Santorini – wunderschöne Kykladeninsel

 

06. – 13. Oktober 2010

 

Nach einem gesundheitlich etwas verkorksten Jahr, das geprägt war von Rückenschmerzen, Krankschreibung und letztendlich in einer Reha gipfelte, war mir irgendwann klar, dass ich mir unbedingt noch einen schönen Urlaub leisten müsse, ehe es dann wieder mit voller Kraft an die Arbeit geht. Angeregt durch die Urlaubspläne einer Freundin, die im August nach Santorini reiste, habe ich mich dann ebenfalls für diese faszinierende Kykladeninsel entschieden. Gerade groß genug, um sie in einer Woche zu erkunden und sich nicht zu langweilen. Was wiederum wichtig war, da es mein erster Urlaub „ganz allein“ werden sollte.

 
Einige Informationen hatte ich noch von der ITB 2009 parat, weiteres holte ich mir via Reiseführer, Landkarte und natürlich aus dem Internet ins Haus. Im Netz fand ich auch einen Reisebericht eines Pärchens über Santorini, der meinen Vorstellungen von Urlaub sehr nahe kam, und dort wurde als perfekter Wohnort Firostefani, ein Stadtteil der Hauptstadt Fira, genannt. So konzentrierte ich meine Zimmersuche auf diese Gegend und wurde schließlich fündig: Das Hotel Mylos sollte es sein. Acht Zimmer, herrlicher Blick auf die Caldera und, wie ich vor Ort feststellte, einfach genial gelegen für meine Exkursionen.

 
Hotel und Flug wurden gebucht, weiterhin gab ich bei Flugpate.de (oder wars .com?) meine Daten kund und bot mich als Flugpate für Katze und/oder Hund an. Es dauerte gar nicht lange, da kam auch schon eine Anfrage von der Tierhilfe in Naxos für einen Hund (Fee), etwas später kam noch Katze Lizzie hinzu. Die beide würden mir dann zum Abflug an den Flughafen „geliefert“ werden. Na, schaun mer mal!

 

Mittwoch, 06.10.2010

 
Der Flug von Berlin via Nürnberg nach Santorini verlief ruhig, ohne besondere Vorkommnisse. Nach ca. zweieinhalb Stunden waren wir bereits über den Kykladen und musste noch eine Warteschleife drehen, ehe wir Landeerlaubnis bekamen – genial der Inselrundflug über Santorini und die Caldera, dank meines Kartenstudiums konnte ich bereits Oia, Firostefani, Fira, Kamari und Perissa identifizieren. Auch die Serpentinenstraße von Kamari hinauf nach Alt Thira war klar zu erkennen und ließ mein Autofahrerherz bereits höher schlagen! DA musste ich unbedingt rauf!

 
Wieder auf der Erde angekommen, hatte ich das Glück, dass mein Koffer als erster auf dem Band erschien. Was mir aber leider gar nichts nützte, denn der bestellte Abholservice war nicht zur Stelle und so stand ich letztendlich ganz allein vor dem kleinen Flughafengebäude. Schließlich zückte ich das Händi, rief im Hotel an und radebrechte mein Problem. Der Ratschlag aus dem Buchungsbüro lautete lapidar, ich solle mir doch ein Taxi nehmen, „falls vorhanden“. Haha … aber ich hatte Glück und es stand tatsächlich noch eins am Stand. So verließ ich endlich den Flughafen und musste wieder einmal feststellen, dass Flughäfen fast überall auf der Welt von hässlicher, vernachlässigter, verdreckter Gegend umgeben sind. Doch bereits 10 Minuten später erreichten wir Fira und quer durch die Stadt den etwas höher gelegenen Ortsteil Firostefani. Hier wurde ich auf einem kleinen Parkplatz ausgesetzt mit den Hinweis, „dort vorn rechts hoch“ zu gehen. Na dann … Mein Rollenkoffer hoppelte aufgeregt hinter mir über das kleinköpfige Pflaster, aber bereits nach wenigen Metern durch eine enge Gasse hatte ich das Hotel Mylos erreicht.

 
Die Rezeption liegt auf der Rückseite eines Verkaufstresens von einem kleinen Mini Market, der zum Hotel gehört. Ich werde sehr freundlich begrüßt und die Wirtin hilft mir mit dem Gepäck die Treppe hinauf zu meinem Zimmer im ersten = oberen Stockwerk. Zimmer drei wird nun für die nächste Woche mein Domizil. Vor Fenster und Eingangstür liegt der Gemeinschaftsbalkon, von dem man diesen herrlichen Blick über die Caldera und die Insel Nea Kameni, Palea Kameni und Thirasia sowie den Nachbarort Imerovigli hat. Wie ich bald feststelle, bin ich der einzige Gast im Haus und kann den Balkon also für mich allein genießen.

 
Schnell ist der Koffer ausgepackt und die Sachen in Kleiderschrank und Tischschubladen verstaut. Zum Zimmer, das mit 140er Bett, Nachtkästchen, kleinem Schreib-/Frisiertisch, Wandschrank, Tisch mit zwei Stühlen, Kühlschank, Fernseher und Klimaanlage ausgestattet ist, gehört noch ein kleines Bad mit WC und Dusche. Die Möbel sind einfach, aber alles ist sauber, was will man mehr. Und schon breche ich auf zu meinem ersten Spaziergang über die Kraterrandgasse hinunter nach Fira. Wie der Name schon sagt, führt dieser Weg immer entlang des Kraterrandes, grob gepflastert und mit Mäuerchen geschützt, teilweise liegen auch noch Appartements und Cafés unterhalb der Gasse. In Firostefani gibt es nahe meines Hotels mehrere Restaurants, die ich im Laufe der Tage ausprobieren werde. Die Aussicht über die Caldera ist atemberaubend und jede Ecke gibt den Blick auf ein neues Stück der Insel frei, bis man nach ca. 10 Minuten am Nomikos Conference Center um eine Ecke biegt ….. und Fira in seiner ganzen Größe und Schönheit vor einem auf den Felsen liegt. 45° und noch steiler fallen die Felsen hier hinab bis zum Meer, wo vor dem alten Hafen das eine oder andere Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. Ein steiler Pfad mit 588 Stufen führt hinab, per Esel kann man sich hochbringen lassen, oder aber ganz bequem die Kabinenseilbahn nutzen.

