Schottland für Anfänger

oder:   
Eine Reise durch das Malt Whisky Country

04. - 18. Juli 1998
 
 
 

   

Schotte
Alles ist erst mal neu: Der Leihwagen mit Rechtslenkung, der Linksverkehr, ungewohnte Radiosender, die Straßenausschilderung. Das Radio kriegen wir dank automatischer Sendersuche als erstes in Griff (BBC Radio 1 und 2, Spice Girls und Ace Of Base bis zum Erschlaffen der Gehörgänge :-))), in den Linksverkehr stürze ich mich mit Erfahrung aus Südafrika recht zuversichtlich und das Auto, ein Ford Ka, ist sowas von knuddelig und handlich, dass das Fahren kein Problem ist (Uri mit fast 20 cm mehr Körpergröße hat allerdings Probleme, seine Beine unterm Lenkrad zu unterzubringen. Anfangs weigert er sich ohnehin standhaft, im Linksverkehr zu fahren („die spinnen, die Briten" :-))) - Und was die Schilder anbelangt, haben wir uns deswegen nicht ein einziges Mal verfahren.

Am ersten Tag kommen wir noch nicht weit, ich habe ca. 40 km vom Glasgow Airport entfernt eine Bed & Breakfast-Unterkunft vorgebucht - natürlich übers Internet *smile*.
(Einige interessante Links über Schottland, die mir auch bei der Planung der Reise sehr geholfen haben, werde ich- sofern nicht bereits eingefügt -  am Ende des Berichtes auflisten. Ebenso einen genauen Routenplan und Infos zu unserer Tour, den besuchten Whisky-Destillerien und so weiter, damit ich hier nicht mit Einzelheiten nerven muss.)

In Helensburgh, unserer ersten Station, machen wir erste Bekanntschaften mit den britischen Preisen. Die wichtigsten Grundnahrungsmittel im kurzen Überblick (Preise ca., Kurs etwas über 1:3):

  • Whisky (Single Malt), 0,7 l Flasche ab £ 18 = ca. DM 54 meistens aber nicht unter £ 22
  • Fl. Wein (Soave o.ä.), Angebot ab £ 3 = ca. DM 9
  • Zigaretten (Marlboro Light), Päckchen £ 3,40 = ca. DM 10 (hat uns aber leider nicht davon abgehalten *seufz*)
  • Kitkat 16er Pack Schokoriegel  £ 1,68 = ca. DM 5
  • Bier (0,5 l Dose) £ 2 = ca. DM 6 (und das im Supermarkt!!!)
Hingegen ist ein Glas Bier im Restaurant schon wieder recht erschwinglich (0,5 l Guiness ca. £ 1,60 / DM 4,80). Nach diesem ersten Preisschock haben wir mittags hauptsächlich von Rolls (bappig-weiche Brötchen, die sinnigerweise schon „baps" heissen), Corned Beef und Käse gelebt, mitunter in Ermangelung eines günstigen Restaurants auch abends. Dafür haben wir beim üppigen schottischen Frühstück zugeschlagen (Schinken, Spiegelei, Pilze, gegrillte Tomaten, Würstchen und Kartoffelpuffer, letztere beide recht geschmacksneutral, sowie Toast, Marmelade und Cornflakes, dazu Kaffee, mal mehr, mal weniger dünn :-)).

Unser erstes Ziel ist Oban an der Westküste. Die Fahrt führt an verschiedenen Lochs und Orten vorbei und meistens durch den Regen, der uns immer wieder heimsucht. Wir verlassen schnellstmöglich die Hauptstraßen und weichen auf Nebenstrecken aus, fahren teilweise durch Tunnels aus baumhohen Rhododendron-Büschen. Wir lernen die Bedeutung der in der Landkarte grün markierten Strecken kennen: Grün bedeutet wohl üppiger Pflanzenwuchs! Der Linksverkehr erweist sich als ziemlich einfach, da es sich ohnehin sehr oft um Single Track Roads handelt - einspurige Straßen mit Ausweichstellen - und der Verkehr hält sich hier auch sehr in Grenzen.

