AEGINA
14. – 25. September 2009
Sightseeing und
Tierschutz – zu
Besuch bei den Cats & Dogs of Aegina & Agistri
Es
ist noch gar nicht sooo lange her, da wusste ich nicht mal, dass es
eine Insel
namens Aegina (oder auch Ägina, Egina oder Aigina) überhaupt
gibt. Aber vor
einigen Jahren lernte ich Katrin kennen, die die Tierschutz-initiative
„Cats of
Aegina“ gegründet hatte, und irgendwann beschloss ich: Warum nicht
einmal
Griechenland - wenn Katrin wieder auf „ihre“ Insel fährt, komme
ich mit!
Gesagt
– getan, zu Beginn des Jahres gingen wir also in die konkrete
Planungsphase und
ich machte mich nun richtig schlau, was und wo Aegina eigentlich ist.
Die
griechische Insel ΑΙΓΙΝΑ liegt im Saronischen Golf, ca. eine
dreiviertel Stunde
(16 Seemeilen) mit der Fähre vom Athener Hafen Piräus
entfernt. Die Insel ist
ca. 85 km² groß, hat eine Küstenlinie von 57 km und die
höchste Erhebung, der
Oros, ist 532 m hoch. So gesehen alles sehr übersichtlich und in
10 Tagen
leicht zu erkunden. Von Bekannten erhielt ich nach ihrem
jährlichen
Aegina-Urlaub eine Landkarte und einen Inselführer für den
ersten Überblick.
Die Vorfreu- und Planungsphase konnte beginnen!
Am
14. September ist es dann so weit, nachdem wir im Stau zum Flughafen
schleichen,
setzt der Flieger uns am Nachmittag pünktlich in Athen ab und
für mich, die
sonst per Mietwagen ab Flughafen reist, ganz ungewohnt geht es mit dem
Bus zum
Hafen und von dort mit dem Schnellboot, dem Aegaen Flying Dolphin,
hinüber auf
die Insel. Am Hafen erwartet uns unser Wirt Marios und fährt uns
die wenigen
hundert Meter zur Pension „Captains Rooms“ hinauf. Angesichts der
schweren, mit
zahlreichen Sachspenden für Animal Protection gefüllten
Koffer sind wir sehr
froh darüber!
Die
Pension liegt an einer, wie wir später merken, vielbefahrenen
engen
Hauptstraße. Der Bau ist nicht sonderlich schön, die Zimmer
sind sehr einfach,
alles nicht mehr ganz modern, aber sauber und zweckmäßig
ausgestattet. Zwei
Betten, ein offener Kleiderschrank, ein Nachttisch, ein Schreibtisch,
nebenan
eine kleine Küche mit Kühlschrank, Spüle und
Kochgerät, dahinter, über eine
hohe Stufe zu erklimmen, ein Bad mit WC, Handwaschbecken und Dusche.
Vor dem
Zimmer ein völlig überwucherter kleiner Balkon. Und: Es gibt
zahlreiche Katzen
in und um die Pension, so auch eine süße kleine Familie: Die
weiße, taube Mutter
mit zwei weißen und einem schwarzen Kitten, die wir Mami, Little
Lucy,
Flöckchen (der kleine Kater) und Blacky taufen. Diese vier sind
von Anfang an
sehr zutraulich und kommen oft zu uns auf die Dachterrasse, wo wir sie
auch
füttern, alle anderen Katzen, die sich sonst noch dort tummeln,
sind eher scheu
und zurückhaltend.
Am
Abend gibt es Fisch in einer netten Taverne an der Hafenstraße.
Aus dem Nichts
tauchen einige Katzen am Tisch auf und unser Abendessen wird
brüderlich
geteilt.
Am
ersten Morgen werde ich erst einmal mit den
Frühstücks-gepflogenheiten vertraut
gemacht. Mit nüchternem Magen machen wir uns auf den Weg hinunter
zur
Hafenpromenade, wo es zahlreiche Cafés und Restaurants gibt.
Beim Bäcker holen
wir uns eine Käsetasche und Kekse, in Katrins speziellem
„alte-Männer-Café“
trinken wir unseren Frapé metrios. Dabei sitzen wir direkt an
der Uferstraße
und beobachten die vorbeifahrenden Auto und – viel interessanter –
Moppeds und
sonstigen Gefährte, von denen man bei vielen staunt, dass sie
überhaupt noch
fahren!