 
An diesem ersten Nachmittag laufe ich bis zur Seilbahn, betrachte das Gewimmel, das hier herrscht, sehe mit Staunen die unzähligen Souvenirshops, Juwelliere und anderen Läden mit edlen Dingen und Kitsch dicht an dicht liegen. Dazwischen, oder oft darüber, finden sich ebenso viele Tavernen, Bars, Cafés, für jeden Geschmack etwas, und immer mit Ausblick auf die Caldera, beworben mit dem „best sunset here“. Einen ersten kleinen Einkauf tätige ich, diese niedlichen Leinenbeutel mit „all the cats of Santorini“, dann mache ich mich wieder auf den Heimweg entlang des Kraterrandes. Direkt neben dem Conference Center liegt ein Haus, wo man durch zwei Maueröffnungen in den Innenhof schauen kann, in dem unheimlich viele Katzen leben. Eine Sammelbüchse bitte um Spenden für die Straßenkatzen. Im Hof stehen Trockenfutter und Wasser bereit. Auch vor der Mauer gibt es TroFu und Wasser. Ich zähle bei meinen täglichen Besuchen hier mindestens fünf erwachsene und sechs kleine Katzen, aber das Gewusel ist doch recht unübersichtlich. Die Fellnasen hier sehen alle recht ordentlich aus und sind überhaupt nicht scheu, präsentieren sich in der Gasse, wo täglich mehrere hundert, wenn nicht gar tausend Touristen vorbei laufen. Und nicht jeder nimmt Rücksicht, wo er hintritt!

 
Dieses „Cats House“, wie ich es für mich nenne, besuche ich nun täglich auf meinem Abendspaziergang und ich erfreue mich an den süßen kleinen Katzen, wohl wissend, das dies ein Ausnahme der eher gleichgültigen Haltung der Griechen den Tieren gegenüber ist.

 
In unserem kleinen Supermarkt im Hotel versorge ich mich mit dem nötigsten für einen zünftigen Sundowner auf dem Balkon. Tatsächlich gibt es nach einem etwas verschleiert-bedeckten Himmel dann einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Caldera. Erst dann mache ich mich auf den Weg zu meinem ersten Abendessen auf der Insel. Nach kurzem Weg lande ich im „Mama Thira“ auf der Terrasse, mit Blick über das nächtliche Firostefani. Hühnchen überbacken mit Spinat und Feta gibt es, dazu natürlich einen einheimischen Wein, sehr lecker. Ein Spaziergang noch einmal zum Cats House unterstützt die Verdauung, ehe ich den Abend mit einem Glas Wein auf dem Balkon ausklingen lasse.

 

Donnerstag, 07.10.2010

 
Anders als auf Aegina gibt es hier gottseidank keine knatternden „Moppels“ – die Fahrstraße ist ein Stückchen hinter den nächsten Häusern entfernt – aber Klimaanlagen brummen ihr Lied und pünktlich um 7 Uhr werden die Rolläden der Shops in unserer Gasse mit Schmackes hochgezogen. Die Matratze ist sehr hart und es  braucht zwei, drei Nächte, ehe sich mein Rücken daran gewöhnt hat. Der Himmel ist grau, aber die Temperatur angenehm, und so kann ich mein Frühstück auf dem Balkon genießen. Man meldet sich morgens kurz an der Rezeption und dann wird es hinaufgebracht: Ein Tablett mit drei Scheiben Weißbrot, Butter, Marmelade und Honig im Minipack, eine Tasse heißes Wasser und Kaffee und Tee im Tütchen, ein Päckchen O-Saft und ein großzügiges Stück trockener Kuchen. Letzteres hebe ich mir für den Nachmittagskaffee auf, der O-Saft wird als Wegzehrung eingepackt. In den nächsten Tagen verzichte ich auf das heiße Wasser und koche mir meinen Kaffee selber, dank Wasserkocher und Geschirr im Zimmer kein Problem.

 
An der Hauptstraße, keine fünf Minuten Weg, befindet sich der Autoverleih von Markos Halaris. Hier miete ich für die nächsten Tage einen kleinen Kia picanto, da die Fahrt mit dem Bus ja nicht mein Ding ist. Erst auf Montag befristet, kann ich später unproblematisch bis Mittwoch verlängern, „bringen Sie ihn, wann Sie wollen!“ und beim Preis kommt mir Markos dann auch sehr entgegen. Noch eine kurze Einweisung ins Auto („aber Ihr Deutschen könnt ja eh alle gut fahren!“) und schon bin ich unterwegs zu meinem ersten Ausflug nach Oia.

 
Die Straße führte durch Imerovigli und hinauf über einen Grat, am Berg Mikros Profitis Ilias vorbei, Aussicht gibt’s nach rechts hinunter bis zur Küste, links ragen farbige Felsen auf, die an den vulkanischen Ursprung erinnern, bis der Ort Oia (gesprochen Ia) endlich vor einem liegt. Endlich? Das waren grad mal 15 Minuten Fahrt – alles sehr übersichtlich hier!

 
In Oia suche ich mir ein Plätzchen auf dem großen Parkplatz neben der zentralen Bushaltestelle. Zu dieser Jahreszeit sind Parkplätze und auch der Verkehr gar kein Problem, das wird in der Hochsaison im Frühjahr und Sommer aber anders sein. Vom Parkplatz gelangt man durch enge, souvenirshopgesäumte Gassen hinauf auf den „Hauptplatz“ von Oia. Mit mir belaufen gefühlte 10.000 Japaner und andere Touristen die engen Gassen des malerischen Ortes. Hinter jeder Ecke bietet sich ein weiterer hübscher Blick auf den Ort am Kraterrand, es wird fotografiert, was die Cameras hergeben, und erfreulicherweise nehmen die Leute gegenseitig viel Rücksicht und laufen sich nicht ins Bild. Die Japaner sind übrigens auch diejenigen, die sich am ehesten mit den Katzen abgeben, mal abgesehen von ein paar verrückten deutschen Touris …. *grins*.

 
Einige wenige Hunde sind unterwegs, gehören allerdings offensichtlich zu diesem und jenem Shop und liegen einfach mitten im Weg herum – und alles steigt drum herum. Viele Geschäfte laden zum Kaufen ein, die üblichen Souvenirs, aber auch viel künstlerisches und handwerkliches wird angeboten. Ich finde einen sehr netten Laden mit guter Mischung zwischen Masse und Klasse und lasse den einen und anderen Euro hier. Die Verkäuferin ist sehr nett und erinnert sich bei meinem zweiten Besuch ein paar Tage später wieder an mich: „Sie sind doch die mit den Katzen!“. Beim dritten Einkauf am letzten Tag bekomme ich eine kleine Holzkatze sogar geschenkt. Sie ist auch diejenige, die über das Wetter orakelt: „Es wird noch regnen heute!“ und tatsächlich, kaum habe ich den Laden verlassen, fallen die ersten Tropfen. So gehe ich zurück zum Auto und hoffe, dass die Scheibenwischer gut funktionieren, was zum Glück auch der Fall ist.