Oban - HafenOban selber wird uns hauptsächlich durch McCaigs Tower, ein an das römische Kolosseum erinnerndes Bauwerk auf dem Hügel über der Stadt, die geschlossene Whisky-Destillerie (Sommerpause) und den fehlgeschlagenen Versuch, einen Pub zu besuchen, in Erinnerung bleiben.

Weiter geht es nordwestlich zur Insel Skye. Mittlerweile reiht sich landschaftlich Loch an Loch (was nichts anderes als „See" bedeutet) und dank einzelner Sonnenstrahlen und imposanter Wolkengebilde zeigt sich die Landschaft sehr abwechslungsreich und fotogen. Schottland, wie man es sich vorstellt! Unterwegs machen wir noch einen Abstecher ins Tal des Ben Navis, des höchsten schottischen Berges. Wer Lust hat, kann hier auch die Wanderschuhe anziehen. Wir spazieren aber nur ein Stück am Bach entlang, da wir es ja nicht übertreiben wollen :-))

Um auf die Insel Skye zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen die Fähre von Mallaig zur Südspitze der Insel oder die (mautpflichtige) Brücke am Südostzipfel. Wir wählen hinzu den Seeweg und haben Glück, die 30minütige Passage im Sonnenschein und bei ruhiger See erleben zu können. Skye präsentiert uns eine ganz andere Landschaft, als wir sie vom Festland her kennen. Auf schmaler Single Track Road wälzt sich die Autokolonne nordwärts durch heideartige Landschaft, immer am Gebirge entlang. Eine Landschaft, wie man sie in den Alpen oberhalb der Baumgrenze erwarten würde, liegt hier nur wenige Meter über Meereshöhe. Einzige Farbtupfer im grün-braunen Einerlei sind die allgegenwärtigen weiß-schwarzen Schafe. Noch unerfahren in schottischer Reisegewohnheit, lassen wir die Destillerie in Talisker links liegen und suchen uns in Dunvegan ein Zimmer bei einer älteren Dame. Das ist hier überhaupt kein Problem, man schaut einfach, ob an den Häusern oder Gartenzäunen „B & B" angeschrieben steht, und wenn nicht gerade der Zusatz „no vacancies" dabei steht, wird geklingelt und nachgefragt. Nach kurzer Besichtigung des Zimmers, Preisabfrage (wir erlebten zwischen £ 12 und 22 pro Person und Nacht inkl. reichlichem Frühstück) und Zusage erhält man (falls vorhanden) gleich den Schlüssel, meist mit dem Hinweis, die Haustür stünde eh immer offen, als ob es die böse Welt da draußen nicht gibt... Selbst im einfachsten Zimmer gibt es einen kleinen Fernseher und hier lernen wir aus einer Sendung, dass die Schotten zum Einbau eines „Powershower" - also einer kräftigen Dusche - ihre Wasserwerke vorab fragen sollten (Die spinnen, die Briten ... aber das hatten wir ja schon mal festgestellt). So wird die Begutachtung der Dusche („Powershower??") zu einem im weiteren Verlauf der Reise nicht unwichtigen Kriterium bei der Zimmeranmietung *grins*.

Bei Dunvegan gibt es auch ein Castle, das man besichtigen kann. Wir machen jedoch nur einen Abendspaziergang dran vorbei. Leider schließen viele Attraktionen schon um 17:30 Uhr, hingegen ist es aber im Sommer fast bis 23:30 Uhr hell und man muss sich vieles dann von außen anschauen oder aber „in Landschaft" machen. Wenigstens die Schafe sind noch nicht zu Bett gegangen ...

Wir verlassen Skye am nächsten Tag über die Brücke bei Kyleakin, was mit £ 5,60 Toll (Maut) reichlich teuer ist. Erinnert mich irgendwie an Wegelagerei und Freikaufen ... Nun tasten wir uns an der Westküste entlang, folgen den kleinen Straßen an der Küste entlang. An dieser Stelle einmal 1000 Dank und einen dicken Extraknuddler an VanNelle, dessen Straßentips im letzten Klicx-Magazin Gold wert waren und die wir fast alle abgefahren haben. Nicht alle Wege hätten wir auf eigene Faust gefunden, fürchte ich, bzw. weiter südlich unwissentlich unbeachtet gelassen (teilweise doch fehlende Straßenschilder).

