AEGINA

 

14. – 25. September 2009

 

Sightseeing und Tierschutz – zu Besuch bei den Cats & Dogs of Aegina & Agistri

 

Es ist noch gar nicht sooo lange her, da wusste ich nicht mal, dass es eine Insel namens Aegina (oder auch Ägina, Egina oder Aigina) überhaupt gibt. Aber vor einigen Jahren lernte ich Katrin kennen, die die Tierschutz-initiative „Cats of Aegina“ gegründet hatte, und irgendwann beschloss ich: Warum nicht einmal Griechenland - wenn Katrin wieder auf „ihre“ Insel fährt, komme ich mit!

Gesagt – getan, zu Beginn des Jahres gingen wir also in die konkrete Planungsphase und ich machte mich nun richtig schlau, was und wo Aegina eigentlich ist.
 
Die griechische Insel ΑΙΓΙΝΑ liegt im Saronischen Golf, ca. eine dreiviertel Stunde (16 Seemeilen) mit der Fähre vom Athener Hafen Piräus entfernt. Die Insel ist ca. 85 km² groß, hat eine Küstenlinie von 57 km und die höchste Erhebung, der Oros, ist 532 m hoch. So gesehen alles sehr übersichtlich und in 10 Tagen leicht zu erkunden. Von Bekannten erhielt ich nach ihrem jährlichen Aegina-Urlaub eine Landkarte und einen Inselführer für den ersten Überblick. Die Vorfreu- und Planungsphase konnte beginnen!
 
Am 14. September ist es dann so weit, nachdem wir im Stau zum Flughafen schleichen, setzt der Flieger uns am Nachmittag pünktlich in Athen ab und für mich, die sonst per Mietwagen ab Flughafen reist, ganz ungewohnt geht es mit dem Bus zum Hafen und von dort mit dem Schnellboot, dem Aegaen Flying Dolphin, hinüber auf die Insel. Am Hafen erwartet uns unser Wirt Marios und fährt uns die wenigen hundert Meter zur Pension „Captains Rooms“ hinauf. Angesichts der schweren, mit zahlreichen Sachspenden für Animal Protection gefüllten Koffer sind wir sehr froh darüber! 

Die Pension liegt an einer, wie wir später merken, vielbefahrenen engen Hauptstraße. Der Bau ist nicht sonderlich schön, die Zimmer sind sehr einfach, alles nicht mehr ganz modern, aber sauber und zweckmäßig ausgestattet. Zwei Betten, ein offener Kleiderschrank, ein Nachttisch, ein Schreibtisch, nebenan eine kleine Küche mit Kühlschrank, Spüle und Kochgerät, dahinter, über eine hohe Stufe zu erklimmen, ein Bad mit WC, Handwaschbecken und Dusche. Vor dem Zimmer ein völlig überwucherter kleiner Balkon. Und: Es gibt zahlreiche Katzen in und um die Pension, so auch eine süße kleine Familie: Die weiße, taube Mutter mit zwei weißen und einem schwarzen Kitten, die wir Mami, Little Lucy, Flöckchen (der kleine Kater) und Blacky taufen. Diese vier sind von Anfang an sehr zutraulich und kommen oft zu uns auf die Dachterrasse, wo wir sie auch füttern, alle anderen Katzen, die sich sonst noch dort tummeln, sind eher scheu und zurückhaltend.
 
Am Abend gibt es Fisch in einer netten Taverne an der Hafenstraße. Aus dem Nichts tauchen einige Katzen am Tisch auf und unser Abendessen wird brüderlich geteilt. 

Am ersten Morgen werde ich erst einmal mit den Frühstücks-gepflogenheiten vertraut gemacht. Mit nüchternem Magen machen wir uns auf den Weg hinunter zur Hafenpromenade, wo es zahlreiche Cafés und Restaurants gibt. Beim Bäcker holen wir uns eine Käsetasche und Kekse, in Katrins speziellem „alte-Männer-Café“ trinken wir unseren Frapé metrios. Dabei sitzen wir direkt an der Uferstraße und beobachten die vorbeifahrenden Auto und – viel interessanter – Moppeds und sonstigen Gefährte, von denen man bei vielen staunt, dass sie überhaupt noch fahren!
 