 
Im leichten Regen fahre ich noch ein Stück weiter und hinunter zum Hafen Ammoudi, doch hier regnet es so stark, dass ich gar nicht erst aussteige und wieder zurück fahre. So fahre ich im Regen heimwärts und verbringe eine kleine Siesta im Hotel. Dann hört der Regen wieder auf und ich starte zu einer Nachmittagstour in die andere Richtung der Insel. Hinter Messaria liegen die Gebäude von „Santo Wines“, der örtlichen Weingenossenschaft. Hier kann man Weinproben machen (geht leider nicht, muss ja noch fahren), die Aussicht genießen über Santorini (Fira, Imrovigli, bis rüber nach Oia und auch hinunter zum Fährhafen Athinios) oder einfach shoppen. Neben den üblichen Souvenirs gibt es hier die Weine der Insel zu angenehmen Preisen und ich decke mich für die nächsten Tage ein.

 
Weiter geht es hinunter in Richtung Perissa. In Emborio stelle ich mein Auto ab und begebe mich zu Fuß in die Altstadt. Alle Orte hier kann man nur zu Fuß erkunden, denn die Gassen sind teilweise so eng, dass grad zwei Menschen aneinander vorbei kommen. Und verwinkelt … die reinsten Labyrinthe! Damit habe ich nun allerdings keine Probleme und marschiere einfach los. An einer Mülltonne treffe ich eine kleine bunte Katze, die im Müll wühlt. Als ich ihr eine Hand voll Trockenfutter anbiete, kommt sie sofort zu mir, futtert, schmust, will mehr. Da ich nicht weiß, wie viele Katzen ich noch treffen werde, bekommt sie nur noch ein bisschen, nachdem sie schon fast in meiner Tasche steckt! Dann geht es weiter, durch enge malerische Gassen, leuchtend lila und rote Bougainvilleas ranken sich dekorativ über blaue Türen und Durchgänge, Fotografin und Fotoapparat werden langsam warm. Einige weitere, jedoch recht gut genährte, Katzen kreuzen meinen Weg, und im weiten Bogen, so wie ich mir das vorgestellt habe, erreiche ich wieder den Dorfplatz und mein Auto.

 
In Perissa unten am Meer parke ich am Ende des Ortes vor der Kirche, laufe zum Meer hinunter. Bis auf wenige Tavernen und Shops ist alles geschlossen und kaum ein Mensch unterwegs, alles wirkt etwas heruntergekommen nach der Saison. Einige Hunde toben am Strand, ein hübscher schwarz-weißer bekommt von mir ein Leckerchen und freut sich fast den Schwanz ab. Wohl auch bedingt durch das trübe Wetter kann ich an Perissa heute keinen Gefallen finden und mache mich wieder auf den Rückweg. Als ich die Treppen zu meinem Hotelzimmer hinauf steige, stelle ich fest, dass ich einen ganz schönen Muskelkater in den Waden habe: Hier geht es ja nur auf und ab, Treppen oder einfach nur die Wege, und ich war schon ganz schön unterwegs! Egal, ignorieren ist angesagt, ich will ja noch was sehen von der Insel!

 
Folglich führt mich mein Abendspaziergang auch wieder die Kraterrandgasse entlang, vorbei am Restaurant „Flame of the Volcano“, aber zum Essen ist es noch zu früh. An der Seilbahnstation und den dortigen Tavernen ist es voll wie am Ku’damm, dabei aber nur max. 2 m breit. Dem schlechten Wetter zum Trotz bietet die Sonne noch einen farbenprächtigen Abgang. Vom alten Hafen kommen mit Glockengebimmel die Esel hinauf und schreiten dem wohlverdienten Feierabend entgegen.

 
Mich zieht es wieder zurück ins vergleichsweise ruhige Firostefani (da hab ich wirklich Glück gehabt mit meiner Standortwahl!) und ich kehre ins Restaurant Remvi ein. Ein nettes Restaurant mit absolut traumhafter Aussicht, man sitzt innen oder außen. Ich wähle nur einige Vorspeisen: Spinach Pie, Pommes und Fava, eine santorinische Spezialität – ich lasse mich überraschen. Es kommt dann ein heller Brei, der nach meiner Recherche aus getrockneten und dann gekochten Bohnen, Linsen und/oder Erbsen, angemacht mit Öl und Zwiebeln, besteht. Recht lecker, man muss es mal probiert haben. Bald habe ich auch einen Mitesser am Tisch, eine süße cremefarbene Miez mit dunklen Ohren gesellt sich zu mir und genießt meine TroFu-Spende. Später vor dem Restaurant findet sich noch ein roter Kater dazu und zwei schwarze Hunde würden wohl auch gern mitfressen.

 
Da mir dann doch die Beine weh tun, verbringe ich den restlichen Abend tagebuchschreibenderweise mit einem Glas Wein im Zimmer.

 

Freitag, 08.10.2010

 
Nach dem gestrigen regnerischen Tag luge ich morgens gespannt aus dem Fenster: Es ist sonnig, aber sehr stürmisch. Das Frühstück findet also im Zimmer statt.

 
Heute möchte ich einmal ganz in den Süden fahren, nach Akrotiri und bis zum Leuchtturm am äußersten südwestlichen Zipfel der Insel. Über die nun schon bekannte Strecke Messaria – Megalohori geht es gen Süden und dann rechts ab. Rechterhand öffnet sich der Blick über die Caldera und ihre Inseln, erstmals sehe ich jetzt auch das Mini-Eiland Aspronisi, und im Hintergrund wieder Santorini mit den Orten Fira, Imerovigli und ganz hinten Oia.

 
An eine Mühlenruine halte ich und klettere den Hang hinauf bis zur Kante der Steilküste. Zum Glück kommt der Wind vom Meer, sonst hätte es mich wohl herunter geweht, so stürmisch ist es dort oben. Aber der tolle Blick macht alles wett. Einige Kilometer weiter, bereits hinter der Ortschaft Akrotiri, die ich erstmal links liegen gelassen habe, gibt es einen Aussichtspunkt mit Parkplatz. Auch hier wieder dieser phantastische Caldera-Blick. Landeinwärts führt ein Feldweg hinunter zu einer kleinen Kirche, dort laufe ich hin und freue mich über den Windschatten. Das Kirchlein steht mitten auf dem Land und ist im typischen Kykladenstil errichtet: weiß getünchte Mauern, eine leuchtend blaue Kuppel und nebendran der freistehende zweidimensionale Glockenturm.