Unser
erster Gang führt zum Autoverleih am anderen Ende der Promenade,
wo ich für
wenig Geld einen recht abenteuerlichen Hyundai Atoz miete. Immerhin, er
fährt
gut – das System, welche der vier Türen sich wie am besten
öffnen lässt, und wo
das normale Abblendlicht ist, finden wir schließlich auch heraus.
Ansonsten
sollte man besser alles, was man als Deutscher so von TÜV,
Mindestprofiltiefen
der Reifen und Scheibenwischergummis weiß, am besten für die
Dauer des Urlaubs
vergessen! Es geht tatsächlich auch so …
Nach
einer ersten Einkaufsfahrt zum nahen Krytikos (Katzenfutter,
Näpfe, für uns
auch ein paar Kleinigkeiten) fahren wir am Nachmittag hinauf zu Renate,
die im
Vorort Pagoni wohnt. Ihr Haus liegt am Berg und man hat einen tollen
Blick über
Aegina-Stadt und noch ein Stück die Küste entlang. Zu ihrem
Grundstück gehören
auch ein paar Freigehege für Hunde, wo sich u.a. einige
entzückende Welpen
tummeln. „Hauptberuflich“ kümmert sich Renate aber um die
Kassenangelegenheiten
von Animal Protection.
Am
Abend gehen wir der Ouzerie „Tsias“ essen, eine Taverne, wo es
überwiegend
Vorspeisen und kleine nette Gerichte gibt. Dies wird im Laufe des
Urlaubs unser
Stammlokal. Später treffen wir noch Elke und ihre Nichte Sarah,
die ebenfalls
in unserer Pension wohnen und wegen der Tierschutzorganisation hier
sind. In
den nächsten Tagen fahren wir mehrmals gemeinsam hoch zum Shelter.
Der
Dog Shelter ist das Hunde-Tierheim der Insel. Es liegt etwas
außerhalb in den
Bergen, über Schotterstraßen zu erreichen und nicht so ganz
einfach zu finden.
Feuerwehrleute, die wir unterwegs nach dem Weg fragen, tun so, als
würden sie
es nicht kennen. Man spricht nicht gern drüber, aber wenn es gilt,
Hunde
„abzugeben“, wissen plötzlich alle, wo es zu finden ist!
Ich
bin erst einmal beeindruckt von der großen, ordentlichen Anlage
mit der neuen
Klinik in der Mitte. Alles aus Spendengeldern erstellt und vom Verein
Animal
Protection geführt. Mit wenig Personal, überwiegend
Volunteers, werden die
Tiere versorgt. Beim Rundgang durch die Zwinger kommen einem wirklich
die
Tränen, wenn man sieht, wie viele liebe herzensgute Tiere hier
sitzen und auf
ein neues Zuhause warten! Alle sind so dankbar für eine Hand, die
sie ablecken
dürfen, und für eine Streicheleinheit durchs Gitter oder
Besuch im Zwinger. Da
es noch recht früh ist, brechen wir mit zwei Hunden zu einem
Spaziergang auf:
Katrin natürlich mit ihrer Patenhündin Batida und ich nehme
Brian, ihren
Zwingergenossen. Es geht den Berg hinauf, von oben hat man eine
phantastische
Aussicht über einen Teil der Insel mit dem Shelter, übers
Meer bis nach Athen
rüber. Den gleichen Weg geht es wieder zurück. Auch Elke und
Sarah sind schon
unterwegs und führen unermüdlich neue Hunde spazieren. Diese
Spaziergänge mit
Besuchern sind wohl die einzige Abwechslung für die Hunde.
Bei
weiteren Besuchen im Shelter mache ich mich mit der Kamera daran,
möglichst
viele Hundefotos für die Vermittlungsseiten zu schießen.
Vivi hat ein paar
Sonderwünsche, so z.B. die drei süßen Feuchtnasen
Elroy, Curtis und Dandy, die
aus dem Athener Waldbrandgebiet stammen und dort ihr Heim verloren
haben. Mit
Geduld, Leckerlis und Hilfe der Pflegerinnen und Katrin kommen
schließlich ein
paar hoffentlich brauchbare Fotos zustande.
Während
unseres Urlaubs ist auch gerade eine deutsche Tierärztin hier, die
unentgeltlich Operationen in der Klinik durchführt. Vorwiegend
Kastrationen
stehen auf dem Programm.
Auch
eine große Spendenkiste ist gerade angekommen und muss ausgepackt
werden, wir
helfen Karin dabei und haben an so manchem Stück, was da zu Tage
kommt, unseren
Spaß. Alle Sachen sind für den Shop, den Weihnachtsbazar
oder für die Tiere
(auch für Wendys Katzen auf Agistri) gedacht.