Es geht zu wie in der Achterbahn, die Straße meistens Single Track, rauf und runter, Wald, Highland (also in unserem persönlichen Sprachgebrauch Heide, Torf und sonst nix), Küste wechseln hinter jeder Kurve. Phantastisch! Ein MUSS für begeisterte Autofahrer und ganz sicher auch für Motorradfahrer! Für Wohnmobilisten jedoch nicht immer zu empfehlen, da manche Straßen doch recht schmal und engkurvig sind. Oft sind Wohnmobile/-anhänger und Busse auch direkt verboten. Wir waren jedoch begeistert und haben die Hauptstraßen gemieden, wann und wo immer es sich einrichten ließ.

Dunrobin CastleNach einer Nacht in Ullapool hat dann leider an der nördlichen Westküste das Wetter nicht mitgespielt, Regen und Sturm ließen unsere Zigarettenpausen immer seltener werden. So beschlossen wir, querfeldein zur Ostküste zu wechseln und auf besseres Wetter zu hoffen - was dann tatsächlich auch halbwegs zutraf. Nahe Brora an der Ostküste besichtigen wir unser erstes Castle: Dunrobin Castle, ein imposantes Schloß mit schön angelegtem Garten. Das Gemäuer selber ist reichhaltig eingerichtet irgendwo zwischen prachtvoll, protzig und plüschig. Ich frag mich nur immer wieder, wie die im Winter wohl geheizt haben ....

Clynelish Destillerie Aufgrund einer weiteren Klicx-Empfehlung (Knuddels an Snail) fahren wir nach Brora und machen die örtliche Whisky-Destillerie namens Clynelish ausfindig. Der Besuch wird für den nächsten Morgen geplant, in Brora selber finden wir eine recht luxuriöse Unterkunft zu erschwinglichen £ 22 (sehr geräumiges Zimmer, topmodernes Bad mit Powershower :-)) und Fernseher, Frühstück auch sehr reichlich).

Clynelish also ist unsere erste Destillerie, der im Verlauf der Reise noch weitere 17 (i.W.: siebzehn) folgen werden. Die 20 hätten wir locker geschafft, wäre Oban nicht geschlossen gewesen, Talisker (auf Skye) und Glenmorangie (in Tain) nicht sträflich von uns vernachlässigt worden :-((. Bei Clynelish also sind wir um 10 Uhr morgens die ersten Besucher und erhalten eine Exclusivführung zu zweit. Wir erfahren viel über die Herstellung von Whisky, ich sage bewußt noch nicht: alles, denn noch müssen wir uns in die englische Sprache und Whisky-Fachausdrücke hinein hören. Aber so etwa nach der 5. Destillerie sind uns die englischen Begriffe geläufig und in Glen Grant (Destille Nr. 9) wurde uns auch das Angebot gemacht, doch die Führung zu übernehmen, nachdem wir einige bereits besuchte Destillen aufgezählt hatten *grins*. Wie man Whisky herstellt, unsere persönlichen Tips und Bemerkungen sowie weitere Infos kann man hier ausführlich nachlesen :-)))

Am Ende des Rundganges erhalten wir ein „Dram", ein kleines Glas mit der Probe des jeweiligen Whiskys. Als Souvenir erstehen wir nach dem Rundgang eine 5 cl-Miniaturflasche der Destillerie und haben am Ende der Reise eine stattliche Sammlung von jeweils 16 Fläschles beieinander (eine Destille hat nur einen Blend ausgeschenkt und einmal waren die kleinen Flaschen leider ausverkauft) sowie - bei 18 Whiskys - auch einen recht guten Überblick über das Angebot (insgesamt gibt es ca. 100 Destillerien in Schottland, die man aber meist nicht besichtigen kann).

Das Wetter ist hier im Nordosten mal so gut, dass wir sogar ein Mittagspicknick am Strand machen können. Anschließend geht es weiter an Tain vorbei (sträflich hier die Auslassung der Glenmorangie-Destillerie *grummelimNachhinein*) zu den Falls of Shin, kleinen Wasserfällen, in denen es auch Lachse gibt, deren Sprünge man zu gegebener Zeit beobachten können soll. Die Landschaft ringsum ist nun wieder sehr waldig. Wenig später kommen wir aber durch Muir of Ord mit der Glen Ord-Destillerie, die wir nicht auslassen. Unsere nächste Unterkunft finden wir im nur wenige Meilen entfernten Beauly, einem hübschen kleinen Ort, in einer typischen schottischen Villa.