Unser erster Gang führt zum Autoverleih am anderen Ende der Promenade, wo ich für wenig Geld einen recht abenteuerlichen Hyundai Atoz miete. Immerhin, er fährt gut – das System, welche der vier Türen sich wie am besten öffnen lässt, und wo das normale Abblendlicht ist, finden wir schließlich auch heraus. Ansonsten sollte man besser alles, was man als Deutscher so von TÜV, Mindestprofiltiefen der Reifen und Scheibenwischergummis weiß, am besten für die Dauer des Urlaubs vergessen! Es geht tatsächlich auch so …
 
Nach einer ersten Einkaufsfahrt zum nahen Krytikos (Katzenfutter, Näpfe, für uns auch ein paar Kleinigkeiten) fahren wir am Nachmittag hinauf zu Renate, die im Vorort Pagoni wohnt. Ihr Haus liegt am Berg und man hat einen tollen Blick über Aegina-Stadt und noch ein Stück die Küste entlang. Zu ihrem Grundstück gehören auch ein paar Freigehege für Hunde, wo sich u.a. einige entzückende Welpen tummeln. „Hauptberuflich“ kümmert sich Renate aber um die Kassenangelegenheiten von Animal Protection.
 
Am Abend gehen wir der Ouzerie „Tsias“ essen, eine Taverne, wo es überwiegend Vorspeisen und kleine nette Gerichte gibt. Dies wird im Laufe des Urlaubs unser Stammlokal. Später treffen wir noch Elke und ihre Nichte Sarah, die ebenfalls in unserer Pension wohnen und wegen der Tierschutzorganisation hier sind. In den nächsten Tagen fahren wir mehrmals gemeinsam hoch zum Shelter.
 
Der Dog Shelter ist das Hunde-Tierheim der Insel. Es liegt etwas außerhalb in den Bergen, über Schotterstraßen zu erreichen und nicht so ganz einfach zu finden. Feuerwehrleute, die wir unterwegs nach dem Weg fragen, tun so, als würden sie es nicht kennen. Man spricht nicht gern drüber, aber wenn es gilt, Hunde „abzugeben“, wissen plötzlich alle, wo es zu finden ist!
 
Ich bin erst einmal beeindruckt von der großen, ordentlichen Anlage mit der neuen Klinik in der Mitte. Alles aus Spendengeldern erstellt und vom Verein Animal Protection geführt. Mit wenig Personal, überwiegend Volunteers, werden die Tiere versorgt. Beim Rundgang durch die Zwinger kommen einem wirklich die Tränen, wenn man sieht, wie viele liebe herzensgute Tiere hier sitzen und auf ein neues Zuhause warten! Alle sind so dankbar für eine Hand, die sie ablecken dürfen, und für eine Streicheleinheit durchs Gitter oder Besuch im Zwinger. Da es noch recht früh ist, brechen wir mit zwei Hunden zu einem Spaziergang auf: Katrin natürlich mit ihrer Patenhündin Batida und ich nehme Brian, ihren Zwingergenossen. Es geht den Berg hinauf, von oben hat man eine phantastische Aussicht über einen Teil der Insel mit dem Shelter, übers Meer bis nach Athen rüber. Den gleichen Weg geht es wieder zurück. Auch Elke und Sarah sind schon unterwegs und führen unermüdlich neue Hunde spazieren. Diese Spaziergänge mit Besuchern sind wohl die einzige Abwechslung für die Hunde.
 
Bei weiteren Besuchen im Shelter mache ich mich mit der Kamera daran, möglichst viele Hundefotos für die Vermittlungsseiten zu schießen. Vivi hat ein paar Sonderwünsche, so z.B. die drei süßen Feuchtnasen Elroy, Curtis und Dandy, die aus dem Athener Waldbrandgebiet stammen und dort ihr Heim verloren haben. Mit Geduld, Leckerlis und Hilfe der Pflegerinnen und Katrin kommen schließlich ein paar hoffentlich brauchbare Fotos zustande.
 
Während unseres Urlaubs ist auch gerade eine deutsche Tierärztin hier, die unentgeltlich Operationen in der Klinik durchführt. Vorwiegend Kastrationen stehen auf dem Programm.
 
Auch eine große Spendenkiste ist gerade angekommen und muss ausgepackt werden, wir helfen Karin dabei und haben an so manchem Stück, was da zu Tage kommt, unseren Spaß. Alle Sachen sind für den Shop, den Weihnachtsbazar oder für die Tiere (auch für Wendys Katzen auf Agistri) gedacht.
 