 
Nur weniges Kilometer weiter erreiche ich mit dem Auto das Ende der Insel. Direkt unterhalb des Leuchtturmes gibt es einige wenige Parkplätze. Über einen steinigen Pfad erreicht man die andere Seite des Faros und blickt fast senkrecht hinunter zum Meer und auf die Steilküste auf der anderen Seite. Nichts für nicht-schwindelfreie Leute! Und eigentlich auch nichts für Badeschlappen und Sandalen, aber die „Badelatschen-Fraktion“ trifft man überall …

 
Auf der Rückfahrt zweige ich dann nach Akrotiri ab und folge der schmalen Straße direkt durch den Ort. Ich beschließe, die Bekanntschaft später zu vertiefen und fahre erst einmal weiter hinunter zum kleinen Hafen von Akrotiri. Hier gibt es eigentlich die berühmten Ausgrabungen zu sehen, leider sind diese schon seit Jahren für die Öffentlichkeit geschlossen. Stattdessen folge ich der Straße weiter bis zu einem Parkplatz, von dort geht es zu Fuß zum Red Beach. Allerdings laufe ich nicht bis zum Strand hinunter, sondern begnüge mich, wie viele andere Touristen neben mir, mit der Aussicht auf die imposante rote Felswand vor dem schmalen Strand. Der weitere Weg führt augenscheinlich durch einen größeren Steinschlag und würde in Klettern ausarten, was meinen armen Knien sicher nicht gut täte.

 
Diese scheuche ich dann lieber durch die engen Gassen von Akrotiri. Der Ort wird von einer alten Castellruine überragt. Dort hinauf führt mich mein Weg, auf dem ich doch wieder einige Katzen treffe, die sich über meine TroFu-Spenden sehr freuen. Auch ein kleiner Hund, kaum größer als die Katzen, beteiligt sich an dem Mahl. Ein kleiner schwarzer Kater (naja, ich denke mal, es war ein Katerchen!) erinnert mich sehr an Wassibärchen.

 
Im Castello sind einige Arbeiter mit Restaurierungsarbeiten beschäftigt, ich klettere ein bisschen die Treppen dort hinauf und hinab und genieße die Aussicht über Akrotiri und den Rest der Insel. Dann geht es wieder zurück ins Dorf. In einem kleinen Supermarkt erstehe ich Pistazien, die hier besonders gut aussehen und scheinbar aus frischer Ernte stammen. Ohne nennenswerte Stops kehre ich nach Firostefani zurück.

 
Nach einer Stärkung mit Joghurt, Kaffee und Frühstückskuchen breche ich auf zur zweiten Runde in Richtung Oia. Hinter dem „kleinen“ Profitis Ilias war mir schon beim ersten Ausflug eine interessant aussehende kleine Straße bergabwärts aufgefallen, dieser folge ich jetzt die zahlreichen Kurven hinab bis zur Siedlung Pori. Zu einer Hand voll Häuser gehören zwei schöne kleine Kirchen. Entlang der nördlichen Küste, wo der Wind das Meer auf den Strand branden lässt, erreiche ich durch kleine Ansiedlungen und Weinbaugebiete Oia sozusagen durch die Hintertür. Bevor ich aber in den Ort fahre, biege ich noch einmal ab und fahre hinunter zum Hafen von Ammoudi. Steile rote Felsen ragen über die kleine Bucht und die wenigen Häuser – überwiegend Tavernen – und über allen thronen die weißen Häuser von Oia auf der Klippe. Ein schmaler Steig führt im Zickzack hinauf, auch hier werden Esel als Transportmittel eingesetzt. Alles in allem ist dies eine sehr beeindruckende Kulisse.

 
In Oia erkunde ich heute die andere Seite des Dorfes, hier ist es etwas geräumiger, der Weg gut gepflastert, es gibt viele Läden und Restaurants und natürlich ebenso schöne Ausblicke über die Caldera. Am Ende meines Rundganges gibt es wieder eine hübsche größere Kirche. Vor den Shops schlafen Hunde mitten auf der Straße. Alle sehen gut genährt aus, tragen Halsbänder, scheinen zu den Läden zu gehören. Nur ein kleiner lockiger Mix, der mir bei meinem ersten Besuch schon aufgefallen ist, ist total verfilzt, mag sich aber von meinen Leckerchen nicht anlocken lassen.

 
Auf dem Rückweg zum Auto ziehe ich mir noch Geld am Automaten und mache mich dann auf den Rückweg. Dummerweise habe ich meine Landkarte im Hotel liegen lassen, aber nach Karte kann ja jeder! Ich biege wieder ab hinunter zum Meer und folge der Straße, genieße die Aussicht auf die Brandung, den Strand, die vielen kleinen Anwesen und Kirchen unterwegs. Die tolle kurvige Straße verpasse ich irgendwie, lande schließlich unterhalb von Fira und gelange „immer der Nase nach“ durch Vourvoules und Kontochori in den unteren Teil von Firostefani, wo ich mich nun schon auskenne. Pünktlich zum Sonnenuntergang bin ich im Hotel, genieße den Ausblick aber aus dem Fenster heraus, da es auf dem Balkon einfach zu stürmisch ist. Da ich keine Lust auf weitere Spaziergänge habe, gehe ich zum Abendessen zum Italiener nebenan. Ein Lokal ohne Aussicht, man sitzt entweder in einem kleinen Vorhof oder im gewölbeartigen Gastraum an kleinen Tischen, aber das Essen ist sehr lecker und die Pizza kann durchaus mit meiner Lieblingspizzeria mithalten. Am Nebentisch sitzen zwei Damen aus Kanada, dank der Enge dort unten kommt man schnell ins Gespräch, es ergibt sich eine nette kleine Plauderei. Die Damen sind auf Erkundungstour für einen Gruppenreise und fahren in den nächsten Tagen weiter nach Kreta.

 

Samstag, 09.10.2010

 
Das Wetter ist wieder schön, der Wind hat nachgelassen. Das nutze ich aus und fahre über Pyrgos hinauf zum Profitis Ilias, auf dessen Gipfel in 567 m Höhe ein Kloster steht. Leider kann man dieses nicht mehr besichtigen, aber man hat von dort oben einen tollen Ausblick auf fast die ganze Insel. Auf dem Rückweg entere ich den Parkplatz in Pyrgos – die steile Einfahrt ist nichts für Tiefflieger! – und suche mir in engen Gassen den Weg durch die entzückende Altstadt. Verwinkelte Gassen, weißgetünchte Mauern, Kirchen, verschachtelte Häuser, die eine oder andere leuchtende Bougainvillea und über allem wieder eine Castello-Ruine.

 
Pyrgos ist der höchstgelegene Ort auf Santorini und auch von hier ist der Blick über die Insel, vornehmlich über Akrotiri bis zum Faros, sowie über die weite Ebene nach Fira und noch weiter gradios. Ich bummele durch die Gassen und höre ein Gebimmel näher kommen, und schon biegen ein Esel und sein Reiter, ein alter Mann, um die Ecke. Er erwidert freundlich meinen Gruß und lässt seinen Esel die nächsten Stufen die Gasse hinauf erklimmen. Man wähnt sich fast in alten Zeiten, aber genauer betrachtet sind Esel hier in den engen Orten wirklich die geeignetsten Transportmittel. Nicht mal Moppeds haben hier bei den vielen Stufen eine Chance.