Urquhart CastleLoch Ness muss man einfach mal gesehen haben ... die Ruine von Urquhardt Castle gehört ebenfalls zum Touri-Programm, aber dann sollte man auch sehen, dass man so schnell wie möglich von all dem Nessie-Monster-Shows, -Centers und sonstigen „Attraktivitäten" am Nordufer des Lochs wegkommt. Und so dolle ist das dicht bewaldete Loch nun auch wieder nicht. Eher zu empfehlen ist das Südufer mit schmaler Straße, einigen hübschen kleinen Orten und Abzweigen hinauf in die unberührten Highlands. Hier folgen wir wieder einer Empfehlung von VanNelle und sind angenehm überrascht, wieder einmal in wenigen Minuten in einer anderen Welt zu sein, nur Heidekraut und Torf säumt die knapp 2 m breite Straße, auf der uns kein Auto begegnet. Gottseidank ... denn hier sind auch die Ausweichstellen dünn gesät! Irgendwann hat uns dann die Zivilisation wieder und durch einige kleinere Ortschaften erreichen wir Tomatin mit der gleichnamigen Destille. Nur wenige Kilometer von Inverness entfernt, mitten auf dem Land, nehmen wir für die nächsten drei Nächte Quartier („Glenashdale", per Internet vorausgebucht). Es liegt am Ende der Welt (wie so vieles in Schottland), wir jubilieren schon, „endlich mal kein Straßenverkehr", bis wir beim Mittagsschlaf fast aus dem Bett fallen, denn direkt hinterm Haus, nur von einer Hecke verdeckt, verlaufen die Gleise der Regionalbahn :-((( Zum Glück ist der Zugverkehr hier aber sehr selten und die „S-Bahnen" auch recht leise. Irgendwo im NirgendwoVon hieraus erkunden wir nun Inverness, die „Hauptstadt des Nordens", ein recht hübsches Städtchen mit zahlreichen netten Geschäften. Auch das Samstagnachtleben nehmen wir in Augenschein ... aber bei zwei Türstehern je Bar oder Pub und haufenweise quietschenden Girlies auf den Straßen verlassen wir den Ort ziemlich schnell wieder ... allerdings wären wir dann fast noch im Internetcafé gelandet :-))), aber nachdem die Bildschirme dort besetzt und die Klicxe an dem Abend ohnehin fast alle bei Sterny waren, haben wir uns die Pfunde lieber für die nächste Destille aufgehoben *smile*.

Von Glenashdale aus machen wir auch ausgiebige Rundfahrten durch das Tal des Spey-Flusses, die sog. Speyside, ein landschaftlich recht idyllisches Eckchen und hinter fast jedem Hügel eine Destille, die zu besichtigenden sind sehr gut ausgeschildert, so dass man dem Whisky-Trail sehr gut folgen kann. Es seien hier nur Cardhu, Glen Grant, Glenfarclas, Glenlivet, Glenfiddich (hinten mit gefauchtem -ch wie in „Bach") Strathisla und Tomnavulin erwähnt .... näheres dazu im Whisky-Anhang ... verdursten wird hier jedenfalls keiner! Weil uns die Ecke so gut gefällt und auch, weil mehr als zwei Destillen am Tag zu viel wären, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel (Tomnavolin, Lochnagar und Glenfiddich, morgens, mittags, nachmittags *grins*), beschließen wir, in Dufftown, dem Herzen der Speyside und „Hauptstadt" von Whisky-Country, zu übernachten. Hier finden wir eine nettes Privatzimmer für £ 12 mit Bad zur allgemeinen Nutzung, aber dafür gibt’s zum Empfang erst mal einen Kaffee, Kekse und Smalltalk mit dem Hausherrn. Er hat vor seiner Pensionierung - man glaubt es kaum - in einer Destillerie gearbeitet *grins* (Macallan, nicht-öffentlich, aber er hätte uns glatt eine Führung organisiert). Dufftown - Whisky ShopDufftown selbst ist ein netter kleiner Ort im Herzen des Malt Whisky Country mit mehreren Destillerien, sehr guten Restaurants (besonders hervorzuheben das „Taste of Speyside" - ein Lachsfilet, saaaagenhaft!), vielen B & B - Möglichkeiten und auch einem gutsortierten  Whisky-Shop .

