mühe mit der kleinen Digicam und siehe da, nach
einigem
Probieren habe ich die Einstellung gefunden und die hocherfreute Dame
kann nur
wieder Weitwinkelaufnahmen machen.
Zum
Kaffee bin ich wieder im Hotel. Ich realisiere, dass heute Nachmittag
gar kein
Kreuzfahrtschiff in der Bucht vor Anker liegt – das ist DIE Gelegenheit
für
einen Spaziergang nach „Downtown Fira“, denn weiter als bis zur
Seilbahn war
ich ja noch nicht, was etwa die Hälfte des Ortes abdeckt. Nun
spaziere ich also
durch den verhältnismäßig leeren Ort bis zum Hotel
Atlantis, das an einem
repräsentativen Platz liegt. Sehr schön anzuschauen, auch die
vielen Hotels und
Appartementanlagen, die noch weiter unterhalb liegen, und ich bin froh,
nicht meinem
ersten Gedanken gefolgt zu sein, an diesem Ende des Ortes Quartier zu
nehmen.
Da wäre jeden Morgen eine nette Kletterpartie bergauf angesagt
gewesen und das
Gewimmel in der Altstadt gäbe es kostenlos dazu. Hier reihen sich
die Shops
dicht an dicht in den engen Gassen, von der Schönheit des Ortes
ist nichts zu
sehen und das Gewimmel zu Landgang-Zeiten der Kreuzfahrer mag ich mir
nicht
vorstellen! Ein Stück laufe ich auch die Stufen zum Hafen
hinunter, aber was
man so von oben sehen kann, lohnt eine Fahrt mit der Seilbahn hinunter
„nur so“
nicht wirklich.
Nach
einem kurzen Halt am Cats House, wo ja immer etwas los ist, kehre ich
zum
Sonnenuntergang im Restaurant Remvi ein. Der Weißwein funkelt
golden im letzten
Sonnenlicht und der Himmel färbt sich langsam rot. Später
bestelle ich mir noch
einen leckeren griechischen Salat, und das Creme-Kätzchen gesellt
sich wieder
zu mir und genießt das TroFu und die Aussicht auf die abendliche
Caldera. Auf
meinem kleinen Verdauungsspaziergang treffe ich noch die schwarze
Katze, die
mich mit ihrem weißen „Halsband“ an Mäuschen erinnert, dann
geht’s zu Wein und
einem guten Buch ins Hotelzimmer.
Sonntag, 10.10.2010
Ein
weiterer sonniger Tag bricht an, wieder ist kein Schiff in der Caldera
zu
sehen. Ideal, um noch einmal nach Oia zu fahren, dort gibt es noch
ungesehene
Ecken. Vorher stoppe ich jedoch in Imerovigli und erkunde den Ort.
Bergauf
laufe ich und begegne zahlreichen schwarzgekleideten
Sonntagskirchgängern. Ja,
ich bin tatsächlich früh dran, es ist erst 10 Uhr!
Über
eine schmale Gasse erreiche ich eine kleine Kirche direkt an der
Steilküste,
sie hat eine Aussichtsterrasse, von der aus mal nach rechts bis Oia und
nach links
über den Rest der Insel schauen kann. Auch die Inseln der Caldera
liegen mir zu
Füßen und vorgelagert der Felsen Skaros, ein freistehender
Felsen, der beim
Einsturz des großen Kraters übrig geblieben ist. Durch
diesen Einsturz entstanden
vor Urzeiten die heutigen Inseln Santorini sowie Thirasia und
Aspronisi. Nea
und Palea Kameni sind jüngeren Datums. Würde man der Gasse an
Kraterrand weiter
folgen, käme man nach Firostefani, es ist nicht weit. Ich laufe
jedoch nur ein
Stück, treffe zwei sehr hübsche Katzen, die zu meiner Freunde
„vor Hintergrund“
Model sitzen, und schwenke dann durch den Ort zurück zur
Hauptstraße.
Imerovigli ist ein bisschen vornehmer als Firostefani und die
Hotelpreise
liegen deutlich höher.