Am
Freitag fahren wir hinüber zu Wendy nach Agistri. Um 10 Uhr geht
das Boot vom
Hafen ab, da haben wir genügend Zeit für ein
Frühstück. Nach einer ruhigen
Überfahrt erwartet uns Wendy schon und fährt mit uns zu ihrem
Haus. Über 40
Katzen versorgt sie zur Zeit auf und rund um ihr Grundstück.
Etliche arme
verschnupfte Schätzchen sind dabei, viele würden auf der
Straße wohl längst
nicht mehr leben. Auch hier drängen sich die Tiere dankbar an eine
streichelnde
Hand oder schmusen im Arm. Natürlich haben wir auch eine Tasche
voller
Sachspenden dabei und Katrin lässt sich sagen, was am
nötigsten gebraucht wird.
Diese Dinge werden wir daheim in Deutschland dann gern besorgen und
runterschicken, wie z.B. Aufzuchtmilch.
Wendy
nimmt sich etwas Zeit für uns, um uns die Insel Agistri zu zeigen.
Es gibt hier
nur drei kleine Orte: Skala, Mylos und Limenaria, dafür aber
einige kleine
Buchten und Strände für Badeurlauber. Traumhafte Fleckchen
sind dabei … eine
Insel wie aus dem Bilderbuch! Nach nicht einmal einer Stunde sind wir
schon
wieder am Ausgangspunkt und setzen uns am Hafen noch zu einem Drink
zusammen,
ehe unser Boot kommt. Vom Nebentisch her werden wir mit zünftiger
Gitarrenmusik
von einer Gruppe bayrischer Skipper unterhalten! (Ja mei, wo samma denn
hier??)
Zurück
auf Aegina grüßt am Hafen die kleine Kapelle Agios Nikolaos
Thalassinos. Auf
der Insel ist gerade das Fistiki-Fest zu Gange, alles dreht sich rund
um die
heimische Pistazie. Zahlreiche Verkaufsstände sind aufgebaut und
an jenen
Abenden ist auf der Hafenpromenade mehr los als sonst. Wir
genießen die
umtriebige Stimmung von unserem Tisch im Tsias aus. Am Samstag sind wir
hier
mit Renate, Vivi, Elke und Sarah zum gemeinsamen Essen verabredet. Ein
Spaziergang über die „Festmeile“ rundet den Tag ab.
Natürlich
sind wir nicht nur „im Namen des Tierschutz“ unterwegs, obwohl wir
natürlich
jede Straßenkatze registrieren und immer etwas Trockenfutter
dabei haben.
Registrieren eher im Sinne von „wahrnehmen“, aber wir notieren uns
natürlich
die Streetis, deren Ohren noch nicht gekappt sind (was „nicht
kastriert“
bedeutet), um sie für spätere Kastrationsprogramme
vorzumerken. Auch treffen
wir vereinzelt Katzen mit sichtbaren Krankheiten, wie Schnupfen,
tumorartigen
Beulen oder Whitie, den Kater mit den verschorften Ohren. Er ist der
erste, der
nach unserer Rückkehr eingefangen und versorgt wird, dank einer
sofort
gestarteten Spendenaktion. Wenn sich sein Allgemeinzustand stabilisiert
hat,
kann er auch kastriert werden, und wir drücken ihm die Daumen,
dass er seine
Ohren behalten kann.
Ja,
wir unternehmen natürlich zahlreiche Ausflüge rund um die
Insel, was dank der
eingangs erwähnten Übersichtlichkeit kein Problem ist. In
unserer Altstadt sind
wir ohnehin täglich unterwegs, hier kann man so herrlich bummeln
und Souvenirs
erstehen, aber gerne fahren wir auch nach Perdika, einem
süßen kleinen
Fischerort im Süden der Insel. Man benötigt mit dem Auto etwa
eine halbe Stunde
dorthin, es geht immer entlang der Küstenlinie und man kommt noch
durch einige
kleinere Ansiedlungen und Orte wie z.B. Marathonas. Schöne
Sandstrände sucht
man hier allerdings vergebens, die meisten Buchten sind eher steinig,
aber zum
Baden durchaus geeignet. Jetzt im September ist schon recht wenig
überall los.
Kurz vor Perdika kommt man dann an einer verlassenen Hotelanlage aus
den 60er
Jahren vorbei, die große Anlage bleibt einfach so stehen.