Am Freitag fahren wir hinüber zu Wendy nach Agistri. Um 10 Uhr geht das Boot vom Hafen ab, da haben wir genügend Zeit für ein Frühstück. Nach einer ruhigen Überfahrt erwartet uns Wendy schon und fährt mit uns zu ihrem Haus. Über 40 Katzen versorgt sie zur Zeit auf und rund um ihr Grundstück. Etliche arme verschnupfte Schätzchen sind dabei, viele würden auf der Straße wohl längst nicht mehr leben. Auch hier drängen sich die Tiere dankbar an eine streichelnde Hand oder schmusen im Arm. Natürlich haben wir auch eine Tasche voller Sachspenden dabei und Katrin lässt sich sagen, was am nötigsten gebraucht wird. Diese Dinge werden wir daheim in Deutschland dann gern besorgen und runterschicken, wie z.B. Aufzuchtmilch.
 
Wendy nimmt sich etwas Zeit für uns, um uns die Insel Agistri zu zeigen. Es gibt hier nur drei kleine Orte: Skala, Mylos und Limenaria, dafür aber einige kleine Buchten und Strände für Badeurlauber. Traumhafte Fleckchen sind dabei … eine Insel wie aus dem Bilderbuch! Nach nicht einmal einer Stunde sind wir schon wieder am Ausgangspunkt und setzen uns am Hafen noch zu einem Drink zusammen, ehe unser Boot kommt. Vom Nebentisch her werden wir mit zünftiger Gitarrenmusik von einer Gruppe bayrischer Skipper unterhalten! (Ja mei, wo samma denn hier??)
 
Zurück auf Aegina grüßt am Hafen die kleine Kapelle Agios Nikolaos Thalassinos. Auf der Insel ist gerade das Fistiki-Fest zu Gange, alles dreht sich rund um die heimische Pistazie. Zahlreiche Verkaufsstände sind aufgebaut und an jenen Abenden ist auf der Hafenpromenade mehr los als sonst. Wir genießen die umtriebige Stimmung von unserem Tisch im Tsias aus. Am Samstag sind wir hier mit Renate, Vivi, Elke und Sarah zum gemeinsamen Essen verabredet. Ein Spaziergang über die „Festmeile“ rundet den Tag ab.
 
Natürlich sind wir nicht nur „im Namen des Tierschutz“ unterwegs, obwohl wir natürlich jede Straßenkatze registrieren und immer etwas Trockenfutter dabei haben. Registrieren eher im Sinne von „wahrnehmen“, aber wir notieren uns natürlich die Streetis, deren Ohren noch nicht gekappt sind (was „nicht kastriert“ bedeutet), um sie für spätere Kastrationsprogramme vorzumerken. Auch treffen wir vereinzelt Katzen mit sichtbaren Krankheiten, wie Schnupfen, tumorartigen Beulen oder Whitie, den Kater mit den verschorften Ohren. Er ist der erste, der nach unserer Rückkehr eingefangen und versorgt wird, dank einer sofort gestarteten Spendenaktion. Wenn sich sein Allgemeinzustand stabilisiert hat, kann er auch kastriert werden, und wir drücken ihm die Daumen, dass er seine Ohren behalten kann.
 
Ja, wir unternehmen natürlich zahlreiche Ausflüge rund um die Insel, was dank der eingangs erwähnten Übersichtlichkeit kein Problem ist. In unserer Altstadt sind wir ohnehin täglich unterwegs, hier kann man so herrlich bummeln und Souvenirs erstehen, aber gerne fahren wir auch nach Perdika, einem süßen kleinen Fischerort im Süden der Insel. Man benötigt mit dem Auto etwa eine halbe Stunde dorthin, es geht immer entlang der Küstenlinie und man kommt noch durch einige kleinere Ansiedlungen und Orte wie z.B. Marathonas. Schöne Sandstrände sucht man hier allerdings vergebens, die meisten Buchten sind eher steinig, aber zum Baden durchaus geeignet. Jetzt im September ist schon recht wenig überall los. Kurz vor Perdika kommt man dann an einer verlassenen Hotelanlage aus den 60er Jahren vorbei, die große Anlage bleibt einfach so stehen. Überhaupt trifft man überall auf komplette Bauruinen, halbfertige oder gar verlassene Häuser, das ist so schade und verschandelt die Landschaft. Aber wie wir erfahren, zahlen die Griechen erst Steuern auf ihre Häuser, wenn sie wirklich fertig sind, und so bleibt manche zweite Etage einfach unausgebaut, obwohl unten schon alles bewohnt ist.
 