Nach
Oia fahre ich wieder über die Küstenstraße, unterhalb
von Imerovigli führt eine
Straße hinunter. Nun kenne ich die Strecke ja schon und kann die
Fahrt richtig
genießen. In Oia ist es heute sehr ruhig und ich erkunde nun die
äußerste Ecke
des Ortes, wo die Windmühle steht. Hierher verirren sich heute
keine Touristen
und ich bin ganz allein. Erst ein Stück weiter, wo ein Weg zu
einer kleinen
Castello-Ruine abzweigt, sind wieder mehr Leute unterwegs. Vom Castello
hat man
einen schicken Blick über die Caldera, Santorini und
natürlich Oia. Der Hafen
Ammoudi liegt direkt unter mir. Auf dem Rückweg in den Ort kommen
wir dann doch
einige Reisegruppen entgegen und ich flüchte mich durch einen
Torbogen
seitwärts. Hier treffe ich einen kräftigen roten Kater, der
unheimlich
verschmust ist, aber dringend einen Termin beim „Eiermann“
bräuchte!
Auf
der Hauptstraße geht es diesmal zurück nach Fira.
Gemäß dem Motto „wo geht’s denn
da hin?“ biege ich hinter Fira nach links nach Karterados ab. Ein
netter
kleiner Ort, die Straße führt bald hinaus in die Landschaft
und durch lose
besiedeltes Gebiet, immer abwärts Richtung Meer. Gespannt folge
ich der Straße
und stehe schließlich an einem Strand! Eine geschlossene Taverne,
ein paar
abweisende Anwesen, es hat was vom Ende der Welt. Eine schmale
Straße führt am
Strand entlang und auf ihr gelange ich nach Monolithos, einem kleinen
Ferienort, wo jetzt allerdings auch nichts los ist. An der Mole steige
ich aus
und genieße die frische Meeresbrise. Einige Angler sind noch
dort, ansonsten
bin ich allein. So folge ich der Küste weiter bis Kamari und wie
von Zauberhand
geleitet finde ich mich am Fuße der sagenhaften
Serpentinenstraße hinauf nach
Alt Thira wieder. Da gibt es kein Halten mehr, hinauf hinauf, das
Wetter lädt
ja geradezu dazu ein!
Im
unteren Teil ist die Straße gepflastert, nicht sehr steil, aber
die Abstände
zwischen den engen Kehren sind nicht lang. So schraubt man sich Kurve
für Kurve
hinauf auf den Sattel zwischen dem Profitis Ilias und dem Mesa Vouno,
auf
dessen Höhen die Ruinen von Alt Thira liegen. Auf dem kleinen
Parkplatz steige
ich aus, von hier geht der Blick über Kamari auf der einen und
Perissa und
Emborio auf der anderen Seite. Für den Aufstieg zu den Anlagen von
Alt Thira
ist es schon zu spät, und ehrlich gesagt bin ich auch zu faul.
Bereits am
Parkplatz kann man ein paar Ruinen sehen. Olle Steine sehen ja doch
irgendwie alle
gleich aus…
Nach
der gemütlichen Abfahrt mit einigen Fotostops schaue ich mir noch
die Promenade
und den Strand von Kamari an, hier ist wenigstens noch ein bisschen
Leben, dann
fahre ich über Exo Govia und Pyrgos, mit Stop bei Santo Wines, und
Messaria wieder
nach Hause. Den Nachmittag verbringe ich mit einem Buch auf dem Balkon,
das
schöne Wetter muss man auch mal genießen. Allerdings zieht
von Süden her
langsam eine Wolkenfront heran, aber das ist nicht das schlechteste
für meine
Nase, die schon recht rot ist – und das ganz sicher NICHT vom leckeren
Santorini-Wein!
Als
ich endlich aufbreche und die Kraterrandgasse zum Cats House entlang
laufe,
fängt es sogar an zu regnen. Also beschleunige ich meine Schritte,
um ins „Flame“
einzukehren, bekomme jedoch zu hören, dass bei Regen nicht
draußen serviert
wird. Dabei ist die Terrasse doch überdacht? Also kehre ich um, da
ich auch
keine Lust habe, im Dunkeln über das nasse Kopfsteinpflaster der
Kraterrandgasse zu
laufen und lande schließlich, da das Wetter ohnehin „bäh“
ist, im Gewölbe der
Pizzeria. Hier gönne ich mir eine Pizza del mar, die reichlich mit
Tintenfisch,
Muscheln und einer King Prawn belegt ist – sooo lecker! Leider regnet
es
anschließend immer noch, so dass mein Abendspaziergang ins Wasser
fällt. Also kehre ich ins Hotel zurück, verbringe den
restlichen Abend lesend
im Zimmer,
und wundere mich nur, warum Amerikanerinnen, in Rudeln auftretend und
die im Hotel
Sunset unterhalb wohnen, so laut sein müssen?