 
Von ganz oben nach ganz unten – getreu diesem Motto fahre ich weiter und die Serpentinen hinunter zum Fährhafen Athinios. Diese Straße ist supergut ausgebaut, schließlich fahren hier die Busse mit den Urlaubern und LKWs mit Waren und Gütern hinauf und hinunter. Dennoch geht es steil berab, fast 300 Höhenmeter sind zu überwinden, hinter jeder Kurve neue Ausblicke auf die Caldera und die Steilküste. Unten erwartet ein zu Fährzeiten geschäftiger Hafen, einige Tavernen, Souvenirshops, Autovermieter und Reisebüros gibt es. Kleinbusse der Hotels warten auf ihre Gäste, die mit der nächsten Fähre von einer der anderen Kykladeninseln kommen werden. Die Häuserzeile unterhalb der fast senkrecht aufragenden Felsen erinnert mich an eine kleine Wildweststadt. Als die Fähre sich über die Caldera nähert, ergreife ich die Flucht, um später nicht in die Rush hour zu geraten. Einige Stops für Fotos noch, dann bin ich wieder oben und fahre zurück Richtung Pyrgos, biege aber vor dem Ort links nach Exo Gonia ab. Vor dem Ort liegt eine große Kirche, vielleicht auch ein Kloster, der Ort selber präsentiert sich unspektakulär und verschlafen. Da ich keine Lust auf die Fahrt auf der großen Landstraße habe, drehe ich um, fahre diese Strecke direkt wieder zurück. Im Ort treffe ich zwei süße junge Hunde, die über eine Balkonmauer abhängen und Autos verbellen.

 
Wenig später kehre ich bei Santo Wines ein, kaufe etwas ein und beschließe dann spontan, noch einmal nach Akrotiri zu fahren, um weitere Pistazien zu kaufen. Auf dem Rückweg lasse ich mich vom schönen Wetter verführen und biege auf den Parkplatz oberhalb der Altstadt von Megalohori ab, um selbige zu durchlaufen. Wieder komme ich in eine süße kleine Altstadt mit unzähligen schönen Fotomotiven. Am Dorfplatz, der umsäumt wird von Kirchen, Tavernen und einer kleinen Grünanlage, treffe ich zwei Katzen, die sich dekorativ in Pose setzen – ein Leckerli tut Wunder! Mein Tun bleibt nicht unbemerkt, eine englisch sprechende Dame spricht mich an, ob ich ihr mit ihrem Fotoapparat helfen kann, sie bekommt den Zoom nicht mehr ausgeschaltet. Und ich sähe doch so professionell aus … *hüstel*. Ich gebe mir also Mühe mit der kleinen Digicam und siehe da, nach einigem Probieren habe ich die Einstellung gefunden und die hocherfreute Dame kann nur wieder Weitwinkelaufnahmen machen.

 
Zum Kaffee bin ich wieder im Hotel. Ich realisiere, dass heute Nachmittag gar kein Kreuzfahrtschiff in der Bucht vor Anker liegt – das ist DIE Gelegenheit für einen Spaziergang nach „Downtown Fira“, denn weiter als bis zur Seilbahn war ich ja noch nicht, was etwa die Hälfte des Ortes abdeckt. Nun spaziere ich also durch den verhältnismäßig leeren Ort bis zum Hotel Atlantis, das an einem repräsentativen Platz liegt. Sehr schön anzuschauen, auch die vielen Hotels und Appartementanlagen, die noch weiter unterhalb liegen, und ich bin froh, nicht meinem ersten Gedanken gefolgt zu sein, an diesem Ende des Ortes Quartier zu nehmen. Da wäre jeden Morgen eine nette Kletterpartie bergauf angesagt gewesen und das Gewimmel in der Altstadt gäbe es kostenlos dazu. Hier reihen sich die Shops dicht an dicht in den engen Gassen, von der Schönheit des Ortes ist nichts zu sehen und das Gewimmel zu Landgang-Zeiten der Kreuzfahrer mag ich mir nicht vorstellen! Ein Stück laufe ich auch die Stufen zum Hafen hinunter, aber was man so von oben sehen kann, lohnt eine Fahrt mit der Seilbahn hinunter „nur so“ nicht wirklich.

 
Nach einem kurzen Halt am Cats House, wo ja immer etwas los ist, kehre ich zum Sonnenuntergang im Restaurant Remvi ein. Der Weißwein funkelt golden im letzten Sonnenlicht und der Himmel färbt sich langsam rot. Später bestelle ich mir noch einen leckeren griechischen Salat, und das Creme-Kätzchen gesellt sich wieder zu mir und genießt das TroFu und die Aussicht auf die abendliche Caldera. Auf meinem kleinen Verdauungsspaziergang treffe ich noch die schwarze Katze, die mich mit ihrem weißen „Halsband“ an Mäuschen erinnert, dann geht’s zu Wein und einem guten Buch ins Hotelzimmer.

 

Sonntag, 10.10.2010

 
Ein weiterer sonniger Tag bricht an, wieder ist kein Schiff in der Caldera zu sehen. Ideal, um noch einmal nach Oia zu fahren, dort gibt es noch ungesehene Ecken. Vorher stoppe ich jedoch in Imerovigli und erkunde den Ort. Bergauf laufe ich und begegne zahlreichen schwarzgekleideten Sonntagskirchgängern. Ja, ich bin tatsächlich früh dran, es ist erst 10 Uhr!

 
Über eine schmale Gasse erreiche ich eine kleine Kirche direkt an der Steilküste, sie hat eine Aussichtsterrasse, von der aus mal nach rechts bis Oia und nach links über den Rest der Insel schauen kann. Auch die Inseln der Caldera liegen mir zu Füßen und vorgelagert der Felsen Skaros, ein freistehender Felsen, der beim Einsturz des großen Kraters übrig geblieben ist. Durch diesen Einsturz entstanden vor Urzeiten die heutigen Inseln Santorini sowie Thirasia und Aspronisi. Nea und Palea Kameni sind jüngeren Datums. Würde man der Gasse an Kraterrand weiter folgen, käme man nach Firostefani, es ist nicht weit. Ich laufe jedoch nur ein Stück, treffe zwei sehr hübsche Katzen, die zu meiner Freunde „vor Hintergrund“ Model sitzen, und schwenke dann durch den Ort zurück zur Hauptstraße. Imerovigli ist ein bisschen vornehmer als Firostefani und die Hotelpreise liegen deutlich höher.