Überhaupt trifft man
überall auf komplette Bauruinen, halbfertige oder gar verlassene
Häuser, das
ist so schade und verschandelt die Landschaft. Aber wie wir erfahren,
zahlen
die Griechen erst Steuern auf ihre Häuser, wenn sie wirklich
fertig sind, und
so bleibt manche zweite Etage einfach unausgebaut, obwohl unten schon
alles
bewohnt ist.
Perdika
hat einen kleinen Hafen und an der Wasserfront eine lange Reihe
Tavernen, die
etwas oberhalb liegen. Hier sitzt man herrlich mit Blick aufs Wasser
und
natürlich dauert es auch hier nicht lange, bis sich eine Gruppe
von
potentiellen Mitessern unterm und neben dem Tisch eingefunden hat. Wir
haben
sie nie enttäuscht! Etwas weiter vorn, am Anfang des Hafens, gibt
es ein nettes
Café mit sehr leckerem Frapé, von hier aus genießen
wir den Ausblick auf den
Ort – natürlich ebenfalls in kätzischer Begleitung. In
Perdika müssten
allerdings noch so einige Katzen eingefangen und kastriert werden.
Oberhalb
von Perdika liegt der kleine Ort Sfendouri, wir machen einen Abstecher
hinauf
und haben einen wundervollen Blick über Perdika, die kleine Insel
Moni, weitere
Teile von Aegina und natürlich das nicht weit entfernte Festland.
Eine
Fahrt an der nördlichen Küste entlang führt uns an
einigen kleinen Buchten und
kleinen Kirchlein vorbei zum Fischerort Souvala. Auch hier kann man mit
Blick
über den Hafen seinen Frapé genießen. Die Küste
hier oben ist recht felsig, es
gibt aber auch ein paar kleine sandige Buchten und winzige Hafenanlagen
zwischen
den Orten. Fährt man hinter Souvala weiter, erreicht man Vagia,
ein weiteres
verträumtes Nest, und von dort aus geht es landeinwärts nach
Mesagros. Dort
haben wir an einem Nachmittag Karin besucht und natürlich in der
Nachbarschaft
Sparky, den lieben kleinen Kater, den wir mit nach Deutschland nehmen
werden –
und der nun gerade heute, wo ich diesen Bericht schreibe, die Zusage
auf sein
endgültiges Zuhause bekommen hat!
Um
zu Karin zu gelangen, verfransen wir uns ein bisschen in Mesagros, die
Wegbeschreibungen
sind mangels Straßenschildern teilweise recht vage („am Friedhof
rechts vorbei,
nach links und das gelbe Haus dann“ …). Aber so lernt man mal die
verwinkelten
Orte kennen und irgendwie landen wir zum Schluss dann doch genau da, wo
wir
hinwollen.
Ganz
in der Nähe von Mesagros – wie gesagt, die Insel ist wirklich sehr
übersichtlich! – liegt die Tempelanlage von Aphaia. Ganz klar,
dass zu einem
Griechenland-Urlaub so eine Besichtigung dazu gehört, und so
erklimmen wir die
letzten Meter hinauf zu den Ruinen des um ca. 500 v.Chr. errichteten
Tempels.
Ein Heiligtum an dieser Stelle gab es allerdings wohl schon um ca. 1300
v.Chr.
Aphaia, eine Nymphe, war eine Lokalgottheit der Aegineten, und stand
auch
irgendwie in Verbindung mit Zeus. Es gibt aber scheinbar verschiedene
Theorien,
wie sich alles genau verhielt, jedenfalls bringen drei Reiseführer
keine
wirkliche Klarheit. Wir genießen einfach die altertümliche
Anlage und den
wundervollen Blick, den man von diesem Bergrücken nach zwei Seiten
(Agia Marina
und Mesagros bis rüber nach Athen) hat.
Agia
Marina am Fuße dieses Berges ist der
Bade- und Urlaubsort der Insel schlechthin. Nicht so riesig wie ein
kanarischer
Ferienort, aber für uns abschreckend genug mit der
Hauptstraße, an der sich
Souvenirladen an Souvenirladen reiht, nur unterbrochen von Juwelieren
und
Vermietungen für Moppeds, Autos und Surfbretter. Immerhin gibt es
hier u.a. eine
sehr schön über dem Meer gelegene Taverne, wo man gut essen
kann. Viel mehr tun
wir uns vom Ort nicht an und erkunden lieber die weitere Küste in
Richtung
Süden, wo es wieder ein paar Bausünden und –ruinen, aber auch
verträumte
Buchten und verschlafene Ortschaften gibt. Hinter Portes führt die
Straße dann
hinauf in die Berge, vorbei an einer alten Mühle,
schließlich kommt man am Fuße
des Ores auf eine Art Hochplateau. Wieder belohnt uns der herrliche
Ausblick
über Insel und Meer. Hier oben liegen, nach etwas Fußweg zu
erreichen,
ebenfalls Reste einer alten Tempelanlage. An einem Nachmittag machen
wir uns
dorthin auf den Weg. Aber hier gibt es nur wenige Mauern und eine
kleine Kirche
neueren Datums zu erkunden.