Montag, 11.10.2010
Sonne
satt – so frühstücke ich endlich wieder einmal auf dem
Balkon. Zwar sitze ich
im Schatten, aber der Wirt meint, es wird heiß heute. Recht wird
er behalten!
Schnell
verlängere ich meinen Mietwagen bis Mittwoch und breche auf zu
einem Ausflug an
die Südspitze der Insel, ins Hafendörfchen Vlichada. Hinter
der Abzweigung nach
Akrotiri führt eine kleine Straße quer durch die Weinfelder
abwärts. Später
schaut die Landschaft aus, als führe mal durch ein trockenes
Flusstal, ich
vermute, dass dieses Tal tatsächlich durch Erosion entstanden ist.
Und
plötzlich stehe ich an einem weitläufigen Strand, und linker
Hand liegt ein
kleiner Hafen voller bunter Fischerboote sowie Segelbooten von
Seereisenden.
Auch hier gibt es eine kleine Steilküste, auf deren Kante eine
Windmühle und
einige Tavernen zu kleben scheinen.
Die
Straße führt hinauf auf diese Klippe durch den kleinen Ort,
dann über Land,
später wieder am Meer entlang und so erreicht man wie von selbst
Perissa. Der
schwarze Strand ist fast menschenleer, kaum eine der hölzernen
Liegen belegt.
Vor dem Hotel Vegera, wo meine Freundin im August wohnte, liegt ein
einsamer
Hund am Strand, zu faul, um auf meinen Ruf zu reagieren. Einige
Tavernen in der
Nachbarschaft haben geöffnet, aber viele sind auch geschlossen. So
ein Badeort
bietet außerhalb der Saison doch eher ein trauriges Bild. Ich
fahre diese
schmale Uferstraße weiter, bis ich am mir schon bekannten
Teil von
Perissa ankomme, und parke wieder an der Kirche. Diesmal laufe ich noch
bis zu
den Felsen am Ende des Strandes. Die fast senkrechte Wand ist als
Kletterfelsen
ausgewiesen und zahlreiche Haken und Ösen markieren die
Kletterpfade hinauf.
Zwei junge Männer sind auch dort zu Gange – na danke, das
wäre ja nix für mich!
Quer
durch die kleinen Gassen hinter der Kirche erreiche ich wieder
dieselbe, da die
Türe offen steht, werfe ich einen kurzen Blick hinein. In
Erinnerung ist
eigentlich nur der überdimensionale, goldene Kronleuchter
geblieben, neben zahlreichen
Heiligenbildchen. Von Perissa fahre ich auf der Hauptstraße
zurück nach
Emborio. Hier biege ich nach links zu den „acht Windmühlen“ ab –
oder besser dem,
was davon übrig ist. Eine schmale einspurige Straße
führt auf einem Bergrücken
an den Ruinen vorbei, am Ende der Straße gibt’s dann wieder eine
Kirche und
eine Art Nachtclub. Naja, hier können sie laut feiern, keiner
hört es! Diese
Straße muss ich auch wieder retour und jetzt hat man einen
wunderschönen Blick
über Perissa, die Berge, das Meer bis herüber nach Akrotiri.
In
Emborio bleibe ich auf der Nebenstraße und gelange so wieder
hinunter aufs Meer
und letztendlich bin ich wieder in Vlichada. Die urige Taverne oberhalb
des
kleinen Hafens lockt mich und ich kehre zum Mittagessen dort ein. Man
hat einen
netten Blick über die vielen Boote im Hafen und natürlich
über das weite Meer. Ich
bestelle mir ein Tonic und einen Tsaziki. Wie ich da so sitze,
höre ich ein
leises Maunzen und entdecke in der Ecke des Balkons eine kleine
schwarz-weiße
Katze. Sie stürzt sich sofort auf das angebotene Trockenfutter.