 
Nach Oia fahre ich wieder über die Küstenstraße, unterhalb von Imerovigli führt eine Straße hinunter. Nun kenne ich die Strecke ja schon und kann die Fahrt richtig genießen. In Oia ist es heute sehr ruhig und ich erkunde nun die äußerste Ecke des Ortes, wo die Windmühle steht. Hierher verirren sich heute keine Touristen und ich bin ganz allein. Erst ein Stück weiter, wo ein Weg zu einer kleinen Castello-Ruine abzweigt, sind wieder mehr Leute unterwegs. Vom Castello hat man einen schicken Blick über die Caldera, Santorini und natürlich Oia. Der Hafen Ammoudi liegt direkt unter mir. Auf dem Rückweg in den Ort kommen wir dann doch einige Reisegruppen entgegen und ich flüchte mich durch einen Torbogen seitwärts. Hier treffe ich einen kräftigen roten Kater, der unheimlich verschmust ist, aber dringend einen Termin beim „Eiermann“ bräuchte!

 
Auf der Hauptstraße geht es diesmal zurück nach Fira. Gemäß dem Motto „wo geht’s denn da hin?“ biege ich hinter Fira nach links nach Karterados ab. Ein netter kleiner Ort, die Straße führt bald hinaus in die Landschaft und durch lose besiedeltes Gebiet, immer abwärts Richtung Meer. Gespannt folge ich der Straße und stehe schließlich an einem Strand! Eine geschlossene Taverne, ein paar abweisende Anwesen, es hat was vom Ende der Welt. Eine schmale Straße führt am Strand entlang und auf ihr gelange ich nach Monolithos, einem kleinen Ferienort, wo jetzt allerdings auch nichts los ist. An der Mole steige ich aus und genieße die frische Meeresbrise. Einige Angler sind noch dort, ansonsten bin ich allein. So folge ich der Küste weiter bis Kamari und wie von Zauberhand geleitet finde ich mich am Fuße der sagenhaften Serpentinenstraße hinauf nach Alt Thira wieder. Da gibt es kein Halten mehr, hinauf hinauf, das Wetter lädt ja geradezu dazu ein!

 
Im unteren Teil ist die Straße gepflastert, nicht sehr steil, aber die Abstände zwischen den engen Kehren sind nicht lang. So schraubt man sich Kurve für Kurve hinauf auf den Sattel zwischen dem Profitis Ilias und dem Mesa Vouno, auf dessen Höhen die Ruinen von Alt Thira liegen. Auf dem kleinen Parkplatz steige ich aus, von hier geht der Blick über Kamari auf der einen und Perissa und Emborio auf der anderen Seite. Für den Aufstieg zu den Anlagen von Alt Thira ist es schon zu spät, und ehrlich gesagt bin ich auch zu faul. Bereits am Parkplatz kann man ein paar Ruinen sehen. Olle Steine sehen ja doch irgendwie alle gleich aus…

 
Nach der gemütlichen Abfahrt mit einigen Fotostops schaue ich mir noch die Promenade und den Strand von Kamari an, hier ist wenigstens noch ein bisschen Leben, dann fahre ich über Exo Govia und Pyrgos, mit Stop bei Santo Wines, und Messaria wieder nach Hause. Den Nachmittag verbringe ich mit einem Buch auf dem Balkon, das schöne Wetter muss man auch mal genießen. Allerdings zieht von Süden her langsam eine Wolkenfront heran, aber das ist nicht das schlechteste für meine Nase, die schon recht rot ist – und das ganz sicher NICHT vom leckeren Santorini-Wein!

 
Als ich endlich aufbreche und die Kraterrandgasse zum Cats House entlang laufe, fängt es sogar an zu regnen. Also beschleunige ich meine Schritte, um ins „Flame“ einzukehren, bekomme jedoch zu hören, dass bei Regen nicht draußen serviert wird. Dabei ist die Terrasse doch überdacht? Also kehre ich um, da ich auch keine Lust habe, im Dunkeln über das nasse Kopfsteinpflaster der Kraterrandgasse zu laufen und lande schließlich, da das Wetter ohnehin „bäh“ ist, im Gewölbe der Pizzeria. Hier gönne ich mir eine Pizza del mar, die reichlich mit Tintenfisch, Muscheln und einer King Prawn belegt ist – sooo lecker! Leider regnet es anschließend immer noch, so dass mein Abendspaziergang ins Wasser fällt. Also kehre ich ins Hotel zurück, verbringe den restlichen Abend lesend im Zimmer, und wundere mich nur, warum Amerikanerinnen, in Rudeln auftretend und die im Hotel Sunset unterhalb wohnen, so laut sein müssen?

 

Montag, 11.10.2010

 
Sonne satt – so frühstücke ich endlich wieder einmal auf dem Balkon. Zwar sitze ich im Schatten, aber der Wirt meint, es wird heiß heute. Recht wird er behalten!

 
Schnell verlängere ich meinen Mietwagen bis Mittwoch und breche auf zu einem Ausflug an die Südspitze der Insel, ins Hafendörfchen Vlichada. Hinter der Abzweigung nach Akrotiri führt eine kleine Straße quer durch die Weinfelder abwärts. Später schaut die Landschaft aus, als führe mal durch ein trockenes Flusstal, ich vermute, dass dieses Tal tatsächlich durch Erosion entstanden ist. Und plötzlich stehe ich an einem weitläufigen Strand, und linker Hand liegt ein kleiner Hafen voller bunter Fischerboote sowie Segelbooten von Seereisenden. Auch hier gibt es eine kleine Steilküste, auf deren Kante eine Windmühle und einige Tavernen zu kleben scheinen.

 
Die Straße führt hinauf auf diese Klippe durch den kleinen Ort, dann über Land, später wieder am Meer entlang und so erreicht man wie von selbst Perissa. Der schwarze Strand ist fast menschenleer, kaum eine der hölzernen Liegen belegt. Vor dem Hotel Vegera, wo meine Freundin im August wohnte, liegt ein einsamer Hund am Strand, zu faul, um auf meinen Ruf zu reagieren. Einige Tavernen in der Nachbarschaft haben geöffnet, aber viele sind auch geschlossen. So ein Badeort bietet außerhalb der Saison doch eher ein trauriges Bild. Ich fahre diese schmale Uferstraße weiter, bis ich am mir schon bekannten Teil von Perissa ankomme, und parke wieder an der Kirche. Diesmal laufe ich noch bis zu den Felsen am Ende des Strandes. Die fast senkrechte Wand ist als Kletterfelsen ausgewiesen und zahlreiche Haken und Ösen markieren die Kletterpfade hinauf. Zwei junge Männer sind auch dort zu Gange – na danke, das wäre ja nix für mich!