Die Landschaft ringsrum ist waldig-hügelig, viele Felder und Weiden dazwischen. Einige Meilen weiter südlich liegt Schottlands Skigebiet an der Lecht Road (etwas über 500 m hoch gelegen) und noch etwas weiter südlich kommt man dann über nette kleine Straßen durch die Highlands zum Sommersitz der Queen, Balmoral Castle. Da die hohen Herrschaften ohnehin nicht zu Hause waren, zogen wir eine Besichtigung der nahen Destillerie Royal Lochnagar dem Schloß vor :-))

Noch einmal streiften wir diese Gegend bei der Weiterfahrt nach Süden, über den Devils Elbow, eine gut ausgebaute Paßstraße durch ein weiteres Skigebiet erreichen wir die Gegend um Pitlochry. Wieder lautet die Devise: je kleiner die Straße, desto besser, und untrüglich führt uns unser mittlerweile entwickelter Instinkt so auch direkt zur Schottlands kleinste Destille: EdradourDestillerie Edradour, der kleinsten in Schottland, die etwas östlich von Pitlochry liegt. Hier werden wir wieder sehr nett herumgeführt, alles geht etwas familiärer zu als bei anderen Brennereien und die Gebäude sind auch sehr sehenswert und der Garten liebevoll angelegt. Man „warnt" uns auch vor der großen Destillerie in Pitlochry (Blair Athol), da wäre es so unpersönlich und kommerziell ... was uns nicht davon abhält, dies selber nachzuprüfen. Die Leute hatten aber recht, ziemlich teurer Eintritt, gelangweilte Führung, man darf nicht mal fotografieren, der Whisky recht scharf und nicht mal als Miniaturflasche erhältlich. Pitlochry selber ist zwar ganz hübsch anzusehen, ansonsten aber das reinste Touristenkaff.

So langsam nähern wir uns dem Ende unserer Rundreise. Nachmittags heißt es noch einmal, Quartier suchen für eine Nacht. Nach zwei mißlungenen Versuchen finden wir schließlich in einer Villa in Weem (bei Aberfeldy) ein museumsreifes, mit haufenweise Firlefanz ausgestattetes Zimmer - noch besser ist allerdings das Eßzimmer! Wahrscheinlich haben die Eigentümer hier mehrere alte Hausrate zusammen geführt! Aber wenigstens hat das Bad eine funktionierende Dusche :-)). Da uns all der Plunder auf die Dauer nervt, packen wir unser Abend-Picknick ein und machen noch einen Ausflug zum Loch Rannoch. Wieder geht es über kleinste Straßen bis Rannoch-Station am Ende der Welt. Die Straße geht hier nicht weiter, aber mitten im Nichts befindet sich ein Bahnhof :-)), immerhin mit einer funktionierenden Telefonzelle. Leider ist das Wetter nicht besonders und das Picknick müssen wir im Auto, aber direkt am Loch Rannoch, essen.

Hier befindet sich im Nachbarort Aberfeldy auch eine Destillerie, deren erste Besucher wir am nächsten Morgen sind.  Anschließend folgen wir wieder einer Straßenempfehlung von VanNelle zum Loch Lyon. Laut VanNelle und auch laut Karte soll die Straße am Loch zuende sein, aber irgendwie geht es immer weiter ... absolut schmalspurig erreichen wir so das Nachbartal Glen Lochay. Eine empfehlenswerte Route, auf der uns nur ein paar trainierende Radfahrer begegnen. Wunderschön ist auch die wenig später folgende Single Track Road zwischen Kenmore am Loch Tay und Amulree. Von Kenmore aus nicht einfach zu finden, da nicht ausgeschildert, aber wenn man sie erst einmal gefunden hat, wird man mit wunderschöner einsamer Landschaft belohnt. Einziges Handicap sind ein paar Gatter, die zu öffnen und zu schließen Uri das Vergnügen hatte.