Mir kommt es
vor, als sei sie schwanger, denn die Zitzen sind gut zu sehen. Sie hat
auch
unheimlichen Appetit. Später versucht sie ihr Glück auch an
den Nachbartischen,
bei mir gibt’s vom Tsaziki ja nichts zu holen.
Nach
dem Essen fahre ich noch einmal hinaus bis zum Faros an der
Südwestspitze der
Insel. Es ist weniger windig und wolkig als beim ersten Mal, aber
diesmal sind
kaum Leute dort. Ich genieße die Aussicht aufs Neue und krabbele
sogar den Berg
hinterm Leuchtturm hinauf, von dort sieht man die Steilküste
Richtung Red Beach
noch besser. Am kleinen Hafen von Akrotiri gönne ich mir ein Eis
(das einzige
während des Urlaubs), dann geht es heimwärts. In Megalohori
erkunde ich noch
die andere Seite der Altstadt, lande wieder an dem hübschen
Dorfplatz, die
Katzen sind jedoch nicht dort. Dafür treffe ich ein paar andere,
die aber sehr
scheu sind und sich erst nach einiger Zeit an mein TroFu trauen.
Nach
dem üblichen Nachmittagskaffee breche ich zu einer Runde durch
Firostefani
auf, möchte den Ortsteil unterhalb meines Hotel erkunden. Das
bedeutet
logischerweise wieder eine Menge Treppen – erst runter, später den
Spaß wieder
hinauf. Hier unten schachtelt sich ein Haus ins nächste, so
richtige „Grenzen“
kann man kaum erkennen. Auch der Haupteingang zum Hotel Sunset liegt
hier
unten, tatsächlich laufen aber fast alle Gäste den Pfad
über das Vordach, das
direkt vor den Erdgeschoss-Balkon unseres Hotels liegt. Welch ein
Glück, dass
ich mich oben einquartiert habe, sowas kann ich ja gar nicht leiden.
Und ich
bin einmal mehr froh, im Hotel Mylos gelandet zu sein, das direkt an
der
Hauptgasse liegt und ohne Treppensteigen zu erreichen ist!
Nach
dieser Runde ist eine Dusche fällig, denn es ist tatsächlich
sehr warm und auch
schwül dabei. Heute möchte ich zum Essen einmal ins
Restaurant Vanilia gehen,
das gleich vorn bei uns am Platz liegt und von außen sehr
hübsch anzuschauen
ist. Zumal mich auch der Name lockt! Auch innen ist es sehr schön,
man sitzt im
Bougainvillea-überrankten Hof, aber es ist doch etwas vornehmer
als die anderen
Tavernen hier, was sich auch im Preis niederschlägt. Das Glas Wein
kostet 5
Euro *schluck* und entsprechend ist auch das Essen teurer. So bestelle
ich mir
nur aus der Vorspeisenrubrik eine Greek Pizza, die sehr gut ist und
auch völlig
ausreicht.
Anschließend
führt mich mein Verdauungsspaziergang wieder zum Cats House. Heute
sind nur
wenige Touristen unterwegs, und die Katzen sitzen draußen. Ein
kleiner
schwarzer Zwerg erobert mein Herz und kuschelt sich an meine Brust. So
klein
und schon sooo schmusig. Ursprünglich hatte ich vor, im „Flame“
noch ein Glas
Wein zu trinken, aber die lauten Rufe der Gäste dort schallen bis
hier hinüber
und da verbringe ich den Abend doch lieber mit den ruhigen Fellnasen!
Es ist
sehr mild heute und Mond und Sterne funkeln vom wolkenlosen Himmel.
Dienstag, 12.10.2010
Schon
am frühen Morgen ist es ziemlich schwül und etwas diesig,
kaum ein Luftzug
geht. Nach dem Frühstück auf dem Balkon fahre ich noch einmal
nach Oia, wo ich
noch ein paar Mitbringsel erstehen will. Ich parke wie gehabt am
Busplatz und
--- upps! Schon mal einem kompletten Dampfer auf Landgang in einer 2
Meter
breiten Gasse begegnet?? Massen von Menschen strömen mir entgegen,
alle
gekennzeichnet mit verschieden farbigen Aufklebern auf der Brust, ganz
eindeutig ein Kreuzfahrerrudel. Ich schlüpfe in eine Seitengasse
und warte den
Almabtrieb ab, dann laufe ich hinauf nach Oia und finde die Stadt
wohltuend
leer vor. Nur ein paar der allgegenwärtigen Japaner sind jetzt
noch unterwegs.