 
Quer durch die kleinen Gassen hinter der Kirche erreiche ich wieder dieselbe, da die Türe offen steht, werfe ich einen kurzen Blick hinein. In Erinnerung ist eigentlich nur der überdimensionale, goldene Kronleuchter geblieben, neben z
ahlreichen Heiligenbildchen. Von Perissa fahre ich auf der Hauptstraße zurück nach Emborio. Hier biege ich nach links zu den „acht Windmühlen“ ab – oder besser dem, was davon übrig ist. Eine schmale einspurige Straße führt auf einem Bergrücken an den Ruinen vorbei, am Ende der Straße gibt’s dann wieder eine Kirche und eine Art Nachtclub. Naja, hier können sie laut feiern, keiner hört es! Diese Straße muss ich auch wieder retour und jetzt hat man einen wunderschönen Blick über Perissa, die Berge, das Meer bis herüber nach Akrotiri.

 
In Emborio bleibe ich auf der Nebenstraße und gelange so wieder hinunter aufs Meer und letztendlich bin ich wieder in Vlichada. Die urige Taverne oberhalb des kleinen Hafens lockt mich und ich kehre zum Mittagessen dort ein. Man hat einen netten Blick über die vielen Boote im Hafen und natürlich über das weite Meer. Ich bestelle mir ein Tonic und einen Tsaziki. Wie ich da so sitze, höre ich ein leises Maunzen und entdecke in der Ecke des Balkons eine kleine schwarz-weiße Katze. Sie stürzt sich sofort auf das angebotene Trockenfutter. Mir kommt es vor, als sei sie schwanger, denn die Zitzen sind gut zu sehen. Sie hat auch unheimlichen Appetit. Später versucht sie ihr Glück auch an den Nachbartischen, bei mir gibt’s vom Tsaziki ja nichts zu holen.

 
Nach dem Essen fahre ich noch einmal hinaus bis zum Faros an der Südwestspitze der Insel. Es ist weniger windig und wolkig als beim ersten Mal, aber diesmal sind kaum Leute dort. Ich genieße die Aussicht aufs Neue und krabbele sogar den Berg hinterm Leuchtturm hinauf, von dort sieht man die Steilküste Richtung Red Beach noch besser. Am kleinen Hafen von Akrotiri gönne ich mir ein Eis (das einzige während des Urlaubs), dann geht es heimwärts. In Megalohori erkunde ich noch die andere Seite der Altstadt, lande wieder an dem hübschen Dorfplatz, die Katzen sind jedoch nicht dort. Dafür treffe ich ein paar andere, die aber sehr scheu sind und sich erst nach einiger Zeit an mein TroFu trauen.

 
Nach dem üblichen Nachmittagskaffee breche ich zu einer Runde durch Firostefani auf, möchte den Ortsteil unterhalb meines Hotel erkunden. Das bedeutet logischerweise wieder eine Menge Treppen – erst runter, später den Spaß wieder hinauf. Hier unten schachtelt sich ein Haus ins nächste, so richtige „Grenzen“ kann man kaum erkennen. Auch der Haupteingang zum Hotel Sunset liegt hier unten, tatsächlich laufen aber fast alle Gäste den Pfad über das Vordach, das direkt vor den Erdgeschoss-Balkon unseres Hotels liegt. Welch ein Glück, dass ich mich oben einquartiert habe, sowas kann ich ja gar nicht leiden. Und ich bin einmal mehr froh, im Hotel Mylos gelandet zu sein, das direkt an der Hauptgasse liegt und ohne Treppensteigen zu erreichen ist!

 
Nach dieser Runde ist eine Dusche fällig, denn es ist tatsächlich sehr warm und auch schwül dabei. Heute möchte ich zum Essen einmal ins Restaurant Vanilia gehen, das gleich vorn bei uns am Platz liegt und von außen sehr hübsch anzuschauen ist. Zumal mich auch der Name lockt! Auch innen ist es sehr schön, man sitzt im Bougainvillea-überrankten Hof, aber es ist doch etwas vornehmer als die anderen Tavernen hier, was sich auch im Preis niederschlägt. Das Glas Wein kostet 5 Euro *schluck* und entsprechend ist auch das Essen teurer. So bestelle ich mir nur aus der Vorspeisenrubrik eine Greek Pizza, die sehr gut ist und auch völlig ausreicht.

 
Anschließend führt mich mein Verdauungsspaziergang wieder zum Cats House. Heute sind nur wenige Touristen unterwegs, und die Katzen sitzen draußen. Ein kleiner schwarzer Zwerg erobert mein Herz und kuschelt sich an meine Brust. So klein und schon sooo schmusig. Ursprünglich hatte ich vor, im „Flame“ noch ein Glas Wein zu trinken, aber die lauten Rufe der Gäste dort schallen bis hier hinüber und da verbringe ich den Abend doch lieber mit den ruhigen Fellnasen! Es ist sehr mild heute und Mond und Sterne funkeln vom wolkenlosen Himmel.

 

Dienstag, 12.10.2010

 
Schon am frühen Morgen ist es ziemlich schwül und etwas diesig, kaum ein Luftzug geht. Nach dem Frühstück auf dem Balkon fahre ich noch einmal nach Oia, wo ich noch ein paar Mitbringsel erstehen will. Ich parke wie gehabt am Busplatz und --- upps! Schon mal einem kompletten Dampfer auf Landgang in einer 2 Meter breiten Gasse begegnet?? Massen von Menschen strömen mir entgegen, alle gekennzeichnet mit verschieden farbigen Aufklebern auf der Brust, ganz eindeutig ein Kreuzfahrerrudel. Ich schlüpfe in eine Seitengasse und warte den Almabtrieb ab, dann laufe ich hinauf nach Oia und finde die Stadt wohltuend leer vor. Nur ein paar der allgegenwärtigen Japaner sind jetzt noch unterwegs. Bei der netten Engländerin tätige ich meine letzten Einkäufe und verabschiede mich für diesen Urlaub. Vielleicht komme ich ja mal wieder? Ein bisschen schlendere ich noch durch den Ort, aber es ist so drückend heiß, dass ich froh bin, wieder am Auto zu sein, und überlege, ob ich die Klimaanlage einschalten soll!

 
Über die Straße an der Nordküste erreiche ich schließlich Pori und fahre die steilen Kurven hinauf zur Hauptstraße. Es ist der letzte Tag heute und ich trudele so vor mich hin. Sinniere, welchen Glücksgriff ich mit meiner Hotelwahl getan habe, lasse den Urlaub Revue passieren und freue mich doch schon wieder auf Zuhause.