Da wir zeitlich noch recht früh dran sind, machen wir gleich noch einen Abstecher in die Zivilisation, will sagen: Destillerie Glenturret bei Crieff. Hier geht’s gleich wieder voll touristisch zu *seufz*. Unser Quartier für die letzten beiden Nächte liegt in der Nähe von Perth und ist ein Farmhaus. Perth ist ganz hübsch, aber schon recht groß und um 19 Uhr sind da bereits die Bürgersteige hochgeklappt. Mitten in der Stadt ereilt uns dann noch das Schicksal in Form eines platten Reifens und grummelnd machen wir uns daran, das Reserverad aufzuziehen. Am nächsten Tag lassen wir den Reifen dann für ca. DM 40 reparieren, schließlich wollen wir ja noch eine Tour machen und letztendlich bis zum Flughafen kommen. Die letzte Tour führt uns noch einmal in eine landschaftliche Idylle, ins Glen Clova nordöstlich von Perth. Hier überlegen wir, wie wir weiterfahren, als wir entdecken, dass Fettercairn mit der gleichnamigen Destille nicht mehr weit ist ... und so nehmen wir die Witterung auf, im wahrsten Sinne des Wortes, denn kurz vorm Zielort weht uns auf einmal ein typischer Whisky-Destillerien-Duft ins Auto. Das Gebäude erkennen wir dann von weitem schon an seinem typischen Pagodendach.

Wash- und Spiritstills in GlengoyneAm letzten Tag geht’s dann fast schnurstracks zum Glasgow Airport, nur kurz unterbrochen von einem letzten Besuch in der Destillerie von Glengoyne *smile*. Und dann sind wir auch schon bald am Flughafen und der Stress beginnt! Erst brauchen wir fast eine Stunde, bis wir unser Gepäck aufgegeben haben, dann erfahren wir am Abflugschalter, dass unser Flug etwa eineinviertel Stunden Verspätung haben soll *fluch*, und das, wo wir in Brüssel planmäßig gerade mal 35 Minuten Zeit zum Umsteigen gehabt hätten! Alles stürmt natürlich den Schalter und keiner weiss was Konkretes, aber plötzlich geht es dann mit nur einer halben Stunde Verspätung und der Versicherung, alle bekommen ihre Anschlüsse, doch los. Erstaunlicherweise landet der Flieger in Brüssel auch fast pünktlich, wir jubilieren innerlich und machen uns zum Spurt über den Flughafen bereit ... doch dann müssen wir fast 10 Minuten warten, bis die Gangway angedockt wird und noch einmal weitere 5 Minuten, bis die Tür am Ende der Gangway aufgeht! Der Brüsseler Flughafen eignet sich übrigens hervorragend zum Dauerlauftraining *ächz*. Um es kurz zu machen: Wir erreichen unseren Flieger nach Berlin, man hat auf uns gewartet, auch in Berlin sind wir pünktlich und wider Erwarten trifft auch unser Gepäck mit uns zusammen ein. So nimmt der Urlaub doch noch ein gutes Ende!

Fazit: Schottland ist so ein schönes Reiseland mit atemberaubender Landschaft, netten Leuten und vielen Besichtigungsmöglichkeiten. Für leidenschaftliche Auto- und Motorradfahrer gibt’s haufenweise gute kleine Straßen, Wohnmobile sind nicht unbedingt zu empfehlen. Leider ist Schottland aber ziemlich teuer ... rund 1.500 DM Kosten für 2 Wochen vor Ort muss man, selbst bei genügsamer Lebensweise, schon einplanen. Allein das Benzin kostet ca. DM 2,10 pro Liter! (*) Trotzdem .... Urlaub ist Urlaub und als solcher war’s prima!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Zum Nachlesen hier noch einige Links:

Unsere Reiseroute und Unterkünfte im Detail
Einige Fotos
Whisky - unsere eigenen Erfahrungen und weitere Links

Weitere Links mit Tipps für Reisen in Schottland und Hotel-/B&B-Suche findet Ihr auf der Reiseseite.

26.07.1998 / 17.05.2003

(*) Anmerkung aus 2004: "Nur" ?????