Weiter
unten liegt ein weiteres unserer Ausflugsziele, das Hellenic Wildlife.
Hier
handelt es sich um ein Projekt zur Pflege von Wildtieren,
überwiegend Zug- und Raubvögel,
aber es gibt auch Vierbeiner wie Schildkröten, Füchse, ein
Wildschwein, einen
Waschbären, einen Esel (der frei herumlaufen darf) und
natürlich Katzen. Leider
macht die Anlage einen etwas heruntergekommenen Eindruck, was uns Vivi
später
bestätigt, dem einstigen Vorzeigeprojekt in Sachen griechischem
Tierschutz sind
Geld und Unterstützung ausgegangen. Wirklich schade drum, wir
können nur
hoffen, dass sich das Unternehmen wieder fängt.
Im
weiteren Verlauf der Straße kommen wir am kleinen Örtchen
Pahia Rachi vorbei,
durch das wir einen Spaziergang machen. Teilweise wirkt der Ort
verfallen, dann
wieder stehen modernisierte Gebäude dazwischen und hinter einem
Zaun dringen
Handwerkergeräusche auf die enge Straße. Eine Art besserer
Feldweg führt entlang
einer buntblühend bewachsenen Mauer ortsauswärts. Meine
Landkarte sagt mir, das
soll die Fahrstraße hinunter nach Marathonas sein, aber wir
belassen es hier
lieber bei der Erkundung zu Fuß! Wie überall schmückt
auch hier die Ortsmitte
ein gut gepflegte Kirche.
Kirchen
findet man wirklich überall auf Aegina, kleine,
größere, es sind unzählige und
alle sind sie stets gut in Schuss. Ab und zu konnten wir ein solches
Kirchlein
von innen besichtigen und sie sind recht schlicht gehalten mit naiven
Wandmalereien, Heiligenbildern und einfacher Bestuhlung. Immer gibt es
die
Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden. Dass die Institution
Kirche über reichlich
Gelder verfügt, kann man auch an der erst vor wenigen Jahren
errichten Kirche
beim Kloster des Heiligen Nektarios sehen. Ein sehr
repräsentativer Bau,
weithin sichtbar, und im Inneren mit wunderschönen Bodenmosaiken
ausgestattet.
Der Glockenturm beherbergt neben neun weiteren die größte je
in Griechenland
hergestellte versilberte Glocke (drei Tonnen, 1,75 m hoch und
ebensolcher
Durchmesser). Die Gegend hinter Kirche und Kloster nennt sich Palaia
Chora und
war sogar eine Zeit lang Hauptstadt der Insel. Viele verlassene Kirchen
und
Häuser, die sich an den Berghang schmiegen, zeugen noch heute
davon. In dieser
Gegend liegt dann auch der Shelter, so dass wir des öfteren hier
vorbei kommen.
Am
letzten Tag besichtigen wir noch ein weiteres archäologisches
„Muss“ auf
Aegina, die Ausgrabungen auf dem Kolona-Hügel. Weithin sichtbar
steht dort oben
eine einsame Säule, umgeben von Resten eine Tempel- und
Wohnanlage. Auf diesem
Gelände befindet sich auch ein kleines Museum mit Fundstücken
wie Vasen,
Figuren usw. Vom Tempelberg hat man einen prima Ausblick über den
Hafen und die
Stadt Aegina.
So
haben wir nach und nach fast die ganze Insel erkundet, auf Grund der
geringen
Distanzen einige besonders schöne Orte oder Strecken mehrfach
besucht. Stets
verbringen wir die Abende aber an unserer Hafenpromenade, das eine oder
andere
Mal gehen wir nach dem Abendessen noch auf ein Glas Wein in eine andere
Taverne
oder genießen den Abend auf unserem Balkon, soweit man beim
Lärm der vorbei
knatternden Moppels, wie wir sie nennen, von Genuß reden kann …
An einem Abend
sind wir zu Gast bei Vivi und Petros in ihrem Häuschen am Rande
der Altstadt. Hier
lerne ich Vivis Menagerie mit vier Hunden und drei Katzen kennen, auch
den fast
blinden, aber so lebensfrohen Kater Tillios – der dann leider einige
Tage
später auf der Straße vorm Haus überfahren wird. Diese
traurige Nachricht
erhalten wir nach der Heimkehr.