 
Am Nachmittag um halb vier wird die Fähre aus Naxos erwartet. Ich habe mich mit Lucretia verabredet, die Hund und Katze überbringt. Ich bin viel zu früh am Hafen, aber an diesem letzten Tag zieht sich ohnehin alles etwas zäh dahin. Sogar der Himmel hat sich zugezogen, die Sonne ist verschwunden. Endlich ist die Fähre in Sicht und unzählige Urlauber quellen aus ihrem Bauch heraus. Lucretia, die sich als „blond“ beschrieben hat, erkenne ich schließlich auch dank der riesigen Hundebox sofort. Ich winke ihr zu, sie bringt mir Fee an der Leine und ihr Handgepäck, dann kümmert sie sich um den Transport der riesigen Kiste. Zum Glück wird sie von ihrem Hotel mit einem Transporter abgeholt! Ich folge dem Wagen, so lerne ich das Hotel zwischen Emborio und Perissa kennen. Wir verabreden uns für 7 Uhr zum Abendessen. Da es sehr grau geworden ist, fahre ich langsam wieder ins Hotel, vertrödele den Nachmittag. Zur verabredeten Zeit bin ich dann wieder bei Lucretia.

 
Was für ein aufregender Abend! Als Lucretia die Zimmertür öffnet, entwischt Fee und spurtet die Straße hinunter. Ich mit dem Auto hinterher – dann dreht sie, kommt mir entgegen und rennt zum Glück Lucretia genau in die Arme. Uff, nochmal gut gegangen! Mein Blutdruck ist wahrscheinlich auf 200 …. Langsam beruhigen wir uns wieder und fahren dann hinauf nach Pyrgos, wo Lucretia eine nette Taverne kennt. Pyrgos, der höchstgelegene Ort der Insel, liegt mitten in den Wolken! So laufen wir im Nebel durch den Ort und auch auf der halboffenen Terrasse der Taverne wabern Wolkenfetzen, die Stimmung ist direkt etwas unheimlich. Mit dem netten Wirt spricht Lucretia griechisch, bei der Bestellung erteile ich ihr freie Hand und so gibt es eine leckere Vorspeise (Auberginen in Knoblauch und Öl) und anschließend Lamm, mit einem extra Knochen für Fee. Vom leckeren Fleisch werden auch noch zwei Katzen satt, die sich erwartungsvoll bei uns positioniert haben.

 
Wir haben einen netten Smalltalk, für mich nicht immer einfach, da auf englisch, aber so erfahre ich doch, dass Lucretia Schriftstellerin ist und seit fünf Jahren auf Naxos lebt. Fee sitzt derweil sehr brav neben dem Tisch. Anschließend fahre ich die beiden wieder in ihr Hotel, wir werden uns dann am nächsten Nachmittag am Flughafen wiedersehen. Mittlerweile ist die Waschküche auch in Firostefani angekommen und alles ist in diffuses Licht der umliegenden Laternen getaucht. Da es noch zu früh ist, um mich zurückzuziehen, gehe ich noch in die Taverne To Aktaion vorn am Eck und genehmige mir zwei Gläschen Wein. Diese Taverne muss ich unbedingt bei einem eventuellen späteren Aufenthalt auf Santorini auch mal zum Essen besuchen.

 

Mittwoch, 13.10.2010


Der letzte Tag ist angebrochen und ich schlafe heute etwas länger, denn draußen ist es immer noch ziemlich diesig. Nach dem Frühstück gebe ich erstmal mein Auto ab und ordere bei meiner Rezeption ein Taxi zu 14 Uhr. Dann geht es ans Kofferpacken, irgendwie hatte ich gedacht, ich hätte mehr, aber der Koffer geht tadellos zu und auch im Handgepäck ist noch Platz.

 
Bis zum Nachmittag ist noch viel Zeit und so laufe ich ein letztes Mal den Kraterrandweg entlang bis zur Seilbahn. Im Cats House liegt alles rum und döst, kein Wunder bei dem schwülen Wetter. Adio, ihr süßen Katzen, ich hoffe, ihr habt ein gutes Leben hier oben!

 
Der Wind frischt ordentlich auf, ich „vernichte“ meinen letzten Schluck Wein auf der Terrasse, ehe mich Regentropfen hinein treiben. Dann will ich noch duschen, aber justamente gibt’s einen Stromausfall und Duschen und Fönen fällt aus. So nehme ich eben die leichte Salzkruste auf meiner Haut mit nach Deutschland.

 
Die Taxifahrt wird zum kleinen Familienausflug, Tochter, Frau und Sohn steigen noch zu, na mir soll es recht sein, Hauptsache wir sind pünktlich am Flughafen. Lucretia ist schon da und da sie ihre Fähre nach Naxos wieder erwischen muss, kümmern wir uns gleich um die Check-in-Formalitäten. Dank ihres Englisch und Griechisch ist die nette Dame am Schalter dann soweit präpariert, dass ich eine dreiviertel Stunde später uns drei ohne Probleme einchecken kann.

 
Wieder heißt es warten, dann sehe ich Fee und Lizzie draußen vorbeifahren, schließlich steigen auch wir ins Flugzeug und landen knapp drei Stunden später in Berlin-Tegel. Hund und Katze werden mir ans Band gebracht, und beladen mit den Boxen, meinem Koffer und der Reisetasche steuere ich dem Ausgang entgegen. Da wir ja nicht zu übersehen sind, kommen sofort die Abholer für Lizzie und Fee auf uns zu, ein kurzer Plausch und Übergabe der Papiere und Kennel, dann ist Lizzie verschwunden. Mit Fees Pflegemama warte ich noch auf ein geeignetes Taxi, dann kommen auch schon meine Freundinnen, um mich abzuholen, und mit einem kleinen Essen und Plausch in unserer Stammpizzeria klingt dieser Abend aus, ehe ich endlich heim zu meinen Fellnasen komme.

 
Wieder ist ein wunderschöner Urlaub zu Ende gegangen. Wider Erwarten war das Alleinreisen gar nicht so schlimm wie befürchtet, zumindest tagsüber konnte ich meinen Erkundungsdrang so ausleben, wie es mir gefiel, ohne Rücksichten nehmen zu müssen. Nur abends hätte ich mir doch eine Begleitung gewünscht, aber ich hoffe doch, dass der nächste Urlaub dann wieder mit einer lieben Freundin stattfinden kann! Santorini könnte ich mir durchaus im Rahmen eines Inselhoppings noch einmal für zwei, drei Tage vorstellen. Es hat mir gut gefallen und gibt so viel zu sehen. Die Mentalität der Griechen in gewissen Dingen, wie z.B. dem Tierschutz, und den schlechten Ruf, den sie dadurch haben, muss man am besten ignorieren, sonst wäre ein Urlaub dort nicht möglich. Es ist ein recht eigener Schlag Menschen, der dort lebt, nicht unfreundlich, aber eben anders als wir. Die schöne Landschaft lässt vieles in den Hintergrund treten, und da ich genau diese sehen wollte, musste ich über manches hinweg sehen, was nicht bedeutet, es gut zu heißen. Ich freue mich auf weitere Urlaube auf schönen Inseln, irgendwann!

 

Berlin, im Oktober 2010