Perdika hat einen kleinen Hafen und an der Wasserfront eine lange Reihe Tavernen, die etwas oberhalb liegen. Hier sitzt man herrlich mit Blick aufs Wasser und natürlich dauert es auch hier nicht lange, bis sich eine Gruppe von potentiellen Mitessern unterm und neben dem Tisch eingefunden hat. Wir haben sie nie enttäuscht! Etwas weiter vorn, am Anfang des Hafens, gibt es ein nettes Café mit sehr leckerem Frapé, von hier aus genießen wir den Ausblick auf den Ort – natürlich ebenfalls in kätzischer Begleitung. In Perdika müssten allerdings noch so einige Katzen eingefangen und kastriert werden.
   
Oberhalb von Perdika liegt der kleine Ort Sfendouri, wir machen einen Abstecher hinauf und haben einen wundervollen Blick über Perdika, die kleine Insel Moni, weitere Teile von Aegina und natürlich das nicht weit entfernte Festland.
 
Eine Fahrt an der nördlichen Küste entlang führt uns an einigen kleinen Buchten und kleinen Kirchlein vorbei zum Fischerort Souvala. Auch hier kann man mit Blick über den Hafen seinen Frapé genießen. Die Küste hier oben ist recht felsig, es gibt aber auch ein paar kleine sandige Buchten und winzige Hafenanlagen zwischen den Orten. Fährt man hinter Souvala weiter, erreicht man Vagia, ein weiteres verträumtes Nest, und von dort aus geht es landeinwärts nach Mesagros. Dort haben wir an einem Nachmittag Karin besucht und natürlich in der Nachbarschaft Sparky, den lieben kleinen Kater, den wir mit nach Deutschland nehmen werden – und der nun gerade heute, wo ich diesen Bericht schreibe, die Zusage auf sein endgültiges Zuhause bekommen hat!
 
Um zu Karin zu gelangen, verfransen wir uns ein bisschen in Mesagros, die Wegbeschreibungen sind mangels Straßenschildern teilweise recht vage („am Friedhof rechts vorbei, nach links und das gelbe Haus dann“ …). Aber so lernt man mal die verwinkelten Orte kennen und irgendwie landen wir zum Schluss dann doch genau da, wo wir hinwollen.
 
Ganz in der Nähe von Mesagros – wie gesagt, die Insel ist wirklich sehr übersichtlich! – liegt die Tempelanlage von Aphaia. Ganz klar, dass zu einem Griechenland-Urlaub so eine Besichtigung dazu gehört, und so erklimmen wir die letzten Meter hinauf zu den Ruinen des um ca. 500 v.Chr. errichteten Tempels. Ein Heiligtum an dieser Stelle gab es allerdings wohl schon um ca. 1300 v.Chr. Aphaia, eine Nymphe, war eine Lokalgottheit der Aegineten, und stand auch irgendwie in Verbindung mit Zeus. Es gibt aber scheinbar verschiedene Theorien, wie sich alles genau verhielt, jedenfalls bringen drei Reiseführer keine wirkliche Klarheit. Wir genießen einfach die altertümliche Anlage und den wundervollen Blick, den man von diesem Bergrücken nach zwei Seiten (Agia Marina und Mesagros bis rüber nach Athen) hat.
 
Agia Marina am Fuße dieses Berges ist der Bade- und Urlaubsort der Insel schlechthin. Nicht so riesig wie ein kanarischer Ferienort, aber für uns abschreckend genug mit der Hauptstraße, an der sich Souvenirladen an Souvenirladen reiht, nur unterbrochen von Juwelieren und Vermietungen für Moppeds, Autos und Surfbretter. Immerhin gibt es hier u.a. eine sehr schön über dem Meer gelegene Taverne, wo man gut essen kann. Viel mehr tun wir uns vom Ort nicht an und erkunden lieber die weitere Küste in Richtung Süden, wo es wieder ein paar Bausünden und –ruinen, aber auch verträumte Buchten und verschlafene Ortschaften gibt. Hinter Portes führt die Straße dann hinauf in die Berge, vorbei an einer alten Mühle, schließlich kommt man am Fuße des Ores auf eine Art Hochplateau. Wieder belohnt uns der herrliche Ausblick über Insel und Meer. Hier oben liegen, nach etwas Fußweg zu erreichen, ebenfalls Reste einer alten Tempelanlage. An einem Nachmittag machen wir uns dorthin auf den Weg. Aber hier gibt es nur wenige Mauern und eine kleine Kirche neueren Datums zu erkunden.
 