Bei der netten Engländerin tätige ich meine letzten
Einkäufe und verabschiede
mich für diesen Urlaub. Vielleicht komme ich ja mal wieder? Ein
bisschen
schlendere ich noch durch den Ort, aber es ist so drückend
heiß, dass ich froh
bin, wieder am Auto zu sein, und überlege, ob ich die Klimaanlage
einschalten
soll!
Über
die Straße an der Nordküste erreiche ich schließlich
Pori und fahre die steilen
Kurven hinauf zur Hauptstraße. Es ist der letzte Tag heute und
ich trudele so
vor mich hin. Sinniere, welchen Glücksgriff ich mit meiner
Hotelwahl getan
habe, lasse den Urlaub Revue passieren und freue mich doch schon wieder
auf
Zuhause.
Am
Nachmittag um halb vier wird die Fähre aus Naxos erwartet. Ich
habe mich mit
Lucretia verabredet, die Hund und Katze überbringt. Ich bin viel
zu früh am
Hafen, aber an diesem letzten Tag zieht sich ohnehin alles etwas
zäh dahin.
Sogar der Himmel hat sich zugezogen, die Sonne ist verschwunden.
Endlich ist
die Fähre in Sicht und unzählige Urlauber quellen aus ihrem
Bauch heraus.
Lucretia, die sich als „blond“ beschrieben hat, erkenne ich
schließlich auch
dank der riesigen Hundebox sofort. Ich winke ihr zu, sie bringt mir Fee
an der
Leine und ihr Handgepäck, dann kümmert sie sich um den
Transport der riesigen
Kiste. Zum Glück wird sie von ihrem Hotel mit einem Transporter
abgeholt! Ich
folge dem Wagen, so lerne ich das Hotel zwischen Emborio und Perissa
kennen.
Wir verabreden uns für 7 Uhr zum Abendessen. Da es sehr grau
geworden ist,
fahre ich langsam wieder ins Hotel, vertrödele den Nachmittag. Zur
verabredeten
Zeit bin ich dann wieder bei Lucretia.
Was
für ein aufregender Abend! Als Lucretia die Zimmertür
öffnet, entwischt Fee und
spurtet die Straße hinunter. Ich mit dem Auto hinterher – dann
dreht sie, kommt
mir entgegen und rennt zum Glück Lucretia genau in die Arme. Uff,
nochmal gut
gegangen! Mein Blutdruck ist wahrscheinlich auf 200 …. Langsam
beruhigen wir
uns wieder und fahren dann hinauf nach Pyrgos, wo Lucretia eine nette
Taverne
kennt. Pyrgos, der höchstgelegene Ort der Insel, liegt mitten in
den Wolken! So
laufen wir im Nebel durch den Ort und auch auf der halboffenen Terrasse
der
Taverne wabern Wolkenfetzen, die Stimmung ist direkt etwas unheimlich.
Mit dem
netten Wirt spricht Lucretia griechisch, bei der Bestellung erteile ich
ihr
freie Hand und so gibt es eine leckere Vorspeise (Auberginen in
Knoblauch und
Öl) und anschließend Lamm, mit einem extra Knochen für
Fee. Vom leckeren
Fleisch werden auch noch zwei Katzen satt, die sich erwartungsvoll bei
uns
positioniert haben.
Wir
haben einen netten Smalltalk, für mich nicht immer einfach, da auf
englisch,
aber so erfahre ich doch, dass Lucretia Schriftstellerin ist und seit
fünf
Jahren auf Naxos lebt. Fee sitzt derweil sehr brav neben dem Tisch.
Anschließend fahre ich die beiden wieder in ihr Hotel, wir werden
uns dann am
nächsten Nachmittag am Flughafen wiedersehen. Mittlerweile ist die
Waschküche
auch in Firostefani angekommen und alles ist in diffuses Licht der
umliegenden
Laternen getaucht. Da es noch zu früh ist, um mich
zurückzuziehen, gehe ich
noch in die Taverne To Aktaion vorn am Eck und genehmige mir zwei
Gläschen
Wein. Diese Taverne muss ich unbedingt bei einem eventuellen
späteren
Aufenthalt auf Santorini auch mal zum Essen besuchen.