In
unserer Pension kümmern wir uns jeden Tag um unsere kleine
Familie, versorgen
sie mit Trocken- und Nassfutter sowie Wasser und Katzenmilch. Da unsere
Mami
bereits anfängt, die Kleinen am Säugen zu hindern, laden wir
alle viere eines
Tages in einen von Vivi geliehenen Kennel und eine Reisetasche
(für vier ist
der Kennel dann doch zu eng) und fahren sie zu Jannis, dem Tierarzt.
Ein
bisschen kreisen wir mit dem Auto durch die Altstadt, finden die Praxis
aber
doch noch, bevor die Kitten ihre provisorische Transporttasche
perforiert
haben, und dort werden die drei Kleinen, die etwa 4 Monate alt sind,
mit der
ersten Impfung versehen und die Mami bleibt zur Kastration dort.
Mittags dürfen
wir sie wieder abholen. Die Zwerge bekommen von uns noch
zusätzlich Floh- und
Wurmmittel verpasst. Mami muss dann die Nacht bei uns im Zimmer im
Kennel
verbringen, sie ist auch sehr brav, am nächsten Morgen entlassen
wir sie wieder
in die Freiheit. Ohne uns eines Blickes zu würdigen, verzieht sie
sich an einen
unbekannten Ort, wir haben sie die restlichen Tage nicht mehr gesehen,
wissen
aber, dass es ihr soweit gut geht. Einige Wochen nach uns wird eine
weitere
Mitstreiterin für Animal Protection in der Pension wohnen, sie
darf sich dann
um die zweite Impfung unserer Kitten kümmern, wir hoffen auch,
dass die Kleinen
dann schon reif für die Kastration sind.
Es
gibt noch weitere Katzen in der Pension, die wir aber nur von weitem
sehen. Ich
bin eigentlich ganz froh darüber, denn die Sorge um „unsere“
Familie ist fürs
erste ausreichend … In Gesprächen mit unseren Wirtsleuten bitten
wir sie, sich
um die Katzen zu kümmern und auch wenn möglich mit ihnen zum
Kastrieren zu
gehen. Sie sind durchaus guten Willens und die Unterstützung von
Animal
Protection ist ihnen da sicher. Unsere Wirtsleute sind da schon sehr
fortschrittlich, viele Griechen haben leider überhaupt kein
Verständnis für die
Tiere und Kastration ist etwas, das der Tierschutz macht …
Ich
bin sehr positiv beeindruckt von der Arbeit, die Renate, Vivi und alle
anderen
von Animal Protection auf der Insel leisten. Wie ich aber selber sehen
konnte,
bleibt aber noch sehr viel zu tun, ganz wichtig ist die weitere
Aufklärung der
Bevölkerung! Ein kleiner Shop in der Altstadt hilft, die Arbeit
vor Ort zu
finanzieren, hier werden gespendete Kleidung, Bücher u.a.
verkauft. Vor
Weihnachten ist wieder ein Bazar geplant, auch hierfür werden
immer Spenden
gesucht. Nun, da ich alles mit eigenen Augen gesehen habe, werde ich
versuchen,
Katrin zu unterstützen, Spenden zu sammeln, Sachspenden zu
verschicken und zu
basteln. Als erstes habe ich von unserer Reise einen schönen
A4-Fotokalender
„Cats of Aegina“ zusammen gestellt, den wir nun zu Gunsten der
Straßenkatzen
verkaufen.
Die
schöne Insel und ihre wundervollen vierbeinigen Bewohner haben
mich in ihren
Bann geschlagen und ich bin ganz sicher nicht das letzte Mal dort
gewesen.
Sylvia
Rottmann
Berlin, im Oktober 2009
Weitere
Informationen zur Reise und zum Tierschutz auf Aegina:
Meine
Fotoseiten: http://www.fellfussel.de/Aegina_2009.html
Cats of Aegina, Berlin: http://www.lulucy-aegina.de
Animal Protection, Aegina: http://www.faza-aegina.de
Kalenderverkauf:
http://www.lulucy-aegina.de/167349/index.html
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