Weiter unten liegt ein weiteres unserer Ausflugsziele, das Hellenic Wildlife. Hier handelt es sich um ein Projekt zur Pflege von Wildtieren, überwiegend Zug- und Raubvögel, aber es gibt auch Vierbeiner wie Schildkröten, Füchse, ein Wildschwein, einen Waschbären, einen Esel (der frei herumlaufen darf) und natürlich Katzen. Leider macht die Anlage einen etwas heruntergekommenen Eindruck, was uns Vivi später bestätigt, dem einstigen Vorzeigeprojekt in Sachen griechischem Tierschutz sind Geld und Unterstützung ausgegangen. Wirklich schade drum, wir können nur hoffen, dass sich das Unternehmen wieder fängt.
 
Im weiteren Verlauf der Straße kommen wir am kleinen Örtchen Pahia Rachi vorbei, durch das wir einen Spaziergang machen. Teilweise wirkt der Ort verfallen, dann wieder stehen modernisierte Gebäude dazwischen und hinter einem Zaun dringen Handwerkergeräusche auf die enge Straße. Eine Art besserer Feldweg führt entlang einer buntblühend bewachsenen Mauer ortsauswärts. Meine Landkarte sagt mir, das soll die Fahrstraße hinunter nach Marathonas sein, aber wir belassen es hier lieber bei der Erkundung zu Fuß! Wie überall schmückt auch hier die Ortsmitte ein gut gepflegte Kirche.
 
Kirchen findet man wirklich überall auf Aegina, kleine, größere, es sind unzählige und alle sind sie stets gut in Schuss. Ab und zu konnten wir ein solches Kirchlein von innen besichtigen und sie sind recht schlicht gehalten mit naiven Wandmalereien, Heiligenbildern und einfacher Bestuhlung. Immer gibt es die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden. Dass die Institution Kirche über reichlich Gelder verfügt, kann man auch an der erst vor wenigen Jahren errichten Kirche beim Kloster des Heiligen Nektarios sehen. Ein sehr repräsentativer Bau, weithin sichtbar, und im Inneren mit wunderschönen Bodenmosaiken ausgestattet. Der Glockenturm beherbergt neben neun weiteren die größte je in Griechenland hergestellte versilberte Glocke (drei Tonnen, 1,75 m hoch und ebensolcher Durchmesser). Die Gegend hinter Kirche und Kloster nennt sich Palaia Chora und war sogar eine Zeit lang Hauptstadt der Insel. Viele verlassene Kirchen und Häuser, die sich an den Berghang schmiegen, zeugen noch heute davon. In dieser Gegend liegt dann auch der Shelter, so dass wir des öfteren hier vorbei kommen.
 
Am letzten Tag besichtigen wir noch ein weiteres archäologisches „Muss“ auf Aegina, die Ausgrabungen auf dem Kolona-Hügel. Weithin sichtbar steht dort oben eine einsame Säule, umgeben von Resten eine Tempel- und Wohnanlage. Auf diesem Gelände befindet sich auch ein kleines Museum mit Fundstücken wie Vasen, Figuren usw. Vom Tempelberg hat man einen prima Ausblick über den Hafen und die Stadt Aegina.
 
So haben wir nach und nach fast die ganze Insel erkundet, auf Grund der geringen Distanzen einige besonders schöne Orte oder Strecken mehrfach besucht. Stets verbringen wir die Abende aber an unserer Hafenpromenade, das eine oder andere Mal gehen wir nach dem Abendessen noch auf ein Glas Wein in eine andere Taverne oder genießen den Abend auf unserem Balkon, soweit man beim Lärm der vorbei knatternden Moppels, wie wir sie nennen, von Genuß reden kann … An einem Abend sind wir zu Gast bei Vivi und Petros in ihrem Häuschen am Rande der Altstadt. Hier lerne ich Vivis Menagerie mit vier Hunden und drei Katzen kennen, auch den fast blinden, aber so lebensfrohen Kater Tillios – der dann leider einige Tage später auf der Straße vorm Haus überfahren wird. Diese traurige Nachricht erhalten wir nach der Heimkehr.
 