Mittwoch, 13.10.2010
Der
letzte Tag ist angebrochen und ich schlafe heute etwas länger,
denn draußen ist
es immer noch ziemlich diesig. Nach dem Frühstück gebe ich
erstmal mein Auto ab
und ordere bei meiner Rezeption ein Taxi zu 14 Uhr. Dann geht es ans
Kofferpacken, irgendwie hatte ich gedacht, ich hätte mehr, aber
der Koffer geht
tadellos zu und auch im Handgepäck ist noch Platz.
Bis
zum Nachmittag ist noch viel Zeit und so laufe ich ein letztes Mal den
Kraterrandweg entlang bis zur Seilbahn. Im Cats House liegt alles rum
und döst,
kein Wunder bei dem schwülen Wetter. Adio, ihr süßen
Katzen, ich hoffe, ihr
habt ein gutes Leben hier oben!
Der
Wind frischt ordentlich auf, ich „vernichte“ meinen letzten Schluck
Wein auf
der Terrasse, ehe mich Regentropfen hinein treiben. Dann will ich noch
duschen,
aber justamente gibt’s einen Stromausfall und Duschen und Fönen
fällt aus. So
nehme ich eben die leichte Salzkruste auf meiner Haut mit nach
Deutschland.
Die
Taxifahrt wird zum kleinen Familienausflug, Tochter, Frau und Sohn
steigen noch
zu, na mir soll es recht sein, Hauptsache wir sind pünktlich am
Flughafen.
Lucretia ist schon da und da sie ihre Fähre nach Naxos wieder
erwischen
muss, kümmern wir uns gleich um die Check-in-Formalitäten.
Dank ihres Englisch
und Griechisch ist die nette Dame am Schalter dann soweit
präpariert, dass ich eine
dreiviertel Stunde später uns drei ohne Probleme einchecken kann.
Wieder
heißt es warten, dann sehe ich Fee und Lizzie draußen
vorbeifahren, schließlich
steigen auch wir ins Flugzeug und landen knapp drei Stunden später
in
Berlin-Tegel. Hund und Katze werden mir ans Band gebracht, und beladen
mit den
Boxen, meinem Koffer und der Reisetasche steuere ich dem Ausgang
entgegen. Da
wir ja nicht zu übersehen sind, kommen sofort die Abholer
für Lizzie und Fee
auf uns zu, ein kurzer Plausch und Übergabe der Papiere und
Kennel, dann ist
Lizzie verschwunden. Mit Fees Pflegemama warte ich noch auf ein
geeignetes
Taxi, dann kommen auch schon meine Freundinnen, um mich abzuholen, und
mit einem
kleinen Essen und Plausch in unserer Stammpizzeria klingt dieser Abend
aus, ehe
ich endlich heim zu meinen Fellnasen komme.
Wieder
ist ein wunderschöner Urlaub zu Ende gegangen. Wider Erwarten war
das
Alleinreisen gar nicht so schlimm wie befürchtet, zumindest
tagsüber konnte ich
meinen Erkundungsdrang so ausleben, wie es mir gefiel, ohne
Rücksichten nehmen
zu müssen. Nur abends hätte ich mir doch eine Begleitung
gewünscht, aber ich hoffe
doch, dass der nächste Urlaub dann wieder mit einer lieben
Freundin stattfinden
kann! Santorini könnte ich mir durchaus im Rahmen eines
Inselhoppings noch
einmal für zwei, drei Tage vorstellen. Es hat mir gut gefallen und
gibt so viel
zu sehen. Die Mentalität der Griechen in gewissen Dingen, wie z.B.
dem
Tierschutz, und den schlechten Ruf, den sie dadurch haben, muss man am
besten
ignorieren, sonst wäre ein Urlaub dort nicht möglich. Es ist
ein recht eigener
Schlag Menschen, der dort lebt, nicht unfreundlich, aber eben anders
als wir.
Die schöne Landschaft lässt vieles in den Hintergrund treten,
und da ich genau
diese sehen wollte, musste ich über manches hinweg sehen, was
nicht bedeutet,
es gut zu heißen. Ich freue mich auf weitere Urlaube auf
schönen Inseln,
irgendwann!
Berlin,
im Oktober 2010
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