In unserer Pension kümmern wir uns jeden Tag um unsere kleine Familie, versorgen sie mit Trocken- und Nassfutter sowie Wasser und Katzenmilch. Da unsere Mami bereits anfängt, die Kleinen am Säugen zu hindern, laden wir alle viere eines Tages in einen von Vivi geliehenen Kennel und eine Reisetasche (für vier ist der Kennel dann doch zu eng) und fahren sie zu Jannis, dem Tierarzt. Ein bisschen kreisen wir mit dem Auto durch die Altstadt, finden die Praxis aber doch noch, bevor die Kitten ihre provisorische Transporttasche perforiert haben, und dort werden die drei Kleinen, die etwa 4 Monate alt sind, mit der ersten Impfung versehen und die Mami bleibt zur Kastration dort. Mittags dürfen wir sie wieder abholen. Die Zwerge bekommen von uns noch zusätzlich Floh- und Wurmmittel verpasst. Mami muss dann die Nacht bei uns im Zimmer im Kennel verbringen, sie ist auch sehr brav, am nächsten Morgen entlassen wir sie wieder in die Freiheit. Ohne uns eines Blickes zu würdigen, verzieht sie sich an einen unbekannten Ort, wir haben sie die restlichen Tage nicht mehr gesehen, wissen aber, dass es ihr soweit gut geht. Einige Wochen nach uns wird eine weitere Mitstreiterin für Animal Protection in der Pension wohnen, sie darf sich dann um die zweite Impfung unserer Kitten kümmern, wir hoffen auch, dass die Kleinen dann schon reif für die Kastration sind.
 
Es gibt noch weitere Katzen in der Pension, die wir aber nur von weitem sehen. Ich bin eigentlich ganz froh darüber, denn die Sorge um „unsere“ Familie ist fürs erste ausreichend … In Gesprächen mit unseren Wirtsleuten bitten wir sie, sich um die Katzen zu kümmern und auch wenn möglich mit ihnen zum Kastrieren zu gehen. Sie sind durchaus guten Willens und die Unterstützung von Animal Protection ist ihnen da sicher. Unsere Wirtsleute sind da schon sehr fortschrittlich, viele Griechen haben leider überhaupt kein Verständnis für die Tiere und Kastration ist etwas, das der Tierschutz macht …
 
Ich bin sehr positiv beeindruckt von der Arbeit, die Renate, Vivi und alle anderen von Animal Protection auf der Insel leisten. Wie ich aber selber sehen konnte, bleibt aber noch sehr viel zu tun, ganz wichtig ist die weitere Aufklärung der Bevölkerung! Ein kleiner Shop in der Altstadt hilft, die Arbeit vor Ort zu finanzieren, hier werden gespendete Kleidung, Bücher u.a. verkauft. Vor Weihnachten ist wieder ein Bazar geplant, auch hierfür werden immer Spenden gesucht. Nun, da ich alles mit eigenen Augen gesehen habe, werde ich versuchen, Katrin zu unterstützen, Spenden zu sammeln, Sachspenden zu verschicken und zu basteln. Als erstes habe ich von unserer Reise einen schönen A4-Fotokalender „Cats of Aegina“ zusammen gestellt, den wir nun zu Gunsten der Straßenkatzen verkaufen.
 
Die schöne Insel und ihre wundervollen vierbeinigen Bewohner haben mich in ihren Bann geschlagen und ich bin ganz sicher nicht das letzte Mal dort gewesen.
 
 
Sylvia Rottmann

Berlin, im Oktober 2009

 

 

 

Weitere Informationen zur Reise und zum Tierschutz auf Aegina:

 

Meine Fotoseiten: http://www.fellfussel.de/Aegina_2009.html

 

Cats of Aegina, Berlin: http://www.lulucy-aegina.de

 

Animal Protection, Aegina: http://www.faza-aegina.de

 

Kalenderverkauf: http://www.lulucy-aegina.de/167349/index.html